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Bindewald & Gutting Mühlengruppe mit vier neuen Recruitingvideos

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Die Bindewald & Gutting Mühlengruppe wirbelt mit Mehlstaub und digitalen Träumen Stellenanzeigen durch.
2024
4/28/2024
Bindewald & Gutting Mühlengruppe mit vier neuen Recruitingvideos

Jonathan Gutting hat ein Faible für Kreativität. Seiner Leidenschaft für neue Medien und Algorithmen verdankt die familiengeführte Mühlengruppe ihren Social-Media-Auftritt. Nun hat sich der Müller mit einem Regisseur verbündet. Das Ziel: Mit vier originellen Recruitingvideos junge Talente anlocken. Der erste Kurzfilm soll Berufseinsteiger für die Kunst der Getreideverarbeitung entflammen und den Posteingang mit Bewerbungen füllen. Mühle + Mischfutter sprach mit Jonathan Gutting warum die Zukunft als Müller in einem Kinosaal starten kann.

Jonathan Gutting am historischen Drehset als Körnerknecht. Für die Dreharbeiten vor der historischen Windmühle brachte Hartwig Rackwitz Esel Pauline mit und fünf Mitarbeiter des Museumsdorfes übernahmen die Statistenrollen.

M+M: In den sozialen Medien ist Ihre Mühlengruppe gut mit eigenen Videos vertreten, weshalb jetzt vier neue Filme?

Jonathan Gutting: Die Filme unterstützen uns in erster Linie bei unserem Recruiting. Um das Interesse junger Leute an einer Ausbildung bei uns zu wecken, stellt jeder der vier Filme ein Berufsbild vor. Der erste Film zeigt den Verfahrenstechnologen, dann kommen Mechatroniker, die Industriekaufleute und Berufskraftfahrerinnen und -fahrer. Es sind die vier Berufe, die wir standardmäßig als Ausbildungsberufe an jedem unserer Standorte anbieten. Bei uns starten pro Jahr ca. 65 Auszubildende oder Studenten von Dualen Studiengängen im Unternehmen. Davon werden zehn zu Müllerinnen und Müllern ausgebildet. Mit dem ersten Film über den Verfahrenstechnologen möchten wir deshalb auch Werbung für den Beruf des Müllers machen.

M+M: Aber Sie haben doch bereits einen Imagefilm?

Jonathan Gutting: Wir sind schon einige Jahre auf Social Media aktiv und bekamen über die Zeit ein Gefühl dafür, was dort funktioniert und was nicht. Die Ausgabe für den Imagefilm sehe ich heute als verlorenes Geld, denn wir waren damals noch nicht in allen Bereichen der Personalsuche kohärent. Unsere Website hatte Schwächen und Bewerbungen wurden an den Standorten nicht optimal bearbeitet. Es ist schön, einen Imagefilm zu haben, aber er hat uns nicht mehr Bewerbungen gebracht. Wir haben daraus gelernt und unsere Website und internen Prozesse überarbeitet. Wir überlegten beispielsweise, wie wir mit Bewerbern kommunizieren möchten. Das fing bei der Frage an, ob wir sie duzen oder siezen.

Was in den Filmen nur Sekunden zu sehen ist, dauert bei den Dreharbeiten oft Stunden. Hier baut das Team einen Dolly auf, damit die Kamera ruhig fahren kann ohne Ruckler.

M+M: Wie haben Sie sich entschieden?

Jonathan Gutting: Die Entscheidung fiel auf das „Du“. Alle Maßnahmen, um Auszubildende oder neue Mitarbeiter zu finden, müssen sich ergänzen. Vom ersten Kontakt mit Interessenten über die Bewerbung bis hin zur Einstellung haben wir heute ein einheitliches Vorgehen. Ein einzelner Imagefilm wird niemals ein Personalproblem lösen, es kommt auf das Gesamtkonzept an, um eine Unterschrift unter dem Arbeitsvertrag zu realisieren und die Menschen im Unternehmen langfristig zu halten.

M+M: Was lief beim neuen Filmprojekt anders und haben Sie Tipps für künftige Filmemacher der Branche?  

Jonathan Gutting: Für unseren Zweck ist die Unternehmenspräsentation sekundär. Wichtig ist die Zielgruppenansprache und das sind meist Berufsfremde. Wir haben uns überlegt, wen wir ansprechen müssen und wie wir diese Menschen am besten erreichen. Ein Berufskraftfahrer denkt anders als eine Industriekauffrau und beide reagieren unterschiedlich auf den gleichen Film. Deshalb entwickelten wir individuell für jede Zielgruppe ein Konzept. Daraus sind nach und nach vier Filme entstanden, für jede Berufsgruppe einer.

Das Drehteam bei Arbeiten vor der Saalemühle in Sachsen-Anhalt.

M+M: Wie haben Sie den richtigen Partner für das Filmprojekt gefunden?

Jonathan Gutting: Florian Arndt mit seiner Leipziger Produktionsfirma Sons of Motion Pictures ist ein aufstrebender Regisseur. Über einen gemeinsamen Kontakt habe ich ihn kennengelernt und einen seiner Vorträge zur Personalgewinnung im TikTok-Zeitalter gehört. Personal zu werben, ist wie Kundenwerbung, lautete eine seiner Thesen.

M+M: Wie sind die Ideen für die Drehbücher entstanden?

Jonathan Gutting: Wir haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befragt. Sie verkörpern unsere vier Zielgruppen und wir wollten ganz banale Dinge von ihnen wissen, beispielsweise was ihre Hobbys sind und welche Musik sie hören. Nachdem die Vorlieben der einzelnen Gruppen bekannt waren, haben wir überlegt, wie wir uns ihnen gegenüber authentisch darstellen können. Für das erste grobe Drehkonzept holten wir die Rückmeldung der Mitarbeiter ein, ob es sie ansprechen würde, wenn sie auf Jobsuche wären. Für all diese Vorarbeiten sollte man zwei bis drei Monate einkalkulieren.

Die Mitarbeiter der Mühle haben die Dreharbeiten gerne unterstützt auch wenn der LKW mehrmals an der Kamera vorbeigefahren werden musste.

M+M: Der Regisseur Florian Arndt ist kein Unbekannter, können Sie etwas zu den Kosten der Filme sagen?

Jonathan Gutting: Bei der Finanzierung muss man den Mehrwert sehen. Unser erster Imagefilm war zwar günstiger, hatte aber keinen Mehrwert. Von den vier neuen Filmen erwarten wir mehr.  Personal zu finden ist eines der größten Probleme derzeit für Betriebe und wir konzipierten die vier Filme für unsere ganze Unternehmensgruppe und so verteilen sich auch die Kosten.

M+M: Im Film zum Verfahrenstechnologen haben Sie die Hauptrolle übernommen. Sie studieren Betriebswirtschaft und nicht Schauspiel, fällt es Ihnen schwer vor der Kamera zu agieren?

Jonathan Gutting: Für die Rolle habe ich mich bewusst entschieden. Nicht weil ich gerne im Mittelpunkt stehe, sondern damit die jungen Leute sehen, dass hinter der Idee eine Persönlichkeit steht, die authentisch ist und den Beruf kennt, schließlich bin ich Müller. Die Hauptrollen in den drei anderen Filmen übernehmen Mitarbeiter der jeweiligen Berufsgruppe.

M+M: Wie waren die Dreharbeiten und wo drehten Sie das Video für den Verfahrenstechnologen?

Jonathan Gutting: Für die verschiedenen historischen Szenen haben wir einen Drehspot in Sachsen gefunden. Die Wiese hinter der Bockwindmühle des Museumsdorfes Dübener Heide war eine schöne Kulisse. Frühmorgens reiste das Drehteam mit Kameras, Kamerakran und Lichttechnik an. Insgesamt haben die Aufnahmen einen halben Tag gedauert. Der Dreh für den Film zum Berufsbild des Mechatronikers folgte am Rest des Tages, die Hauptrolle übernahm einer unserer Mechatroniker. Die Szenen aus der heutigen Zeit wurden dann an unseren einzelnen Standorten gedreht.

M+M: Wie haben sie die Darsteller im Betrieb ausgewählt und gab es genug Bewerberinnen und Bewerber für die Rollen?

Jonathan Gutting: Wir haben an unseren Standorten ein Casting gestartet. Durch unsere Aktivitäten auf Social Media ist eine gewisse Affinität in der Belegschaft vorhanden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten ein dreißig Sekunden langes Bewerbungsvideo abgeben und Florian Arndt hat die passenden Kandidaten ausgesucht.

Die Dreharbeiten waren für die Mitarbeiter auf jeden Fall ein Erlebnis, nun hoffen sie auf neue Kolleginnen und Kollegen.

M+M: Das hört sich nach einer gelungenen Sache an, gab es auch etwas, womit sie nicht so zufrieden waren?

Jonathan Gutting: Das Projekt war enorm durchkalkuliert ohne großen Raum für Fehler. Glücklicherweise hat bei den Dreharbeiten das Wetter mitgespielt und wenn etwas nicht so ganz gelungen war, gab es immer noch die Postproduktion. Ich habe gelernt, dass es enorm wichtig ist, rechtzeitig die Verbreitung der Filme mit zu planen. Wir distribuieren unsere Filme nach und nach in den nächsten Wochen mit Florian Arndt über Social Media, Websites und im Kino vor den Hauptfilmen. Entscheidend ist, wo die einzelnen Filme die größte Wirkung erzielen können. Das Berufsbild der Industriekaufleute hat mehr eine junge weibliche Zielgruppe, während der Kraftfahrer eher eine männliche hat. Um die Filme gezielt dort auszuspielen, wo die jeweilige Zielgruppe ist, benötigt man Experten und Beratung. Aber am Ende funktioniert Personalfindung am besten, wenn man authentisch bleibt und sich herumspricht, dass man ein guter Arbeitgeber ist. Filme können dabei unterstützen auf sich aufmerksam zu machen.

Hier finden Sie alle vier Recruitingfilme.

Bindewald & Gutting Mühlengruppe mit vier neuen Recruitingvideos
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Fortschritte der neuen MIAG GmbH

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Zum 100sten Jahrestag der Gründung der alten MIAG AG aus Braunschweig hob Paul Bruckmann die MIAG GmbH aus der Taufe.
2024
4/24/2024
Fortschritte der neuen MIAG GmbH

Die MIAG GmbH produziert Maschinen für die Müllerei und Schüttgut verarbeitende Betriebe und möchte die Tradition der MIAG AG wieder aufleben lassen. Die Grundkörper der Maschinen werden in der Türkei produziert und in Deutschland fertig gestellt.  Die Anlagen und Maschinen passen für verschiedene Betriebsgrößen in der Nahrungsmittelproduktion (Getreide, Hülsenfrüchte, Leguminosen), in Sondervermahlungen, oder weiteren Schüttgut verarbeitenden Industrien.

Paul Bruckmann erwarb 2019 die Markenrechte und gründete die MIAG GmbH.

M+M: Wenn die MIAG GmbH aus Lonnerstadt bei Veranstaltungen auftritt, fällt auf, dass sie ein recht junges Team hat. Hatten Sie bei der Firmengründung Probleme Personal zu finden?

Felix Bruckmann: Momentan beschäftigen wir zwölf Mitarbeiter. Davon sind fünf Mühlenbautechniker, alle Absolventen der Deutschen Müllerschule in Braunschweig (DMSB). Die Mühlenbau- und Anlagentechnik ist eine sehr spezielle Branche und es ist schwierig, gute Leute zu finden. Uns hat beim Anwerben unser Netzwerk sehr geholfen. Ich habe selbst, wie mein Vater auch, an der DMSB studiert und wir kennen viele gute Techniker persönlich. Insofern konnten wir vor allem durch bestehende Kontakte Mitarbeiter gewinnen.

Felix Bruckmann absolvierte die Deutsche Müllerschule in Braunschweig und ist im Unternehmen für Vertrieb und Technik zuständig.

M+M: Wenn ein Projekt umgesetzt wird, wer übernimmt die Montage?

Felix Bruckmann: Die Montage der Anlagen übernehmen wir komplett selbst. Wir haben ein großes Team an erfahrenen Monteuren, auf das wir immer zurückgreifen können. Falls nötig übernehmen wir auch eventuell nötige Demontagen. Nachdem alle Komponenten geliefert sind, schicken wir unser Team auf die Baustelle und weisen sie in die Montage ein. Anschließen sind wir regelmäßig auf der Baustelle, um den Fortschritt zu überprüfen. Sollte der Kunde die Anlage selbst montieren wollen, so bekommt er von uns alle nötigen Montagepläne und Unterlagen. Grundsätzlich übernehmen das aber wir. Die Anlagen können wir auch schlüsselfertig liefern, also angefangen von der Lieferung der Maschinen, der Montage, der Inbetriebnahme bis hin zur Steuerung der Anlage.

M+M: Wer hat beim aktuellen Projekt die Steuerung geliefert?

Paul Bruckmann: Grundsätzlich arbeiten wir bei Mühlensteuerungen mit unserem Partner ASB Automation SRL zusammen. Die italienische Firma, die auf fünf Kontinenten tätig ist, hat sich auf Mühlenbetriebe spezialisiert. Mit über 30 Jahren Erfahrung in der Müllerei, bringt ASB das nötige Knowhow mit.

M+M: Monteure sollen schwer zu bekommen sein?

Felix Bruckmann: Einfach ist das Recruiting nicht, vor allem weil uns wichtig ist, dass die Monteure bereits Erfahrung im Mühlenbau haben. Mit unserem aktuellen Team sehen wir keine Engpässe, aber es wird zunehmend schwieriger, wirklich gute und erfahrene Leute zu finden. Das ist nicht nur bei den Monteuren ein Problem. Der Mühlenbau ist eine sehr spezielle und kleine Branche und die Leute, die wir brauchen sind rar. Ein bisschen einfacher ist es bei den technischen Zeichnern oder bei den Bürokaufleuten. Hier hatten wir bisher keine Probleme Mitarbeiter zu finden.

M+M: Die ursprüngliche MIAG stellte die Maschinen im Werk in Braunschweig her. Was ist bei der MIAG GmbH noch Made in Germany?

Felix Bruckmann: Den Grundkörper unserer Maschinen, also das Chassis, lassen wir in der Türkei fertigen. Dort erfolgt auf automatisierten Fertigungsstraßen nach unseren Vorgaben die Fertigung, teilweise auch mit Robotern (schweißen, kanten etc.). Die Standards sind dort sehr hoch. Die Endmontage findet in Deutschland in unserem Werk in Lonnerstadt statt. Alle sensiblen Bauteile, bspw. die Elektrik bei den Walzenstühlen, kommt von uns. Wir verwenden nur Komponenten, die hauptsächlich aus Deutschland stammen, wie beispielsweise IFM-Sensoren, SEW-Getriebemotoren, Festo Zylinder etc. Für die Walzenstühle haben wir eine komplett neue Siemens-Steuerung  programmiert.

M+M:  Die MIAG hatte einen großen Namen und stand für lange Laufzeiten. Wie bewerben Sie die neue MIAG-Technik und weshalb soll sich ein Mühlenbesitzer für die neuen MIAG-Walzenstühle entscheiden?

Paul Bruckmann: Im Endeffekt verbinden wir die Vorteile beider Welten. In Deutschland lässt kaum noch jemand herstellen, die Fertigung in der Türkei ist einfach günstiger und mittlerweile ist der Standard dort sehr hoch. In Deutschland machen wir mit deutschen Komponenten dann die Endfertigung. Dadurch haben wir einfach einen wettbewerbsfähigen Preis mit sehr hochwertigen Komponenten.

M+M: Sie haben angesprochen, dass die MIAG GmbH eine neue Steuerung für die Walzenstühle entwickelt hat. Was ist das Besondere an dieser Steuerung?

Felix Bruckmann: Im Zuge mit dem neuen Design des Walzenstuhls haben wir auch die Steuerung komplett neu gemacht. Unser Ziel war es die Steuerung möglichst übersichtlich und intuitiv für den Bediener zu machen. Zudem sollte der Service vereinfacht werden. So können unsere Servicemitarbeiter im Fall der Fälle über Fernwartung auf die Anlage zugreifen.

M+M: Welche neuen Projekte sind in der Pipeline?  

Paul Bruckmann: In der Vergangenheit hat Mühlenbautechnik Bruckmann die großen Mühlenprojekte abgewickelt. Mit der MIAG wurden bisher kleinere Projekte abgeschlossen sowie einzelne Maschinen verkauft und in Betrieb genommen. Momentan hat die MIAG GmbH drei Großprojekte. Das erste ist eine 380 t/24h Mühle bei Gebrüder Engelke in Hasede. Das alte System kommt raus und ein neues rein. Die Vermahlungsleistung an dem Standort bleibt also gleich, die Mühle wird aber komplett modernisiert. Die MIAG GmbH übernimmt die Planung, Lieferung, Montage und Inbetriebnahme der neuen Mühle. Dazu liefern wir auch noch die komplette Mühlensteuerung.

M+M: Wie ist der Stand bei diesem Projekt?

Felix Bruckmann: Die alte Anlage ist bereits komplett demontiert und das Gebäude für die neue Mühle vorbereitet. In den nächsten Wochen beginnt die Montage.

Paul Bruckmann: Das interessante bei diesem Projekt ist, dass die alte Mühle in Hasede eine MIAG Mühle aus Braunschweig war. Das heißt, es waren noch die alten MIAG-Walzenstühle verbaut. Jetzt kommen mit der neuen Mühle unsere MIAG-Walzenstühle aus Lonnerstadt rein. Das hat schon ein besonderes Flair.

M+M: Können Sie etwas zu dem zweiten Projekt sagen?

Felix Bruckmann: Das zweite Projekt ist eine 200 t/24h Mühle. Es handelt sich um eine kombinierte Mühle in Deutschland. Dieses Projekt ist noch umfassender. Es geht von der Getreidezuführung, der ersten und zweiten Reinigung über die Vermahlung bis hin zum Abtransport der fertigen Produkte.

M+M: Weshalb hat er sich für Ihr Unternehmen entschieden?

Paul Bruckmann: Sicherlich ist der Preis ein entscheidender Punkt neben der Technik, die natürlich überzeugen muss. Zudem sehen wir einen weiteren Vorteil in unserer Flexibilität.

M+M: Haben Sie auch einen Neubau in Aussicht?

Felix Bruckmann: Wir haben als drittes Projekt einen Auftrag im Ausland. Für eine Großbäckerei bauen wir eine neue Mühle auf die grüne Wiese. Wir sind zufrieden, wie sich die Auftragslage für die MIAG GmbH entwickelt hat. Wir hatten das klare Ziel, die Marke wieder auf den Markt zu bringen. Und das ist uns jetzt mit den drei großen Projekten schon gut gelungen.

M+M: Auf jeden Fall hat der Name einen gewissen Vorteil beim Marketing, oder?

Paul Bruckmann: Auf jeden Fall. MIAG ist eine Marke, die jeder kennt. Der Markenname spielt sicher bei Kunden eine Rolle. Die MIAG Braunschweig war für die Mühlenbranche ein Aushängeschild, denn sie hat dazu beigetragen, die Effizienz und Qualität von Mühlen und Getreidetechnik entscheidend zu verbessern. Es war für mich etwas Besonderes, als ich 2019 die Markenrechte erwerben konnte. Es ist eine besondere Herausforderung dem Namen gerecht zu werden. Die Maschinen, der Preis und die Qualität müssen bei der MIAG-GmbH passen, das steht sicherlich an erster Stelle. Aber ich denke, wenn die Marke dann auch noch optisch anspricht, ist sie auf jeden Fall ein Verkaufsargument.

M+M: Welches sind die nächsten Ziele für Ihr Unternehmen?

Felix Bruckmann: Als nächstes werden wir unser Bürogebäude in Lonnerstadt erweitern, da wir Platz für neue Mitarbeiter benötigen. Zudem haben wir im naheliegenden Gewerbegebiet ein großes Grundstück gekauft. Da es am jetzigen Standort zu eng wird, müssen wir auch in Bezug auf Werkstatt und Lagerfläche erweitern. So findet die Endmontage der Maschinen in Zukunft dort statt, zudem bauen wir dort ein großes Ersatzteillager.  

Fortschritte der neuen MIAG GmbH
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Streckel & Schrader – spezialisiert auf Hafer

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Die Streckel & Schrader GmbH & Co. KG mit Sitz in Hamburg stellt seit 100 Jahren Nahrungsmittelmaschinen her.
2024
4/24/2024
Streckel & Schrader – spezialisiert auf Hafer

Spezialisiert ist das Unternehmen auf die Konzeption und Lieferung von Anlagen für die Verarbeitung von Hafer und anderen Spelzgetreiden. Sie reichen von der Reinigung und Sortierung über das Schälen bis hin zur hydrothermischen Behandlung und der Flockierung. Das Angebot umfasst mehr als 40 verschiedene Maschinen und Anlagen, darunter der weltweit meistverkaufte Grützeschneider der Modellreihe Krone. Eingesetzt werden CAD-Systeme zur effizienteren Planung und Implementierung von Gesamtanlagenkonzepten, inklusive der Anlagenautomation.

„Unser USP ist neben der konzeptionellen Beratung sowie herausragender Qualität unserer Maschinen, der Service beim Kunden. Wir schicken unsere Obermüller in die ganze Welt, um vor Ort neue Maschinen und Anlagen in Betrieb zu nehmen und das dortige Personal hinsichtlich Betrieb, Wartung und Reinigung zu schulen,“ so Florian Streckel.

Über die Tochterfirma Streckel Anlagenbau und Verfahrenstechnik GmbH (SAV) sind Ingenieure und Monteure tätig, die das Service-Versprechen von Streckel & Schrader umsetzen. Im Bereich der Getreideschälmüllerei ist das Unternehmen weltweit führend. Der Fliehkraftschäler Typ GG1 ist bekannt für seine schonende Verarbeitung, mit hohem Schälgrad bei minimalem Bruchanteil und geringen Betriebskosten. Durch ein automatisch gesteuertes, zylindrischen Prallringorgan und ein integriertes, einstellbares Dosiersystem wird eine optimale Schälwirkung erzielt, die verschleißarm arbeitet.

Aufträge und Entwicklungen

Der Hauptabsatzmarkt ist für das Unternehmen – neben dem Heimatmarkt – das außereuropäische Ausland. Hierzu zählen Länder wie Australien, Chile, Indien, Kanada und China. Der Bau der größten Hafermühle der südlichen Hemisphäre in Westaustralien zeigt die globale Reichweite. Das Unternehmen ist zwar Partner für komplexe und maßgeschneiderte Getreideverarbeitungslösungen, deckt aber auch spezialisierte Anforderungen kleinerer Mühlen und Spezialanwendungen ab. Retrofit und Optimierungen bestehender Anlagen sind somit ebenso Teil des Leistungsumfangs wie Turnkey-Getreideverarbeitungs- und Veredelungsanlagen, wie sie aktuell z.B. in Mühldorf am Inn in Entstehung sind.

M+M: Wo lassen Sie Ihre Maschinen produzieren?

Florian Streckel: Wir produzieren unsere Maschinen an den Standorten in Hamburg und seit 2021 auch in Lutherstadt Wittenberg.

M+M: Welche Projekte haben Sie abgeschlossen oder gerade gestartet?

Florian Streckel: Natürlich ist hier die Realisierung unseres Turnkey Projects einer Haferverarbeitungsanlage in Mühldorf am Inn zu nennen, die 2024 in Betrieb gehen wird. Ebenso entsteht mit uns eine Bio-Dinkelschäl- und Saatgutanlage am Bodensee. Wir haben aber auch in Norwegen (Hafer, Hafermehl), Süddeutschland (Hanf) und Indien (Hafer) sehr spannende Projekte in der Pipeline.

Das Firmenlogo an der Zentrale in Hamburg

M+M: Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie?

Florian Streckel: Wir haben an den Standorten Hamburg und Wittenberg insgesamt ca. 30 Mitarbeiter. Die Belegschaft teilt sich in projektverantwortliche Ingenieure und Obermüller, gewerbliche Mitarbeiter in der Produktion und Montage sowie den Bereich Administration auf.

Ein Flockenwalzenstuhl wird am Firmensitz verladen.

M+M: Wie finden Sie Fachkräfte und wie beurteilen Sie den Fachkräftemangel am Standort Deutschland?

Florian Streckel: Natürlich ist der Fachkräftemangel eine generelle Herausforderung. In Ballungsgebieten wie Hamburg ist diese Herausforderung noch einmal stärker. Wir konnten jedoch durch unseren Standort in Wittenberg erfolgreich Fachkräfte anwerben und sind somit in den Beriechen Engineering, Fertigung und Montage sehr gut für die Zukunft aufgestellt.

Montage der Haferverarbeitung der PrimaVera Naturkorn in Mühlendorf am Inn.

M+M: Wie schätzen Sie die Marktentwicklung für die nächsten 3 bis 5 Jahre ein?

Florian Streckel: Wir sehen, dass sich die Situation besonders auf der Rohwarenseite dahingehend verschärft, dass beispielsweise der Hafer im letzten Jahr in Qualität und Quantität nicht den Wünschen unserer Kunden entsprochen hat. Der Umgang mit dieser Situation erfordert natürlich eine Verfahrenstechnik, die auch in solchen Jahren den Schälmühlen gute Ergebnisse in puncto Qualität und Ausbeute liefert. Sicher ist es auch ein Punkt, mit dem Thema Kleinhafer anders umzugehen, als es aktuell Praxis ist. Dazu wollen wir mit den Kunden gemeinsam Lösungen finden und umsetzen.

Streckel & Schrader – spezialisiert auf Hafer
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Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und der Stand der Wissenschaft

Lebensmittel
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Nachhaltigkeit
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Nährwerte
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Dr. Malte Rubach kommentiert die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
2024
4/24/2024
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und der Stand der Wissenschaft

Die Menschheit weist Tausende von unterschiedlichen Ernährungskulturen auf, die sich aufgrund der geographischen, agrarökologischen und kulturellen Gegebenheiten in dieser Vielfalt entwickeln konnten. Bis zur Entstehung der  Ernährungswissenschaften als wissenschaftlicher Disziplin beruhten Empfehlungen zur Ernährung auf Erfahrungswissen wie etwa der Heilung von Krankheiten oder der Verwendung von Lebensmitteln, deren Nährwert zur Gesunderhaltung beitrug. Die immer stofflicheren Analysen und Erkenntnisse zu Beginn des 20. Jahrhunderts führten anschließend zu einer immer besseren Überprüfung des vorhandenen Erfahrungswissens anhand empirischer Daten. Heute befinden wir uns deshalb an einem erkenntnistheoretischen Punkt, an dem die Zusammenhänge der Biochemie und Physiologie der Ernährung sowie die damit verbundenen Einflüsse auf Gesundheit und Krankheit in ihren Grundzügen aufgeklärt sind.

Angesichts der heute offensichtlichen und gegensätzlichen Folgen von Unterernährung und Überernährung bietet die Ernährungswissenschaft somit einen wichtigen Werkzeugkasten, um sowohl im Sinne der individuellen als auch der gesellschaftlichen Wohlfahrt Empfehlungen zur Ernährung auszusprechen. Weltweit sind dafür Fachgesellschaften in vielen Ländern zuständig, in Deutschland die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Ernährungsempfehlungen haben dabei stets das Ziel, den aktuellen Stand der Wissenschaft abzubilden und werden daher fortlaufend überarbeitet. Neben den bislang vorrangigen gesundheitlichen Aspekten der Ernährung sehen Fachgesellschaften für Ernährung es zunehmend auch als ihre Aufgabe an, ökologische Aspekte in die Empfehlungen aufzunehmen.

Zweck und Optimierung

Die DGE hat dies zuletzt mit der Veröffentlichung der lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen Anfang März 2024 getan, die für gesunde Menschen im Alter von 18 bis 65 Jahren gelten. Im Kern geben die neuen Empfehlungen nun einen konkreten Anteil von mindestens 75 Prozent pflanzlichen Lebensmitteln in der Ernährung an und die Verzehrempfehlungen für tierische Lebensmittel wurden deutlich reduziert. Fleisch und Fleischwaren sind nunmehr mit maximal 300 Gramm pro Woche beziffert und Milch- sowie Milchprodukte sollten nicht mehr als 400 Milliliter Trinkmilch oder als Äquivalent in Käse, Joghurt und anderen Milcherzeugnissen entsprechen. Ein Ei von rund 60 Gramm sollte pro Woche genügen, Eier in verarbeiteten Produkten sind davon ausgenommen. Fisch sollte ein bis zweimal die Woche mit insgesamt etwa 180 Gramm auf den Teller kommen. Die im Rahmen einer mathematischen Optimierung berechneten Werte sollen die Referenzwerte zur Nährstoffzufuhr erfüllen und zudem sollen sie neben einer Reduzierung der Krankheitslast sowohl die Treibhausgasemissionen als auch die Landnutzung durch die deutsche Ernährung etwa halbieren. Wie sieht nun die Realität aus?

Wirksamkeit

Laut einer durch die DGE im Jahr 2017 veröffentlichen repräsentativen Befragung der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland haben nur 14% der Erwachsenen schon einmal von den 10 Regeln der DGE gehört. Es ist zunächst einmal also nicht zu erwarten, dass die überarbeiteten Empfehlungen den Großteil der deutschen Bevölkerung in ihrem alltäglichen Ernährungsverhalten groß beeinflussen werden. Da die Empfehlungen sich zukünftig jedoch auch auf die DGE-Qualitätsstandards für die Gemeinschaftsverpflegung auswirken werden, ist in diesem Bereich ein gewisser Anpassungseffekt zu erwarten, der sich auch im Außer-Haus-Verzehr bemerkbar machen kann.

Wesentlichen Einfluss haben die DGE-Empfehlungen im Vergleich zu den tatsächlichen Verzehrmengen der deutschen Ernährung auf das Lebensmittel Fleisch, wo die Verzehrmenge bislang rund 800 Gramm pro Woche betrug, was mehr als doppelt so viel wie die aktuelle Empfehlung ist. Der tatsächliche Verzehr von Milch und Milchprodukten war dagegen bislang mit 464 Milliliter Milchäquivalenten ohnehin nur leicht über der nun neuen Empfehlung von 400 Milliliter gelegen. Auch für Eier betrug der durchschnittliche Verzehr bisher mit 77 Gramm pro Woche nur wenig mehr als die nun angesetzten 60 Gramm. Zeitgleich müssten sich bei Einhaltung der neuen Empfehlungen die täglichen Verzehrmengen von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen und Fisch im Vergleich zum tatsächlichen Verzehr vervielfachen. Interessant ist dabei, dass vor allem die Reduktion der tierischen Lebensmittel sowie von Kaffee, Tee und Säften zu einer Reduktion der Verzehrmenge an Lebensmitteln insgesamt führt, die zuvor bei über zwei Kilogramm pro Tag lag und laut den Empfehlungen auf gut 1,5 Kilogramm sinken müsste. Aus ernährungsphysiologischer Sicht wäre diese Nahrungszusammensetzung zwar möglich, doch ist sie auch für den Standort Deutschland sinnvoll?

Wichtiges bleibt unberücksichtigt

Der jetzige Stand der DGE-Empfehlungen ist nicht in Stein gemeißelt und soll stetig anhand neuer Erkenntnisse weiterentwickelt werden. Dies ist auch zwingend notwendig. So konnte beispielsweise ein in Deutschland kritischer Nährstoff wie Jod nicht berücksichtigt werden, da sein Gehalt in den verwendeten Lebensmitteldatenbanken nicht hinterlegt war. Dies ist insofern bedenklich, als dass Milch- und Milchprodukte eine Hauptquelle für die tägliche Jodaufnahme in Deutschland darstellen und der Referenzwert zur Nährstoffzufuhr bereits unter den bisherigen Verzehrgewohnheiten nicht erreicht wurde. Wie soll dies also nun gelingen, wenn die neue Verzehrempfehlung mit 400 Milliliter Milch pro Tag sogar noch unterhalb der tatsächlichen Verzehrmenge liegt? Im gleichen Kontext ist Kalzium zu betrachten, für das die Referenzwerte zur Nährstoffzufuhr genau wie im Fall von Jod laut dem 12. Ernährungsbericht der DGE in Deutschland nicht erreicht werden. Die Kalziumzufuhr soll laut DGE-Empfehlungen durch den Verzehr von Gemüse, Getreide und Mineralwasser er- reicht werden. Auch eine Unterversorgung mit Eisen von Frauen in Deutschland bei einer Verzehrmenge von rund 600 Gramm Fleisch pro Woche ist laut dem 12. Ernährungsbericht der DGE gegeben. Wie wird dieser Zustand mit einer Empfehlung von 300 Gramm Fleisch pro Woche verbessert? Hülsenfrüchte enthalten zwar auch Eisen, aber generell in schlechterer Verfügbarkeit als Fleisch.

Bei den Umweltfolgen blieb ein wichtiger Faktor wie der Frischwasserverbrauch unberücksichtigt und auch die Landnutzungsbilanz der hinterlegten Datenbanken liegt mit rund sieben Quadratmeter pro Kopf am Tag fast um die Hälfte unter der Berechnung des deutschen Thünen-Instituts. Letzteres weist zudem aus, dass rund 80 Prozent der Landnutzung für pflanzliche Lebensmittel der deutschen Ernährung im Ausland zu finden sind. Insgesamt machen pflanzliche Lebensmittel sogar fast die Hälfte der gesamten Landnutzung der deutschen Ernährung aus, zuzüglich 18 Prozent durch Getränke auf pflanzlicher Rohstoffbasis. Frischwasserverbrauch und Landnutzung, dürften bei Berücksichtigung beziehungsweise realistischer Betrachtung große Auswirkungen auf die Bewertung pflanzlicher Lebensmittel haben.

Nicht verbindlich

Zusammenfassend erscheint es konsequent, die Einflüsse der Ernährung auf die Umwelt in Ernährungsempfehlungen einzubeziehen, jedoch wird der aktuelle und unvollständige Bearbeitungsstand der DGE-Empfehlungen bereits jetzt von vielen Akteuren als neuer Goldstandard in der Debatte über nachhaltige Ernährung verwendet. Fakt ist jedoch, dass sich die Empfehlungen allein unter Einbezug von Jod oder dem Frischwasserverbrauch bereits wieder grundlegend ändern können. Daher sollten die aktuellen DGE-Empfehlungen als das betrachtet werden, was sie sind: Der aktuelle Bearbeitungsstand, aber keine verbindliche Empfehlung.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und der Stand der Wissenschaft
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Rückert Mühlenbau und Anlagentechnik

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Der Unternehmer Christian Rückert über sein Geschäft und den chilenischen Mühlenmarkt.
2024
4/21/2024
Rückert Mühlenbau und Anlagentechnik

In Chile passieren wir bei der Studienreise mit dem Bayerischen Müllerbund rechts und links der Autobahnen einige Mühlenbetriebe. Zu fast jeder hat Christian Rückert eine Geschichte zu erzählen. In Chile hat er gute Kontakte und nicht nur einzelne Maschinen, Geräte und Ersatzteile geliefert, sondern ganze Anlagen. Was lag näher für ihn als die Reise für den Müllerbund in das südamerikanische Land mitzuplanen.

M+M: Wie groß ist der Markt für gebrauchte Mühlenmaschinen im In- und Ausland und welche Vor- und Nachteile bietet er deutschen Mühlenbetrieben?

Christian Rückert: Die Nachfrage nach Gebrauchtmaschinen ist da und das Geschäft mit gebrauchten Maschinen macht einen relativ großen Teil meines Unternehmens aus. Oft rufen uns Kunden aus dem In- oder Ausland an, die eine gebrauchte Maschine suchen. Manchmal ist es dringend, da der Stillstand einer Anlage droht. Wir haben eine 4000 qm2 große Lagerfläche für gebrauchte Maschinen und die gefragtesten Standardmaschinen auf Lager. Natürlich sind wir auch Ansprechpartner, wenn Mühlen Maschinen verkaufen möchten.

M+M: Welchen Kriterien bestimmen den Preis für gebrauchte Maschinen?

Christian Rückert: Der Preis richtet sich in erster Linie danach, wie alt die Maschine ist und in welchem Zustand sie sich befindet. Die gebrauchten Maschinen, die mir angeboten werden, sind in der Regel abgeschrieben.  Wir haben Erfahrungswerte, nach denen wir das Angebot bewerten. Beispielsweise haben Reinigungsmaschinen einen hohen Verschleiß, der wird eingepreist. Zentraler Faktor für den Preis ist jedoch die Nachfrage. Alles. wo Bühler draufsteht, ist begehrt. Die Nachfrage nach den alten Walzenstühlen der MIAG aus Braunschweig lässt allmählich nach und relativ unbekannte Fabrikate kaufen wir nicht.

M+M: Gibt es starke Unterschiede bei den Marken, oder spielen noch andere Faktoren eine Rolle?

Christian Rückert: Bühler ist der Mercedes unter den Maschinen. Aber natürlich spielt es eine Rolle, ob Ersatzteile leicht zu bekommen sind. Für die Walzenstühle von Bühler, die nach der Fusion mit der MIAG gebaut wurden, ist es meist kein Problem. Bühler hat darüber hinaus weltweit Niederlassungen und Ansprechpartner. Wir sind bei der Bühler Group im System als Händler aufgenommen und können feststellen, ob ein Ersatzteil oder eine Maschine vorhanden ist und zu welchen Kosten.

M+M: Wie ist die Nachfrage nach gebrauchten Maschinen und Geräten außerhalb der Bühlerwelt?

Christian Rückert: Laborgeräte sind für uns ein weiteres Geschäftsfeld. Hier sind es die gängigen Marken wie Pfeuffer, Brabender und Perten (PerkinElmer) die nachgefragt werden. Zwar unterhalten wir keine eigenen Stationen, unterstützen aber Kunden bei Service und Wartung. Auch in der Luft-, Förder- und Reinigungstechnik sind wir tätig, bei Aspirateuren ist zum Beispiel die Firma Gebr. Ruberg für uns historisch bedingt ein Partner. Dagegen gibt es wenig Nachfrage für gebrauchte Silos.

M+M: Weshalb gibt es in manchen Bereichen keinen Markt für gebrauchte Teile oder Maschinen?

Christian Rückert: Der Hauptgrund liegt meist in den gesetzlichen Anforderungen. Über die Jahre haben sich die rechtlichen Bedingungen geändert. Heute müssen beispielsweise viele Maschinen ATEX- und CE-konform sein und Mühlenbetreiber müssen mehr rechtliche Vorschriften einhalten. Das können sie oft mit alten Maschinen nicht mehr abdecken. Hier beraten wir, ob sich das Nachrüsten lohnt, oder ob ein Neukauf oder -bau günstiger wäre.

M+M: Was ist für Sie eine jüngere Maschine?

Christian Rückert: Die Wertigkeit einer Maschine hängt immer von ihren Verschleißteilen ab. Alles unter ca. 20 Jahren Laufleistung ist für mich eine jüngere Maschine. Es kommt aber auch auf den Maschinentyp an. Ein Walzenstuhl ist nach 20 Jahren noch jung, eine Scheuermaschine ist dann möglicherweise verschlissen und wir müssten eine teure Komplettsanierung machen. Der Kunde muss dann entscheiden, ob er dann nicht lieber eine neue kauft.

M+M: Wie haben wir uns den Ersatz von Maschinen vorzustellen? Sind die Anlagen überall so aufgebaut, dass ein Teil-Austausch problemlos möglich ist?

Christian Rückert: Das kommt darauf an, bei vielen Einzelmaschinen sind die Teile sehr schnell austauschbar. Bei höher bewerteten Maschinen, zum Beispiel von Bühler ist es manchmal ein kostspielig Aufwand und wenn Kunden noch eine Lackierung wünschen, sind wir schnell bei ca. 70 % des Neupreises. Dennoch entscheiden sich Kunden dann für unsere generalüberholten Maschinen, wenn sie diese sofort brauchen. Der Vorteil unseres Betriebs ist, dass wir viele Maschinen vorrätig haben und schnell liefern können. Neue Maschinen haben oft sehr lange Lieferzeiten.

M+M: Bieten Sie Ihren Service weltweit an?

Christian Rückert: Hauptsächlich sind wir innerhalb der EU tätig. Mit Gebrauchtmaschinen sind wir stark in den osteuropäischen Ländern und den Balkanstaaten vertreten. Beim Service bestehen beispielsweise gute Beziehungen zu Dänemark. Auch nach Pakistan und Bangladesch haben wir gute Kontakte und Übersee kommt dann noch dazu, wie beispielsweise Chile und Argentinien.

M+M: Was war Ihr bisher größtes Projekt in Chile?

Christian Rückert: Wir haben schon Komplettanlagen aus europäischen Mühlen mit einer Vermahlung von 300 t pro Tag aufgekauft und nach Chile verschifft. Dazu bauten wir das komplette System ab und reinigten es von Grund auf. Dann verluden wir alles in Container und verschifften die Anlage nach Chile. Den Transport organisieren wir mit unserem Partner, den wir seit 20 Jahren kennen. Er koordiniert alles, von den Containern bis zur Verzollung. In der Regel transportiert man zwei Container pro Tag zur Mühle, die abgebaut wird. Sind die voll, geht es zurück und neue werden gebracht. Es gibt also nur zwei Leerfahrten, am Anfang und am Ende. Sind die Zollpapiere fertig, dann geht es los übers Meer. In Chile wurde die Anlage vom Kunden mit eigenen Leuten und Dienstleitern überholt und aufgebaut. Es ist oft der Fall, dass Kunden selbst aufbauen, um Kosten zu sparen. Es kommt oft vor, daß wir Anlagen komplett nach Übersee verkaufen. In der EU wünschen Verkäufer von Mühlen oft, dass sie außerhalb Europas verkauft werden, damit sie nicht bei Mitbewerbern auftauchen.  

M+M: Wie erfährt Ihr Betrieb, dass eine Maschine oder Anlage im Ausland zum Verkauf steht?

Christian Rückert: Man hat sein Netzwerk und erfährt es über seine Kontakte. Zuerst prüfen wir, ob sich ein Ankauf lohnt, anhand von Fotos, die uns der Besitzer schickt. Bei Komplettanlagen fordern wir zudem Diagramme an, die Hauptmaschinenaufstellung und eine Teileliste. Auf dieser Grundlage entscheidet sich, ob ich hinfahre und mir alles anschaue. Nach der Preisverhandlung informiere ich meine Vertretungen in den Ländern, in denen Käufer Interesse haben könnten.  Bei größeren Projekten – wie zum Beispiel die Anlage für Chile - kommen die Kunden zur Besichtigung angereist.

M+M: Braucht man in Chile für Geschäftsabschlüsse keine Anwälte?

Christian Rückert: In Chile ist das Motto: Keep it Simple. Angebot, Zahlung, Restzahlung und raus. Wir brauchen keine großen Vertragsentwürfe. Das ist ein Punkt, der das Geschäft mit unseren chilenischen Kunden sehr angenehm macht. Bei unseren Partnern in Chile geht vieles per Handschlag. In Chile sind persönliche Kontakte wichtig.  Die chilenischen Kunden sind daran interessiert, wer du bist und was du machst. Beim nächsten Treffen fragen sie nach, wie etwas gelaufen ist oder wie es der Familie geht. Und wenn man gute Arbeit gemacht hat, spricht sich das in Chile schnell rum, wir haben dort eine Vertrauensbasis aufgebaut.

M+M: Auch wenn der Ab- und Aufbau kein Problem sind, muss die Anlage wieder reibungslos laufen. Wer baut die Steuerung ein und stellt sicher, dass alles funktioniert?

Christian Rückert: Bei der Komplettanlage in Chile haben Techniker vor Ort eine Steuerung eingebaut. Sonst arbeiten wir mit einer Firma für Steuerungstechnik zusammen.  

M+M: Neben gebrauchten Maschinen beraten Sie auch Mühlenbetriebe oder planen neue Anlagen?

Christian Rückert: Ein wesentlicher Teil unseres Geschäfts ist die Beratung und der Anlagenbau. Der Kontakt geht oft über WhatsApp. Der Mühlenbetreiber macht Fotos und fragt, ob ich helfen kann. Wir unterstützen gerne und geben Rat. Ab wann ich technische Hilfe berechne, richtet sich auch danach, ob es ein langjähriger guter Kunde ist oder jemand, der noch nie von uns gekauft hat. Meistens kostet unser Service erst ab dem Zeitpunkt, wenn wir hinfahren.

M+M: Wie schätzen Sie bei einem mitteleuropäischen Mühlenbetrieb ab, ob sich eine gebrauchte Anlage rechnet, oder ob eine neue Anlage lohnender ist?

Christian Rückert: Wenn ein Betreiber bei mir gebrauchte MIAG-Walzenstühle kaufen will, sage ich oft, du hast eine Mühle, die 70 Jahre alt ist und willst sie jetzt durch eine ersetzen, die 50 Jahre auf dem Buckel hat. Überlege bitte, ob sich der finanzielle Aufwand für Überholung und Lackierung lohnt, denn die Kosten für Montage und Steuerungstechnik sind die gleichen wie bei einer neuen Anlage. Hygiene und Arbeitsschutz sind auch zu bedenken. Ich rate niemandem mehr, einen Walzenstuhl zu kaufen, der technologisch vor dem Bühler MDDK angesiedelt ist.

Dabei spielt der Energieverbrauch keine Rolle, da gibt es kaum Unterschiede. Bei der Pneumatik ist statt des Alters eher eine schlecht ausgelegte Pneumatik der Energiefresser. Auch bei den großen Antrieben kann Energie gespart werden mit neuen effizienteren Motoren.

M+M: Was hat ein deutscher Müller davon, wenn er sich an Sie wendet?

Christian Rückert: Wir sind ein Familienbetrieb mit kurzen Wegen und können schneller auf die Wünsche der Kunden angehen. Bei den großen Playern werden standardisierte Anlage verkauft. Die größte Mühle, die wir in Europa gebaut haben, hatte eine Leistung von 150 t am Tag. Normal sind für uns Mühlen mit 15 und 30 t pro Tag. Hier können wir unsere Stärken ausspielen. Zu unseren Kunden gehören Gewürz- und Ölmühlen sowie verschiedene Sondervermahlungen.

M+M: Wo sehen Sie die Herausforderungen für Ihren Betrieb in den nächsten Jahren?

Christian Rückert: Was mich aktuell am meisten umtreibt, ist die Personalsituation. Wir finden keine Leute mehr, die den Service machen wollen. Wir müssen viel Zeit in die Ausbildung investieren und manchmal springen Mitarbeiter wieder ab. In unserer Branche sind wir viel unterwegs, manchmal mehrere Tage. Wir müssen private Termine sausen lassen, weil ein Kunde Hilfe braucht. Das ist nicht immer familienfreundlich und ich muss die Balance halten zwischen dem Kundenauftrag und dem verantwortungsvollen Einsatz meiner Mitarbeiter.

Rückert Mühlenbau und Anlagentechnik
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Florian Arndt drehte vier Recruitingfilme für die Bindewald & Gutting Mühlengruppe.
2024
4/17/2024
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Seinen ersten Kurzfilm drehte Florian Arndt mit elf Jahren. Es folgten über 300 weitere Amateurfilme, bis seine Dokumentarfilm-Premiere weltweit mit 25 Filmpreisen ausgezeichnet wurde. Da war er gerade volljährig geworden. Nach der Auszeichnung zu „Deutschlands bestem Nachwuchsregisseur 2012“ gründete er in Leipzig seine Filmagentur Sons of Motion Pictures GmbH. Heute hat er 45 feste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und 55 Filmpreise. Seine Erfahrungen teilt er in über 400 Keynotes sowie seinem Podcast „Feuer & Flamme Mindset“.

Florian  Arndt drehte seinenersten Film mit elf Jahren und ist heute einer der erfolgreichsten WerbefilmerDeutschlands. Foto: Sons of Motion Pictures

M+M: Gibt es bei den Filmen über die Mühlenbranche Unterschiede zu den Werbe- oder Imagefilmen, mit denen Sie sonst zu tun haben?

Florian Arndt: Es gibt wenige Branchen, die beim Bewegtbild so konservativ unterwegs sind wie die Landwirtschaft und die Müllerei. Oft dominieren O-Töne der Geschäftsführung, langsame Drohnenaufnahmen und die Filme sind zu lang. Die magische Grenze für ein Recruitingvideo liegt bei 30, für einen Imagefilm bei 90 Sekunden. Das ist für die Ausspielung auf den Medienkanälen wichtig, beispielsweise für YouTube oder TikTok. Zusammenfassend würde ich sagen, bei den Imagefilmen oder Spots der Mühlenbranche überwiegt die Innensicht, es wird nicht von der Zielgruppe kommend gedacht.

M+M: Wie haben Sie bei den Filmen für die Bindewald & Gutting Mühlengruppe die Bedürfnisse der Zielgruppen herausgefunden?

Florian Arndt: Zentral waren die Jobinterviews, die wir mit den Mitarbeitern geführt haben. Wir haben sie auch gefragt, auf welchen Plattformen sie unterwegs sind und daran die Distribution der Spots ausgerichtet. Die Interviews haben viel Zeit gekostet, aber sie waren für uns wichtig, ebenso wie die Rückmeldungen auf die ersten Rohschnittversionen. Was die Geschäftsführung denkt oder was wir glauben, ist unwichtig. Wir haben ausschließlich auf die Zielgruppe gehört und uns nach ihr gerichtet. Sie war ausschlaggebend, auch für die Wahl der Musik oder des Sprechers.

M+M: Wenn ein Mühlenbetreiber ein Video bei Ihnen in Auftrag gibt, mit welchen Kosten muss er rechnen?

Florian Arndt: Für Recruitingfilme rufen wir ein fünfstelliges Budget auf. Je nach Bedarf in allen Größenordnungen. Das Projekt muss man immer individuell besprechen und planen. Damit allein ist es nicht getan, es braucht eine weiterführende Strategie. Es ist illusorisch damit zu rechnen, dass ein Film viral geht und von allen gesehen wird. Unsere Filmagentur überlegt, wo und wem er gezeigt wird. Wir beraten detailliert, auf welchen Plattformen er am besten platziert ist, um die Zielgruppe zu erreichen. Für eine Onlinestrategie entstehen weitere Kosten.

Regisseur Florian Arndt bei den Dreharbeiten mit seinem Team in der Saalemühle. Foto: Saalemühle.

M+M: Was raten Sie jemanden, der mit einem Film sein Image verbessern möchte, mehr Kunden akquirieren oder seinen Onlineshop bewerben möchte?

Florian Arndt: Mit Bewegtbild kann man einiges erreichen. Sales und Recruiting sind sicher die häufigsten Kommunikationsziele. Die Wirkung eines Imagefilms ist schwerer zu messen. Unseren Film mit Jonathan Gutting als Verfahrenstechnologen hatten wir kaum veröffentlicht, da konnten wir schon an den Kommentaren feststellen, dass er auf das Image der Branche ausstrahlt. Er hat auch bei Branchenfremden für Aufsehen gesorgt und den Beruf des Müllers mehr ins Bewusstsein gerückt.

M+M: Sie haben die Filme an realen Orten gedreht und nachher bearbeitet. Was war aufwendiger, der Dreh oder die Postproduktion?

Florian Arndt: Um Zeit und Geld zu sparen, haben wir in der Postproduktion auf KI gesetzt. Wir haben einige Übergänge wie den Wechsel vom Körnerknecht zum Verfahrenstechnologen mit Hilfe einer KI generiert. Bei zwei Filmen hat eine KI den Sprecher ersetzt. Insgesamt hatten wir zehn verschiedene KI-Anwendungen im Einsatz, um rund 200 unterschiedliche Versionen der vier Filme herzustellen. Wir mussten die vier Filme jeweils auf die Standorte und alle Ausspielplattformen zuschneiden. Für TikTok braucht es das Hochformat, für YouTube 16:9 und das Kino hat wieder ein ganz anderes Format. Die KI ist hilfreich, sie kann den Job erleichtern und wir können Geschichten erzählen, die wir uns vorher nicht leisten konnten.

Dreharbeiten in der Saalemühle. Foto: Saalemühle.
Blick in die Postproduktion der Filmagentur. Foto: Sons of Motion Pictures.
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Bayern

Kastenmüller: Planungsbüro für Mühlen- und Anlagenbau

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Traditionellen Mühlenbau mit innovativer Planung verbindet die Kastenmüller GmbH aus Martinsried bei München.
2024
4/17/2024
Kastenmüller: Planungsbüro für Mühlen- und Anlagenbau

Beim Betreten der Firmenzentrale erwarten den Besucher helle Räume, ein offenes Arbeitsumfeld mit moderner Arbeitsplatzgestaltung für die Teamarbeit. Die 51 fest angestellten Mitarbeiter bieten den Kunden einen Service an, der von der ersten Kostenschätzung über die Planung bis hin zur Lieferung, Montage und Inbetriebnahme der Anlagen reicht.

Die Familie Kastenmüller ist seit Generationen in der Müllerei und dem Mühlenbau bekannt. Das Unternehmen konzipiert und baut Anlagen für die Müllereibranche, die Lebensmittelindustrie und den Petfood-Bereich, hinzu kommen Hallen- und Silobau sowie der Vertrieb von Rohrsystemen und Service für Labortechnik. Die verlängerte Werkbank des Anlagenbauers aus Martinsried bilden mehrere namhafte Maschinenbaufabriken, die nach den Vorgaben von Kastenmüller fertigen.

Maro Bauer absolvierte die Deutsche Müllereischule in Braunschweig und ist Projektleiter bei Kastenmüller.

In Martinsried stehen neben den Büros auf 1500 qm Lagerfläche über 5 000 Artikel für die Just in Time Lieferung. Die Walzenstühle „Saphir“, der Plansichter „Carat“ und das patentierte „Vario System“ sind Beispiele für Eigenentwicklungen. In Zusammenarbeit mit Jacob Rohrsysteme sowie in der Analysetechnik mit Anton Paar (vormals Brabender), Pfeuffer und PerkinElmer werden für die Kunden Lösungen zusammengestellt und aus einer Hand angeboten.

Michaela Budau arbeitet im Technikum in Martinsried. Die Applikation Managerin Labortechnik kennt sich bestens aus mit Analysemethoden und -geräten. Kommt ein neues auf den Markt, ist sie eine der ersten, die es testet.

Bei unserem Besuch in Martinsried konnte Andreas Kastenmüller kurzfristig nicht mit dabei sein, schaltete sich aber per Teams in den Konferenzraum dazu. Zusammen mit seinem Projektleiter Franz Schmid ist er bei der Inbetriebnahme einer Mühle in Jassy, der viertgrößten Stadt in Rumänien vor Ort. Gerade tobt dort ein heftiger Sturm und im Halbstundentakt fällt der Strom aus. Eine schlüsselfertige Mühlenanlage mit Reinigung, Siloanlagen und Absackung hat Kastenmüller eingebaut, wodurch 1500 kg Mehl pro Stunde in der Region Moldau vermahlen werden können.

Andreas Kastenmüller schaltet sich per Laptop in den Konferenzraum und macht per Kamera eine Führung durch die neue Mühle in Rumänien. 

Klappt es heute noch mit dem Start in Jassy, ist der Geschäftsführer morgen wieder an seinem Schreibtisch in Martinsried. Beim Anlagenbau gibt es einige neue Planungen. Eine Firma für Tierfutter hat einen größeren Auftrag für einen Neubau. Das Alltagsgeschäft bestimmen meist Erweiterungen für Bestandskunden.

KSA ist vom Standort in Österreich aus in allen Bereichen für die Getreide- und Futtermittelverarbeitung tätig.

Der zweite Standort des Mühlenbauers ist in Österreich im Ort Pöllau und heißt Kastenmüller System Austria (KSA). Die Bürogebäude und Hallen in der beschaulichen Gemeinde in der Steiermark ergänzen das Portfolio von Mühlen-, Silo- und Anlagenbau sowie den Rohrsystemen durch spezialisiertes Wissen bei der Labortechnik und beim Service für Laborgeräte. Andreas Dutka ist Leiter der Abteilung Labortechnik. Er fährt jährlich bis zu 70 000 km, um seinen Kunden einen optimalen Service zu bieten. Wir treffen ihn beim Besuch in Österreich und er führt uns durch die Büros und Hallen. Heute sind viele der zwölf Beschäftigten vor Ort und auch Peter Kainer, einer der führenden Ingenieure, schließt sich uns an.

„Wir sind die größte Servicestation zum Eichen von Analysegeräten“, erklärt Peter Kainer.

Rund 26 Monteure sind neben den Festangestellten im Einsatz. Nicht nur zum Eichen, auch zur Reparatur schicken Unternehmen ihre Geräte nach Pöllau.

Obwohl Andreas Dutka und Peter Kainer oft bei Kunden vor Ortsind, schätzen sie den Standort in Pöllau mit seinen modernen Planungsbüros.

Hervorgegangen ist die KSA vor 25 Jahren aus einer Kooperation mit der Firma Schmidt-Seeger, die im Bereich Getreide, Mälzereien und Silobau ihren Schwerpunkt hatte. Als Bühler die Firma Schmidt-Seeger kaufte, übernahm Kastenmüller 100% der KSA Anteile. Aktuell gibt es einen Generationenwechsel, der letzte Mitarbeiter des ursprünglichen Betriebes ist in Rente gegangen. Der für ihn neu eingestellte Mitarbeiter bezieht heute sein Büro mit Blick auf die grünen Wiesen und Wälder. Dank Digitalisierung und vernetztem Arbeiten ist eine Zusammenarbeit nicht nur zwischen Pöllau und Martinsried heute kein Problem mehr.

„Ich bin stolz auf den österreichischen Standort, ein Teil unsere besten Planer und Zeichner sitzen in Österreich“, erzählt Andreas Kastenmüller.

Projektleiter Peter Kainer führt dies darauf zurück, dass in Österreich die Ausbildung für technische Berufe sehr hochwertig ist. Es gibt traditionell viele Schulen und Ausbildungsbetriebe für Techniker und Ingenieure.

Erster Spatenstich für den Neubau einer zusätzlichen Hallein Pöllau. (Foto Maro Bauer)

Die Labortechnik mit Service und Verkauf macht ungefähr ein Viertel des Umsatzes der KSA Kastenmüller Systems Austria GmbH aus. Auch im Silobau ist Andreas Kastenmüller mit seinem Team gefragt. Noch ist er auf Platz zwei im Branchenranking, aber er will die Nummer eins werden. Dazu werden die Hallen in Pöllau mit einer größeren Bearbeitungs- und Lagerhalle erweitert.

2019 wurde die Niederlassung in Polen eröffnet. Dort vertreten fünf Spezialisten der ehemaligen Firma Spomasz Mühlenbau die Interessen der Kastenmüller Polska Sp.zo.o. Zwischenzeitlich konnten in dieser Region mehrere Projekte erfolgreich abgeschlossen werden, u. a. eine Spezialmühle für Sonderprodukte, wie Kicherbsenmehl und Buchweizen sowie die Rekonstruktion eines Mehlsilos für einen Industriekunden.

„Wir sind ein unabhängiges Ingenieur - und Planungsbüro und keine Maschinenbaufirma“, betont Andreas Kastenmüller. „Kunden, die eine neue Mühle oder Siloanlage bauen wollen haben eine bestimmte Vorstellung von den Maschinen und Geräten, die sie einsetzen möchten. Wir beraten unsere Kunden von der Geräteauswahl über die Montage bis hin zur Inbetriebnahme.“
Kastenmüller: Planungsbüro für Mühlen- und Anlagenbau
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Studienreise des Bayerischen Müllerbundes nach Chile

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Vom 29. Februar bis 11. März 2024 lud der Bayerische Müllerbund zu einer Studienreise nach Chile. Ein Reisebericht.
2024
4/11/2024
Studienreise des Bayerischen Müllerbundes nach Chile

Die Chilenen erzählen, dass Gott, als er die Welt schuf, aus jedem Kontinent etwas zurückhielt und mit diesen Teilen zuletzt das schönste Land der Erde zusammensetzte – Chile. Fast alle Teilnehmer der Müllerreise besuchten zum ersten Mal das südamerikanische Land.

In der Stadt Villarrica in der Region Los Lagos steht die Weizenmühle Villarrica am gleichnamigen See mit Blick auf einen Vulkan. Die Familie Weber Kunstmann hat die Müllergruppe eingeladen, alle sprechen Deutsch. „Schön, gut und günstig“ ist ihr Motto, erklärt Roland Weber Kunstmann. Er begrüßt den Bayerischen Müllerbund herzlich und führt zusammen mit seiner Mutter Brigitte, seinem Vater Lorenz und seinem jüngsten Bruder Leonhard die Müller aus Deutschland, Österreich und der Schweiz durch die Mühlengebäude.

Molino Villarrica

Der Großvater Karl Weber baute 1937 die Mühle. Als junger Mineningenieur kam er nach Chile, um im Bergbau sein Glück zu finden. Heiratete dann in eine wohlhabende Familie ein und sah in der Getreideverarbeitung im Süden des Landes große Möglichkeiten. Der Schwiegervater unterstützte ihn beim Bau einer Holzmühle mit einer Kapazität von 20 t pro Tag. Damals gab es nur zwei Straßen in Villarrica und wenig Bewohner. Aus dieser Zeit stammen die Rechte der Mühle für die Wasserkraftanlage am Fluss, die bis heute den gesamten Energiebedarf deckt. Erst mit einem Wasserrad und heute mit Elektroturbinen. Chile hat großes Potential in der Wasserkraft, aber die Politik verhindert ihren Ausbau, obwohl der Bedarf für regenerative Energien da ist, klagt Roland Weber Kunstmann.

Die Mühle Villarrica, die der Familie Weber Kunstmann gehört. Angeschlossen ist eine Landwirtschaft und ein Forstbetrieb.

Das alte Holzgebäude hat sein Vater durch einen Betonbau ersetzt. Es beherbergt sechs Walzenstühle. „Unsere Mühle ist eine Bastelmühle“, sagt der Mühlenbesitzer. Er kauft gerne gebrauchte Geräte und Maschinen. Die Labortechnik der Mühle kommt aus Deutschland, vor allem mit Geräten der Firma Pfeuffer hat er gute Erfahrungen gemacht.

In Braunschweig produziert laufen die MIAG-Walzenstühlen immer noch in Villarrica. Drei davon sind durch neuere Walzenstühle von Bühler ersetzt worden.

Roland Weber freut sich über das Gastgeschenk des Bayerischen Müllerbunds.

Ihre Rohstoffe bezieht die Mühle ausschließlich von regionalen Landwirten. Die Tonne Weizen kostet aktuell umgerechnet 230 Euro und orientiert sich am Weltmarktpreis. In Chile teilt sich die Mühlenbranche in die Nordmühlen rund um die Hauptstadt und die Südmühlen rund um die Handelsstadt Valdivia, erzählen die Webers. Zwischen den Mühlenbesitzern des Südens und Nordens bestehen nicht immer die besten Verhältnisse. Die Kunden der Mühle Villarrica sind zu 10% Großkunden, der Rest sind Bäckereien und Supermärkte. Sackware ist Standard und Kunden möchten Weißmehl. Hochklebermehle sind im Süden weniger gefragt, denn die Verbraucher kaufen sackweise und verbacken zu Hause.

In Chile sind bunte Fassadengemälde - wie das der Familie Weber - eine Tradition. Viele Unternehmen schmücken damit ihre Fassaden und Mauern.

Der jüngste Bruder Leonhard hat ein Diplom als Forstwirt, denn die Familie hat neben der Mühle noch eine Landwirtschaft und einen Forstbetrieb auf 7 000 ha eigenem Land. Insgesamt beschäftigt die Familie 13 Mitarbeiter. Brigitte Kunstmann von Kiesling stammt aus einer der großen Müllerfamilien des Landes. Der dritte Sohn studiert gerade in Deutschland in Frankfurt am Main.

Gerhard Wieser (Lerchenmühle Wieser), Ulrich Hochmuth (Spezialbürsten Hochmuth) im Gespräch mit Lorenz Weber Schilling.

Zum Abschluss der Mühlenbesichtigung lädt die Familie die ganze Reisegruppe in ihren Garten ein. In dem großen Haupthaus der Familie wohnt heute Roland Weber mit seiner Frau Anja. Sie stammt aus Hamburg und hat den Müller aus Chile während des Studiums in Deutschland kennengelernt. Unter den alten, vor rund 100 Jahren gepflanzten Bäumen wird gegrillt und die Enkelkinder verteilen Empanadas und traditionellen Mandelkuchen.

Das Haus im deutschen Stil baute der Großvater, der aus Deutschland Anfang des letzten Jahrhunderts einwanderte. Im Garten hatte Familie Weber Bänke und Tische für die Reisegruppe der Müller aufgebaut.
Dr. Josef Rampl übergibt feierlich die Ehrennadel des Bayerischen Müllerbundes an Lorenz Weber Schilling.
V.l.n.r.: Leonhard Weber Kunstmann, Lorenz Weber Schilling, Brigitte Kunstmann von Kiesling und Roland Weber Kunstmann auf dem Dach ihrer Mühle vor dem Vulkan Villarrica.

Heilkräuteranbau für Europa

Danach besucht die Gruppe die nahegelegene Farm Futacayan. Der über 600 ha große Betrieb gehört Peter Greither, der hier für sein Unternehmen Salus Biokräuter und -tees anbaut. Nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl bekam der Unternehmer keine unbelasteten Kräuter mehr in seinen europäischen Anbaugebieten. Er kaufte deshalb Ackerland in Chile und begann mit dem Anbau von Kräutern, als Rohstoffe für sein Unternehmen in Deutschland. Christian Weiß ist der neue Betriebsleiter. Er ist vor einigen Wochen mit seiner Frau und den zwei kleinen Kindern aus Nordrhein-Westfalen hierhergekommen und soll den Betrieb modernisieren.

Dr. Josef Rampl, Monika Drax und Familie Weiss auf der Salus Farm Futacayan nahe Villarrica.

50 Mitarbeiter hat die Farm, aber gut ausgebildete Kräfte sind rar und vieles geht per Hand. Technisches Gerät ist da, nur sind oft Trecker und Maschinen nicht betriebsbereit, wegen mangelnder Wartung und fehlenden Ersatzteilen.

Die Reisegruppe bewundert den schonenden Trocknungsvorgang für die per Hand gepflückten Blumen, die für Tees eingesetzt werden.
Die Müllergruppe auf den Feldern der Farm, auf denen oft per Hand Kräuter für Salus angebaut und gepflegt werden.

Die deutschen Müller wünschen der jungen Familie viel Erfolg beim Neustart und mit dem Bus geht es zurück in die Stadt Villarrica. Dort laden sie die Familie Weber Kunstmann als Dankeschön in ein Restaurant zum Abendessen ein. Lange sitzen sie bei Steak, Cazuela und Cevice zusammen und genießen den chilenischen Wein.  

Der Blick auf den Vulkan Villarrica von den Feldern der Farm Futacayan.

Chile ist etwa so groß wie Deutschland, Österreich, die Schweiz und Italien zusammen. Es hat eine Länge von 4 300 km und grenzt im Westen an den Pazifik. Durchschnittlich ist das Land 180 km breit. Im Jahr 2023 gab es 19,6 Mio. Einwohner, von denen 88% in Städten leben. Das Land hat eine Bevölkerungsdichte von 26 Einwohnern pro km2 (Deutschland: 233) Das durchschnittliche Bruttoeinkommen liegt bei umgerechnet 537 Euro. Chile ist stark im Bergbau und hat große Vorkommen an Lithium und Kupfer. Es deckt 40% seines Energiebedarfs mit Kohle, die importiert wird. Mit 50 modernen Häfen für die internationale Schifffahrt und vielen Freihandelsabkommen möchte Chile zu den Industrienationen aufrücken. Lebensmittel „Made in Germany“ werden von Verbrauchern geschätzt, Agrarimporte aus Deutschland sind gestiegen. Die hohe Nachfrage nach verarbeiteten Lebensmitteln macht das Land zu einem interessanten Exportmarkt.

Sonntag auf dem Vulkan

Am nächsten Tag ist Sonntag und die Gruppe nutzt ihn für einen Ausflug. Die Sonne scheint, es ist jetzt im Spätsommer hier angenehm warm und nach der Fahrt über die Städte Pucón und Curarrehue an die Grenze zu Argentinien erreicht der Bus die Lagune Quillelhue. Das Wasser ist bekannt für seine türkisblaue Farbe. Danach geht es im Reisebus mit dem wagemutigen Fahrer über Schotter und Schlaglöchern auf den Vulkan. Der Parkplatz ist der Gruppe noch nicht nah genug am qualmenden Gipfel und alle gondeln mit dem Sessellift noch zwei Stationen höher.

Die Lagune Quillelhue iste in beliebtes Ausflugsziel für chilenische Familien. Sie ist vor allem durch die azurblaue Farbe ihrer Wasserpools bekannt.
Dr. Josef Rampl, Monika Drax (Draxmühle) und Alexander Zimmermann (Zimmermann - Gaimühle) beim Besuch der Lagune.

Kunstmann Mühle Valdivia

Am Montag geht es nach Valdivia. Dort vor den Toren der Molina Kunstmann wartet Pablo Avendano Hoffmann, Generalmanager der Kunstmann Mühlen. Über vier Jahre war er an der TU München technischer Mitarbeiter und arbeitete danach sechs Jahre bei der Süd-Chemie in Moosburg, bis er nach Chile zurückkehrte. Im Süden sind die Kunstmann Mühlen Marktführer, im gesamten Chile liegen sie auf Platz drei.

Eines der Gebäude der Mühle Kunstmann in Valdivia.

Hermann Immanuel Kunstmann von Lüttichau wanderte 1850 als junger Mann zusammen mit deutschen Händlern, Handwerkern und Industriellen nach Chile ein. Sie wollten sich, enttäuscht von der gescheiterten Revolution in Deutschland, in der Stadt Valdivia eine Zukunft aufbauen. 1853 gründete er die erste Mühle, um „Wohlstand für alle, die darin arbeiten, und Fortschritt für die Region und das Land“ zu erreichen.

Das Wandgemälde zum 170. Jahrestag der Mühle zeigt Gründer Hermann Immanuel Kunstmann von Lüttichau. Es ist das größte Wandgemälde in Chile.

Der Wunsch des Gründers nach Wohlstand für alle ist nach wie vor eine tragende Säule der Entwicklung der Sociedad Industrial Kunstmann. In der sechsten Generation ist das älteste Familienunternehmen Chiles heute eine geschlossene Aktiengesellschaft, die von den Nachkommen der Kunstmanns geführt wird.

Die Mühle ist aus dem Jahr 1962 und wurde in drei Etappen erweitert. Das Mehl heißt Colico, nach dem Namen des Stadtteils ihres Standortes.

Die Molina Kunstmann in Valdivia hat eine Tagesleistung von 150 t. An der Annahme hängen große Tafeln. Jeder Lieferant kann ablesen, nach welchen Kriterien sich die Bezahlung richtet. Im Labor prüfen die Mitarbeiter die Qualität des abgelieferten Getreides. Die Bezahlung richtet sich hier auch nach der Größe des Korns. Ist es größer als ein vorgegebener Nullwert, gibt es mehr Geld. Ist es kleiner, erhält der Bauer weniger.  

Vanessa Suazo ist die Leiterin des Labors der Molinos Kunstmann, welches auch einen Farinograph hat.  

Anschließend begleiten Pablo Avendano Hoffmann und der ehemalige Unternehmensleiter Guillermo Schwarzenberg, ein Schwager von Brigitte Weber von Kieslang, die Gruppe zum zweiten Mühlenstandort in die Stadt La Unión in die Region Los Rios.

Die Familie Grob gründete die erste elektrisch betriebene Mühle, eine Feuerwehr und baute Schulen und Kirchen.

In La Union gibt es überall Spuren deutscher Einwanderer. Die Grob Mühle wurde 2012 von der Familie Kunstmann übernommen. Bühler-Walzenstühle aus den 1950er-Jahren verrichten immer noch ihren Dienst. Guillermo Schwarzenberg sieht keinen Grund, die Anlage sofort zu modernisieren, aber nach und nach ziehen neue Walzenstühle von Alapala ein.

Der ehemalige Firmenchef eröffnete vor rund zehn Jahren am Standort in La Union die ACEPAN Baking Studies Academy mit dem Ziel, das Bäckerhandwerk zu stärken und einen Anwendungsraum für Produktentwicklung und Innovation zu schaffen. Der deutsche Bäcker Benjamin Metzech hat gemeinsam mit seinem Auszubildenden Jose Tapia typisch chilenische Spezialitäten aus dem betriebseigenen Mehl vorbereitet, aber auch Brezeln aus seiner bayerischen Heimat.

Die Besichtigung der Baustelle der neuen Silos ist der nächste Programmpunkt heute. Das erste Silo mit einer Kapazität von 10 000 t ist fast fertig. In zwei Wochen soll es in Betrieb gehen. Von der Stahlkonstruktion sind 26 Ringe schon hochgezogen, 28 Ringe werden es. Zwei Monate hat der Bau gedauert, es gab Lieferverzögerungen und Probleme mit falschen Schaltschränken, aber jetzt ist alles auf einem guten Weg. Zur Kühlung ist ein weiterer Granifrigor angeschafft, denn die Geräte von FrigorTec aus Amtzell haben sich in den Kunstmann Mühlen bewährt.

Pablo Avendano Hoffmann hat mit Bäckermeister Benjamin Metzech, dem Auszubildenden Jose Tapia und Marketingleiterin Karla Roa einen Mittagssnack für die Müllergruppe vorbereitet.
Die Baustelle in La Union für vier neue Silos. Von der Stahlkonstruktion sind 26 Ringe hochgezogen, 28 Ringe werden es. Zur Kühlung wurde ein weiterer Granifrigor angeschafft. Die Geräte von FrigorTec aus Amtzell haben sich in den Kunstmann Mühlen bewährt.
Vier neue Silos mit jeweils 10 000 t Kapazität entstehen am Standort der Kunstmann Mühle in La Union.
Auch Pablo Avendano Hoffmann ist nicht nur der entfernteste Abonnent von Mühle + Mischfutter, sondern dank Dr. Josef Rampl ist er auch stolzer Besitzer der Ehrennadel des Bayerischen Müllerbundes.

Wasserkraft für die Mühle

Danach steht die Besichtigung des Wasserkraftwerks der Mühle auf dem Plan. 1908 wurde die Francis Turbine und 1928 die Kaplan Turbinen eingebaut, die die Hälfte des Jahres rund 700 kW Strom produzieren.

Jetzt im Spätsommer hat der Fluss kaum noch Wasser und die Anlage wird gewartet.

Vor allem sonntags, wenn die Mühle stillsteht, wird der Überschuss für 3 Cent/KW ins Netz abgegeben. Im Spätsommer bereiten die Mitarbeiter die Anlage auf die Regenfälle der kommenden Monate vor, die mit durchschnittlich 2 400mm/Jahr etwa dreimal so hoch sind wie in Mitteleuropa.

Guillermo Schwarzenberg kümmert sich selbst darum, dass das Holzzahnrad fachgerecht restauriert wird und bald wieder in Dienst geht.

Enten, Kamele und Lachse

Am folgenden Tag geht es in die Stadt Freire, dort hat die Holding Empresas Agrotop S.A. einen Sitz. Geschäftsführerin Karina von Baer gibt der Gruppe einen Einblick in ihr Unternehmen, das Landwirte mit Saatgut, Düngemitteln sowie Pestiziden versorgt und bei Bedarf regionalen Bauerfamilien eine Vorfinanzierung anbietet. Agrotop verarbeitet jährlich 320 000 t Getreide, welches 1 000 Farmer aus Zentral- und Südchile anliefern. Am Standort in Freire steht eine Hafer- und eine Rapsmühle.

CEO Alex Strodthoff Simunovic und Karina von Baer schufen mit Empresas Agrotop eine Holding aus vier Agrarunternehmen. Granotop ist auf die Weizenproduktion spezialisiert, Oleotop auf Rapsöl, Saprosem auf Agrarbedarf und Avenatop verarbeitet Hafer.  

CEO Alex Strodthoff Simunovic und Karina von Baer schufen mit Empresas Agrotop eine Holding aus vier Agrarunternehmen. Granotop ist auf die Weizenproduktion spezialisiert, Oleotop auf Rapsöl, Saprosem auf Agrarbedarf und Avenatop verarbeitet Hafer.  

Chile ist der zweitgrößte Lachsproduzent der Welt und Karina von Baer sah nach ihrem Studium der Agrartechnik dort ihre Chance. Die Lachszüchter brauchten Rapsöl und 2003 begann die junge Technikerin mit der Planung der Rapsmühle und gewann Landwirte für die Bepflanzung von 4 000 ha Land mit Raps. Im April 2004 feierte sie den ersten Spatenstich für die Ölmühle und 14 Monate später floss das erste Öl. Heute stehen auf rund 55 000 ha Rapspflanzen. 2008 kam eine Hafermühle dazu, zuerst für Grütze, später auch für Flocken. Nach und nach baute der Betrieb neun Lager und ein eigenes Genossenschaftsmodell. Heute wird hier auf rund 55 000 ha Raps angebaut und verarbeitet. 2008 kam eine Hafermühle dazu, zuerst für Grütze, dann für Flocken.

2015 gab die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft Agrotop ein langfristiges Darlehen in Höhe von insgesamt 10 Mio. US-Dollar. Das zahlte Agrotop pünktlich zurück, laut DEG. 2021 fusionierte Agrotop mit einer Hafermühle mit Walzenstühlen von Bühler in der Region Biobio. Chile ist der Hauptproduzent von Hafer für Lateinamerika mit einer Exportmenge von 250 000 t. 35% davon stammen von Agrotop. Das Getreide wächst gut, da der kühle Humboldtstrom für ein gemäßigtes Klima sorgt. Chile habe die Sonne von Rom und den Regen von Schweden, so Karina von Baer:

„Mein Opa hat immer gesagt, das Land sei im Winter eine Ente und im Sommer ein Kamel.“

Zum Abschluss des Besuchs weist die Geschäftsführerin auf die Personalsituation hin, denn der Fachkräftemangel sei ein großes Problem. Agrotop möchte deshalb mit der Technischen Schule eine Müllerausbildung aufbauen und in den kommenden Monaten ein Team für die Ausbildung junger Nachwuchskräfte zusammenstellen.

Besuch bei der Sofo

Weiter geht es Richtung Temuco zur Sofo, der Gesellschaft für landwirtschaftliche Entwicklung, eine der wichtigsten Agrargewerkschaften. Vor ihrem Sitz haben sich Bauern versammelt, viele sind mit ihren Treckern gekommen und überall weht die chilenische Flagge.

Die Bauern nehmen den Besuch der mitteleuropäischen Müller und die Anwesenheit prominenter Vertreter der Landwirtschaft und des Handels zum Anlass, nach europäischem Vorbild ihren Unmut über die Getreidepreise zu demonstrieren.

Auf die Reisegruppe wartet ein großer Empfang und teilweise sind die Mühlenbetreiber, Landwirte und Politiker mehr als 400 km weit gefahren oder von Santiago hergeflogen.  

Die bekannten und erfolgreichen regionalen Champions des Nationaltanzes Cueca unterhielten die Gäste mit Tanz und Musik.

Ziel der Veranstaltung war es, den Erfahrungsaustausch und die Interaktion zwischen den verschiedenen Akteuren in der Wertschöpfungskette zu fördern, um die Herausforderungen der Weizenproduktion zu bewältigen. Darüber hinaus soll die Beteiligung der Mitglieder an Gewerkschaftsaktivitäten gefördert und die Interaktion mit der Industrie, den Behörden und der Öffentlichkeit unterstützt werden.

Roberto Heise, der Präsident der Sofo, hat Verständnis für die Nöte der Bauern und wünscht sich ein System, welches die Getreidepreise reguliert. Er möchte die kleineren Erzeuger innerhalb der Wertschöpfungskette stärken:

„Vor allem kleinere Bauern müssen sich zu Genossenschaften zusammenschließen und so ihre Position und unseren Verband stärken. Nur so können sie die Fluktuationen des Marktes überstehen.“

Aktuell müssen die Farmer mit subventioniertem Weizen aus dem Ausland konkurrieren, denn die großen Mühlen im Norden importieren Weizen aus Argentinien und Kanada statt den regionalen Produzenten, die sich auf den Anbau hochwertigen Backweizens spezialisiert haben, faire Preise zahlen, so sein Vorwurf. Er möchte wegen der Souveränität und Ernährungssicherheit die nationale Produktion verteidigen und befürchtet, dass die inländische Weizenproduktion verschwindet, wie es bereits bei Zucker, Linsen und Bohnen der Fall war.

Interview Antonio Walker

Antonio Walker und José Antonio Galilea, beide Ex-Agrarminister Chiles mit Rainer Miserre, Verlag Moritz Schäfer und Juan Pablo Matte, Generalsekretär der Nacional de Agricultura Chile.

Antonio Walker, Ex-Agrarminister und Präsident der Society of Agricultur betont, dass die Preisentwicklung mit der Globalisierung und dem Überschuss an Getreide auf den Weltmärkten zusammenhängt. Mühle + Mischfutter sprach in Temuco mit ihm über die Probleme der Bauern.

M+M: In Europa protestieren aktuell viele Bauern. Was sind die Hintergründe für die Demonstration hier?

Antonio Walker: Für uns sind die Proteste der Bauern ein neues Phänomen. Die Demonstranten draußen sind vor allem junge Landwirte, die sich über das Internet organisieren und sie haben sich durch die europäischen Entwicklungen beeinflussen lassen. Ihnen geht es vor allem um die Preise, die sie für ihr Getreide bekommen. Die Preise seien zu niedrig und sie können nicht ihre Kosten decken. Die Bauern fordern eine bessere Bezahlung für das Getreide und mehr Unterstützung durch den Staat.

M+M: Gibt es eine Lösung für die Probleme der Bauern? Oder haben Sie ein politisches Angebot?

Antonio Walker: Chile ist eine soziale Marktwirtschaft und wir sind für einen freien Markt. Es wird in Chile anders als in Europa keine Subventionen für die Landwirte geben.

M+M: Wohin soll sich Chile landwirtschaftlich entwickeln?

Antonio Walker: Wir bewegen uns in einer globalisierten Welt und Chiles Produzenten sind stark bei Obst und Wein. Viele Flächen werden mit Obst bewirtschaftete, welches wir nach China exportieren, unserem Haupthandelspartner. Der Obstanbau wirft gute Erträge ab. Diese beiden Segmente machen einen großen Teil unserer landwirtschaftlichen Exporte aus. Dagegen wird 50% des Getreides importiert. Wir könnten in Chile auf mehr als 800.000 ha Getreide säen. Aber heute sind wir nur bei etwa 450.000 ha, also müssen wir die Wettbewerbsfähigkeit wiederherstellen und wir müssen als Gewerkschaften vereint sein, um den Landwirten klare Signale zu geben, was in der Zukunft zu tun ist. Wir müssen die Kette Weizen, Mehl, Brot vereinen. Ich denke, es gibt hier in Chile sehr gute Böden und die Möglichkeit qualitativ hochwertiges Getreide anzubauen. Dazu müssen Landwirte in Technik investieren, in effiziente Anbaumethoden und in die Weiterentwicklung des Saatgutes.

Dr. Josef Rampl, Geschäftsführer des Bayerischen Müllerbund, betont die Bedeutung der Integration der Akteure in der Wertschöpfungskette für den Erfolg der Branche. Nur wenn alle Mitglieder der Wertschöpfungskette zusammenarbeiten, können sie effizient produzieren.

Dr. Josef Rampl, Geschäftsführer des Bayerischen Müllerbund, betont in seiner Rede vor dem Auditorium in der Sofo, dass es auch in Europa für Bauern und Müller eine große Herausforderung ist, wenn Getreidepreise unter den Produktionskosten liegen. In Mitteleuropa unterstützen die Mühlen die Landwirte in ihren Protesten, denn Müller, Landwirte und Bäcker müssen zusammenarbeiten.

Mit den Müllern und Landwirten der Region Zentralchile gab es auf dem Treffen der Sofo zahlreiche Möglichkeiten für Gespräche und zum Netzwerken. Hier Christian Rückert, von Rückert Mühlenbau und Anlagentechnik beim Informationsaustausch.

Ein älterer Getreideanbauer aus dem Süden Chiles bittet aus der Reisegruppe der Müller Monika Drax auf die Bühne. Sie habe ihm von ihrer Geschäftsstrategie erzählt und er möchte, dass alle davon erfahren. Die Müllerin aus Bayern berichtet, wie sie sich mit Spezialmehlen und -produkten aus biologischem Anbau sowie einem geschickten Marketing eine Nische geschaffen hat. Die Zuhörer verfolgen ihren Bericht aufmerksam und viele machen sich eifrig Notizen.

Das Geschäftsmodell der Draxmühle und ihre Onlinevermarktung interessierte die Besucher der Sofo sehr und die Müllerin Monika Drax musste viele Fragen beantworten.

Für Germán Goicochea müssen sich Lebensmittellieferant konsolidieren und sich auf Qualität und Service als Schlüsselfaktoren konzentrieren, um auf dem wettbewerbsintensiven Markt zu bestehen und zu wachsen. Die Landwirte und Verbandsvertreter diskutierten anschließend mit den Ex-Ministern über die Erfahrungen der deutschen Müller. Obwohl in Chile die Strukturen andere sind, wollen sie künftig verstärkt darauf hinarbeiten, dass Landwirte, Bäcker und Müller gemeinsam vorgehen und sich besser auch bezüglich der Ziele ihrer Produktion absprechen, denn Ertrag ist nicht alles, wenn der Preis nicht stimmt. Wichtig ist zudem, die Marktentwicklungen nicht zu verpassen, wenn sich Verbrauchergewohnheiten ändern und mehr Spezial- oder Biomehle nachgefragt werden.

Sofo-Geschäftsführer Carlo Roja Viani, Geschäftsführer des Bayerischen Müllerbund Dr. Josef Rampl, Sofo-Präsident Roberto Heise und Direktor Gastón Caminondo.

Besuch der Nordmühlen

Am nächsten Tag geht es per Flugzeug nach Santiago de Chile. Im Vorort Provencia hat das Lebensmittelunternehmen Carozzi neben einer Hartweizenmühle eine Nudel- und eine Keksfabrik. Italienische Einwanderer legten 1898 den Grundstein für die Mühle. 2014 wurde die Anlage mit Walzenstühlen der Marke Bühler eingebaut. Sie vermahlt ausschließlich Weizen für die eigene Nudelproduktion. 50% der Pastaproduktion Chiles stellt Carozzi her. In der Backfabrik gibt es 26 Produktlinien mit einer Tageskapazität von 500 t.

Von Waffeln, Crackern bis zu Keksen - Carozzi ist bei allen Segmenten die Nummer eins oder zwei in Chile mit insgesamt 1,5 Mrd. Dollar Umsatz, 1 200 Mitarbeitern und 273 000 t vermahlten Weizen, Hafer, Mais und Reis.
Der Blick in die Keksfabrik von Carozzi am Standort in Santiago de Chile, in der Gemeinde Provencia.
Die Hartweizenmühle von Carozzi am Standort in Santiago de Chile mit Walzenstühlen von Bühler.

Das vermahlene Hartweizenmehl von Carozzi wird ausschließlich für die eigene Pastaproduktion verwendet am Standort in Santiago de Chile.

Molina Cunaco

Donnerstag steht die Mühle Cunaco in Penaflor nördlich der Hauptstadt auf dem Besuchsprogramm. Hier werden verschiedene Mehle für Großkunden und Spezialmehle wie Pizzamehl hergestellt. Betriebsleiter Rodrigo Meinhart hat sein Handwerk in Deutschland gelernt und kennt einige Müller aus der Reisegruppe. Nach dem ausgiebigen Austausch von Neuigkeiten geht es zur Besichtigung.

Die Müller vor dem Eingang zum Mühlengebäude. Die Mühlenanlage lieferte Rückert Mühlen- und Anlagentechnik. Mit Christian Rückert, der die Reise nach Chile mit organisierte, bestehen gute Geschäftsbeziehungen.

Das Werk in Penaflor ist das fünfte und jüngste Werk der Unternehmensgruppe. Der Bau begann im Juli 2016 und besteht aus dem Mühlengebäude, einer Halle für die Verpackungsanlage und einem Lager für Fertigprodukte sowie 13 Silos und einem Gebäude für die Unternehmensverwaltung.

Mühlenexperte Andreas Schmid aus Argentinien, Dr. Josef Rampl, Christian Diaz Peñafiel, General Manager der Mühlen Cunaco und Christian Rückert.
Die Müllergruppe mit den Mitarbeitern des Unternehmens Cunaco und Andreas Schmid. Die Chilenen haben extra für die Besuchergruppe die deutsche Fahne gehisst.

Das Werk Cunaco in Penaflor verfügt über eines der modernsten Labore in Chile, hier findet u.a. die Qualitätskontrolle für alle Produktionslinien des Unternehmens statt.

Die Brüdern Tomás, Eusebio und Rodolfo García Kohler kauften 1955 eine Mühle in der Stadt Cunaco und belieferte Bäckereien in der Gemeinde Puente Alto in Santiago mit Weizenmehl. Der Grundstein für das Unternehmen Cunaco mit heute fünf Standorten.
Die Siloanlage der Mühle.

Verbände und Kammern

Es folgt ein Besuch beim zentralchilenischen Müllerverband (CAC), der 48 Mühlenbetriebe vertritt, die 60% Prozent des chilenischen Mehls vermahlen, was in etwa einer Million Tonnen entspricht. Jedoch ist der Weizenanbau in den letzten Jahren um ca. 50% zurückgegangen. Der Export von Obst nach China verspricht größeren Profit. Die meisten Mehle werden in Chile für „Marquetta“ verwendet, ein einfaches Weißbrot. Deshalb herrscht ein Konkurrenz- und Preiskampf in der Branche und die Industriepreise sind deutlich höher als in Mitteleuropa.

Das Gebäude in Santiago de Chile, der Hauptstadt Chiles, in dem die Außenstelle der Industrie und Handelskammer ihren Sitz hat.

Der Besuch der Industrie und Handelskammer Chile steht Freitag auf dem Programm. Mit 540 Mitglieder ist sie in Lateinamerika die älteste und nach Mexiko und Argentinien die drittgrößte Außenhandelskammer.

Die Gruppe informiert sich in der AHK Chile über Chancen der Branche in den südamerikanischen Ländern. Auch Thomas Schmitt, Gesandter der deutschen Botschaft ist anwesend (hier rechts neben Dr. Josef Rampl in der ersten Reihe, rechts daneben Cornelia Sonnenberg mit ihrem Mitarbeiter).

Nach der Begrüßung durch Cornelia Sonnenberg, Hauptgeschäftsführerin der AHK gibt es einen Überblick über die Chancen für mittelständische Unternehmer und Investoren in Chile. Die Landwirtschaft habe eine sehr gute Wettbewerbsposition und die Ausfuhren sollen sich bis 2030 verdoppeln. Großes Potential gibt es bei Superfoods und Bioprodukten, so die Experten der AHK.

Im Land gibt es ähnliche Bildungs- und Rechtssysteme wie in Europa und man ist für den chilenischen Markt vorsichtig positiv gestimmt. „Chile bliebt unter seinen Möglichkeiten“, so Pamela Valdivia von der Bayerischen Repräsentanz für Südamerika. Sie unterstützt Firmengründungen, die hier in der Regel drei Monate dauern. Im Vergleich innerhalb Lateinamerikas hat Chile einen hohen Standard bei der Lebensmittelversorgung und für ausländische Firmen und Fachkräfte bietet das Land viele Möglichkeiten.

Im Land gibt es ähnliche Bildungs- und Rechtssysteme wie in Europa und sie ist für den chilenischen Markt vorsichtig positiv gestimmt. Die generelle Dynamik sei raus, aber punktuell gäbe es nach wie vor Wachstumschancen. Letztes Jahr war der deutsche Bundeskanzler hier, es ging um grünen Wasserstoff und Umwelttechnologie. Aber Chile ist kein preiswerter Standort mehr und es gibt große Probleme wegen des Fachkräftemangels. Chile hat riesige Vorkommen von Lithium, aber dennoch geben viele Firmen wegen bürokratischer Hindernisse auf.

„Chile bliebt unter seinen Möglichkeiten“, so Pamela Valdivia von der Bayerischen Repräsentanz für Südamerika.

Sie unterstützt bei Firmengründungen, die hier in der Regel drei Monate dauern. Im Vergleich innerhalb Lateinamerikas hat Chile einen hohen Standard bei der Lebensmittelversorgung und für ausländische Firmen und Fachkräfte bietet die Branche viele Möglichkeiten.

Pamela Valdivia, Geschäftsführende Direktorin der Bayerischen Repräsentanz für Südamerika bekommt von Monika Drax und Dr. Josef Rampl die Ehrennadel des Bayerischen Müllerbundes ausgehändigt.

Informationen zu den besuchten Firmen:

Die Farm Futacayan in Villarrica gehört zur Salus Gruppe.

Die Mühlen der Kunstmann Gruppe.

Agrotop

Die Gewerkschaft der Landwirtschaft Zentralchiles, die Sofo.

Das Unternehmen Cunaco in Santiago de Chile.

Das Unternehmen Carozzi in Santiago de Chile.

Informationen zu den Märkten:

Satistiken des chilenischen Amts für Agrarstudien und -politik - Odepa. Informationen der Industrie und Handelskammer. Informationen der Botschaft.

Studienreise des Bayerischen Müllerbundes nach Chile
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Nordrhein-Westfalen

Anuga FoodTec 2024

Automatisierung
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Lebensmittel
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Nachhaltigkeit
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Die Anuga FoodTec in Köln bietet Einblicke in Prozesstechnologien und Automatisierungslösungen.
2024
4/11/2024
Anuga FoodTec 2024

Ergänzt wird das Ausstellungsprogramm durch hoch­karätig besetzte Konferenzen, interaktive Foren, Podiumsdiskussionen und Vorträge, Sonderschauen, Guided Tours sowie der Preisverleihung des International FoodTec Award 2024. Auf der Main Stage Responsibility (Halle 9, B080/C081) und der Innovation Stage (Halle 5.2, C100/D119) geht es um Themen wie Automatisierung, Digitalisierung, Robotik, Nachhaltigkeit und Prozessoptimierung. Die Anuga FoodTec wird veranstaltet durch die Koelnmesse. Fachlicher und ideeller Träger ist die DLG, Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft.  

Ob es um vollständige Produktionslinien oder einzelne Prozessanlagen geht – aktuell sind Best-Practice-Technologien gefragt, die sowohl Effizienz als auch Produktqualität gewährleisten. Gleichzeitig müssen diese Anlagen skalierbar und flexibel sein, um zukünftig auch neue Zutaten verarbeiten zu können. Die neueste Generation prozesstechnischer Anlagen zeichnet sich durch drei bedeutende Trends aus – Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Individualisierung.

Die Lebensmittel- und Getränkeindustrie nachhaltig umzugestalten, war noch nie so dringend wie heute. Umso wichtiger ist es für die Produzenten, effiziente und flexible Anlagen einzusetzen, die dieser Aufgabe gerecht werden. Nicht zuletzt stehen auch eine konstant hohe Qualität der Lebensmittel und die Lebensmittelsicherheit im Fokus der Entwicklungen. „Weltweit sehen wir Innovationen ganz unterschiedlicher Art in der Prozesstechnologie. Diese Vielfalt spiegelt sich auf dem Kölner Messegelände an den Ständen der Aussteller wider“, sagt Matthias Schlüter, Director der Anuga FoodTec. Mehr als ein Drittel der rund 1350 Aussteller aus dem In- und Ausland präsentieren Lösungen im Bereich Prozesstechnologie. Und die beginnen bereits beim Mischen – ein komplexer Prozess, der häufig am Beginn der Produktion steht.

Effizient bei jedem Produktionsschritt

Mischer sind die Arbeitspferde der Lebensmittelindustrie und für die Standardisierung von Produktmassen unerlässlich. Reichte vor 15 Jahren noch ein einfacher Chargenmischer aus, um Standardrezepturen mit we­nigen Zutaten zu verarbeiten, hat sich die Situation grundlegend gewandelt. Der Markt ist heute so dynamisch wie nie zuvor. Hersteller wechseln mehrmals täglich die Rezepturen, um ihre Produktion an die veränderten Verbraucherwünsche anzupassen. Ein moderner Mischer muss diese Komplexität bewältigen können und in der Lage sein, diverse Rohstoffe gleichmäßig nass und trocken zu vermengen – und das, ohne den Prozess zu erschweren. Auf der Anuga FoodTec finden Besucher eine große Modellvielfalt, die sich an die jeweiligen Anforderungen anpassen lässt.

Hinter der Herstellung von Lebensmitteln steckt allerdings mehr als nur ein Prozessschritt. Flankiert werden die Rührer, Kneter, Mischer, Extruder, Homogenisatoren und Wärmetauscher auf dem Kölner Messegelände von einer Vielzahl digitaler Lösungen, die spezifisch auf die Prozesse abgestimmt sind und diese zu einer Gesamtlinie vernetzen. Rezeptur- und Batchmanagement-Software ermöglicht es, die Produktion vollautomatisiert zu planen und zu steuern. Dank zentraler Terminals lassen sich sämtliche Funktionen, wie etwa Drehzahlen, Vakuumwerte, Begasung oder die Geschwindigkeit der Fördersysteme, von einer Person überwachen und bedienen. Benutzerfreundliche Designs stellen eine prozesssichere und intuitive Bedienung sicher und sind auch eine Antwort auf den Fachkräftemangel in der Branche.

Digital und vernetzt auf ganzer Linie

Einen breiten Raum nimmt auf der Anuga FoodTec das Optimieren von Produktionsprozessen ein. Es sind vor allem die digitalen Technologien, die Einblicke in die Prozesse gewährleisten, die in der Vergangenheit so nicht verfügbar waren. Lebensmittelhersteller nutzen diese als Grundlage, um die eigene Produktion auf den neuesten Stand zu heben und das Miteinander aus Mensch, Maschine und Prozessen zu optimieren. Mit ihrem Portfolio setzen die Aussteller in Köln genau an dieser Stelle an – beispielsweise mit intelligenten Sensoren und webbasierten Prozessleitsystemen, die sich auch bei Bestandsanlagen nachrüsten lassen. Sie ermöglichen ein umfassendes Nachhaltigkeitsmanagement am zentralen Punkt der Anlagensteuerung.

So gelingt eine prozessübergreifende Automatisierung von der Rohstoffaufbereitung mit Mischen und Zerkleinern über die Verarbeitung mit Portionieren, Dosieren, Formen oder Extrudieren bis zu Optionen wie Greifen und Einlegen der Produkte in die Verpackung. Intelligente Zuführungen und eine präzise Sortierung sor-gen im Anschluss dafür, dass die Produkte endverpackt werden und versandbereit sind.  

Smarte Automation beginnt beim Sensor

Sensoren sind unverzichtbare Elemente für die Automatisierung. Mit schnellen Reaktionszeiten sowie zuverlässigen und genauen Messwerten unterstützen sie Lebensmittelproduzenten seit Jahrzehnten dabei, ihre Prozesse zu optimieren und somit Energie, Zeit und Medien zu sparen. Auf der Anuga FoodTec zeigen die Messtechnikanbieter, darunter beispielsweise Baumer, Endress+Hauser, ifm, Siemens, Vega, Optel und Beckhoff wie Lebensmittelproduzenten mit smarten Sensoren auch in Zeiten der Industrie 4.0 wettbewerbsfähig bleiben. Allen Entwicklungen gemein ist, dass die Digitalisierung nicht zum Selbstzweck vorangetrieben wird, sondern praktische Hintergründe hat. Selbsterklärende Bedienkonzepte, Sensordiagnose sowie Möglichkeiten zum kabellosen Datenaustausch gelten als Schlüsselkonzepte für smarte Prozesse. Neben hochauflösender Messtechnik spielen Künstliche Intelligenz und Deep-Learning-Algorithmen dabei eine wichtige Rolle. Je mehr Intelligenz in den Sensor in Form anspruchsvoller Signalverarbeitung integriert wird, desto mehr Möglichkeiten der Selbstüberwachung und Rekonfiguration ergeben sich. In den Kölner Messehallen spiegelt sich diese Entwicklung in Multi-Sensorsystemen wider. Sie befähigen traditionelle Technologien, die für die Messung von Durchfluss und Füllstand eingesetzt werden, zur Erfassung weiterer, auch qualitätsrelevanter Stoffeigenschaften.

Goudsmit Halle 10.1, Stand B-049

Kompakter Rohrmagnet-Abscheider im Edelstahlgehäuse

Goudsmit Magnetics aus Waalre hat einen neuen Rohrmagneten entwickelt, der die Hälfte der Einbauhöhe seines Vorgängers benötigt und zudem doppelt so stark ist. Der vollständig aus rostfreiem Stahl gefertigte Magnetabscheider enthält einen Kern aus Neodym-Magneten (NdFeB) und erzeugt eine Flussdichte von 12 000 Gauss. Der konisch geformte Magnetkern enthält mehr Polplatten, sodass selbst 30-µm-Partikel an mehr Angriffspunkten haften. Dies führt zu einem höheren Abscheidegrad und ermöglicht es, neben groben auch kleinere Metallpartikel zu erfassen. Im Produktstrom vorhandene Stahlpartikel wie Bolzen, Muttern, Unterlegscheiben, Schrauben, kleine Metallkugeln, abge­brochene Gewinde und Klammern lassen sich mühelos von Körnern, Mais, Mehl, Weizenmehl und anderen eingehenden Warenströmen trennen. Das neue Magnetsystem ist nicht nur für die Montage in Freifallrohren, sondern auch für Druckrohre geeignet. Der Rohrmagnet aus rostfreiem Stahl kann in der Lebensmittelindustrie und anderen Industrien eingesetzt werden.

Der 12 000-Gauss-Rohrmagnet wurde als Antwort auf spezifische Marktanforderungen entwickelt. Die erste Anforderung bestand darin, einen Rohrmagneten mit einer geringen Einbauhöhe zu entwickeln, der sich mit einer kleinen Anpassung der Rohrlänge leicht in bestehende Prozesse integrieren lässt. Zusammen mit der hohen Flussdichte bedeutet dies, dass der Magnet bereits am Wareneingang eingesetzt werden kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Rohrmagnet neben den großen Metallpartikeln auch kleinere Metallpartikel erfasst und so die Produktqualität verbessert. Dadurch werden Staubexplosionen und Maschinenschäden mit der Folge von Produktionsausfällen vermieden. Der Rohrmagnet aus rost­freiem Stahl kann optional mit verschiedenen Flanschen, wie DIN, Jacob usw., ausgestattet werden. Dies ermöglicht eine breite Anwendung des Produkts.  

Trotz seines starken Permanentmagnetkerns ist der Magnet leicht zu reinigen. Durch die Tür mit vertikaler Aufhängung ist die Überprüfung auf Verunreinigungen ein Kinderspiel. Der Magnet lässt sich von Hand oder mit einem Schaber öffnen und reinigen. Kleinere Metallteile, wie z. B. Kugeln oder abgebrochene Gewinde, lassen sich leicht über die konische Oberseite des Magnetkerns schieben und dann entfernen. Dies stellt eine Verbesserung gegenüber früheren Versionen dar. Um zu verhindern, dass der Magnet während des Produktionsprozesses geöffnet wird, kann der Edelstahl-Rohrmagnet mit einem Sicherheitsschalter ausgestattet werden.

Der neue Rohrmagent von Goudsmit.

Gebrüder Lödige Halle 10.1, Stand G-091

Mischer für die Herstellung von Fleischersatzprodukten

Vegane Fleischalternativen aus Proteinquellen wie Getreide oder Hülsenfrüchten erfordern verfahrenstechnische Lösungen, die hohe Durchsätze und eine homogene Durchmischung der Komponenten ermöglichen. Wie die Gebrüder Lödige Maschinenbau GmbH auf der  Anuga FoodTec zeigt, können Pflugschar®- und CoriMix®-Mischer diesen Anspruch gleich an mehreren Stellen der Prozesskette erfüllen. Der industrielle Herstellungsprozess von Fleischersatzprodukten erfolgt in mehreren Stufen – von der Aufbereitung der Proteinquellen über ein Proteinkonzentrat bzw. -isolat und texturiertes Pflanzenprotein (Texturized Vegetable Protein, kurz: TVP) bis hin zum fertigen Fleischanalog. Das Einmischen von trockenen Zusatzstoffen vor der Extrusion und von Flüssigkeiten in das extrudierte TVP spielt dabei eine zentrale Rolle für die Qualität.  

Der Herstellungsprozess kann generell kontinuierlich oder im Batch-Betrieb erfolgen. Ebenso ist eine Kombination beider Verfahren im quasi-kontinuierlichen Betrieb möglich. Welche Betriebsart die optimale ist, hängt von der jeweiligen Anwendung und der kundenindividuellen Situation ab. So lässt sich eine Batch-Lösung generell einfacher realisieren und bietet eine höhere Flexibilität, beispielsweise bei der Integration in bestehende Umgebungsbedingungen. Kontinuierliche Anlagen ermöglichen hingegen größere Durchsätze mit vergleichsweise kleineren Maschinen. Je größer die Produktionsmengen sind, desto stärker fallen diese Vorteile ins Gewicht.  

Für die Herstellung von Fleischersatzprodukten – vom Labormaßstab bis zur großindustriellen Umsetzung – bieten sich dabei zwei Modellreihen von Gebrüder Lödige Maschinenbau GmbH an. Für den Chargen-Betrieb bietet der horizontale Pflugschar®-Mischer eine  optimale Lösung, während im Konti-Prozess der CoriMix®-Mischer seine Stärken voll ausspielt. Die Mischer sind in unterschiedlichen Baugrößen und Ausführungen erhältlich. Dabei ist eine kundenspezifische Konzeption von Maschinen und Anlagen ebenso selbstverständlich wie die strenge Einhaltung aktueller GMP-Richtlinien und Lebensmittelvorschriften. Lödige liefert jedoch nicht nur den oder die Mischer. Als Solution Provider realisiert das Unternehmen auch ganze Anlagen, sodass die gesamte Prozesskette von der Proteinquelle bis hin zum Fleischersatzprodukt abgedeckt werden kann. Dabei wird der Kunde bei der Umsetzung der Gesamtanlage von der Planung bis hin zur Inbetriebnahme begleitet.

Wellmann/Schulz Systemtechnik Halle 4.1, Stand B-088

Ressourcensparende Reinigungstechnik für Rohrleitungen  

Hohes verfahrenstechnisches Know-how und zukunftsweisende Automatisierungstechnik: Das gemeinsame ganzheitliche Leistungsspektrum mit dem Partner Schulz Systemtechnik GmbH stellt die Wellmann Anlagentechnik GmbH auf der diesjährigen Anuga FoodTec in den Mittelpunkt ihres Auftritts. Seit Ende 2022 ist Schulz Systemtechnik zu 50% Mitgesellschafterin bei der Wellmann Anlagentechnik GmbH. Seitdem ergänzen sich die strategischen Partner mit maßgeschneiderten Automatisierungslösungen und passgenauem Anlagenbau. Im Mittelpunkt dabei steht der verfahrenstechnische Prozess.

Nachhaltigkeit spielt in der Konzeption der Wellmann-Anlagen eine zunehmend bedeutende Rolle – so auch bei dem nachhaltigen Molchsystem zur Reinigung von Rohrleitungen, das bei dem diesjährigen Messekonzept für die Anuga FoodTec im Fokus steht. Besucher erhalten einen Einblick, wie ein solches System arbeitet: Ein dem Innendurchmesser der Rohrleitung entsprechender Elastomerkörper, auch Molch genannt, wird mit Druckluft oder einem Reinigungsmedium durch die Leitungen geschoben. Dadurch reduzieren Anwender Abwasserbelastung, Wasserverbrauch und Reinigungszeit deutlich.

Am selben Stand zeigt Schulz unter anderem seine smarten Automatisierungslösungen, die Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Industrial Internet of Things (IIOT) sowie eine ganzheitliche energetische Optimierung mit der Prozesssteuerung verbinden. Von der Beratung über den Anlagenbau und die Verfahrenstechnik bis hin zu optimalen Automatisierungslösungen für Produktionsprozesse: Wellmann und Schulzberaten und bedienen gemeinsam alle Bereiche der Lebensmittelindustrie

Halle 10.1, Stand D-051

Neuer Labormischer MLH  

MAP präsentiert auf der Anuga FoodTec die neueste Version des Labormischers MLH. Dieser Mischertyp eignet sich besonders gut für Tests zur Prozessdurchführbarkeit und die Produktion von Kleinserien. Der MLH ist ein horizontaler Einwellenmischer, der nach dem bewährten mechanischen Wirbelschichtverfahren arbeitet. Mit dem neuen Design wird die Bedienbarkeit und Wartungsfreundlichkeit deutlich verbessert. Die Steuerung erfolgt über ein großes Touch-Display, das optional das herkömmliche Tasten-Bedienfeld ersetzt. Die neue Verkleidung wurde so gestaltet, dass Wartungsarbeiten und der Wechsel der Mischwendel einfacher und bequemer durchgeführt werden können. Es stehen vier verschiedene Größen zur Auswahl, mit einem Fassungsvermögen von 6 bis 50 Litern. Zusätzlich zu den fünf verschiedenen Mischwerkzeugen können optional ein Heiz-/Kühlmantel, ein Aufgabetrichter und eine Flüssigkeitszugabe erworben werden.

Ausgestellt wird der MLH zusammen mit dem Chargenmischer WBH 550 auf dem Gemeinschaftsstand mit der WAM GmbH. Im Verbund der WAM Group ist die MAP GmbH für den Vertrieb im Bereich der industriellen Mischtechnik in Deutschland und Österreich verantwortlich. Das Unternehmen liefert u. a. Chargenmischer, kontinuierliche Mischer und Labormischer für den Einsatz in der Lebensmittel- und Futtermittelherstellung.

Neuer Labormischer MLH.

Endress+Hauser Halle 7.1, Stand C-019

Messtechniklösungen

Endress+Hauser stellt auf der Anuga FoodTec in Köln Messtechniklösungen und Dienstleistungen für hygie­nische Produktionsprozesse und Utilities in der Getränke- und Lebensmittelindustrie vor. Das Unternehmen unterstützt die Lebensmittelindustrie insbesondere in den Bereichen Nachhaltigkeit und Lebensmittelsicherheit. Durch akkreditierte Kalibrierdienstleistungen und moderne Messtechnik, die sich selbst kalibriert und überwacht, bietet das Unternehmen innovative Lösungen. Die neuesten Geräte von Endress+Hauser ermöglichen es Anlagenbetreibern, Fermentationsprozesse, Desinfektionsmaßnahmen und Wasserkreisläufe online zu überwachen. Darüber hi­naus unterstützt die Messtechnik die Digitalisierung der Produktion durch Technologien wie IO-Link oder Industrial Ethernet.  

In Abhängigkeit von den Anforderungen an die Produktsicherheit erarbeitet Endress+Hauser  als DAkkS-akkreditierter Dienstleister eine individuelle Kalibrierstrategie mit zeitsparenden Konzepten und übernimmt die damit verbundenen Kalibrierarbeiten – hersteller­unabhängig. Die sichere Dokumentation nach IFS Food, GMP, ISO 9001 oder ISO 50001 kann über das cloud­basierte IIoT-System Netilion erfolgen. Endress+Hauser ist in der DACH-Region der erste Kalibrierdienstleister, der für Vor-Ort-Durchflusskalibrierungen nach ISO/IEC 17025 akkreditiert ist und ein zum Patent angemeldetes Verfahren zur Dichtekalibrierung vor Ort anbietet.

Eine durchgehende und zuverlässige Messung von Vergärungsgrad, Extrakt- und Alkoholgehalt bietet der Fermentation Monitor QWX43. Auch der Durchflussmesser Proline Promass Q, ein innovativer Spezialist für höchste Messgenauigkeit bei Massefluss, Volumenfluss und Dichte, wird präsentiert.

Behn + Bates Halle 8.1, Stand D-038 – E-039

Effiziente Lösungen für die Nahrungsmittelindustrie  

Behn + Bates, die Marke für Nahrungsmittelanwendungen der Haver & Boecker Maschinenfabrik, präsentiert sich gemeinsam mit den Technologiemarken Feige Filling, Newtec Bag und Quat2ro mit dem Standmotto „Zero Hunger”. Denn Behn + Bates engagiert sich schon seit geraumer Zeit dafür, mit der Maschinentechnik einen kleinen Beitrag zur Reduzierung des Hungers auf der Welt zu leisten. Ein Beispiel dafür ist die Unterstützung eines Projekts in Syrien, bei dem Bäckereien repariert werden, Mehl geliefert und Brot an Bedürftige verteilt wird. Auf dem Messestand können Besucher ein neues automatisches Sackaufstecksystem, einen bewährten Allrounder-Packer für präzises und sauberes Befüllen von Ventilsäcken, eine brandneue halbauto­matische Palettenfüllstation für flüssige und pastöse Produkte sowie eine moderne Drehklammer für die optimale schnelle Sackausrichtung vor der Palettierung erwarten. Zusätzlich wird ein intelligentes System für die Datenanalyse im gesamten Produktionsprozess präsentiert und der sogenannte Bereich Bespoke, der sich speziell der optimalen Auslegung moderner Verpackungsmittel widmet.

Die Halbauto­matische Palettenfüllstation.

De Man Halle 7, Stand E-089

Verpackungslinie als animiertes Hologramm

Die de Man Automation + Service GmbH & Co. KG ist auf der Anuga FoodTec mit dabei und präsentiert den Besuchern eine komplette Verpackungslinie – als Hologramm! Größentechnisch würde die neue Verpackungslinie für einen Kunden aus dem Lebensmittelbereich dann doch den Rahmen eines Messestandes sprengen. Also beschloss de Man neue Wege zu gehen und die Anlage als animiertes Hologramm zu präsentieren. Dieses befindet sich in einer circa 1 Meter x 1 Meter großen Glasbox und zeigt den Besuchern anschaulich den  

Weg der Produkte bis hin zur fertigen Palette. Die Verpackungslinie setzt sich dabei zusammen aus dem Kartonaufrichter MKA, dem Kartonpacker MPZ sowie der Palettierzelle MRZ. Alle drei Zellen können sowohl einzeln als auch kombiniert als ganze Verpackungsstraße erworben werden. Im MKA werden die Trayzuschnitte mit Heißleim versehen, aufgefaltet und jeweils zu zweit nebeneinander in die Packzelle gefördert. Hier werden sie aufgespannt und bei Bedarf mit einem Aufdruck versehen. Die Produkte laufen währenddessen durch den MKA zur MPZ, wo ein Roboter sie in die aufgerichteten Kartons packt. Die fertig gepackten Trays werden in die Palettierzelle gefördert, aufgestaut und jeweils zu acht vom Roboter gegriffen und palettiert.  

Natürlich informiert de Man auch über seine weiteren individuellen Lösungen im Bereich Robotik und Fördertechnik sowie seine Serviceleistungen.  

Entscheidend für eine optimale Verarbeitung von Ventilsäcken ist ein maßgeschneidertes Füllsystem, das die spezifischen Anforderungen der Nahrungsmittelprodukte und die Eigenschaften der zu befüllenden Ventilsäcke berücksichtigt. Der Pneumatikpacker lässt sich nahtlos in bestehende Produktionslinien integrieren und passt sich an unterschiedliche Sackgrößen und Materialien an. Der Pneumatikpacker eignet sich insbesondere für die Abfüllung einer Vielzahl von Nahrungsmitteln wie Stärken, Mehlen, Proteinen und Zucker. Auf der Anuga FoodTec demonstrieren die Verpackungsexperten die neueste Variante des Packers, der einen gleichmäßigen Produktaustrag aus dem Füllkessel bei gleichzeitig hoher Füllleistung, geringem Luftverbrauch und minimalem Rückmehlanteil gewährleistet. Die präzise Dosierung des Füllstroms wird durch die produktspe­zifisch einstellbare Dosiereinheit gesteuert. Die Verwendung von verschleißarmen Komponenten reduziert den Wartungsaufwand, während die bewährte Fülldüse mit Blähmanschette eine perfekte Sackabdichtung während der Abfüllung gewährleistet, was wiederum zu einem minimalen Reinigungsaufwand führt. Der automatische Sackaufstecker Radimat platziert leere Ventilsäcke hocheffizient auf die Füllstutzen der Verpackungsmaschine und passt sich deren Geschwindigkeit an. Dadurch wird der Verpackungsprozess op­timiert, unabhängig von der Arbeitsqualität des Maschinenbedieners, und ermöglicht es Kunden, die Effizienz und Leistung der Verpackungsmaschine zu maximieren und den Gesundheits- und Sicherheitsstandard für das Team zu verbessern. Auf der Anuga FoodTec wird die neueste Entwicklung – der Radimat-Pathfinder – vorgestellt. Diese Lösung zeichnet sich durch den sicheren, zuverlässigen und automatischen Transport von vereinzelten Leersäcken über größere Distanzen zum Füllstutzen aus, wo sie dann aufgesteckt werden. Diese einzigartige Funktion ermöglicht es, leere Säcke in einem bestimmten Abstand vom Packer zu lagern und ist ideal für die optimale Nutzung des zur Verfügung stehenden Raums. Produkt, Gebinde und Maschinentechnologie bilden als sogenanntes Verpackungsdreieck eine multivariable Einheit. Ausschlaggebend für die Auslegung der op­timalen Abfülltechnik und des maßgeschneiderten Packmittels ist das abzufüllende Produkt. Neben der modernsten Verpackungstechnik wird auf dem Stand in einem Bespoke-Shop die gesamte Bandbreite an mög­lichen Sackgebinden präsentiert ebenso wie Dienstleistungen rund um das Gebinde: von der kundenindividuellen Sackberatung über die Entwicklung eines zur Markenbotschaft des Kunden passenden Sackdesigns bis hin zum Verkauf der Säcke, ergänzt um Ansätze zum Wiederverwerten der geleerten Foliensäcke.

Newtec Bag: Sackpalettierer

Auf der Anuga FoodTec 2024 zeigt Newtec Bag die neueste Drehklammer – eins der wesentlichen Module des Terram-Palettierers für die optimale schnelle Sackausrichtung vor der Palettierung. Mit der Einführung des Terram 800 G wurde die Palettierung der mit Nahrungsmittelprodukten (Stärke, Mehle, Kakaopulver) gefüllten 5- bis 50-kg-Säcken revolutioniert. Er ist für alle Sacktypen (Ventilsack oder Offensack aus Papier, PP, PE oder FFS-Sack) geeignet und erreicht je nach Sacktyp, Produktart, Palettiermuster und Palettenhöhe eine Leistung von bis zu 800 Säcken pro Stunde.

Der Terram 800 G.

Der kompakte Terram-Palettierer bietet eine ebenerdige Sackzufuhr für mehr Sicherheit und einen einfachen ­Zugang für Wartungsarbeiten. Die Qualität der Palet­tierung wird durch das präzise Ablegen der Säcke mit einem Robotergreifer auf zwei Ablageblechen gewährleistet, wobei die Säcke an allen vier Seiten stabil ge­halten werden. So ergibt sich die perfekte Palette, die die beste Visitenkarte eines Verpackungsbetriebes ist.

Anuga FoodTec 2024
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Bericht von der Biofach 2024

Biogetreide
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Vom 13. bis 16. Februar 2024 fand in Nürnberg die BIOFACH statt, die Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel.
2024
4/3/2024
Bericht von der Biofach 2024

Auf der BIOFACH und der zeitgleich stattfindenden Internationalen Fachmesse für Naturkosmetik VIVANESS informierten sich rund 35 000 Fachbesucher aus 128 Ländern. Sie ließen sich vom vielfältigen Angebot der insgesamt 2 550 Aussteller aus 94 Ländern inspirieren. Im Fokus standen neben den Produkten vor allem die zahlreichen Austauschformate.

Ein Highlight der Veranstaltung war die Einführung des „Sustainable Future Lab“. Das neue Format soll den Fokus auf die ökologische und nachhaltige Transformation der Lebensmittelindustrie legen und einen Raum für Interaktion und Co-Kreation bieten.  

Der zeitgleich stattfindende Kongress mit 117 hochkarätig besetzten Einzelterminen beleuchtete die Rolle von Frauen im Ernährungssystem, politische Rahmenbedingungen, die Entwicklung des Bio-Fachhandels und die Rolle von Bio-Produkten für die Gemeinschaftsverpflegung. Knapp 8 000 Interessierte nahmen teil. Ein Augenmerk lag dabei auf dem Schwerpunktthema „Frauen und nachhaltige Ernährungssysteme“, das in acht Foren vor fast 700 Zuhörenden diskutiert wurde.

Ein weiterer Fokus lag auf dem Bio-Fachhandel. So meldete der Bundesverband Naturkost Naturwaren e. V. (BNN) positive Umsatzzuwächse und im Forum Fachhandel wurde diskutiert, ob das Ziel von 30% Bio bis 2030 noch zu erreichen ist.  

Das Team der Lerchenbergmühle und Tilmann Barthel, Ingenieurbüro Barthel, haben ihre Stände nebeneinander unter dem Dach der Gäa e.V., Ökologischer Landbau. Vl.n.r.: Robert Künne, Johanna Tschiersch, Tilmann Barthel, Christian Pei und Matthias Quendt.  
„Zusammenkommen und in den Dialog treten ist gerade in bewegten Zeiten essenziell – das haben die letzten vier Tage eindrücklich gezeigt. Zukunftsorientiert und mit jeder Menge Gestaltungswillen diskutierten und interagierten die Akteure in den Messehallen, im Kongress und in den weiteren Austauschformaten”, resümiert Petra Wolf, Mitglied der Geschäftsleitung der NürnbergMesse.

Die Produktpalette der Rolle Mühle reicht vom Dresdner Christstollen über Müslis bis hin zu Backmischungen.  

Geschäftsführer Paul Treffler von Treffler Mühlentechnik, eines der 50 besten Mittelstandsunternehmens in Bayern, hat schon am ersten Tag viele Kundengespräche geführt, vor allem seine vollautomatisierten Maschinen für schonende Vermahlung liegen im Trend.    

Hannes Öhler, Leiter Marketing & Kommunikation, erklärt, dass der Bauckhof jetzt Bauck Mühle heißt, weil das Unternehmen mehr auf sein Mühlengeschäft ausgerichtet ist, auch wenn es weiter seine landwirtschaftlichen Betriebe führt.  

Brotsommelier Christoph Heger ist ein bekanntes Gesicht der Branche und freut sich am Stand der Meyermühle über den regen Austausch mit Kunden und Kollegen.

Brotsommelier Christoph Heger findet auf der Messe Zeit für Gespräche und den fachlichen Austausch. Viele Bäcker sprechen ihn an und gerne gibt er Tipps und seine Erfahrungen weiter. Besucher am Stand der Meyermühle aus Landshut können Backwaren aus verschiedenen Bio-Mehlen, wie Ruchmehl oder einem Spezialmehl für französische Gebäcke, verkosten. Die unterschiedlichen Bio-Mehle sind für eine optische und haptische Prüfung ausgestellt. Der Brotsommelier ist zufrieden mit den Ernteergebnissen vom letzten Jahr. „Die Mehle waren top. Wenn alle Werte bspw. beim Weizen in sich stimmen, ist der Fokus auf nur einen Wert, wie den Klebergehalt, nicht zielführend. Uns Bäckern reicht ein Proteingehalt von 12 bis 12,5%. Statt sich unnötig Sorgen über die Ernteergebnisse zu machen, sollten ­Bäcker und Müller mehr miteinander sprechen.“

Geschäftsführer Christopher Rubin schaut positiv in die Zukunft, denn Hafer ist bei Verbrauchern weiter sehr beliebt und die Nachfrage ist da.  

Viel helles Holz und bequeme Sessel laden Kunden und Besucher am Stand der Rubin Mühle ein. „Dieses Jahr drückt uns der Haferschuh. Mich treibt die Fragen an, ob unser Hafervorrat bis zur nächsten Ernte reicht, oder ob wir Hafer dazu kaufen müssen. Obwohl der Haferanbau im Trend liegt, wurde im Ergebnis zu wenig Hafer geerntet. Zusätzlich machen Lagerschäden die Situation nicht besser“, so das Fazit von Christopher Rubin.

Werner Ohr von der Minderleinsmühle am Stand der Biomarke Rosengarten präsentiert seine neuen Snacks.
Bei der Spielberger Mühle hört die Nachhaltigkeit nicht am Tellerrand auf. Das Mühlenteam setzt auf nachhaltige Verpackung und Anbau.

Das Team von Rosengarten präsentiert am Stand seine neuen Produkte, darunter Snacks mit Schokoladenüberzug. Werner Ohr erzählt, dass auf Zucker bei den Knabbereien nicht verzichtet wurde, denn es soll ja schmecken: „Wir wollen unsere Expertise im Bereich Bio und Gesundheit mit Genuss verknüpfen.“

Der Stand der Spielberger Mühle zeigt das vielfältige Angebot, eine der großen Stärken seines Unternehmens, stellt Firmenchef Volkmar Spielberger heraus. Sein Messestand hat für ihn keine klassische Verkaufsfunktion mehr, sondern ist eine Plattform für den Austausch. „Das ist nicht mehr die Biofach von früher. Der Wiege des Biomarktes sind wir längst entstiegen. Die Biofach ist heute die internationale Plattform für die, die an der Transformation des Ernährungsmarktes mitarbeiten. Wir sind traditionell im Fachhandel und im Reformhausbereich mit unserem Angebot vertreten, deshalb ist es für uns keine reine Verkaufsmesse. Wir stellen unsere Produkte aus, nutzen die Messe als Treffpunkt und meine Mitarbeiter den Kongress zur Fortbildung. Sie wollen sich informieren, wie die Marktaussichten sind, welche Neuerungen es gibt und was die Politik in der Planung hat. Zudem beobachten wir weiter mit Spannung, wie sich der Biomarkt mit Discountern und Lebensmitteleinzelhandel in Zukunft aufstellt. Hinzu kommt die Gentechnik, die den Anbau und die Kunden weiter beschäftigen wird.“

Johann Priemeier von der Antersdorfer Mühle hat im letzten Jahr Europas modernste Biomühle gebaut und arbeitet mit den Markenbotschaftern Anton Schmaus und Alex Burghard zusammen.
„Wir machen Bio schon seit 45 Jahren. Ich komme aus der Zeit, da waren Bioprodukte teilweise richtige ,Plombenzieher‘. Heute ist das genau umgekehrt. Das heißt, es muss richtig gut schmecken und dafür haben wir mit Anton Schmaus den richtigen Mann gefunden,“ so Johannes Priemeier.

Sein Konzept beruht darauf, dass man das Top-Sterne-Ergebnis auch als Hobbykoch mithilfe der Antersdorfer Produkte erreichen kann. Unter dem Motto „Von Bayern bis zum Orient“ wurden dafür acht „kreative Rezepte mit Pfiff“ entwickelt, die auf der BIOFACH vorgestellt wurden. Daneben soll es auch das Thema „Powerfood für Helden“ geben, angelehnt an die kommende Fußball-EM im eigenen Land. Priemeier will sich so vom Mitbewerber unterscheiden. „Wir haben in den letzten drei Jahren eine Phase erlebt, die mir in meiner langjährigen Laufbahn noch nicht untergekommen ist. Erst Corona, dann der Krieg, die Kaufzurückhaltung – das alles hat Turbulenzen mit reingebracht, die nicht mehr mit normalen Gedankengängen nachzuvollziehen waren.“ Er geht aber davon aus, dass der Biomarkt jetzt langsam wieder wächst. „Wir sind dabei sehr zuversichtlich.“

Am Stand der Antersdorfer Mühle informierten Johann Priemeier und Anton Schmaus Besucher und Pressevertreter, wie Sterneküche einfach nachzukochen ist.  Schwierige Rezepte und komplizierte Zutaten? Nicht bei der Antersdorfer Mühle. Zusammen mit Anton Schmaus, Chefkoch der deutschen Fußballnationalmannschaft bietet das Mühlenteam um Johann Priemeier Hilfe für die Sterneküche daheim.  

Anton Schmaus stellte seine kreativen Rezepte „Von Bayern bis zum Orient“ Pressevertretern und Besuchern vor. Alle Gerichte enthalten als Hauptzutat Produkte aus dem Mühlenbetrieb. Um im Einzelhandel noch sichtbarer zu werden, hat die größte Bio-Mühle Europas einen aus Holz gefertigten Aufsteller entwickelt. Hier finden Verbraucher übersichtlich angeordnet die Rezepthefte mit passenden Zutaten.  

Anton Schmaus stellte seine kreativen Rezepte „Von Bayern bis zum Orient“ Pressevertretern und Besuchern vor. Alle Gerichte enthalten als Hauptzutat Produkte aus dem Mühlenbetrieb. Um im Einzelhandel noch sichtbarer zu werden, hat die größte Bio-Mühle Europas einen aus Holz gefertigten Aufsteller entwickelt. Hier finden Verbraucher übersichtlich angeordnet die Rezepthefte mit passenden Zutaten.  Mühle + Mischfutter sprach mit Anton Schmaus über die Rezepte aus Getreide und das Ernährungskonzept des DFB-Teams im EM-Jahr 2024.  

M+M: Kohlenhydrate in Getreideprodukten halten einige immer noch für ungesunde Dickmacher. Gehört Getreide zum Speiseplan der Mannschaft?

Anton Schmaus: Ich sehe keine Diskussion. Getreide ist ein Grundnahrungsmittel und begleitet uns Menschen seit Beginn unserer Zeit. Getreide ist essenziell für unseren Körper, es kommt auch hier auf die Mischung an. Aus Weizen kann man so großartige Produkte machen. Ich glaube, wir müssen uns fragen, warum die Menschen zunehmen. Der Grund ist zu viel Essen und zu wenig Bewegung. Sportler benötigen Kohlenhydrate. Sie müssen Getreide in irgendeiner Form zu sich nehmen. Beispielsweise Nudeln oder Brot. Hier gibt es regionale Unterschiede, die muss ich berücksichtigen beim Kochplan für unsere Mannschaft. In England wird sicher mehr Toastbrot gegessen als bei uns. In Deutschland haben wir eine andere Kultur, was das Brotbacken betrifft. Wir haben viele unterschiedliche und hochwertige Brotsorten, wie Dinkelsauerteigbrot, Roggenbrot oder Pumpernickel und jeder kann essen, was ihm schmeckt. Genauso ist es mit Pasta. Wenn ich mich nicht bewege, dann nehme ich zu. Es gibt oft schnelle Wahrheiten, aber es ist wissenschaftlich nicht belegt, dass Kohlenhydrate aus Getreide dick machen.  

M+M: Wie ernährt sich die Mannschaft?

Anton Schmaus: Ich bin mit den Spielern in Kontakt und kenne die individuellen Vorlieben jedes Spielers. Die Auswahl macht es. Ich überlege, was ich den Spielern anbieten kann, damit sich jeder am Buffet wiederfindet und zufrieden mit dem Angebot ist. Und wenn jemand etwas extra benötigt, dann bereite ich es zu. Wir sind viel unterwegs und ich muss sicherstellen, dass ich die benötigten Zutaten bekomme. Ich brauche entsprechende Küchen am Ort. Oft muss ich auf das zugreifen, was das Land zu bieten hat. Im Zweifel gehe ich auf die Suche, aber in Eriwan werde ich keinen Biomarkt finden. Ist die Versorgung unterwegs schwierig, dann grenze ich im Vorfeld das Angebot ein. Dann mache ich lieber etwas weniger und im Zweifel drücke ich ein Auge zu, beispielsweise wenn es keine Sojaprodukte gibt. Ein Kollege von mir fliegt immer vor, schaut sich vor Ort die Situation an und bereitet alles vor.  

M+M: Sie sagen, Sie bieten der Mannschaft Sojaprodukte an?  

Anton Schmaus: Wir bieten pflanzliche Produkte aus unterschiedlichen Rohstoffen an. Das kann Soja sein oder Nüsse. In Deutschland versuche ich, Sojaprodukte zu vermeiden. Es kommt auch hier auf die Menge an und was die Spieler gewöhnt sind. Einige möchten vielleicht Sojamilch oder Hafermilch. Ich kann den Spielern nicht vorschreiben, was sie mögen oder essen sollen. Wenn ein Spieler etwas mag, dann kann er es essen in einer vernünftigen Menge.  

M+M: Müssen die Spieler nicht wegen der Gesundheit auf gewisse Dinge verzichten?

Anton Schmaus: Medizin und Ernährung kann man nicht gleichsetzen. Im Teamsport ist beim Essen auch eine andere Dynamik, als wenn man Einzelkämpfer ist. Das Team isst auch zusammen und das gemeinsame Essen ist wichtig. Viele Spieler sind seit der Jugend geprägt. Deshalb kann man da nicht dogmatisch sein.  

M+M: Arbeiten Sie auch mit Leguminosen?

Anton Schmaus: Hülsenfrüchte nehmen einen großen Teil meines Angebots für das Team der Nationalmannschaft ein. Sie haben einen hohen Gehalt an pflanzlichen Proteinen und die sind gut für die Verdauung. Darüber hinaus haben wir auch Veganer und Vegetarier im Team. Wir benötigen also pflanzliche Proteine. Ich koche gerne mit Linsen oder Kichererbsen, daraus lassen sich hervorragende Gerichte machen. Es geht mir um eine schöne Varianz im Speiseplan. Deshalb sind bei mir auch Quinoa, Buchweizen oder andere Sorten willkommen.  

M+M: Gibt es auf Ihrem Speiseplan auch ein No-Go?

Anton Schmaus: Essen ist ja Geschmackssache und jeder im Team ist anders geprägt und hat andere Vorlieben. Ich serviere dem Team keinen Fleischersatz, der kommt bei mir nicht auf den Tisch. Für die im Team, die sich ohne Fleisch ernähren möchten, koche ich aus Gemüse, Getreide oder Linsen eine sehr gute Alternative. Es sind auch die Zusatzstoffe im Fleischersatz, die mich abhalten. Ich muss nicht auf ein künstliches Produkt zurückgreifen.  

M+M: Eine letzte Frage: Wie sind Sie Koch der Nationalmannschaft geworden? Bewirbt man sich einfach so für die Stelle?

Anton Schmaus: Es war Glück und Zufall dabei. Aber ja, ich habe mich beworben um die Stelle. Das Wichtigste ist wohl, dass man in die Mannschaft und das Team passt. Als Koch bin ich ebenso Teil des Teams wie alle anderen, man darf sich aber selbst nicht zu wichtig nehmen. Ich habe sehr viel mit den Spielern zu tun und achte auf deren Vorlieben. Für viele Spieler ist das Essen ein Baustein von vielen, um Erfolg zu haben. Ich leiste als Koch meinen Beitrag dazu und drücke ernährungstechnisch auch mal ein Auge zu, wenn das Team etwas Besonderes zum Wohlfühlen braucht. Essen hat viel mit Gemeinschaft zu tun und kann für eine gute Stimmung sorgen. Obwohl ich mich persönlich zurücknehme, sage ich schon mal, dass es schön wäre, wenn sie wieder gewinnen würden. Für dieses Jahr bin ich mir aber sicher, dass wir erfolgreich sein werden.

Bericht von der Biofach 2024
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Die Milling Academy der Bühler AG in Uzwil, Schweiz

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Mechatroniker
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Mit der Milling Academy setzt die Bühler Group auf lebenslanges Lernen.
2024
4/3/2024
Die Milling Academy der Bühler AG in Uzwil, Schweiz

Die Milling Academy in Uzwil liegt am Rande des Betriebsgeländes der Bühler AG, direkt neben der Schulmühle, welche auch zu dem Ausbildungszentrum gehört. Hier am Standort haben jahrelang der Müllereinachwuchs und die Fachkräfte der Branche ihr Wissen erweitert, Ideen ausgetauscht und Erfahrungen gesammelt. Wissbegierige aus der ganzen Welt lernten in den Räumen und an den Maschinen der Mühlenindustrie alles über die Prozesse der Getreideverarbeitung. Nun wird die Schule bald umziehen und näher an die neuen Anwendungs- und Trainingszentren rücken. Damit vereint Bühler seine Kompetenzen für zukunftsfähige Produkte und Prozesse an einem Standort. „Jeder sollte offen und bereit sein, Neues zu lernen. Die Branche entwickelt sich ständig weiter. Die Fähigkeit, Neues zu lernen, wird immer wichtiger“, so Dario Grossmann. Er begann seine Ausbildung 2011 bei Bühler und lernte in seiner beruflichen Laufbahn Mühlenbetriebe und -mitarbeiter auf unterschiedlichen Kontinenten kennen.  

Dario Grossmann, Leiter Milling Academy Bühler Group, ist seit 2011 bei der Bühler Group und leitete die letzten Jahre ein Technologieteam in China.  Foto: Bühler

M+M: Wie sind Sie zur Müllerei gekommen und was haben Sie in der Mühlenbranche in den letzten Jahren erlebt?

Dario Grossmann: Im Jahr 2011 begann ich als Anlagen- und Apparatebauer bei Bühler Uzwil. In den ersten zwei Jahren meiner Ausbildung ging es ums Schweißen und Metallbearbeiten. Die letzten zwei Jahre hatte ich die Möglichkeit, mich auf die Prozesstechnologie zu spezialisieren und in einer „Bühler-Mühle“ eines Kunden zu lernen. Danach sammelte ich Erfahrung bei Inbetriebsetzungen von Spezialmühlen wie Hafer-, Mais- und Sojamühlen. Ich erwarb dann in Deutschland den Meistertitel und schloss die Schweizerische Müllereischule in St. Gallen ab. Nach der Müllereifachschule setzte ich meine Funktion als Reiseobermüller fort und setzte Mühlen auf der ganzen Welt in Betrieb. Die letzten zwei Jahre war ich in China in der Stadt Wuxi als Teammanager eines Cross-Business-Unit-Teams tätig. Das war während der Corona-Pandemie. Seit März 2023 bin ich zurück in der Schweiz und habe die Möglichkeit, die Milling Academy zu leiten.  

M+M: Wie schätzen Sie die Bedeutung der Ausbildung für die nächste Generation von Müllern?

Dario Grossmann: Nachdem ich in mehr als 50 Ländern gearbeitet habe, bin ich mir des unterschiedlichen Ausbildungsniveaus in verschiedenen Teilen der Welt und auch bei verschiedenen Menschen bewusst. Ich bin fest davon überzeugt, dass Schulungen eine Perspektive und einen Arbeitsweg bieten, insgesamt ein noch höheres Niveau zu erreichen. Denn letztendlich geht es um die Lebensmittelsicherheit und die Lebensmittelverfügbarkeit. Das heißt, wir müssen den Mahlertrag noch weiter verbessern. Weltweit mangelt es an gut ausgebildeten Müllern. Deshalb sollten wir die Mühlenindustrie modern und interessant gestalten. Es ist doch eine schöne Aufgabe, Menschen mit sicheren Grundnahrungsmitteln zu versorgen.

M+M: Können Sie einen Überblick über das Engagement von Bühler für die Ausbildung in der Mühlenindustrie geben?  

Dario Grossmann: Wir haben viel in das neue Bühler Energy Center investiert. Dort konzentrieren wir uns auf lebenslanges Lernen. Die Lehrlingsausbildung hat da neue Räumlichkeiten bekommen, die „state of the art“ sind und eine optimale Ausbildung ermöglichen. 2025 wird dann auch die neue Milling Academy bereit sein, ihre Tore zu eröffnen. So viel Geld in kurzer Zeit in zwei neue „Ausbildungsgebäude“ zu investieren, spricht für sich. Für uns ist es sehr wichtig, in die Zukunft zu investieren und das bedeutet auch die Investition in die Ausbildung der Müller.  

M+M: Könnten Sie das Kursangebot der Bühler Milling Academy näher erläutern?  

Dario Grossmann: Wir bieten verschiedene Kursarten an: Technologieschulungen für Bediener auf drei verschiedenen Ebenen in der Weizenvermahlung, elektrische Wartung, mechanische Wartung und Führungskräftekurse für Neueinsteiger. Alle diese Kurse werden in verschiedenen Sprachen abgehalten. Zusätzlich zur Verarbeitung von Weizen bieten wir Kurse zur Verarbeitung von Durumweizen, Mais, Hafer und Hülsenfrüchten an.  

M+M: Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Bildungsprogramme auf dem neuesten Stand bleiben?

Dario Grossmann: Wir stehen in engem Kontakt mit unseren F&E- und Produktmanagement-Teams und aktualisieren unsere Schulungsinhalte regelmäßig. Für die praxisnahe Schulung stehen in unserer Schulungshalle den Auszubildenden modernste Maschinen zur Verfügung. Wichtig für uns sind dabei aber auch ältere Maschinen, die unsere Kunden bei sich in ihrer Mühle haben. Wir schulen die Leute auf den Maschinen, die sie selbst haben. Wir haben in unserer Schulmühle zudem das neueste Anlagensteuerungssystem Mercury MES installiert und sind an unsere digitale Plattform Bühler Insights angeschlossen.  

M+M: Warum konzentriert Bühler nicht die Ausbildung in Uzwil? Wieso noch die Schulen weltweit?  

Dario Grossmann: Gut ausgebildete Anwender und auch Wartungspersonal sind für Getreideverarbeiter auf der ganzen Welt überlebensnotwendig. Mit unserem Netzwerk von Mühlenakademien in der Schweiz, Kenia, Wuxi und Minneapolis ermöglichen wir der Community einen einfachen Zugang zu Schulungen in ihrer Region. Und das gilt nicht nur für unsere Standorte rund um den Globus, wir führen auch Vor-Ort-Schulungen direkt in den Unternehmen unserer Kunden durch.  

Wir haben darüber hinaus Partnerschaften mit der Kansas State University, dem IFIM in Marokko, der Henan University of Technology und der Jiangnan University in China, dem CTFRI in Indien und arbeiten eng mit der DMSB Braunschweig und der Swiss School of Milling in St. Gallen zusammen. Alle diese Kooperationen sind Win-Win-Situationen. Es handelt sich aber nicht nur um einen einseitigen Wissenstransfer, denn wir lernen viel von den Studierenden, von ihren Ideen und ihren Sichtweisen.  

Die Milling Academy freut sich auf die Kursteilnehmer aus der ganzen Welt.  Foto: Bühler

M+M: Haben Sie Erweiterungen oder Neuerungen geplant?

Dario Grossmann: Ende 2024 werden wir die Milling Academy in Uzwil auf den Hauptcampus von Bühler in Uzwil verlegen. Die Milling Academy wird direkt neben dem neuen Grain Innovation Center gebaut. Dadurch erhalten die Teilnehmer von Milling-Kursen Zugang zum kompletten Ökosystem aller Anwendungszentren und einen Einblick in die gesamte Wertschöpfungskette. Wir bauen diese neue Einrichtung in einem neuen Look und mit einem neuen Schulungskonzept. Es wird offene Lernräume und neue Klassenzimmer geben und vieles mehr. Aber es ist nicht nur die Einrichtung, es sind auch die Lehrer, die sich weiterentwickeln. Die Welt wird immer digitaler und immer mehr Tools sind auf dem Markt verfügbar, mit denen alles schneller und einfacher erledigt werden kann. Die praktischen Kenntnisse und Fähigkeiten sowie die Notwendigkeit, die Zwischen- und Endprodukte zu kennen, sind immer noch dieselben, nur kombiniert mit Technologie. Nur wenn Müller offen und interessiert an die neuen Lösungen herangehen, können sie die Vorteile der Digitalisierung und Automatisierung nutzen. Der Einsatz moderner Informationstechnologie auf Basis intelligenter Geräte wird zum Betrieb einer modernen Mühle gehören. Automatisierung und Digitalisierung bedeuten nicht, dass wir kein Personal mehr brauchen. Nein, es braucht mehr erfahrene, gut ausgebildete Leute.  

Alle Kurse der Milling Academy sind praxisorientiert und werden in verschiedenen Sprachen angeboten.  

M+M: Welche wesentlichen Fähigkeiten sollten Müller im aktuellen digitalen Zeitalter besitzen?

Dario Grossmann: Digitale Technologien beeinflussen heute die Art und Weise, wie wir eine Mühle betreiben. Da sich diese Produkte und Dienstleistungen schnell weiterentwickeln, wird die Fähigkeit zum Lernen und zur Anpassung immer wichtiger. Darüber hinaus wird es sicher unsere Branche für junge Talente attraktiver machen. Die Milling Academy führt Schulungen für alle Arten von Mühlen und Maschinen durch. Dazu gehört auch ein Blick in die Zukunft; was kommen könnte und wie man effizienter wird.  

Nebst Technologieschulungen in der Weizenvermahlung gibt es auch Kurse in elektrischer wie auch mechanischer Wartung.

M+M: Welchen Rat würden Sie jungen Menschen geben, die erfolgreiche Müller werden möchten?

Dario Grossmann: Das Coole am Beruf eines Müllers ist sein breites Wissensspektrum. Sie benötigen Kenntnisse über das Naturprodukt Weizen, über die Grundlagen der Lebensmittelsicherheit und den Einfluss der Mehlqualität auf den Backprozess. Dann müssen Sie den Vermahlungsprozess und die Funktion der Maschinen verstehen. Und in der heutigen Zeit ist Fachwissen im Umgang mit digitalen Werkzeugen besonders gefragt. Digitale Technologien werden künftig den Mühlenbetrieb unterstützen. Es wird immer Müller geben und die Mühlenindustrie ist wie eine große Familie auf der ganzen Welt. Darum mein Tipp: Offen für Neues sein, Liebe zum Beruf haben und nie aufhören zu lernen.

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28. Mitteldeutsche Müllerei-Fachtagung in Osterfeld

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Vom 22. bis 23. März 2024 hatten die mitteldeutschen Müller ihre Jahrestagung in Osterfeld nahe Leipzig.
2024
3/27/2024
28. Mitteldeutsche Müllerei-Fachtagung in Osterfeld

Im März treffen sich traditionell die mitteldeutschen Müller zu ihrer Fachtagung. Die Teilnehmer konnten sich bei über 30 Unternehmen in der begleitenden Ausstellung informieren und für nahezu jeden Anwendungszweck einen Ansprechpartner finden. Konrad Zitzmann, Präsident des Mitteldeutschen Müllerbunds, eröffnete die Veranstaltung und umriss die unsicheren Zeiten, die weiter durch den Ukraine Konflikt sowie die aktuellen politischen Rahmenbedingen samt Bauernprotesten geprägt sind. Am Ende seiner Rede erinnerte er mit bewegenden Worten an den kürzlich verstorbenen Dr. Thomas Rolle (M+M 5-6, S. 7). Die Teilnehmer erhoben sich zu einer Gedenkminute.

Sorten, Maut, Gesetze

Den ersten Vortrag hielt Dr. Josef Rampl, Geschäftsführer des Bayerischen Müllerbunds. Er berichtete über das Saatgutrecht, das mit dem BGH-Urteil vom November 2023 weitreichende Auswirkung auf die Mühlenbetriebe hat. Die Sortenschutzrechte müssen gewahrt werden und wer in Zukunft auf der sicheren Seite sein will, sollte bei Verträgen mit Landwirten und Lieferanten einen entsprechenden Passus einfügen. Er präsentierte den Zuhörern eine entsprechende Musterklausel: "Der Anlieferer sichert zu, dass sämtliches angeliefertes Erntegut aus Vermehrungsmaterial erzeugt wurde, das den nationalen und europäischen sortenschutzrechtlichen Vorschriften entspricht und keine Rechtsmängel aufweist. Das Erntegut wurde insbesondere entweder aus Z- Saatgut erzeugt oder - im Falle eines gestatteten Nachbaues - der Nachbau dem jeweiligen Sortenschutzinhaber gemeldet und – sofern der Anlieferer nicht unter die sogenannte Kleinlandwirtregelung fällt – die notwendige Gebühr fristgerecht entrichtet.   Wenn der Anlieferer nicht selbst Erzeuger ist, sichert er zu, dass sein Vorlieferant ihm gegenüber eine entsprechende Zusicherung abgegeben hat. Der Anlieferer schuldet, sofern er schuldhaft die nationalen oder europäischen sortenschutzrechtlichen Vorschriften verletzt oder fehlerhafte Angaben im Rahmen dieser Erklärung abgibt, eine Vertragsstrafe von bis zu 100 EUR pro Tonne des betroffenen angelieferten Erntegutes, die vom Ankäufer im Einzelfall nach billigem Ermessen festzusetzen und im Streitfall durch das zuständige Gericht zu überprüfen ist. Die Geltendmachung eines weitergehenden Schadensersatzanspruches bleibt hiervon unberührt. Eine etwaige gleichzeitig geltend gemachte Vertragsstrafe wird hierauf angerechnet. Bei Zweifeln an der Richtigkeit der Zusicherung ist der Ankäufer berechtigt, weitere Informationen zum angelieferten Erntegut einzufordern, wenn der Anlieferer selbst Erzeuger ist. Der Anlieferer ist verpflichtet, diese unverzüglich offenzulegen.“

Der Bayerische Müllerbund war in Osterfeld mit dabei. V.l.n.r.: Erster Vorsitzender Rudolf Sagberger, Konrad Zitzmann, Hubertus Nitzschke und Geschäftsführer Dr. Josef Rampl.

Positiv ist, das die Übergangsfrist für Ergotalkaloide (Mutterkorn) bis 2028 verlängert wurde, spätestens dann aber die neuen Höchstgehalte gelten. Die europäische Kontaminantenverordnung sieht bisher für Mahlerzeugnisse aus Gerste, Weizen, Dinkel und Hafer mit einem Aschegehalt von weniger als 900 mg/100 g Trockenmasse vor, dass die Höchstgehalte für Ergotalkaloide ab dem 1. Juli 2024 von 100 auf 50 μg/kg abgesenkt werden. Der jetzt verabschiedete Verordnungsentwurf sieht demgegenüber vor, dass die Höchstgehalte für Mahlerzeugnisse aus Weizen mit einem Aschegehalt von weniger als 900 mg erst zum 1. Juli 2028 auf 50 μg/kg abgesenkt werden. Eine Verschiebung der Höchstgehalte für Mahlerzeugnisse aus Gerste, Dinkel und Hafer mit einem Aschegehalt von weniger als 900 mg wird nicht erfolgen.

Der Höchstgehalt für Ergotalkaloide in Roggenmahlerzeugnissen und „Roggen, der für den Endverbraucher in Verkehr gebracht wird“, soll nach der neusten Entscheidung auch erst zum 1. Juli 2028 von 500 auf 250 μg/kg abgesenkt werden. Die Absenkung des Höchstgehalts für Mutternkorn-Sklerotien in unverarbeiteten Roggenkörnen wird ebenfalls verschoben, allerdings lediglich um ein Jahr: Die Absenkung des Höchstgehalts von 0,5 auf 0,2 g/kg soll ab dem 1. Juli 2025 gelten. Aber aufgeschoben sei nicht aufgehoben warnt der Geschäftsführer. Einen Geldwerten Vorteil für einige Betriebe beinhaltet die Maut- und Handwerkerregelung, die ab Mitte des Jahres eine Mautpflicht für Fahrzeuge über 3,5 t bis 7,5 t vorsieht. Wer in der Handwerkerrolle eingetragen ist, kann sich befreien lassen. Der pauschalierte Mehrwertsteuersatz für Getreideanlieferungen ändert sich nun doch nicht. Im Wachstumschancengesetz war zunächst eine Absenkung von 9% auf 8,4% vorgesehen, sie wurde aber Mitte März mit der Annahme des Kompromissvorschlags vom Bundesrat gestrichen.

Qualitäten und Preise

Im Vortrag von Nico Thurian, Geschäftsführer bei der Saalemühle, standen Preise und Qualitäten im Mittelpunkt. Aktuell liegen die Preise an der MATIF auf dem gleichen Niveau wie vor dem Ukraine Konflikt, obwohl der weltweite Weizenverbrauch höher ist als die Ernte. Vor allem Russland ist für die Preisentwicklung verantwortlich. Neben einer immensen Ertragssteigerung verfügt das Land über hohe Lagerkapazitäten und günstige Umtauschkurse, was für russische Erzeuger von Vorteil ist. Seit Ende der 90er-Jahre ist Russland ein zunehmend wichtiger Faktor auf dem Weltmarkt. Die russische Ernte verzeichnete 2022 ein für fast undenkbar gehaltenes Allzeit-Rekordergebnis. Die Ernte 2023 war die zweitgrößte  Ernte aller Zeiten für Russland (8% also absolut 7 Mio. t über der bislang drittgrößten Ernte in 2017). Deshalb ist Europa weniger wettbewerbsfähig. Europäischer Weizen findet aktuell nur erschwert Käufer auf dem Weltmarkt. Die europäische Exporte bleiben hinter den Erwartungen zurück. Bei der Qualität des Getreides steigt der Sorteneinfluss, da die Proteinqualität weiter sinken wird. Dennoch setzen Landwirt weiter auf Ertrag. Hier müssten die Preisunterschiede zwischen den Qualitäten größer werden.

Teilten sich die Ausstellungsfläche im kleinen Saal: Johannes Kühnert (Högemann Automatisierungstechnik), Tilman Barthel (Maschinen- und Ingenieurbüro Barthel), Thorsten Kühl (Högemann) und Bernd Menzen (FD Waagenbau) und Christine Hollerbach (Sallhofer).

Anschließend stellte Andreas Hummel für die Firma Advactory sein digitales Qualitätsmanagement für Mühlenbetriebe vor. Es soll unter anderem die Datenerfassung vereinfachen, einen besseren Überblick verschaffen und Prozesse übersichtlich abbilden sowie Rückverfolgung und Auditierungen intergrieren. Für das Programm könne eine Förderung beispielsweise über das Wirtschfatsministerium beantragt werden.

Manuel Gehrke schloss sich mit seinem Vortrag an und berichtete Neues aus der Berufsgenossenschaft. Vor allem die vielen Erkrankungen durch Lärm machen ihm Sorgen. Mit dem Beitragsausgleichsverfahren (BAV) der BGN werden auf den Mitgliedsbeitrag Zuschläge erhoben oder Nachlässe gewährt in Abhängigkeit vom betrieblichen Unfallgeschehen. Mit der neuen Satzung vom 1. Januar 2011 in der Fassung des 10. Nachtrags, gültig ab 1. Januar 2024, sind max. 10% Nachlass bzw. Zuschlag möglich (bisher 15%). Der BGN-/FSA-ExSchutzleitfaden für getreideverarbeitende Betriebe wird bis Ende 2024 überarbeitet. Die ASI 10.4 wurde überarbeitet. Der Titel lautet nun „Arbeitsbedingungen in Mühlenbetrieben und Mischfutterbetrieben verbessern“. Inkl. Anhang zur Beschaffung von geeigneten Staubsaugern. ER weist auf den Link hin, untre dem  Informationen zu TRGS abrufbar sind.

Key Account Managerin Katrin Häckel unterstützt Werner Ohr am Stand der Minderleinsmühle bei Kundengesprächen.

Es folgt Peter Hirschmann mit einem Überblick über den Ex-Schutz in Mühlenbetrieben. Welche Gefahrstoffverordnungen gelten und welche Explosionsschutzdokumente notwendig sind. Wenn eine Zündfunkenbildung nicht ausgeschlossen werden kann, müssen technischer Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Dabei ist der Stand der Technik zu berücksichtigen. Der Stand der Technik ist der Entwicklungsstand fortschrittlicher Verfahren, Einrichtungen oder Betriebsweisen, der die praktische Eignung einer Maßnahme zum Schutz der Gesundheit und zur Sicherheit der Beschäftigten gesichert erscheinen lässt. Bei der Bestimmung des Stands der Technik sind insbesondere vergleichbare Verfahren, Einrichtungen oder Betriebsweisen heranzuziehen, die mit Erfolg in der Praxis erprobt worden sind. Gleiches gilt für die Anforderungen an die Arbeitsmedizin und die Arbeitsplatzhygiene.“

Simon Ries und Mark Nordhorn gaben einen Einblick in die Ausbildung an der Deutschen Müllerschule Braunschweig DMSB inklusive eines unterhaltsamen Rückblicks zur Geschichte der Schule.

Um 19 Uhr wurde der Müllerball eröffnet, an dem sich reichlich Gelegenheit bot, die Vorträge zu diskutieren und das erworbene Wissen zu vertiefen.

Am Stand von Hentschke + Sawatzki freut sich Elke Schäfer über die vielen Kundengespräche.

Intelligenter Rohrbau

Am zweiten Tag eröffnete Edwin Priewasser von der Rohrbaufirma Sallhofer die Veranstaltung und zeigte, wie mit intelligentem Rohrbau Mühlenbetriebe Energie einsparen können. Vor allem in der Umstellung auf elektrische Antriebe sieht er Sparmöglichkeiten. Ein neues Firmenvideo, welches auf der Homepage des Unternehmens jetzt veröffentlicht wird, erläutert anschaulich, welche Produktpalette bei Sallhofer zur Verfügung steht und wie der Umbau samt Montage bei laufender Produktion möglich ist. „Dauert nur 10 Minuten“, beschreibt Edwin Priewasser den Umbau auf Pneumatik. Noch einfacher sei es beim elektrischen Antrieb. Bei Modernisierungen sollten Mühlenbetreiber besser gleich auf elektrisch umstellen, da der Installationsaufwand geringer und er zudem wartungsfrei ist.

Tade Mlikote und Singold Geschäftsführer Oliver Lüer sind zufrieden mit der positive Resonanz auf ihre Klopfer.

Gesichert ins Silo

Dann gab es für die Zuhörer schockierende Nachrichten. Markus Schnauer von der Maschinenfabrik Köster begann seinen Vortrag mit Pressemeldungen zu tödlichen Unfällen in Getreidesilos. Es waren erstaunlich viele in den letzten Jahren und der Vertriebsingenieur hatte die volle Aufmerksamkeit des Plenums. Sein Unternehmen bietet baumustergeprüfte Siloeinfahranlagen an. Diese Prüfung ist wichtig, da die Sicherheitsvorschriften für Siloeinfahrgeräte nicht immer eindeutig sind.

Markus Schnauer, Vertriebsingenieur und Michael Gerstenberg, Bereichsleiter bei Köster Maschinenfabrik präsentierten ihre Siloeinfahranlage.

Es gelten nicht nur Maschinenrichtlinien, sondern auch Vorgaben der BGN. Die EG-Baumusterprüfung berücksichtigt alle relevanten Normvorschriften für Geräte, mit denen in Silos Personen hochgezogen werden und sie gilt für fünf Jahre. Damit sind Silobesitzer auf der sicheren Seite, denn es gibt keinen Bestandschutz für technische Anlagen mit Sicherheitsmängeln. Nach aktuellem Stand muss eine Anlage an der Seileinfahrwinde zwei redundante Tragseile mit 8-facher Sicherheit haben, dazu ein redundantes Bremssystem, eine Sicherung gegen Getriebebruch, Möglichkeit bei Stromausfall und vieles mehr. Einige Punkte können nachrüstet werden, jedoch sollte für die Anlage eine gültige Baumusterprüfung vorliegen, bevor jemand damit ins Silo absteigt. Die Sorgfaltspflicht bleibt bestehen, auch wenn eine Fremdfirma tätig wird, denn der Silobetreiber bleibt immer verantwortlich und somit haftbar.

Louisa Otten, Felix Bruckmann und Paul Bruckmann am Stand der MIAG GmbH.

Heiße Walzen

Frank Rolle berichtet anschließend von seinen Erfahrungen mit den neuen Walzenstühlen der Rolle Mühle. Die größere Anzahl an Motoren, erzeugte mehr Wärme und im Sommer löste das öfters den Alarm aus. Die Tür am Walzenstuhl zu öffnen war auf Dauer keine Lösung, deshalb ließ er die Türen durchlässig machte durch ein gestanztes Muster. Er überlegte dann, wie er das Lager kühlen kann, ohne einen zusätzlichen Stromfresser anzuschließen. Dazu wollte er den Antrieb durch das Walzenrad mit einem Lüfterrad kombinieren. Ein Pappmodell wurde entworfen und eingesetzt und als es sich bewährte, schweißte ihm eine Metallbaufirma einen stabilen Prototyp. Seine Innovationskraft zahlte sich aus. Als alle Walzenstühle mit dem ausgewuchteten Lüfterrad umgerüstet waren, blieb der Stromverbrauch gleich, aber am Lager ist es jetzt um ca. 10 Grad kühler.

Anna Hofmanska, Maciej Soltysiak und Kamila Pawelec von Balaguer East Europe sind Ansprechpartner für technische Problemlösungen.

Manuel Sputh berichtete mit Stefan Zitzmann über den Einbau eines Farbsortierers in der Mühle Ingersleben (mehr dazu in einer der nächsten Ausgaben von M+M). Jochen Zitzmann ergänzte den Vortrag und zeigte, wie er seine Probleme mit dem Walzenantrieb gelöst hat. Hin und wieder sind die Spannhülsen an den schwächsten Stellen gebrochen. Er überlegte sich eine Lösung und bat die polnische Firma Balaguer um Unterstützung. Die schickte einen Techniker, der sich vor Ort mit der Lage vertraut machte. Als Lösung bot er an, die Antriebe durch konische Achsschenkel mit Gewinde zu ersetzen. Zwei Walzen wurden als Prototyp gefertigt und eingebaut. Das Ergebnis hat überzeugt und der Müller lobte den Kundenservice, der ihm den Kauf neuer Walzen erspart hat.

Ike Masselink und Andreas Kurk von System ERP begleiten in die digitale Zukunft.
Das Team der Austus GmbH hatte einen Farbausleser aufgebaut.

Kompakte smarte Mühle

Franz Schmid berichtet vom Bau einer Halle für eine Mühlenanlage in Rumänien (M+M 5-6, S. 14-17) und stellt anschließend eine neue kompakte und smarte vierphasige Mühle vor, die sein Unternehmen speziell für kleinere Anwendungen entwickelt hat. Es können vier Passagen vermahlen werden, beispielsweise Spezialmehle und glutenfreie Mehle. Die Anordnung ist übereinander, deshalb hat die Mühle einen relativ kleinen Platzbedarf. Das Gerät kann verschraubt werden und passt in einen 40-Fuß-Seecontainer. Die meisten Getreidesorten können mit der kompakten Mühle verarbeitet werden, von Buchweizen bis zu Hirse, Mais oder Reis. Probleme bei der Verschiebung der Materialien sieht Franz Schmid nicht, lediglich Drehzahl und Siebbespannungen sind zu ändern. Die Geräteteile sind so ausgelegt, dass man überall reinkommt und alles problemlos reinigen kann.

Ulrich Hochmuth freut sich, dass sein Sohn André das wichtige Handwerk der Spezialbürsten so meisterhaft beherrscht.

Dr. Jürgen Stausberg von Satlog mit Dr. Josef Rampl, Ulrich Hochmuth und Rainer Miserre.

Zahlreiche Müller und Techniker waren in Osterfeld dabei und verfolgten die Vorträge und besuchten die Ausstellung.

Liste der Aussteller: Bühler, Müfagro, Spezialbürsten Hochmuth, FrigorTec, Minderleinsmühle, Satlog, Ingenieurbüro Barthel, KMH Kammann, Sallhofer, FDWaagenbau, Rückert, Singold, VAS Software, Högemann, Rüter, Ruwac, Köster, Strobel&Co.,Austus, Kastenmüller, Heitling Fahrzeugbau, Farwick, Hentschke + Sawatzki,Balaguer, Fawema, Schütze Verpackungen, R-Biopharm, Service ERP.

Sekt und Kuchen

Die mitgereisten Müllerinnen, Mitarbeiterinnen und Begleiterinnen nahmen am ersten Tag nachmittags am Damenprogramm teil und besuchten u.a. die Sektkellerei Rotkäppchen. Dort im schön gestalteten Museum und anschließend beim Sektempfang boten sich viele Möglichkeiten zum Kennenlernen und zum Austausch.

Die Ausfahrt am ersten Tag unter anderem zur Sektkellerei hat allen viel Spaß gemacht.
Das Museum der Sektkellerei ist informativ gestaltet und lädt zum Mitmachen und Erkunden ein.

Die Sektkellerei beherbergt das größte Wein-Holzfass Deutschlands.

Die Rotkäppchenflasche hat jetzt auch einen Aufkleber der Müllerei-Fachtagung Osterfeld 2024 mit dem schönsten Rotkäppchen-Moment der Damengruppe.
28. Mitteldeutsche Müllerei-Fachtagung in Osterfeld
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Trotz Luxus-Leben in Dubai: Sehnsucht nach der deutschen Backtradition

Mehl
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Lebensmittel
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Der Deutschrapper Bushido und seine Frau Anna-Maria Ferchichi vermissen die deutsche Backtradition im Ausland.
2024
2/22/2024
Trotz Luxus-Leben in Dubai: Sehnsucht nach der deutschen Backtradition

Bushido ist vor anderthalb Jahren mit seiner Familie von Berlin nach Dubai ausgewandert. Trotz Wohlstand und der luxuriösen Umgebung gibt es Dinge, die er in seinem neuen Leben vermisst. So erwähnen er und seine Frau Anna-Maria Ferchichi gegenüber der Deutschen-Presse-Agentur: "Wir vermissen die deutsche Backtradition, die fehlt einem hier schon: Brötchen, Brot, Schwarzbrot."

Trotz der Heimatgefühle wird der Rapper erst einmal in Dubai bleiben: "Das vermisse ich schon alles. Aber nichtsdestotrotz ist es dann ein Preis, den ich gerne für das Leben zahle, das wir hier seit anderthalb Jahren führen dürfen.", so Bushido.

Trotz Luxus-Leben in Dubai: Sehnsucht nach der deutschen Backtradition
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Maßnahmen gegen Kreuzkontamination mit Soja-Allergenen

Getreideverarbeitung
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Qualitätssicherung-kontrolle
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Getreideforschung
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Kennzeichnung
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Lebensmittelüberwachung
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Die Sojabohne erobert deutsche Felder und das Risiko für Kreuzkontamination steigt. Was Müller beachten sollten.
2024
2/15/2024
Maßnahmen gegen Kreuzkontaminationen mit Soja-Allergenen

Am Rhein, direkt hinter der Weisenauer Brücke in Mainz, können künftig jährlich bis zu 200 000 t gentechnikfreies Soja verarbeitet werden. Dafür hat Archer Daniels Midland (ADM) seine Ölmühle am Dammweg in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt umgestellt. Im zeitlichen Wechsel soll die Anlage importiertes Soja verarbeiten und gentechnikfreie Sojabohnen aus europäischem Anbau. Kommt derzeit der Rohstoff vor allem aus Frankreich und der Donauregion, möchte ADM mit der Erweiterung, die mehrere Mio. Euro kostete, zusätzliche Anreize für Landwirte schaffen, Soja anzupflanzen und in die Fruchtfolge einzugliedern.

Sojabohnen auf dem Feld
Die Sojabohne wird dank Züchtungen in MItteleuropa heimischer.

Seit rund zehn Jahren wird in Mitteleuropa immer mehr Soja angebaut. Züchtungen machten diese Entwicklung möglich. Martin Miersch, Vorsitzender beim Deutschen Sojaförderring, betont, dass sich im Zeitraum von 2018 bis 2023 die Zahl der in Deutschland zugelassenen Sojasorten (Rubrik „landeskultureller Wert“) von fünf auf 33 erhöht hat. Der Sojaförderer hält es pflanzenbaulich für realistisch, auf ca. 64% der Ackerfläche in Deutschland die Bohnen anzupflanzen. Lege man bei dieser Fläche von rund 8 000 000 ha einen mittleren Soja-Fruchtfolgeanteil von 10% und einen Ertrag von 3 t/ha zugrunde, könnten deutsche Landwirte jährlich etwa 2,4 Mio. t gentechnikfreies heimisches Soja ernten, so Martin Miersch.

Soja spielt in unseren Breitengraden vor allem beim Tierfutter eine Rolle. Da wissenschaftliche Studien zur Sojaernährung erst seit den 1880er-Jahren vorliegen, ist ihr historischer Stellenwert bei der Ernährung von Menschen schwer zu beurteilen. Phytoöstrogene, Lektine und Isoflavone sind nur einige der Toxine, die in Soja stecken. Die FDA, die amerikanische Food and Drug Administration, bezeichnet die Pflanze daher als giftig. In Deutschland warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), dass Sojaprodukte, verglichen mit anderen pflanzlichen Lebensmitteln, mehr an Metallen wie Kadmium, Nickel und Aluminium enthalten könnten. Bei Jugendlichen und Erwachsenen gehören Sojaeiweiße zu den häufigsten Auslösern einer Nahrungsmittelallergie mit Reaktionen an der (Schleim-) Haut wie Nesselsucht sowie Juckreiz. Bei schwereren Verläufen sind Durchfälle, Husten oder Atemnot möglich.

Rund 640 000 Menschen könnten laut Schätzung des BfR in Deutschland eine Sojaallergie mit Symptomen haben. Der Allergologe Dr. Jörg Kleine-Tebbe ging 2008 im Expertengespräch der BMELV-Konferenz davon aus, dass 70% der Birkenpollenallergiker auch serologische Reaktionen auf Sojaproteine zeigen. So kommt er für Deutschland sogar auf eine Zahl von ca. drei bis vier Mio. Betroffenen, von denen etwa 10% eine klinische Symptomatik zeigen könnten. Die Dunkelziffer sei allerdings hoch. Die Zahlen, so ungenau sie auch sind, zeigen das allergieauslösende Potenzial der Sojabohne.

Deutschland ist beim Soja auf Importe aus dem Ausland angewiesen. 2022 wurden rund 3,5 Mio. t laut Statista importiert. Der Großteil der gehandelten Menge kommt aus den USA, Brasilien oder Argentinien. Weltweit werden nur 20 Mio. t der Sojaernte direkt zu Lebensmitteln wie Tofu oder Fleischersatz verarbeitet. Von den restlichen rund 300 Mio. t der Sojaernte gehen 80% als Sojaextraktionsschrot ins Tierfutter und 20% als Sojaöl in technische Öle, Biokraftstoffe und Nahrungsmittel. Nicht nur weil Umweltschützer Anbauern in Südamerika vorwerfen, riesige Wald- und Savannenflächen zu zerstören und Wasser zu verseuchen, hat der europäische Dachverband der Mischfutterhersteller FEFAC eigene Leitlinien für eine nachhaltige Beschaffung des Rohstoffs eingeführt.

Soja in der Futtermittelproduktion

Die Sojabohne ist aufgrund ihres hohen Proteingehalts in der Futtermittelindustrie beliebt. Sie hat zudem ein günstiges Aminosäureprofil, das dem Bedarf vieler Nutztiere entspricht. Meist in Form von Extraktionsschrot, einem Nebenprodukt der Sojaölproduktion, ist die Ölsaat als Futtermittelzusatz vor allem in der Geflügel- und Schweineproduktion beliebt. Soja ist auf dem Weltmarkt gut verfügbar und bietet ein relativ stabiles Preis-Leistungs-Verhältnis. Dennoch gibt es in Deutschland Bestrebungen, sich durch die Förderung des heimischen Anbaus vom Sojaanbau in Übersee unabhängiger zu machen.

In Deutschland wurden laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Jahr 2023 auf 45 000 ha Sojabohnen angebaut. Seit 2016 hat sich die Anbaufläche fast verdreifacht. Ebenso wie die Ernte, die 2023 in Deutschland auf insgesamt 122 000 t anstieg. Aufgrund des Wärmebedarfs der Bohne wächst die Ölsaat vor allem in der Donauregion, aber auch in den Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern. Dort ist die Körnerleguminose bereits die mit der größten Anbaufläche. Das bedeutet mehr Soja beim Transport, der Lagerung und im Handel. Da die Ölsaat ein Allergen ist, sind Maßnahmen wichtig, damit Sojarückstände nicht in andere Produktchargen gelangen.

Sojapflanzen mögen es warm, der Großteil der Welternte kommt vom amerikanischen Kontinent.

Kontamination mit Soja

Laut Martin Miersch sind die Akteure sensibilisiert, wenn es um Transport und Lagerung geht. Wichtig sei es aber auch, die Erntetechnik im Blick zu behalten. Da Soja im September oder Oktober spät gedroschen wird, werden die meisten Erntegeräte danach eingewintert. Sehr konservativ berechnet Martin Miersch, dass in jedem Mähdrescher nach dem Leerlaufen bis zu 20 kg Rest-Soja verbleiben, die in das nachfolgend gedroschene Getreide gelangen können.

„Es können schnell Größenordnungen von 20 ppm Soja in Getreide erreicht werden, die in den kennzeichnungspflichtigen Bereich gehen“, so der Sojaexperte.

Dieses Risiko einer Allergenverschleppung könne mit einer Spülcharge – etwa durch separates Abtanken nach dem Drusch des Getreide-Vorgewendes – stark reduziert werden.

Mähdrescher drischt Sojapflanzen
Viel Mähdrescher sind im Einsatz zur Sojaernte, danach müssen die Maschinen gereinigt werden, um Kreuzkontaminationen zu vermeiden.

Dr. Sandra Nitschkowski ist eine der Expertinnen bei Romer Labs Deutschland. Am Standort im hessischen Butzbach betreut sie den Vertrieb und die Außendienstmitarbeiter.

„Mich rufen Kunden an, bei denen im fertigen Mehl plötzlich Soja nachgewiesen wurde und die dann prüfen wollen, wo und wie die Verunreinigung in ihr Getreide gekommen ist“, erzählt die Dipl. Biologin.

Für Mühlen hat sie Testkits, Referenzmaterialien und analytische Dienstleistungen im Angebot. Das Portfolio an Soja-Testkits umfasst quantitative ELISA-Tests und qualitative Lateral Flow Devices (LFDs), die speziell für den Nachweis von Sojaproteinen in Umweltproben sowie flüssigen und festen Lebensmitteln entwickelt wurden.

Kennzeichnung von Soja

Zum Schutz der öffentlichen Gesundheit verlangt die aktuelle Gesetzgebung (EU-Verordnung Nr. 1169/2011) von der Lebensmittelindustrie Allergene, die Essbarem zugegeben wurden, zu kennzeichnen. Das gilt beispielweise für glutenhaltiges Getreide, Eier, Fisch, Erdnüsse, Senf und Soja sowohl für vorverpackte als auch für nicht vorverpackte Lebensmittel einschließlich solcher, die von Catering-Unternehmen geliefert werden oder für den Direktverkauf bestimmt sind. Gemäß der Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) müssen in Deutschland diese Zutaten aufgrund ihres Allergiepotenzials klar und deutlich auf der Verpackung gekennzeichnet sein.

Die falsche oder fehlende Deklaration von Lebensmittelallergenen macht einen Großteil der Warnungen und Lebensmittelrückrufe weltweit aus. Der Bayerische Müllerbund schreibt dazu in seinem Markblatt vom Dezember 2022, dass in Mühlenbetrieben für gewöhnlich zwar neben glutenhaltigem Getreide keine weiteren allergenen Stoffe verarbeitet werden, sodass bewusste oder unbewusste Zugaben in der Regel ausgeschlossen werden können. Trotz größtmöglicher Sorgfalt in den Mühlen sei aber nicht auszuschließen, dass vereinzelt Spuren botanischer Verunreinigung auftreten, beispielsweise als Folge komplexer Warenströme, Ernte oder Lagerung.

Geringe Allergenmengen

Als Kreuzkontamination wird der Eintrag von geringen Mengen bekannter Allergene in Lebensmittel bezeichnet. Solche Verunreinigungen können bei Soja ohne Kenntnis des Herstellers in das Produkt gelangen:

• bei Erzeugung, Transport, Umschlag oder Lagerung

• bei ungenügender Reinigung der Geräte und Produktionsanlagen

• durch Stäube aus benachbarten Produktlinien.

Kreuzkontaminationen fallen nicht unter die Verordnung zur Kennzeichnung von Lebensmitteln (LMKV), da es sich nicht um Zutaten handelt. Der Produzent ist für die Sicherheit seiner Produkte verantwortlich und haftet im Schadensfall. Deshalb verwenden Hersteller oft freiwillige Produktkennzeichnungen mit Formulierungen wie „kann … enthalten“ oder „kann vorhanden sein…“. Die erhöhte Sicherheit durch den Warnhinweis schränkt jedoch die Auswahl für Allergiker ein. Darüber hinaus kann aus einem weiteren Grund ein präventiver Hinweis problematisch sein. Zwar zeigt die Warnung die Sensibilität des Unternehmens für das Problem, auf der anderen Seite könnte ein übermäßiger Gebrauch von Warnungen darauf hindeuten, dass das Management aus Unsicherheit rechtliche Konsequenzen jeglicher Art vermeiden möchte, weil ihm ein detaillierter Überblick über Produktionszyklen und eine Risikoanalyse fehlt.

Um das Risiko durch Kreuzkontamination mit Allergenen einzuschränken oder auszuschließen, ist es unerlässlich, die Herstellungspraxis einzuhalten und ein effektives und effizientes HACCP-System (Hazard Analysis and Critical Control Point) einzuführen.

  • Schulungen und Aufklärung der Mitarbeiter über Risiken
  • neue Produkte hinsichtlich Allergene verantwortungsbewusst entwickeln und bestehende entsprechend verbessern
  • Lieferanten sowie eingehende Rohstoffe sorgfältig auswählen und kontrollieren,
  • auf getrennte Verladeeinrichtungen achten,
  • Lager, Anlagen, Transportgerät (Rückwärtskipper statt Schubböden) und Maschinen auf den neuesten Stand bringen, gründlich reinigen
  • regelmäßige Qualitätskontrollen
  • Verpackungs- und Etikettierungsphase des fertigen Produkts überwachen.

Dr. Josef Rampl vom Bayerischen Müllerbund hält Kreuzkontaminationen in Mühlenbetrieben für eine Herausforderung, sie seien aber beherrschbar, wenn entsprechende Maßnahmen getroffen werden.

Er rät zu Vorsicht bei Zusagen: „Mühlenbetreiber treffen zwar hinsichtlich Verunreinigungen und technisch unvermeidbarer Kreuzkontaminationen umfangreiche Minimierungsstrategien mittels Reinigungskonzepten nach dem As Low As Reasonably Achievable (ALARA)-Prinzip. Ein vollständiger Ausschluss von Kreuzkontaminationen mit Allergenen sollte Kunden dennoch nicht vollumfänglich zugesichert werden. Eine Zusicherung eines fixen Grenzwertes ist rechtlich ebenfalls nicht geboten.“

Verfahren zur Risikobewertung

Das BfR bietet Unterstützung bei der Entscheidung, ab wann gewarnt werden sollte. Das Expertengremium „VITAL Scientific Expert Panel“ (VSEP) stellt mit dem VITAL-Programm (Voluntary Incidental Trace Allergen Labelling) des Allergen Bureaus ein standardisiertes Verfahren zur Risikobewertung von Allergenen bereit. Wesentliche Voraussetzung für die Festsetzung von Schwellenwerten sind die Referenzdosen. Diese wurden vom (VSEP) anhand klinischer Studien und mathematischer Berechnungen festgelegt. Ab diesen Allergenmengen könnte bei Betroffenen mit Reaktionen zu rechnen sein. Die Durchführung der VITAL-Risikobewertung hilft Unternehmen, den Allergenstatus aller Zutaten und die Verarbeitungsbedingungen, die zum Allergenstatus des Endprodukts beitragen, zu überprüfen und zu entscheiden, ob die Produkte mit Warnhinweisen zur Allergenkennzeichnung versehen werden müssen. VITAL 3.0 ist die überarbeitete Version, die seit 2019 angibt, ab welcher Referenzdosis Allergene ausgewiesen werden sollten. Für Soja hat sich die VSEP für ED01 (die auslösende Dosis des gesamten Allergenproteins, die voraussichtlich bei 1% der Allergikerbevölkerung objektive Symptome hervorrufen wird) auf den Wert von 0,5 mg Protein geeinigt.

Dazu das BfR: „Ausgehend von dieser wissenschaftlichen Basis der Referenzdosen könnten, soweit möglich, seitens des Risikomanagements spezifische Schwellenwerte für die Lebensmittelkennzeichnung abgeleitet werden – abhängig davon, in welcher Größenordnung das verbleibende Risiko für betroffene Verbraucherinnen und Verbraucher als so gering eingeschätzt werden könnte, dass es zu akzeptieren wäre“.

Weitere Informationen zu VITAL sowie der VITAL 3.0 Guide und der VITAL Online Calculator.

Eine Eingangskontrolle beispielsweise mit einem AgraStrip Pro Allergen-Testkit von Romer Labs, sei so Dr. Sandra Nitschkowski für Mühlenbetriebe sinnvoll: „Mit dem Testkit hat der Müller in elf Minuten vor Ort ohne Labor einen zuverlässigen qualitativen Nachweis von Sojaspuren. Bereits bei 2 ppm schlägt der Test an.“ Die Testkits können komplett mit Streifen, antikörperbeschichteten Inkubationsgefäßen, Extraktionsröhrchen, einem Extraktionspuffer und weiterem Zubehör bestellt werden. Bei der Annahme empfiehlt es sich, die Probe vom Lkw am Rande der Ladefläche zu entnehmen. Hier ist der Kontakt vom Getreide zur Transportbehälteroberfläche am größten. Schlägt der Test nicht an, kann man davon ausgehen, dass die Ladung in Ordnung ist. Würde eine Probe Sojaspuren enthalten, spricht dies für eine Kreuzkontamination während der Ernte, der Lagerung oder des Transports. Der Getreideverarbeiter kann mit den Tests gut nachvollziehen, wie und wo die Kreuzkontamination erfolgte.

Testkid zum Allergennachweis
AgraStrip® Pro Soy ist ein Lateral Flow Test (LFD) für den Nachweis vor Ort von Sojarückständen in Rohmaterialien, Lebensmittelfertigprodukten und Getränken, Spülwasser und Umgebungsproben.

Über die Maßnahmen, die der Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft VGMS e.V. empfiehlt, sprach Mühle + Mischfutter mit Sandra Blackert vom Ausschuss Qualität & Sicherheit und Ernährung.

Sandra Blackert vom Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft VGMS e.V.

M+M: Wurden bisher im Rahmen des Monitorings bei Getreideproben Spuren von Soja nachgewiesen und steigt die Anzahl der Nachweise?

Sandra Blackert: Die Daten aus dem Europäischen Getreidemonitoring zeigen, dass das Vorkommen des Soja-Allergens in kommerziellen Weizenmehlen eine beachtliche Rolle spielt. Die Nachweishäufigkeit im Weizenmehl lag in den letzten Jahren auf einem konstant hohen Niveau. Im Getreidewirtschaftsjahr 2020/2021 war Soja in 19% der bundesweit untersuchten Weizenmehl-Proben nachweisbar, 2021/2022 in 15% der Proben und im letzten Getreidewirtschaftsjahr in 18% der untersuchten Proben.

M+M: In welchen Regionen werden Kreuzkontaminationen bei Proben nachgewiesen und rechnen Sie mit einer Zunahme durch die Ausweitung der Anbauflächen für Soja?

Sandra Blackert: Das Vorkommen von Soja ist in den südlichen Regionen Deutschlands sowie in Österreich deutlich höher als in anderen Regionen. Wir rechnen mit einer weiteren Ausweitung der Anbauflächen für Soja und in diesem Zuge auch mit einer Zunahme der Kreuzkontaminationen.

M+M: Was empfehlen Sie Mühlenbetrieben bezüglich der Kennzeichnung?

Sandra Blackert: Grundsätzlich ist die Entscheidung über die Anbringung eines „Spurenhinweises“ in Form der „kann enthalten“-Kennzeichnung eine Entscheidung auf Basis einer individuellen Risikobewertung. Der VGMS empfiehlt seinen Mitgliedsunternehmen dann eine Spurenkennzeichnung für Getreidemahlerzeugnisse, wenn die Gesamtumstände zeigen, dass selbst unter sorgfältiger Durchführung vorgesehener Maßnahmen Spuren-Nachweise von Allergenen auffällig oft nicht zu vermeiden sind. Bei der Bewertung, ob ein Eintrag auffällig häufig stattfindet, sind insbesondere die folgenden Faktoren zu berücksichtigen: Anzahl der (Eigen-)Analysen, weitere Maßnahmen im Allergenmanagement auf der eigenen Stufe sowie die Information von Vorlieferanten, regionale und saisonale Auswirkungen und die Ergebnisse des von der Branche betriebenen Europäischen Getreidemonitorings. In vielen Fällen lässt sich unter Berücksichtigung der Gesamtumstände ein Ausreißer kaum mehr begründen, insbesondere unter Berücksichtigung der Rechtsprechung zum Produkthaftungsrecht.

Gesetze und Verordnungen für Soja in Lebens- und Futtermitteln

EU-Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) - Verordnung (EU) Nr. 1169/2011

Die Verordnung regelt die Kennzeichnung von Lebensmitteln innerhalb der Europäischen Union. Allergene wie Soja müssen nach ihr in der Zutatenliste von verpackten Esswaren deutlich hervorgehoben werden. Das kann durch u. a. Fettdruck oder Unterstreichung erfolgen.

Verordnung über genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel (EG) Nr. 1829/2003

Hierin geht es speziell um die Kennzeichnung von genetisch veränderten Organismen (GMOs) in Lebens- und Futtermitteln. Produkte, die GMOs enthalten, müssen deutlich mit dem Hinweis „genetisch verändert" oder „aus genetisch verändertem …" gekennzeichnet werden. Enthält ein Produkt mehr als 0,9% genetisch veränderte Sojabohnen, muss dies auf der Verpackung angegeben werden.

Deutsches Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB)

Es ist die rechtliche Grundlage für die Regulierung von Lebens- und Futtermitteln in Deutschland. Es ergänzt die EU-Vorschriften und stellt sicher, dass alle auf dem deutschen Markt verfügbaren Lebensmittel korrekt gekennzeichnet sind. Dies umfasst ausdrücklich die Kennzeichnung von Allergenen wie Soja.

Novel Food Verordnung (EU) 2015/2283

Sie betrifft neuartige Lebensmittel, die es vor dem 15. Mai 1997 nicht in nennenswertem Umfang in der EU gab. Produkte mit neuartigem oder verändertem Soja müssen, wenn sie unter diese Kategorie fallen, entsprechend gekennzeichnet werden.

Futtermittelverordnung (EG) Nr. 767/2009

Sie regelt die Kennzeichnung und Vermarktung von Futtermitteln in der EU und schreibt vor, dass alle Bestandteile des Futtermittels, einschließlich Soja, in absteigender Reihenfolge ihres Gewichtsanteils aufgeführt werden müssen.

Maßnahmen gegen Kreuzkontaminationen mit Soja-Allergenen
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World Flour Day 2024 – „Giving Day“

Mehl
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Mehlmühlen
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Brotgetreidemühlen
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Lebensmittel
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Am World Flour Day steht die weltweite Müller-Community zusammen, um das Mehl zu feiern.
2024
2/1/2024
World Flour Day 2024 – „Giving Day“

Mehl, als eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel, trägt seit Jahr-tausenden zur Ernährung und Entwicklung der Menschheit bei. Der World Flour Day ist ein Anlass, um die Bedeutung des Mehls und die Arbeit der Mühlenindustrie zu würdigen – ein Tag der Anerkennung, Dankbarkeit und Hoffnung. In diesem Jahr verbindet das MehlWelten Museum die Würdigung dieses „weißen Goldes“ mit einem Aufruf zu sozialem Engagement.

Unter dem Motto „Engagierte Müller stellen sich gesellschaftlichen Herausforderungen“ sind Mühlenbetriebe weltweit dazu aufgerufen, sich aktiv einzubringen. Sie werden ermutigt, Mehlspenden an soziale Einrichtungen wie Kindernot-Stiftungen oder Waisenhäuser zu tätigen. Diese Aktion bietet nicht nur eine Möglichkeit, konkret zu helfen, sondern dient auch dazu, die wertvollen Leistungen der Müller für die Gesellschaft sichtbar zu machen. Jeder Beitrag zählt, egal ob klein oder groß – das MehlWelten Museum selbst spendet exemplarisch 500 kg Mehl.

Müller zeigen Herz – Mitmachen und teilen

Müller und Mühlenbetriebe aus aller Welt werden daher eingeladen, sich dieser Initiative anzuschließen und einen Beitrag zu leisten, in-dem sie Naturalien an Waisenhäuser und Jugendstiftungen spenden. Ziel ist es, durch diese gemeinsamen Anstrengungen die Welt ein Stück besser zu machen.

Peter Steiner ist Global Head of Business Unit der MC Mühlenchemie (Foto: MC Mühlenchemie)

Peter Steiner, Global Head of Business Unit der MC Mühlenchemie, auf deren Initiative das Museum gegründet wurde, betont die tiefere Bedeutung des diesjährigen Mottos des World Flour Day:

„Mehl ist mehr als nur ein Nahrungsmittel; es symbolisiert Leben. Mit unserer globalen gemeinnützigen Initiative wollen wir das Bewusstsein für die herausragende Rolle der Mühlenindustrie für die Ernährung stärken. Mehl ist ein Grundnahrungsmittel und ein fester Bestandteil in allen Küchen rund um den Globus. Es trägt täglich zum Wohlergehen von Milliarden Menschen bei. Wenn wir Mehl spenden, spenden wir Leben."

Das MehlWelten Museum wird die zahlreichen Initiativen rund um den World Flour Day 2024 bündeln und präsentieren. Der World Flour Day am 20. März 2024 dient als Kickoff-Event für diese Aktio-nen. Anlässlich dieses Tages werden auf der Website www.worldflourday.com kontinuierlich Fotos, Videos und Geschichten veröffentlicht, die das Engagement der globalen Müller-Community für Kinder in Not zeigen. Gleichzeitig werden die Aktionen des Gedenktages unter den Hashtags #worldflourday in den sozialen Medien verbreitet.

Das MehlWelten Museum mit sienen Ausstellungen zu Mehlsäcken und der Geschichte des Mehls ist einen Besuch wert (Foto: Sabine Kemper).

Diese Website hat nicht nur die Aufgabe, die globale Bedeutung von Mehl zu betonen, sondern auch ein vielfältiges Bild von Mehl und seiner Zukunft zu zeichnen. Gleichzeitig soll auf die dringende Notwendigkeit aufmerksam gemacht werden, Kindern weltweit zu helfen. Der 20. März wurde für den World Flour Day gewählt, da das Datum in der Mitte der Sonnenwende liegt. Auf der Nordhalbkugel beginnt der Frühling und die Zeit der Aussaat, auf der Südhalbkugel der Herbst und die Erntezeit. Seit der Initiierung des World Flour Days vor drei Jahren ist dieser Tag als Gedenktag nicht mehr aus den Kalendern der Müllerinnen und Müller rund um die Welt wegzuden-ken.

Das MehlWelten Museum in Wittenburg beherbergt die weltweit größte Sammlung von Mehlsäcken mit über 3 900 Säcken aus 150 Ländern. Mehl.Macht.Leben ist das Leitmotiv, unter dem die Säcke die Tradition, die Geschichte und die Mythen des Mehls erzählen und veranschaulichen. Das Museum und der World Flour Day sind dem Mehl und den Müllern dieser Welt gewidmet, die täglich Menschen mit Mehl versorgen.

World Flour Day 2024 – „Giving Day“
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IMAS ist Exportführer der Türkei bei Müllereitechnik

Anlagenbau
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Mühlenbau
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Mühlentechnik
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IMAS ist führender Exporteur in den Segmenten Getreide- und Futtermühlenmaschinen in der Türkei
2024
1/30/2024
IMAS ist Exportführer der Türkei bei Müllereitechnik

Seit über 30 Jahren ist das Unternehmen aufgrund seiner Erfahrung und seiner Innovationen im Mühlenbau erfolgreich. Es produziert ein umfangreiches Sortiment und realisiert zudem weltweit schlüsselfertige Projekte wie Mehl-, Mais- und Futtermittelmühlen, mit über 500 Referenzen in über 100 Ländern auf fünf Kontinenten. IMAS ist insbesondere in Regionen wie dem Nahen Osten, Afrika, Amerika, Europa, dem Fernen Osten, Russland und den GUS-Staaten präsent.

Mustafa Özdemir, General Manager, hebt die Bedeutung der Teamarbeit für den Erfolg des Unternehmens hervor und bedankt sich bei allen Mitarbeitern und Geschäftspartnern:

„Unser Team arbeitet mit großer Leidenschaft daran, Werte für unser Unternehmens, unser Land und unsere Branche zu schaffen. Wir sind stolz, darauf, in der Türkei das führende Unternehmen beim Export von Müllereimaschinen zu sein.“

Firmenleiter sitzt am Schreibisch
Mustafa Özdemir, General Manager freut sich, dass ein Unternehmen Exportführer der Türkei im Mühlensektor ist.

IMAS zeichnet sich darüber hinaus durch seine Börsennotierung an der Istanbuler Börse und seine Position als einer der führenden F&E-Akteure in der türkischen Maschinenbauindustrie aus. Besonders erwähnenswert ist die Beteiligung am "Artificial Intelligence Ecosystem" dem Entwicklungsprogramm zur KI von TUBITAK (dem Rat für wissenschaftliche und technologische Forschung der Türkei).

Ein weiteres Projekt ist aktuell der Bau eines der größten Mühlenkomplexe in Afrika mit einer täglichen Kapazität von 2400 t für die BUA Group in Nigeria. Innovativ zeigt sich der Maschinenbauer auch durch die Entwicklung polymerer Verbundwerkstoffe (Polymer Base Construction) für Walzenstühle, die eine erheblich bessere Vibrationsdämpfung im Vergleich zu traditionellen Materialien wie Stahl oder Gusseisen bietet. Diese Innovation wurde 2023 auf der jährlichen IAOM-Ausstellung und Konferenz in Minnesota, USA, ausgezeichnet.

IMAS ist Exportführer der Türkei bei Müllereitechnik
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