Müllereifachtagung 2025 in Osterfeld
Die Tagung des Mitteldeutschen Müllerbundes fand vom 21. bis 22. März 2025 bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen im Atrium Hotel Amadeus in Osterfeld statt. Am Freitag um 13.30 Uhr eröffnete der Präsident Konrad Zitzmann die Tagung. Er stellte den erweiterten Vorstand vor und begrüßte die Aussteller. Rund 30 Firmen hatten bereits am Vortag in den Ausstellungsräumen ihre Stände aufgebaut.
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Die hohe Teilnehmerzahl unterstreicht, wie sehr die Branche den Wissensaustausch und das Netzwerken schätzt – eine Entwicklung, die von der Zulieferindustrie tatkräftig unterstützt wird. Ein zentraler Faktor dabei ist der Vorstand des Müllerbundes, der nicht nur alle Aktivitäten koordiniert, sondern auch als wichtiger Ansprechpartner für Behörden, Fördermittelgeber und politische Entscheidungsträger fungiert.
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Ebenfalls ein starkes Signal für die überregionale Zusammenarbeit setzten die Delegierten des Bayerischen Müllerbundes, die zahlreich an der Tagung teilnahmen. Darunter die beiden stellv. Vorstandsvorsitzenden Jürgen Englert (Gründleinsmühle) und Anton Schmid (Schmidmühle, Buchloe), Geschäftsführer Dr. Josef Rampl und vom Getreideausschuss Tobias Gerstmeyr (Bruckmühle).
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Der Getreidemarkt stand im Mittelpunkt des ersten Vortrags. Uwe Langenhan berichtete aus Sicht der Thüringer Erzeugergemeinschaft über die letztjährige Ernte. Mit einem Durchschnittsertrag von 67,6 dt/ha waren das 3,6 Prozent weniger als 2023. Sinkende Proteingehalte und Ertragsrückgänge bei Weizen und Roggen sind und bleiben problematisch, ebenso die steigenden Düngemittelpreise.
Einstieg nicht verpassen
Er zeigt sich für das laufende Erntejahr zuversichtlich. Der Boden ist gut durchfeuchtet, der Vegetationsstart zügig. Derzeit gibt es noch eine überschaubare Menge günstiger, unverkaufter Ware im Erzeugergebiet. Einige Mitglieder der Erzeugergemeinschaft haben bereits bei guten Angeboten die neue Ernte veräußert. Sein Tipp: Nicht zu lange warten! Müller sollten jetzt mit den Landwirten verhandeln.
Manuel Gehrke (BGN) betrachtete auf Wunsch des Verbandes die Entwicklungen zur Künstlichen Intelligenz (KI) in Mühlenbetrieben. In seiner Genossenschaft ist die KI noch ein junges Thema. Beratungsbedarf gibt es bei klein und leicht gebauten Robotern sogenannten Cobots. Im Gegensatz zu Industrierobotern benötigen Cobots keine Zäune und Schutzräume und deshalb besondere Arbeitsschutzmaßnahmen. Bei der Gefährdungsbeurteilung und dem Kollisionsprotokoll ist der Bewegungsablauf wichtig. Generell sind Kollisionen einkalkuliert, dafür gibt es Grenzwerte (DIN ISO/TS 15066). Der Betreiber muss potenzielle Kontaktstellen bewerten und alle Abläufe berücksichtigen. Gehrke betonte, dass ein Unternehmer, der seinen Cobot programmiert, rechtlich zu einem Hersteller wird und für die Sicherheit und entsprechende Prüfsiegel verantwortlich ist. Zum Abschluss appellierte er an die Müller am Prämienverfahren teilzunehmen. Hier wird von nahezu allen Betrieben der Branche Geld verschenkt, pro Betrieb mindestens 500 €.
Umwelt und Vorsorge
Claudio Antonelle (Bühler AG) zeigte in seinem Vortrag, wie Mühlenbetriebe ihren CO2-Fußabdruck erfassen und verringern können. Allerdings stammt der überwiegende Teil der Emissionen aus den Rohstoffen, während nur ein geringer Teil aus dem Mühlenbetrieb selbst kommt. Antonelle erklärte, dass die Kosten nach Betriebsgröße variieren und das zusätzlich erhältliche Zertifikat in der Regel gut akzeptiert wird.
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Paul Wessling von der Müllerei Pensionskasse gab danach Tipps und Infos rund um die Altersvorsorge und der betrieblichen Altersversorgung. Er rechnete vor, dass Lohnerhöhungen oft verpuffen, als Versorgungslohn ausgezahlt aber viele Vorteile bieten. Auch bei Abfindungen sollte man sich vorher bei der Pensionskasse informieren.
Danach stellte Thomas Koch die Neuerungen in der Müllerschule Wittingen vor. Das Labor wurde in den letzten Jahren umfassend modernisiert, unter anderem ein Farinograph mit Unterstützung der Firma Kastenmüller aus Martinsried. Auch die Mühle wurde aufgerüstet: WDW Waagen- und Dosiertechnik GmbH sponserte eine Mischfutter-Dosierstation, der neue Walzenstuhl Diorit MDDY 600 mm von Bühler bietet Raum für Experimente. Swisca stellte Waagen vom Typ Cervo und Floba bereit und Firma Högemann hat dann den Maschinenpark über ein BUS-System verbunden.
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Michael Sailer von Schwäbische Landprodukte (SLP) aus Tapfheim-Erlingshofen berichtete über die Qualität des Dinkels: Die Spelzen verkauft er vor allem als Tiereinstreu, insbesondere bei Milchvieh. Mit größeren Kunden schließt er Jahreskontrakte ab, die rund 80 Prozent seines Absatzmarkts sichern. Das Jahr 2022 war schwierig wegen hoher Energiekosten. Mutterkorn war lange Zeit kein Problem, doch nun taucht es in neuen Lieferungen wieder auf – allerdings nur im Bio-Dinkel, nicht im konventionellen.
Dirk Paulick von der Paulicks Mühle in Müschen berichtete, wie er einen kleinen Umluftsteinausleser installierte. Im Zuge der Modernisierung seiner Mühle im Jahr 2020 musste er die Reinigung erneuern, hatte aber wegen fehlender Abluft und enger Räume nur begrenzte Möglichkeiten für den Einbau. Er entschied sich für einen Trockensteinausleser D25 von Della Valle, obwohl es ein Risikokauf war. Das Gerät übertraf seine Erwartungen: Es läuft ruhig, verbraucht wenig Energie und ist nach seinen Erfahrungen sehr preisgünstig.
Glück zu
Neues aus der Deutschen Müllerschule Braunschweig (DMSB) trug die pädagogische Leiterin Gabriele Lühr vor. (Lesen Sie dazu das Interview in M+M-Ausgabe 3/4 2025.) Die ehemaligen Schüler Nick Funke und Moritz Steinhauser sorgten mit ihrer Vorstellung des Vereins Glück zu für gute Laune. Seit 1885 gibt es die Studentenverbindung, und das Wohnheim mit elf Zimmern auf drei Etagen wirkt alles andere als verstaubt. Regelmäßige Fußballturniere, Bootsausflüge und Grillabende halten die Stimmung oben.
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Am Ende des Tages gab Michal Trchalik (MAGSY GmbH Keisterbach) einen kurzen Einblick zu Magnetabscheidern in Mühlen. Typische Modelle zum Maschinenschutz sind Trommel- und Lagermagnete, während für den Produktschutz Gittermagnete, Pneumatikmagnete und Plattenrohrmagnete zur Verfügung stehen. Auch einfache Stabmagnete für Jacob-Rohre kommen zum Einsatz. Darüber hinaus bietet das Unternehmen zertifizierte Kontrollmessungen direkt im Betrieb an.
Am Abend gab es auf dem traditionellen Müllerball ausreichend Gelegenheit für Gespräche. Die Teilnehmer lobten das Buffet und die Weine aus regionalem Anbau.
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Am Samstag startete Stefan Schmitz (Swisca) um 9 Uhr das Programm. Er stellte in einem gut verständlichen und unterhaltsamen Vortrag den Walzenstuhl Romil vor. Die mit Aluminium verkleidete Maschine bezeichnen einige bereits als Cyber-Walzenstuhl. (Mehr zum ROMIL siehe M+M-Ausgabe 19 2024 oder www.muehle-mischfutter.de).
Mühlenneubau und Umbau
Paul und Felix Bruckmann von der MIAG GmbH zeigten, wie sie bei der Großen Mühle Hasede (Gebr. Engelke) eine neue 380 t/24 h-Weizenmühle planten und bauten. Die Anlage sollte den neuesten technischen Standards entsprechen, energieeffizient arbeiten und alle Anforderungen an den Explosionsschutz erfüllen. Da die erste Reinigung und Netzung bereits existierten, erneuerten sie die zweite Reinigung, die Vermahlung und die Transporte. Das Projekt war als Turn-Key-Auftrag angelegt: MIAG übernahm die Genehmigungen, die Demontage, die komplette mechanische und elektrische Montage, die Automation sowie Inbetriebnahme und Dokumentation (CE-Konformität, ATEX, Betriebsanleitungen). Im Zentrum des Vermahlungssystems stehen 20 Vierwalzenstühle (VWSE) und zwei 10-teilige Plansichter (VPSE) mit Kunststoffrahmen, um helle Typenmehle und Spezialmehle herzustellen. (Ausführlicher Report zu diesem Projekt folgt in M+M-Ausgabe 7/8 2025).
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Nach dem Vortrag gönnten sich die Teilnehmer eine kurze Pause. Am Stand von Balaguer zog Hubertus Nitzschke (Mitteldeutscher Müllerbund) gemeinsam mit Kamila Pawelec (Balaguer East Europe) den Gewinner der Verlosung. Die Spannung stieg, als sie in der Lostrommel wühlten und den Namen laut verkündeten: Andreas Korn von der Mühle Umbreit. Er freute sich über den Gutschein für die kostenlose Aufarbeitung von zehn Walzen. Ein fröhlicher Moment, den das Publikum mit Applaus begleitete.
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Daniel Kellner erzählte anschließend, wie er und sein Vater Manfred Kellner die Esmühle modernisierten. Zunächst wurde ein dreidimensionaler Scan des Mühlengebäudes durchgeführt. Im März 2024 startete die Demotage. Dann wurden die Böden erneuert und beschichtet. Die Montage startete bereits Anfang April und mit einem Kran wurden die Walzenstühle eingehoben. Die neue Mühle ist wie geplant fertig geworden. An der Modernisierung waren unter anderem die Firmen Bühler, Rückert und Andreas Sputh beteiligt.
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Christian Rückert (Rückert Mühlen- und Anlagentechnik, Landshut) zeigte anschließend, wie Klein- und Handwerksmühlen bei Umbauten von einer präzisen Planung mit einem 3D-Scan profitieren. Zwar fallen zunächst Kosten an, doch die genaue Vermessung alter Gebäude zahlt sich bei Planung und Montage schnell aus. Wer weiter seine nostalgische Technik behält, sollte sich bewusst sein, dass Hygiene, Sicherheit, Produktqualität und immer wichtiger das Erscheinungsbild im Betrieb bei den Kunden zählen. Der Mehrwert solcher Umbauten ist spürbar: gesteigerte Leistung, bessere Ausbeuten, sorgfältige Siebreinigung und höherer Arbeitsschutz.
Mehr Bürokratie
Ein Vortragender fiel aus und Andreas Kurk (ServiceERP) trat spontan ans Rednerpult und nahm dem Plenum zunächst die Angst vor der E-Rechnung. Aktuell müsse niemand E-Rechnungen erstellen, sondern lediglich das Empfangen ist verbindlich notwendig. Doch was ist eine E-Rechnung genau?
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Sie enthält strukturierte XML-Daten, die sich mit einem einzigen Klick in das Warenwirtschaftssystem übertragen lassen – eigentlich eine „tolle Idee“, wie Kurk sagte. Seine Botschaft: Keinen Stress, man sollte sich aber langsam vorbereiten.
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Dr. Josef Rampl, Geschäftsführer des Bayerischen Müllerbundes e. V., wies zum Abschluss der Tagung auf neue Steuerentlastungen bei hohen Energiekosten hin. Durch § 9b des Stromsteuergesetzes (StromStG) erhöht sich die Entlastung für das Produzierende Gewerbe in den Jahren 2024 und 2025 von bisher 0,5 Cent pro Kilowattstunde auf 2 Cent pro Kilowattstunde. Dies gilt nun auch für kleinere Mühlenbetriebe, die zuvor nicht profitieren konnten. Er zeigte beispielhaft: Wer im Jahr 2024 etwa 47 500 kWh Strom verbraucht, könnte bei 0,02 Euro/kWh immerhin 950 Euro bekommen. Abzüglich des Selbstbehalts von 250 Euro, bleibe unterm Strich eine Erstattung von 700 Euro übrig. Jedoch muss ein Antrag ausgefüllt werden. Er kann rückwirkend für 2024 gestellt werden – und zwar ab 1. Januar 2025 über www.zoll.de. Hierzu benötigen Antragsteller ein Elster-Organisationszertifikat, Ihre Unternehmens- und Bankdaten sowie eine eigene Berechnung der Entlastung. Der Antrag für 2024 muss spätestens bis zum 31. Dezember 2025 eingehen.
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Für die Zeit ab 2026 ist eine weitere Entlastung für das Jahr 2025 vorgesehen. Zusätzlich plant die Bundesregierung laut Sondierungspapier eine Entfristung dieser Regelung. Laut Rampl stehen die Entlastungen für zwei Jahre und er hofft, dass es dauerhaft festgeschrieben wird. „Als Mühlenbranche sind wir dankbar, dass die hohen Strompreise abgefangen werden“, so Rampl. Er plädierte in der anschließenden Diskussion für schnellen Bürokratieabbau. Gerade kleinere Mühlen könnten die ständig steigenden Anforderungen bald nicht mehr erfüllen. Die auch politisch gewünschte Mühlenstruktur aus kleinen, mittleren und großen Betrieben kann so auf Dauer nicht bestehen. Interessant sind für ihn auch Zertifikate, beispielsweise bei der E-Mobilität. Stromtankstellen könnten ein interessantes Geschäftsmodell sein. Auch Wasserkraft und Wärme sind für ihn Themen. Nutze man nur 1% der Erwärmung der Gewässer für Wärme, würde das viel Geld einsparen. Rampl fordert Mühlenbesitzer mit Wasserkraft auf: „Sprecht eure Bürgermeister an, ob man etwas tun kann.“ Aussteller und Veranstalter waren sehr zufrieden.
Liste der Aussteller:
Kastenmüller, Bühler, Spezialbürsten Hochmuth, Minderleinsmühle, KMH Kammann, Sallhofer, FD Waagenbau, ServiceERP, Fröhlich, Rückert Mühlen- Anlagentechnik, VAS Software, Rüter, Austus, Hentschke + Sawatzki, Balaguer, Fawema, Satlog, Schütze Verpackungen, R-Biopharm, Müfagro, Müllerei Pensionskasse. RomerLabs, MAGSY Magnetsysteme, MIAG GmbH, Heitling Fahrzugbau, SWISCA.
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