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Müllereifachtagung 2025 in Osterfeld

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Der Mitteldeutsche Müllerbund e. V. lud zur Müllereifachtagung 2025 ein.
2025
3/27/2025
Müllereifachtagung 2025 in Osterfeld

Die Tagung des Mitteldeutschen Müllerbundes fand vom 21. bis 22. März 2025 bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen im Atrium Hotel Amadeus in Osterfeld statt. Am Freitag um 13.30 Uhr eröffnete der Präsident Konrad Zitzmann die Tagung. Er stellte den erweiterten Vorstand vor und begrüßte die Aussteller. Rund 30 Firmen hatten bereits am Vortag in den Ausstellungsräumen ihre Stände aufgebaut.

Der Vorstand des Mitteldeutschen Müllerbunds: Vordere Reihe v.l.n.r.: Frank Rolle (C.F. Rolle GmbH Mühle), Alexander Bartsch (Mühle Miltitz), Konrad Zitzmann (Präsident Mitteldeutscher Müllerbund), Hubertus Nitzschke (Geschäftsführer Mitteldeutscher Müllerbund), Manfred Keller (Esmühle). Hintere Reihe v.l.n.r.: Gustav Zitzmann (Mühle Ingersleben), Henrik Wolter (Wolter Mühle), Gerald Hütter (Mühle Zänker), Benedikt Daubel (Bodemühle Redemann).

Die hohe Teilnehmerzahl unterstreicht, wie sehr die Branche den Wissensaustausch und das Netzwerken schätzt – eine Entwicklung, die von der Zulieferindustrie tatkräftig unterstützt wird. Ein zentraler Faktor dabei ist der Vorstand des Müllerbundes, der nicht nur alle Aktivitäten koordiniert, sondern auch als wichtiger Ansprechpartner für Behörden, Fördermittelgeber und politische Entscheidungsträger fungiert.

Brigitte Nitzschke und Anne Rolle-Baldauf nahmen die Gäste in Empfang.
Frank Rolle (C.F. Rolle) hatte die Technik im Griff und sorgte für einen reibungslosen Ablauf.

Ebenfalls ein starkes Signal für die überregionale Zusammenarbeit setzten die Delegierten des Bayerischen Müllerbundes, die zahlreich an der Tagung teilnahmen. Darunter die beiden stellv. Vorstandsvorsitzenden Jürgen Englert (Gründleinsmühle) und Anton Schmid (Schmidmühle, Buchloe), Geschäftsführer Dr. Josef Rampl und vom Getreideausschuss Tobias Gerstmeyr (Bruckmühle).

Dr. Josef Rampl (Geschäftsführer Bayerischer Müllerbund) berichtete über neue Steuerentlastungen bei hohem Stromverbrauch.

Der Getreidemarkt stand im Mittelpunkt des ersten Vortrags. Uwe Langenhan berichtete aus Sicht der Thüringer Erzeugergemeinschaft über die letztjährige Ernte.  Mit einem Durchschnittsertrag von 67,6 dt/ha waren das 3,6 Prozent weniger als 2023. Sinkende Proteingehalte und Ertragsrückgänge bei Weizen und Roggen sind und bleiben problematisch, ebenso die steigenden Düngemittelpreise.

Einstieg nicht verpassen

Er zeigt sich für das laufende Erntejahr zuversichtlich. Der Boden ist gut durchfeuchtet, der Vegetationsstart zügig. Derzeit gibt es noch eine überschaubare Menge günstiger, unverkaufter Ware im Erzeugergebiet. Einige Mitglieder der Erzeugergemeinschaft haben bereits bei guten Angeboten die neue Ernte veräußert. Sein Tipp: Nicht zu lange warten! Müller sollten jetzt mit den Landwirten verhandeln.

Manuel Gehrke (BGN) betrachtete auf Wunsch des Verbandes die Entwicklungen zur Künstlichen Intelligenz (KI) in Mühlenbetrieben. In seiner Genossenschaft ist die KI noch ein junges Thema. Beratungsbedarf gibt es bei klein und leicht gebauten Robotern sogenannten Cobots. Im Gegensatz zu Industrierobotern benötigen Cobots keine Zäune und Schutzräume und deshalb besondere Arbeitsschutzmaßnahmen. Bei der Gefährdungsbeurteilung und dem Kollisionsprotokoll ist der Bewegungsablauf wichtig. Generell sind Kollisionen einkalkuliert, dafür gibt es Grenzwerte (DIN ISO/TS 15066). Der Betreiber muss potenzielle Kontaktstellen bewerten und alle Abläufe berücksichtigen. Gehrke betonte, dass ein Unternehmer, der seinen Cobot programmiert, rechtlich zu einem Hersteller wird und für die Sicherheit und entsprechende Prüfsiegel verantwortlich ist. Zum Abschluss appellierte er an die Müller am Prämienverfahren teilzunehmen. Hier wird von nahezu allen Betrieben der Branche Geld verschenkt, pro Betrieb mindestens 500 €.

Umwelt und Vorsorge

Claudio Antonelle (Bühler AG) zeigte in seinem Vortrag, wie Mühlenbetriebe ihren CO2-Fußabdruck erfassen und verringern können. Allerdings stammt der überwiegende Teil der Emissionen aus den Rohstoffen, während nur ein geringer Teil aus dem Mühlenbetrieb selbst kommt. Antonelle erklärte, dass die Kosten nach Betriebsgröße variieren und das zusätzlich erhältliche Zertifikat in der Regel gut akzeptiert wird.

Die Bühler Group vertraten Claudio Antonelle, Randy Urban und Steffen Schramm.

Paul Wessling von der Müllerei Pensionskasse gab danach Tipps und Infos rund um die Altersvorsorge und der betrieblichen Altersversorgung. Er rechnete vor, dass Lohnerhöhungen oft verpuffen, als Versorgungslohn ausgezahlt aber viele Vorteile bieten. Auch bei Abfindungen sollte man sich vorher bei der Pensionskasse informieren.

Danach stellte Thomas Koch die Neuerungen in der Müllerschule Wittingen vor. Das Labor wurde in den letzten Jahren umfassend modernisiert, unter anderem ein Farinograph mit Unterstützung der Firma Kastenmüller aus Martinsried. Auch die Mühle wurde aufgerüstet: WDW Waagen- und Dosiertechnik GmbH sponserte eine Mischfutter-Dosierstation, der neue Walzenstuhl Diorit MDDY 600 mm von Bühler bietet Raum für Experimente. Swisca stellte Waagen vom Typ Cervo und Floba bereit und Firma Högemann hat dann den Maschinenpark über ein BUS-System verbunden.

Stefan Schmitz präsentierte den Walzenstuhl ROMIL von dem Schweizer Anbieter Swisca.

Michael Sailer von Schwäbische Landprodukte (SLP) aus Tapfheim-Erlingshofen berichtete über die Qualität des Dinkels: Die Spelzen verkauft er vor allem als Tiereinstreu, insbesondere bei Milchvieh. Mit größeren Kunden schließt er Jahreskontrakte ab, die rund 80 Prozent seines Absatzmarkts sichern. Das Jahr 2022 war schwierig wegen hoher Energiekosten. Mutterkorn war lange Zeit kein Problem, doch nun taucht es in neuen Lieferungen wieder auf – allerdings nur im Bio-Dinkel, nicht im konventionellen.

Dirk Paulick von der Paulicks Mühle in Müschen berichtete, wie er einen kleinen Umluftsteinausleser installierte. Im Zuge der Modernisierung seiner Mühle im Jahr 2020 musste er die Reinigung erneuern, hatte aber wegen fehlender Abluft und enger Räume nur begrenzte Möglichkeiten für den Einbau. Er entschied sich für einen Trockensteinausleser D25 von Della Valle, obwohl es ein Risikokauf war. Das Gerät übertraf seine Erwartungen: Es läuft ruhig, verbraucht wenig Energie und ist nach seinen Erfahrungen sehr preisgünstig.

Glück zu

Neues aus der Deutschen Müllerschule Braunschweig (DMSB) trug die pädagogische Leiterin Gabriele Lühr vor. (Lesen Sie dazu das Interview in M+M-Ausgabe 3/4 2025.) Die ehemaligen Schüler Nick Funke und Moritz Steinhauser sorgten mit ihrer Vorstellung des Vereins Glück zu für gute Laune. Seit 1885 gibt es die Studentenverbindung, und das Wohnheim mit elf Zimmern auf drei Etagen wirkt alles andere als verstaubt. Regelmäßige Fußballturniere, Bootsausflüge und Grillabende halten die Stimmung oben.

Moritz Steinhauser und Nick Funke gaben einen spannenden Einblick in den Verein Glück zu an der Deutschen Müllerschule zu Braunschweig.

Am Ende des Tages gab Michal Trchalik (MAGSY GmbH Keisterbach) einen kurzen Einblick zu Magnetabscheidern in Mühlen. Typische Modelle zum Maschinenschutz sind Trommel- und Lagermagnete, während für den Produktschutz Gittermagnete, Pneumatikmagnete und Plattenrohrmagnete zur Verfügung stehen. Auch einfache Stabmagnete für Jacob-Rohre kommen zum Einsatz. Darüber hinaus bietet das Unternehmen zertifizierte Kontrollmessungen direkt im Betrieb an.

Am Abend gab es auf dem traditionellen Müllerball ausreichend Gelegenheit für Gespräche. Die Teilnehmer lobten das Buffet und die Weine aus regionalem Anbau.  

Das Feedback der Austeller war sehr positiv. Vor allem die gute und familiäre Atmosphäre wurde gelobt. V.l.n.r.: Rolf Nagel (FD Waagenbau), Dr. Jürgen Stausberg (Satlog), Christian und Christine Rückert (Rückert Mühlen- und Anlagentechnik), Ulrich Hochmuth (Spezialbürsten Hochmuth), Paul Wessling (Müllerei Pensionskasse), Werner Ohr (Minderleinsmühle), Ellen Schäfer (Hentschke + Sawatzki) und Katrin Häckel (Minderleinsmühle) geben den Daumen hoch für nächstes Jahr.
Aus Martinsried waren Michaela Budau und Maro Bauer von der Firma Kastenmüller angereist.

Am Samstag startete Stefan Schmitz (Swisca) um 9 Uhr das Programm. Er stellte in einem gut verständlichen und unterhaltsamen Vortrag den Walzenstuhl Romil vor. Die mit Aluminium verkleidete Maschine bezeichnen einige bereits als Cyber-Walzenstuhl. (Mehr zum ROMIL siehe M+M-Ausgabe 19 2024 oder www.muehle-mischfutter.de).

Mühlenneubau und Umbau

Paul und Felix Bruckmann von der MIAG GmbH zeigten, wie sie bei der Großen Mühle Hasede (Gebr. Engelke) eine neue 380 t/24 h-Weizenmühle planten und bauten. Die Anlage sollte den neuesten technischen Standards entsprechen, energieeffizient arbeiten und alle Anforderungen an den Explosionsschutz erfüllen. Da die erste Reinigung und Netzung bereits existierten, erneuerten sie die zweite Reinigung, die Vermahlung und die Transporte. Das Projekt war als Turn-Key-Auftrag angelegt: MIAG übernahm die Genehmigungen, die Demontage, die komplette mechanische und elektrische Montage, die Automation sowie Inbetriebnahme und Dokumentation (CE-Konformität, ATEX, Betriebsanleitungen). Im Zentrum des Vermahlungssystems stehen 20 Vierwalzenstühle (VWSE) und zwei 10-teilige Plansichter (VPSE) mit Kunststoffrahmen, um helle Typenmehle und Spezialmehle herzustellen. (Ausführlicher Report zu diesem Projekt folgt in M+M-Ausgabe 7/8 2025).

In den Ausstellungsräumen wurde informiert und diskutiert.

Nach dem Vortrag gönnten sich die Teilnehmer eine kurze Pause. Am Stand von Balaguer zog Hubertus Nitzschke (Mitteldeutscher Müllerbund) gemeinsam mit Kamila Pawelec (Balaguer East Europe) den Gewinner der Verlosung. Die Spannung stieg, als sie in der Lostrommel wühlten und den Namen laut verkündeten: Andreas Korn von der Mühle Umbreit. Er freute sich über den Gutschein für die kostenlose Aufarbeitung von zehn Walzen. Ein fröhlicher Moment, den das Publikum mit Applaus begleitete.

Gewinner der Standverlosung war Andreas Korn von der Mühle Umbreit.  Zusammen mit Hubertus Nitzschke (Geschäftsführer Mitteldeutscher Müllerbund) überreichte Kamila Pawelec (Balaguer East Europe) einen Gutschein für die kostenlose Aufarbeitung von zehn Walzen.

Daniel Kellner erzählte anschließend, wie er und sein Vater Manfred Kellner die Esmühle modernisierten. Zunächst wurde ein dreidimensionaler Scan des Mühlengebäudes durchgeführt. Im März 2024 startete die Demotage. Dann wurden die Böden erneuert und beschichtet. Die Montage startete bereits Anfang April und mit einem Kran wurden die Walzenstühle eingehoben. Die neue Mühle ist wie geplant fertig geworden. An der Modernisierung waren unter anderem die Firmen Bühler, Rückert und Andreas Sputh beteiligt.

KMH, Sallhofer und die MIAG GmbH teilten sich einen Raum. Hintere Reihe v.l.n.r.: Thomas Fendel und Peter Böhmischen (KMH-Kammann Metallbau), Klaus Oberhumer (Geschäftsführer Sallhofer). Vorne v.l.n.r.: Edwin Priewasser und Christine Hollerbach (Sallhofer), Paul und Felix Bruckmann (MIAG GmbH).

Christian Rückert (Rückert Mühlen- und Anlagentechnik, Landshut) zeigte anschließend, wie Klein- und Handwerksmühlen bei Umbauten von einer präzisen Planung mit einem 3D-Scan profitieren. Zwar fallen zunächst Kosten an, doch die genaue Vermessung alter Gebäude zahlt sich bei Planung und Montage schnell aus.  Wer weiter seine nostalgische Technik behält, sollte sich bewusst sein, dass Hygiene, Sicherheit, Produktqualität und immer wichtiger das Erscheinungsbild im Betrieb bei den Kunden zählen. Der Mehrwert solcher Umbauten ist spürbar: gesteigerte Leistung, bessere Ausbeuten, sorgfältige Siebreinigung und höherer Arbeitsschutz.

Mehr Bürokratie

Ein Vortragender fiel aus und Andreas Kurk (ServiceERP) trat spontan ans Rednerpult und nahm dem Plenum zunächst die Angst vor der E-Rechnung. Aktuell müsse niemand E-Rechnungen erstellen, sondern lediglich das Empfangen ist verbindlich notwendig. Doch was ist eine E-Rechnung genau?

Andreas Kurk von ServiceERP informierte am Stand über sein Warenwirtschaftssystem.

Sie enthält strukturierte XML-Daten, die sich mit einem einzigen Klick in das Warenwirtschaftssystem übertragen lassen – eigentlich eine „tolle Idee“, wie Kurk sagte. Seine Botschaft: Keinen Stress, man sollte sich aber langsam vorbereiten.

AmStand von VAS-Software beriet Nils Juhnke Müller zu passgenauen ERP-Lösungen.

Dr. Josef Rampl, Geschäftsführer des Bayerischen Müllerbundes e. V., wies zum Abschluss der Tagung auf neue Steuerentlastungen bei hohen Energiekosten hin. Durch § 9b des Stromsteuergesetzes (StromStG) erhöht sich die Entlastung für das Produzierende Gewerbe in den Jahren 2024 und 2025 von bisher 0,5 Cent pro Kilowattstunde auf 2 Cent pro Kilowattstunde. Dies gilt nun auch für kleinere Mühlenbetriebe, die zuvor nicht profitieren konnten. Er zeigte beispielhaft: Wer im Jahr 2024 etwa 47 500 kWh Strom verbraucht, könnte bei 0,02 Euro/kWh immerhin 950 Euro bekommen. Abzüglich des Selbstbehalts von 250 Euro, bleibe unterm Strich eine Erstattung von 700 Euro übrig. Jedoch muss ein Antrag ausgefüllt werden. Er kann rückwirkend für 2024 gestellt werden – und zwar ab 1. Januar 2025 über www.zoll.de. Hierzu benötigen Antragsteller ein Elster-Organisationszertifikat, Ihre Unternehmens- und Bankdaten sowie eine eigene Berechnung der Entlastung. Der Antrag für 2024 muss spätestens bis zum 31. Dezember 2025 eingehen.

Cord Rüter von der Firma Rüter Maschinenbau.
TeamFröhlich v.l.n.r.: Markus Appel, Lars Fröhlich (Geschäftsführer), Mattia Rossini(SAATI) und Felix Lemme.

Für die Zeit ab 2026 ist eine weitere Entlastung für das Jahr 2025 vorgesehen. Zusätzlich plant die Bundesregierung laut Sondierungspapier eine Entfristung dieser Regelung. Laut Rampl stehen die Entlastungen für zwei Jahre und er hofft, dass es dauerhaft festgeschrieben wird. „Als Mühlenbranche sind wir dankbar, dass die hohen Strompreise abgefangen werden“, so Rampl. Er plädierte in der anschließenden Diskussion für schnellen Bürokratieabbau. Gerade kleinere Mühlen könnten die ständig steigenden Anforderungen bald nicht mehr erfüllen. Die auch politisch gewünschte Mühlenstruktur aus kleinen, mittleren und großen Betrieben kann so auf Dauer nicht bestehen. Interessant sind für ihn auch Zertifikate, beispielsweise bei der E-Mobilität. Stromtankstellen könnten ein interessantes Geschäftsmodell sein. Auch Wasserkraft und Wärme sind für ihn Themen. Nutze man nur 1% der Erwärmung der Gewässer für Wärme, würde das viel Geld einsparen. Rampl fordert Mühlenbesitzer mit Wasserkraft auf: „Sprecht eure Bürgermeister an, ob man etwas tun kann.“ Aussteller und Veranstalter waren sehr zufrieden.

Liste der Aussteller:

Kastenmüller, Bühler, Spezialbürsten Hochmuth, Minderleinsmühle, KMH Kammann, Sallhofer, FD Waagenbau, ServiceERP, Fröhlich, Rückert Mühlen- Anlagentechnik, VAS Software, Rüter, Austus, Hentschke + Sawatzki, Balaguer, Fawema, Satlog, Schütze Verpackungen, R-Biopharm, Müfagro, Müllerei Pensionskasse. RomerLabs, MAGSY Magnetsysteme, MIAG GmbH, Heitling Fahrzugbau, SWISCA.

Müllereifachtagung 2025 in Osterfeld
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Nordrhein-Westfalen

Getreide-Tagung 2025 der Arbeitsgemeinschaft Getreideforschung

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Alle zwei Jahre findet in Detmold die Getreide.Tagung statt.
2025
3/26/2025
Getreide-Tagung 2025 der Arbeitsgemeinschaft Getreideforschung

Der Vortragssaal des Roemer-Hauses war von Beginn an mit etwa 120 Personen gut gefüllt, als Lorenz Hartl, Vorsitzender des AGF-Getreideausschusses, die Teilnehmenden begrüßte. Die Themen seien vielfältig und das Ziel der Tagung, die „Akteure der Kette zusammenzubringen, um den Markt zu bewegen” herausfordernd.

Dass Klimawandel und Einschränkungen bei der Düngung die Produktion von Qualitätsweizen erschweren, betonte Luisa Rölke vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Sie stellte den aktuellen Stand der Backweizen-Initiative vor. Dieser Zusammenschluss von 15 Verbänden, Institutionen und Ministerien aus der Wertschöpfungskette hat sich zum Ziel gesetzt, durch weniger Einsatz von Stickstoffdünger bei der Herstellung von Backweizen THG-Emissionen einzusparen und die Verarbeitung von Getreide mit geringerem Rohproteingehalt zu forcieren. Dazu erfolgt die Forschung und Entwicklung alternativer Qualitätskriterien in Ergänzung zum Rohproteingehalt.

Aus Wissenschaft und Praxis kamen die Teilnehmer nach Detmold (Foto: Franz Pflüger).

Für Til Feike vom Julius-Kühn-Institut können proteinnutzungseffiziente Sorten, die bei geringerem Rohproteingehalt dennoch ein hohes Backvolumen erzielen, ein möglicher Schlüssel sein, um den Backweizen klimaschonender und gleichzeitig effizient zu produzieren. Anhand von Ergebnissen aus landesweiten Sortenversuchen stellte er dar, dass es diese Sorten durchaus gibt und ihr Einsatz gesteigert werden kann. In der Züchtung sollten diese, bisher eher „vernachlässigten” Sorten gefördert werden.

Sicherung der Anbauflächen

Guido Seedler vom Deutschen Raiffeisenverband zeigte mit seinem Marktüberblick, dass nicht nur Klimawandel und Düngemittelbeschränkung, sondern auch sinkende Anbauflächen durch Flächenkonkurrenz zu Ertragsrückgängen beim Weizen geführt haben. Dazu kommen Störungen im internationalen Weizenhandel und sinkende Endbestände weltweit. 2024/25 drohe rein rechnerisch ein Defizit in der deutschen Weizenerzeugung. Seedler betonte, dass Deutschland seine führende Position bei der Erzeugung von hochqualitativen Backweizen zunehmend verliert. „Wir müssen nachhaltiger mehr produzieren”, um am Markt bestehen zu können.

Die Stickstoffnutzungseffizienz kann wesentlich durch die Bodenfruchtbarkeit beeinflusst werden. Dies erläuterte Prof. Dr. Conrad Wiermann von der Fachhochschule Kiel. Ein kontinuierliches Porensystem mit zugänglichen Wasser- und Nährstoffspeichern kann durch geeignete Bodenbearbeitungsstrategien, organische Düngung und vielfältige Fruchtfolgen erreicht werden.

Holger Fechner stellte Ergebnisse aus Landessortenversuchen der Landwirtschaftskammer NRW vor. Es wurden in zwei Jahren und an drei Standorten (5 Versuche) im LSV Winterweizen die einzelnen Sorten bei einem optimalen und einem reduzierten N-Düngeangebot (70%) verglichen. Ein signifikanter Rückgang des Kornertrages und des Rohproteingehaltes wurde festgestellt. Allerdings konnten Sorten identifiziert werden, die unabhängig von der Stickstoffgabe hohe Erträge und Proteingehalte lieferten und somit als besonders N-effizient charakterisiert werden können.

Aufmischeffekte nutzen

Auch in Niedersachsen wurden langjährige Stickstoff-Steigerungs-Versuche beim Winterweizen durchgeführt. Carsten Grupe präsentierte die Ergebnisse. Hier sanken Erträge und Rohproteingehalte ebenso, der Einfluss von Witterungsextremen nahm zu. Grupe wies insbesondere auch auf die Kombinationseignung von Weizensorten hin, um gewünschte Backvolumina zu erreichen.

Für Bayern stellte Dr. Lorenz Hartl Versuchsergebnisse mit drei Düngungsstufen vor. Er benannte Sorten, mit denen sich bei geringen Rohproteingehalten gute Backqualitäten erzielen lassen, sodass Handel und Verwendung auch unter der 13%-Schwelle gerechtfertigt erscheint. Sortenreine oder gezielt mit der Mühle abgestimmte Handelspartien bieten Potenzial, den Qualitätsweizen effektiver zu nutzen und ggf. die Anforderungen an den Rohproteingehalt zu senken. Entscheidend sei aber die kostendeckende Bezahlung der einzelnen Maßnahmen.

Vorbild Dänemark

Wibke Christel vom Dänischen Ministerium für Grünen Wandel erörterte schließlich online zugeschaltet den dänischen Weg im Nährstoffmanagement. Alle landwirtschaftlichen Betriebe müssen hier eine „Düngeerklärung” zur Höhe ihres Stickstoffeinsatzes abgeben. Festgelegte Stickstoffdüngenormen werden vergeben, für Brotweizen ist diese höher als für Futterweizen. Um die Brotweizennorm zu erfüllen, muss ein Vertrag über den Anbau und die Lieferung von Weizen für die Brotherstellung nachgewiesen werden. Dänemark hat durch diese und andere Maßnahmen erreicht, dass kaum noch statistisch signifikant steigende Nitratkonzentrationen nachgewiesen werden. Erträge und Qualitäten in verschiedenen Getreidekulturen haben nicht abgenommen.

Es gibt schon vielfältige Ansätze in der Branche im Bereich Nachhaltigkeit. Norbert Lötz (Harry Brot) und Konstanze Fritzsch (BiGu-Mühlengruppe) stellten nicht nur das gemeinsame Projekt mit dem Düngemittelhersteller Yara zur Reduzierung des CO2-Fußabdruckes (s. M+M 24/2024, S ...) vor, sondern erläuterten auch ein zweites Projekt, das sich auf die Reduktion des Klebers bezieht. Durch eine gezielte Sortenevaluierung und -zusammenstellung sollen die langjährig gewohnten Anforderungen an die Höhe des Mehlklebers Stück für Stück abgesenkt werden. Sortenkombinationen könnten dann die Produktqualität sichern und den CO2-Fußabdruck senken. Herausforderungen wie Auslobung und Kostendeckung bleiben bestehen.  

Michael Haag, ebenfalls von der BiGu-Mühlengruppe, sprach zu Mehl-Anforderungen. Die Wahl der richtigen Mehlqualität ist wichtig für das Gelingen von Backwaren. Auch bei Mehl, das den üblichen Spezifikationen entspricht, kommt es aber zu Reklamationen. Der Herstellungsprozess sollte daher mehr in die Überlegungen mit einbezogen werden, da die unterschiedlichsten Endprodukte verschiedene Anforderungen an das Mehl haben. Die Kenntnis der geforderten Endprodukteigenschaften sollte schon im Vorfeld bei der Zusammenarbeit mit dem Landwirt Beachtung finden. Neue Spezifikationen werden so möglich.

Konstanze Fritzsch von der BiGu-Mühlengruppe (Foto: Franz Pflüger).

Dass das Mehl zum Prozess passen muss, stellte auch Christian Scherpel von Malzers Backstube dar. Für die Herstellung von hochwertigen, langzeitgeführten Brötchen bei Handwerksbäckern sei es entscheidend, ein Mehl zu verwenden, bei dem Kleberqualität und -menge optimal mit den Ruhezeiten, den Teigführungsbedingungen und den gewünschten Endprodukteigenschaften harmonieren. Eine falsche Mehlauswahl könne zu erheblichen Qualitätseinbußen führen, da der Teig den Ansprüchen der Langzeitführung nicht genügt. Der Austausch zwischen Mühle und Bäckerei ist hier entscheidend.

Schnellmethoden, Züchtung und Praxisbeispiele

Im Themenbereich Initiativen und Qualitätssicherung im Erfassungshandel stellte Zaur Jumshudzade das Programm CO2NSERVE von BAT Agrar dar, das Landwirten und Unternehmen THG-Optimierungsmöglichkeiten aufzeigt. Martin Chambert-Loix von Inarix erläuterte die Möglichkeit der Sortenerkennung bei Gerste und Weizen mithilfe von Fototechnologie und KI. Johannes Busch von Evonik präsentierte die Methode AMINONIR® für eine zuverlässige Analytik der funktionalen und ernährungsphysiologisch wichtigen Inhaltsstoffe von Getreide. Mit Partnern der Mühlen- und Backindustrie können hiermit neue Ansätze und Chancen für die Vorhersage der Backqualität und andere Qualitätsmerkmale erarbeitet werden. Thomas Kunte beschrieb schließlich die Ergebnisse von Qualitätsuntersuchungen bei Ireks. Er betonte, dass manche Prozesse hohe Feuchtklebergehalte erfordern, die Sortenwahl wichtiger wird und Ascorbinsäure- und Enzymbehandlung helfen können, schwache Qualitäten zu verbessern. Eine klare Trennung von Rohstoffströmen und die Kommunikation entlang der gesamten Wertschöpfungskette seien wesentlich, um nachhaltiger anbauen zu können.

Die Rahmenbedingungen und Herausforderungen auf Seiten der Züchtung stellte Hubert Kempf von Secobra Saatzucht dar. Derzeit wird die Einstufung der Backqualität mittels nur einer Standardsorte für Qualität kritisch diskutiert, da auch Umweltbedingungen beachtet werden müssen. Als Lösungsmöglichkeit wurde die Einstufung mittels LS-Means-Methode (Grundlage das Backvolumen aller zugelassenen Sorten) vorgeschlagen. Jahreseffekte einer Sorte könnten damit besser abgepuffert werden.

Der letzte Vortrag der Getreide-Tagung zeigte ein erfolgreiches Beispielprojekt, das die gesamte Wertschöpfungskette einbezieht. In der Initiative „Wasserschutzweizen” verzichten Landwirte in Bayern beim Weizenanbau auf die Qualitätsdüngung. Das Getreide wird getrennt von konventionellem Weizen in regionalen Mühlen vermahlen und wiederum an regionale Bäckereien weitergegeben. Das Projekt mit der übergeordneten Zielsetzung Grundwasserschutz wurde mit der Praxis entwickelt, hat feste Kriterien und beinhaltet ein Marketingkonzept für regional erzeugtes Backgetreide mit vermindertem Stickstoffeinsatz. Es soll in Zukunft auch auf Hafer ausgeweitet werden.

Die Getreide-Tagung bietet eine einzigartige Plattform für Experten aus den Bereichen Züchtung, Anbau, Analytik und Verarbeitung von Getreide, um aktuelle Erkenntnisse und Innovationen zu teilen. So wurde am Ende viel diskutiert, wertvolle Kontakte wurden geknüpft und das gemeinsame Verständnis für komplexe Zusammenhänge gefördert – die Grundlage, um Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit zu finden.

Getreide-Tagung 2025 der Arbeitsgemeinschaft Getreideforschung
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Pfeuffer Qualitätskontrolle „Made in Mainfranken“

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Die Pfeuffer GmbH aus Kitzingen in Unterfranken ist ein führender Hersteller von Laborgeräten.
2025
3/18/2025
Pfeuffer Qualitätskontrolle „Made in Mainfranken“

Der Name Pfeuffer steht weltweit in der getreide- und saatverarbeitenden Industrie für zuverlässige Qualitätskontrolle. Den Grundstein für diesen Erfolg legte Firmengründer Franz Pfeuffer im Jahr 1947 mit Erfindungen wie dem Teigvolumenschreiber, Schnelltrockenschränken und einem elektrischen Feuchtemesser. In den 1970er-Jahren folgte die Labor-Sortiermaschine, 1981 verlagerten Klaus und Rosemarie Pfeuffer den wachsenden Betrieb nach Kitzingen und bauten das Unternehmen zu einem Entwicklungs- und Produktionsbetrieb aus. Seit 2000 trieben Frank-Joachim und Lothar Pfeuffer die Internationalisierung voran. 2006 entstand die Pfeuffer Holding GmbH, die unter anderem das Probenahmegeschäft der dänischen Rationel Kornservice A/S übernahm.

Das Pfeuffer-Portfolio umfasst Feuchte- und Temperaturmessgeräte, Laborgeräte sowie Systeme für Probenahme, Probenteilung und Probenaufbereitung. Seine Geräte exportiert das Unternehmen in über 70 Länder. 48 qualifizierte Fachkräfte am Standort arbeiten an Entwicklung, Fertigung und Vertrieb, weitere Partner im In- und Ausland erledigen Wartung und Kundenbetreuung. In Deutschland unterstützt Pfeuffer die Inbetriebnahme seiner Geräte direkt beim Kunden vor Ort, einschließlich Softwareinstallation und Schulung des Personals.

Zukunft der Labortechnik

In Kitzingen spielen moderne Techniken aus der Robotik oder die Künstliche Intelligenz bei Forschung, Produktentwicklung und Prozessoptimierung eine immer größere Rolle. Mühle + Mischfutter wollte von Lothar Pfeuffer wissen, wie er künftig mit seinen Lösungen die qualitätsorientierte und nachhaltige Getreide- und Saatverarbeitung unterstützen möchte.

Geschäftsführer Lothar Pfeuffer legt Wert auf Technik und Tradition. Die landwirtschaftlichen Feuchtemesser im Holzkasten sind seit Jahrzehnten in Mühlen im Einsatz und werden in der Werkstatt in Mainfranken überholt (Foto: Sabine Kemper).

M+M: Neben Einzelgeräten bieten Sie auch Gesamtlösungen für die automatisierte Qualitätskontrolle an. Zu PAC, Ihrer Kombination aus Probenteiler (Vario 2H), Probenreiniger (SLN 3) und NIR-Analysegerät (Granolyser) haben Sie letztens bei LinkedIn einen kurzen Film gepostet. Wieso aktuell dieses Video?

Lothar Pfeuffer: Wir haben 2023 unsere Automatisierung der Eingangsuntersuchung vorgestellt und den Pfeuffer Automation Controller oder kurz PAC 2024 im Markt platziert. Unternehmen der Erfassungsstufe haben mittlerweile das Problem, Personal für die Erntesaison zu finden. Die Automatisierung der Annahme stellt dabei eine wichtige Säule für den reibungslosen Ablauf während der Getreideernte und die Entlastung des Personals dar.

Seit 2024 ist dieAutomatisierung der Eingangsuntersuchung mit dem Pfeuffer AutomationController oder kurz PAC im Einsatz (Foto: Pfeuffer).

Das erfordert auch Zuverlässigkeit und Vertrauen. Daher das Video, um im Detail die Abläufe verfolgen zu können. Damit kann der Interessierte die Funktionsweise sehen und die Eignung für die eigenen Prozesse bewerten. Im Video haben wir daher detailliert den Weg vom Abscheider des Lkw-Probenehmers bis zur Entsorgung der Probe dargestellt. Das dauert etwa vier Minuten ohne einen manuellen Eingriff.

M+M: Sehen Sie im Fachkräftemangel einen Grund für den Trend zur automatischen Probeentnahme?

Lothar Pfeuffer: Die Automatisierung ist ein Megatrend in der gesamten Wirtschaft. Wo möglich und wirtschaftlich darstellbar, muss sie helfen Lücken zu schließen. Sie schafft damit auch die Möglichkeit weniger qualifiziertes Personal einzusetzen oder vorhandenes Personal zu entlasten und Ausfälle zu reduzieren.

Bei der automatischen Probenahme und der nachgelagerten Probenverarbeitung macht es einen Unterschied, ob der Mitarbeiter Probenahme, Teilung, Reinigung und Messung ausführt, oder ob er sich auf Fallzahl und Rückstellmuster konzentrieren kann. Die Verkettung sammelt außerdem alle gewonnenen Qualitätsdaten zentral und überträgt diese in das Warenwirtschaftssystem.

Für die kommende Getreideernte arbeiten wir bereits an einer zweiten Generation von Anlagen. Wir parallelisieren Reinigung und NIR-Analyse und können somit noch schneller Proben bearbeiten. Wir möchten die Annahme und Beprobung möglichst zeitsparend gestalten und Wartezeiten vermeiden. Wir kommen unserem Ziel innerhalb von 90 Sekunden ein Fahrzeug zu bearbeiten, immer näher.

Der Granomat PLUS , ein Ganzkorn-Feuchtemesser,liefert in Mühlen weltweit präzise Feuchte und Schüttdichte (Foto: Pfeuffer).

Außerdem arbeiten wir aktuell an einem wichtigen Thema, das häufig noch manuell bearbeitet werden muss. Nämlich der Erkennung von Käfern mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz (KI). Wir wollen die KI-gestützte Käferkennung in die Automatisierung integrieren. Mitarbeiter sollen sofort mögliche Kontaminationen erkennen.

M+M: Letztes Jahr haben Sie erfolgreich einen Ingenieur aus dem Iran angeworben. Arbeitet er jetzt bei Ihnen in Kitzingen und wie sind die Erfahrungen auf beiden Seiten?

Lothar Pfeuffer: Ja, unser iranischer Ingenieur arbeitet noch immer bei uns und ist engagiert in Fußballverein und Feuerwehr. Er ist zu einem wichtigen Mitglied unserer Entwicklungsabteilung geworden und bringt seine vielseitige Expertise in mehrere Projekte ein. Er hat zügig seinen Führerschein gemacht und ist im ersten Jahr schon 10.000 km durch Deutschland gefahren. (Lesen Sie hier unseren Artikel, wie Pfeuffer einen Ingenieur aus dem Iran bekommen hat.)

M+M: Man hört immer, es gibt ein Problem bei Fachkräften aus dem Ausland mit dem Familiennachzug. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?  

Lothar Pfeuffer: Wir haben hier in Kitzingen eine großartige Unterstützung durch das Ausländeramt. Die reagieren sehr schnell und erstellen beispielsweise eine Vorabzusage für die Botschaft. Allerdings ist die politische Situation durch den Gazakonflikt aktuell kompliziert. Da ist Geduld gefragt.

M+M: War der Mangel an Fachkräften auch ein Grund, weshalb Sie sich mit AI und Robotik beschäftigen?

Lothar Pfeuffer: Die Technische Hochschule Würzburg Schweinfurt (THWS) war in der Vergangenheit immer sehr stark auf ihre beiden Zentren fokussiert. Die umliegenden Landkreise hatten es schwer, Kontakt zu Studenten aufzubauen und die Expertise zu nutzen. Die Idee Technologietransferzentren (TTZ) zu gründen, ist in Mainfranken sehr positiv aufgenommen worden und bereits 2022 wurde mit der Themenfindung begonnen. Während am Standort im Grabfeld das TTZ-EMO in der Elektromobilität als Pionier schon einige Jahre erfolgreich arbeitet, ist in Main Spessart der 3D-Druck, in Bad Kissingen die Medizintechnik und in Würzburg die Cybersecurity angesiedelt worden.

Im Landkreis Kitzingen haben sich 25 Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Branchen zusammengefunden und die Themen AI und Robotik ins Zentrum des Interesses gerückt. Im Herbst 2024 fanden erste Probevorlesungen der Kandidaten für die Stiftungsprofessur statt. Die Berufung des Institutsleiters ist für das kommende Wintersemester geplant. Dennoch hat bereits der kommissarische Leiter mit einem Team junger Ingenieure einige Aktivitäten auf die Beine gestellt und ein Netzwerk aufgebaut. Der Austausch erfolgt zwischen den Unternehmen und mit den Professoren der Zentren CAIRO (angewandte AI, Würzburg) und CERI (angewandte Robotik, Schweinfurt) der THWS. Der Standort in der ehemaligen amerikanischen Kaserne in Kitzingen ist ideal und ein junges Start-up-Campus Umfeld, das die Region belebt und für Studenten attraktiv macht.

Anagha und Tharun sind Studierende im Masterstudiengang AI am CAIRO der Technischen Hochschule in Würzburg und tauschen sich über ihre Projekte aus (Foto: Pfeuffer).

M+M: Was ist alles im Bereich Robotik und Künstliche Intelligenz geplant und wie sind Sie als Unternehmen beteiligt?

Lothar Pfeuffer: Wir sind als eines der 25 Stiftungsunternehmen über fünf Jahre engagiert und finanzieren die Stiftungsprofessur. Der Freistaat Bayern fördert dann entsprechend Personal, Ausstattung und Unterbringung des Instituts im Rahmen seiner Hightech Initiative. Mit dem Ruf wird der Stiftungsprofessor in das Curriculum integriert und erscheint im Vorlesungsverzeichnis. Allerdings steht die Netzwerkarbeit mit den Stiftern, das Vorbereiten von Forschungsvorhaben und die Beantragung und Betreuung von Forschungsförderung ganz wesentlich im Zentrum der Tätigkeit.

M+M: Gibt es in Ihrem Unternehmen konkrete Projekte oder Forschungsvorhaben, die angedacht sind oder bereits stattfinden?

Lothar Pfeuffer: Nachdem wir im Juli 2024 an einem Company Speeddating teilgenommen haben, konnten wir bereits mehrere junge Interessenten gewinnen, die bei uns als Werksstudenten an Messreihen mitgewirkt haben.

Ein indischer Masterand hat sich für unsere Themenvorschläge besonders begeistert und schreibt gerade seine Masterarbeit bei uns. Sein Thema ist die Identifikation verschiedener Korndefekte mithilfe der KI. Er hat mit einer vorgegebenen Hardwareplattform und einem vorgegebenen Bildersatz ein KI-Modell trainiert, dass präzise die Korndefekte innerhalb des Datensatzes identifizieren kann. Es gibt mittlerweile eine Reihe interessanter Tools, die die wirtschaftliche Umsetzung von bisher manuellen Tätigkeiten innerhalb kurzer Zeit ermöglichen.

Wir arbeiten seit etwa 18 Monaten an einer vollautomatischen Käferdetektion, die es dem Mitarbeiter in der Annahme erlaubt einen Käferverdacht unmittelbar zu erkennen und diesen zu dokumentieren. Hierzu wird eine locker fallende Probe von einer Kamera erfasst und mit Hilfe von KI-Modellen auf Käfer geprüft. Wir hoffen bis zur Ernte 2025 erste Prototypen zu testen.

Zukunftsprojekt beiPfeuffer: Käfer in Getreideproben im freien Fall detektieren. Das KI-Modellmarkiert die erkannten Käfer mit einem roten Kasten und bewertet die Sicherheitder Erkennung (Foto: Pfeuffer).

Eine weitere Studentin aus dem Fachbereich KI erarbeitet zur Zeit statistische Modelle für die NIR Spektroskopie. Diese Modelle möchten wir intern nutzen, um künftig bei Neuentwicklungen unsere Prozesse zu vereinfachen.

M+M: Können auch Ihre Kunden wie Mühlen von der Kooperation mit der Hochschule profitieren? Sind gemeinsame Projekte oder Forschungsvorhaben möglich? Und wie sieht es mit einer Förderung aus?

Lothar Pfeuffer: Wir sind da noch ganz am Anfang. Mit knapp 50 Mitarbeitern sind wir kein großes Unternehmen und Projekte kosten viel Manpower. Grundsätzlich bestehen Fördermöglichkeiten, die jedoch allesamt einen bürokratischen Aufwand und viel Geduld erfordern. Hört man auf die Experten, ändert sich halbjährlich die Welt der Künstlichen Intelligenz. Da sind Vorlaufzeiten von einem Jahr für Forschungsvorhaben noch sehr unflexibel. Daher hoffen wir auf eine Entlastung durch das TTZ, das Vorhaben beschreiben, Anträge formulieren und Projekte dokumentieren soll.

Wenn wir erste Prototypen erfolgreich getestet haben, müssen sich diese im Alltag bewähren. Daher sind wir auf jeden Fall immer an Praxispartnern interessiert, die gemeinsam mit uns Entwicklungen vorantreiben. So hat uns das Unternehmen BAT in Magdeburg ermöglicht, an einem stark frequentierten Standort Erfahrungen mit unserem automatisierten Probenehmer im Realbetrieb zu sammeln. Mehr als 50.000 Fahrzeuge wurden in den vergangenen zweieinhalb Jahren dort automatisiert beprobt.

Der Verkaufsschlager ist der Auto Sample Cleaner(ASC), der vollautomatisch Proben verwiegen, reinigen und zurückwiegen kann (Foto: Pfeuffer).

M+M: Sie sagten, Sie beschäftigen Werksstudenten, auch einige aus Indien. Wie sind Ihre Erfahrungen? Wie hoch ist der organisatorische Aufwand?

Lothar Pfeuffer: Der Einstieg war schwierig. Da gibt es doch einiges zu beachten. Studenten müssen im Semester die überwiegende Zeit studieren. Auf der anderen Seite müssen gerade ausländische Studierende gegenüber den Ausländerbehörden nachweisen, dass sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Werksstudenten dürfen maximal 20 Wochenstunden neben dem Studium arbeiten. Verfügen Studenten über weitere Beschäftigungen, müssen diese abgefragt und abgeglichen werden. Ebenso kann für eine Masterarbeit eine Vergütung über eine Aufwandsentschädigung gezahlt werden. Der Status ist dann der eines nicht weisungsgebundenen freien Mitarbeiters. Dieser ist von Sozialabgaben befreit. Die Hochschule ist bei diesen Dingen nur bedingt eine Hilfe. Behörden haben oft Sorge in eine Haftungsverpflichtung zu geraten. Ein weiteres Problem sind die Einkommensteuererklärungen. Hier müssen wir oft Unterstützung leisten. Die deutschen Formulare sind für die ausländischen jungen Leute kaum allein zu bewältigen. Hier würden wir uns wünschen, dass die Hochschulen Unternehmen unterstützen und für Werksstudenten Leitfäden herausgeben würde. Auch könnten die Behörden von Beginn an unterscheiden zwischen Studenten und ausländischen Arbeitskräften.

M+M: Wie sieht es aus mit Regularien? Sie müssen technisch immer am Ball bleiben und innovativ sein. Wie bringen Sie sich als Unternehmen ein?

Lothar Pfeuffer: Das ist ganz schön herausfordernd, auch zeitlich. Wir exportieren viele unserer Produkte und stellen uns den internationalen Normen, Standards und Eichvorschriften. Jetzt ist aber beispielsweise die Getreidefeuchte kein einheitlich geregelter Parameter. Im Gegenteil kocht innerhalb der EU jedes Land sein eigenes Süppchen. Im Inland sind wir aktuell an einer neuen Regulierung der Schüttdichte beteiligt. Die seit den 1930ern bekannten Zylinder aus Messing sind weit verbreitet und viele NIR-Geräte und Getreidefeuchtemesser haben diese Funktion integriert. Normativ ist jedoch nur der 1-Liter und ¼-Liter Zylinder in der Reihe ISO 7971 „geeicht“ und für den Handel zugelassen. Ein kompliziertes Verfahren regelt dabei, wie die Schüttdichtenwerte von einem „nationalen“ 20 l Getreideprober auf die kleinen 1-Liter und ¼ -Liter Getreideprober abgeleitet werden. Das ist aufwendig und berücksichtigt nicht den Einfluss der Getreidefeuchte.

Ein Gremium der Physikalisch Technischen Bundesanstalt (PTB) soll das Verfahren vereinfachen. Nach eineinhalb Jahren liegt nun ein erster Entwurf unter der Federführung der Eichverwaltung zur Prüfung bei der PTB. Mit Auswertungen und Messreihen hat unser Unternehmen diesen Weg durch den bürokratischen Dschungel begleitet.

M+M: Wieso ist eine Eichung bei der Schüttdichte nötig? Beim Protein bedarf es doch auch keiner Eichpflicht der Parameter?

Lothar Pfeuffer: Die Entscheidung hierzu liegt beim Regelermittlungsausschuss der PTB. In diesem Gremium wirken neben der PTB die Hersteller und die Eichämter mit sowie die Verbände, die mit Schüttgut zu tun haben, wie der Bauernverband oder der Verband der Müller. Beim Protein war es in den 2000er-Jahren so, dass lange an einem Vorschlag gearbeitet wurde. Nachdem der „fertig“ war, sah man aber keine Notwendigkeit mehr für die Eichpflicht. Private Netzwerke einigten sich anhand damals entwickelter Verfahren auf einen „Modus Operandi“, der das nötige Vertrauen zwischen den Marktpartnern schafft.

Grundsätzlich könnte das auch für die Schüttdichte ein gangbarer Weg sein. Wir sind jedoch als Hersteller aufgefordert, Vorschläge zu erarbeiten. Die PTB und Eichbehörden müssen unsere Vorschläge dann auf Konformität mit den vorliegenden Normen bewerten und sie, wenn sie die Vorgaben erfüllen, zur Entscheidung stellen. Das ist eine große Herausforderung für uns als kleiner Hersteller. Ich hoffe nicht, dass am Ende des Tages ein Verfahren dabei herauskommt, dass zeit- und kostenintensiv ist und regelmäßig verpflichtend durchgeführt werden müsste.

M+M: Im letzten Jahr haben wir zusammen mit dem Bayerischen Müllerbund Mühlen in Chile besucht. Dort haben wir viele Ihrer Geräte in der Annahme und im Labor gesehen. Was würden Sie sagen, sind Ihre besten Produkte und warum?

Lothar Pfeuffer: Wir liefern etwa zwei Drittel unserer Geräte mittlerweile in das Ausland. Schwerpunkt ist dabei die EU. In der Summe exportieren wir jährlich in rund 80 Länder. Eines unserer stärksten Produkte der vergangenen Jahre ist unsere Auto Sample Cleaner (ASC), der vollautomatisch Proben verwiegen, reinigen und zurückwiegen kann.

Wir sehen den Trend, dass langjährige Fachkräfte in den Ruhestand gehen und damit manuelle Verfahren neu bewertet werden. Eine vollautomatische Maschine bringt sehr viel Konstanz in die Qualitätsbewertung. Des Weiteren haben wir mit dem Granomat PLUS einen neuartigen Ganzkorn-Feuchtemesser etabliert, der hervorragende Ergebnisse liefert, wie wir in unseren ausführlichen Erntemessungen zuletzt sehen konnten.

M+M: Kann sich ein Kunde sicher sein, dass er auch in 15 Jahren bei Ihnen ein Ersatzteil bekommt?

Lothar Pfeuffer: Bereits seit vielen Jahren pflegen wir Produkte über einen langen Zeitraum. Ein schönes Beispiel sind die Feuchtemesser im Holzkasten, die vielen Kunden bekannt sind. Unsere landwirtschaftlichen Feuchtemesser sehen wir nach 15 oder 20 Jahren wieder und reparieren diese. Das ist unser Anspruch. Ich glaube, dass dies nicht zuletzt auch für unsere treuen Kunden im Ausland ein gutes Argument ist auf unser langfristig orientiertes Familienunternehmen zu setzen.

Pfeuffer Qualitätskontrolle „Made in Mainfranken“
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29. Mitteldeutsche Müllerei-Fachtagung 2025

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Der Mitteldeutsche Müllerbund e.V. lädt zur Müllerei-Fachtagung am 21. -22. März 2025.
2025
3/17/2025
29. Mitteldeutsche Müllerei-Fachtagung 2025

Die 29. Mitteldeutsche Müllereifachtagung findet vom 21. Bis 22. März 2025 in 06721 Osterfeld, Pretzscher Straße 20 im Atrium Hotel Amadeus statt. Sie beginnt am Freitag um 13.30 mit der offiziellen Eröffnung.

Programm Freitag, 21. März

Ab 10 Uhr: Einlass zur 29. Müllereifachtagung

Ab 12 Uhr: Gemeinsames Mittagsessen (incl.)
13.30 Uhr: Eröffnung der 29. Mitteldeutschen Müllereifachtagung Präsident des MMB, Konrad Zitzmann; Ausstellervorstellung

14 Uhr: Getreidemarkt 2025 – Sicht der Erzeugergemeinschaft (Uwe Langenhan Erzeugergemeinschaft Thüringen)
14.15 Uhr: Qualität des Getreides – Konsequenzen für Mühlen (N. Thurian, Alsleben, angefragt)

Kaffeepause im Ausstellerraum

15.15 Uhr: Neues von der Müllerei Pensionskasse WaG (Paul Wessling, Krefeld)
15.30 Uhr: Müllerschule Wittingen, Neues in der Schulmühle (Thomas Koch, Wittingen)

Kaffeepause im Ausstellerraum


16.30 Uhr: Neues von der BGN (Manuel Gehrke Hannover)
16.45 Uhr: Einbau eines kleinen Unluftsteinauslesers (Dirk Paulik Müschen)
17 Uhr: Magnete/Magnetabscheider in Mühlen (Michal Trchalik MAGSY GmbH Keisterbach)

17.30 Uhr: DMSB – Neues aus Braunschweig (Moritz Steinhauser, Herr Nick Funke DMSB)

Programm Samstag, 22. März

8.45 Uhr: Vorstellung Walzenstuhl Romil (Stefan Schmitz, Swisca AG, Appenzell)

9.15 Uhr: Bau einer neuen MIAG Mühle (Paul Bruckmann, Lonnerstadt)

9.45 Uhr: Mühlen und Naturkostladen mit Bäckerei (Heiner Nestler, Rudolstadt)
Einsparungen in der Mühle (Peter Hirschmann, Bayerischer Müllerbund)

Kaffeepause im Austellerraum

11 Uhr: Umbau einer kombinierten 24 t Mühle (Daniel Kellner,
12 Uhr: Mühlenumbau mit Mehrwert (Christian Rückert, Landshut)
12.30 Uhr: Bau einer Senfmühle (Andrè Schumann Nossen)

13 Uhr: Schlusswort Präsident des MMB
Anschließend nach Anmeldung gemeinsames Mittagessen im Atrium Hotel Amadeus möglich.

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Die Teilnahmegebühr beträgt für Mitglieder des Mitteldeutschen Müllerbundes 160 €, für jede weitere Person 100,-€. Auszubildende und Studenten 60 €. Für Gäste beträgt der Eintritt 190 €., je weiterer Person 150,-€ (Eintritt jeweils inkl. 19% MwSt.)

Der Eintritt beinhaltet das Mittagessen am Freitag, den Müllerball am Abend und den Damenausflug.

Anschrift: Atrium Hotel Amadeus Pretzscher Straße 20 0 6 7 2 1 Osterfeld (Abfahrt A9) Zimmerreservierung im Atrium Hotel zum Vorzugspreis von Doppelzimmer : 105 € und Einzelzimmer : 85 € bis 25.02.2025 ! Nur direkt im Hotel zu buchen - Stichwort „Müllerball“ ! Telefon034422 30100 / Fax 034422 301099;

E-Mail: veranstaltung@atrium-hotel-amadeus.de (Eine kostenfreie Stornierung ist bis zum 18.03.2025 möglich!)

Anmeldung zur Tagung und Anforderung des Anmeldeformulars möglichst bis zum 25. Februar 2025 unter: Mitteldeutscher Müllerbund e.V. 39359 Calvörde, An der Ohre 15 Telefon 039051 325 / Fax 039051 96039 E-Mail: mail@mitteldeutscher-muellerbund.de.

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Niedersachsen

Bauck Mühle erweitert Sortiment

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Die Bauck Mühle bringt ab März 2025 eine neue Reihe innovativer Backmischungen auf den Markt, die höchsten Genuss und Ba
2025
3/16/2025
Bauck Mühle erweitert Sortiment

Mit den vier neuen Sorten Burger Bun Brioche, Hafer-Baguette, Fladenbrot und Pinsa setzt die Bauck Mühle auf Ernährungstrends. Während die Burger Buns Brioche eine glutenhaltige Variante darstellen, richten sich die anderen drei Neuheiten an diejenigen, die eine glutenfreie Ernährungsweise bevorzugen. Die neuen Backmischungen überzeugen mit Bio-Zutaten für abwechslungsreiche Rezeptideen.

Neuheiten im Überblick

• Burger Bun Brioche: Basis für hausgemachte Burger mit fluffiger Textur und leicht süßem Geschmack. Dank Demeter-Qualität ein Highlight für Genießer – von klassisch bis vegan.

Die Brioche ist dank Demeter-Qualität für bewusste Genießer –  klassisch oder vegan.

• Hafer-Baguette: Mild im Geschmack und mit Kruste.

Das Hafer-Baguette ist eine glutenfreie Ergänzung für Grillabende, zum Salat oder einfach zum Frühstück.

• Fladenbrot: Die glutenfreie Backmischung für Fladenbrote punktet mit einer luftig-leichten Struktur

• Pinsa: Durch die Auswahl der Mehle wird der Teig besonders locker und außen knusprig.

Die Pinsa von Bauck ist ein glutenfreier Klassiker.

Bauck Mühle setzt Maßstäbe in der Bio-Backwelt

„Mit unseren neuen Backmischungen bringen wir mehr Kreativität in die Küchen unserer Kundinnen und Kunden“, sagt Hannes Öhler, Leiter Marketing & Kommunikation bei der Bauck GmbH. „Alle Varianten bieten höchste Bio-Qualität und einzigartigen Genuss. Besonders stolz sind wir auf unsere Demeter-zertifizierten Burger Buns Brioche, sowie auf die Kombination von Glutenfreiheit und Geschmack bei den drei anderen Neuheiten. Damit setzen wir neue Maßstäbe in der Bio-Backwelt.“

Die neuen Backmischungen sind ab März 2025 im Bio-Fachhandel, in ausgewählten Supermärkten und im Bauck Onlineshop erhältlich.

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Baden-Württemberg

Wie Pfeuffer einen Ingenieur aus dem Iran holte

Ausbildung
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Geschultes Personal und Experten aus dem Ausland gelten als Lösung beim großen Thema Fachkräftemangel.
2025
3/13/2025
Wie Pfeuffer einen Ingenieur aus dem Iran holte

Die Hilferufe gibt es seit Jahren, doch sie werden lauter: Die Wirtschaft in Deutschland brauche unbedingt Fachkräfte aus dem Ausland, um den gravierenden Personalmangel in den Griff zu bekommen. Das Beispiel der Pfeuffer GmbH in Kitzingen zeigt, wie das gelingen kann – und wie hoch die Hürden dennoch sind.

Für Ali Sadeghishahir ist Lothar Pfeuffer nach nur wenigen Monaten so etwas wie ein herzensguter Freund geworden. Für seinen beruflichen Wechsel nach Deutschland „war Lothar sehr wichtig“, sagt der 38 Jahre alte lektroingenieur aus Irans Hauptstadt Teheran über den Firmenchef in Kitzingen. Pfeuffer habe ihm übers normale Maß hinaus Wege geebnet, um in der auf landwirtschaftliche Spezialgeräte spezialisierten Pfeuffer GmbH Fuß fassen zu können.

Seit einigen Monaten arbeitet Sadeghishahir in Kitzingen in seinem angestammten Beruf. Doch der Weg dorthin war steinig. Er begann im April2023, als Pfeuffer im Internet eine Stellenanzeige schaltete, weil er dringend einen Elektroingenieur brauchte. Der Iraner wurde über die sozialen Netzwerke darauf aufmerksam, bewarb sich – und startete damit für sich und Pfeuffer einen wochenlangen Hürdenlauf. „Wir haben auf die Anzeige sehr viele Bewerbungen aus dem Ausland bekommen“, erinnert sich Pfeuffer. Nach zwei Videokonferenzen mitAli Sadeghishahir in Teheran sei klar gewesen: Diesen Experten will er nachKitzingen holen.

Ein Berg von Fragen

Sadeghishahir ließ sich von Pfeuffer aus der Ferne ein Projekt geben, um seine Fertigkeiten zu beweisen: ein Feuchtigkeitsmessgerät für Getreide sollte auf neue Elektronik umgestellt werden. Das habe er vom Iran aus gut machen können, sagt Ali Sadeghishahir. Mit dem Ergebnis überzeugte er Lothar Pfeuffer. Er habe dann erst einmal vor einem Berg offener Fragen gestanden, sagt der Firmenchef: Was muss alles geregelt werden, um eine Fachkraft nach Deutschland zu holen? Wie lässt sich herausfinden, ob die Qualifikation von Bewerberinnen und Bewerbern zum Unternehmen passt? Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt sowie das Ausländeramt in Kitzingen hätten ihm da sehr geholfen, sagt Pfeuffer.

Doch eine Schneise durch den Paragrafendschungel musste sich der Chef von gut 40 Beschäftigten letztendlich selbst schlagen. Das begann damit, dass der Unternehmer ein sogenanntes beschleunigtes Fachkräfteverfahren anleiern musste. Der Paragraf 81a des Aufenthaltsgesetzes regelt, dass auf diesem Weg qualifiziertes Personal aus dem Ausland schneller nach Deutschland geholt werden kann. Sadeghishahir musste seinem späteren Chef zunächst eine Vollmacht erteilen, dieses „Schnellverfahren“ überhaupt beantragen zu können. Außerdem musste der 38-Jährige der deutschen Botschaft im Iran eine Passkopie, Nachweise über seine berufliche Qualifikation sowie eine beglaubigte Übersetzung seiner Masterarbeit vorlegen. Am Ende sei ein dicker Aktenordner voller Dokumente in der für ihn fremden Sprache zusammengekommen, erzählt Sadeghishahir. „Ein bisschen mehr Digitalisierung wäre gut“, urteilt Lothar Pfeuffer über den Papierberg bei der Anwerbung ausländischer Fachkräfte.

411 Euro Kosten – und viel  Zeit

Für den Firmenchef stand im Frühsommer 2023 ein Beratungsgespräch im Ausländeramt an, bei dem er Sadeghishahirs Unterlagen abgeben musste. Im Anschluss wurde zwischen ihm und der Behörde eine Vereinbarung über das beschleunigte Fachkräfteverfahren abgeschlossen. Kosten: 411 Euro. Das Geld sei nicht die größte Herausforderung gewesen, sagt Pfeuffer: „Vielmehr war es all die Zeit.“ Den Aufwand, der dafür notwendig war, würde er aber wieder auf sich nehmen. Der Unternehmer hat wohl auch keine andere Wahl. Denn Fachpersonal im Bereich Elektronik zu finden, sei in Mainfranken „extrem schwer“.

Nach weiterer Korrespondenz mit Ausländeramt und deutscher Botschaft hatte Sadeghishahir vor sechs Monaten schließlich die Erlaubnis vorliegen, nach Deutschland zu kommen. Sein neuer Chef half ihm, in Kitzingen eine Wohnung zu finden. Noch eine Hürde: Der iranische Führerschein werde in Deutschland nur in den ersten sechs Monaten anerkannt, sagt Lothar Pfeuffer. Jetzt muss Sadeghishahir erneut eine Prüfung machen.

Was iranische Bewerber brauchen

Wäre Pfeuffer nicht gewesen, wäre er in den vergangenen Monaten wohl mehrmals an den Hürden in Deutschland gescheitert, ist sich der Elektroingenieur sicher. Es fehle eine zentrale Anlaufstelle, um alle Fragen zu einem Wechsel nach Deutschland zu klären.

Leichter als Sadeghishahir hatte es sein Kollege Nauar Suleiman. Der 38-jährige Softwareentwickler kam 2015 mit einem Studentenvisum von Syrien nach Deutschland. Später sei er über eine Vermittlungsagentur für Ingenieure zu Pfeuffer gekommen, sagt Suleiman. Zwei Vorstellungsgespräche reichten, einen Hürdenlauf durch Behörden hatte er nicht.

Geschäftsführer Lothar Pfeuffer und Elektroingenieur Ali Sadeghishahir arbeiten heute gut zusammen. Dafür mussten sie viele Hürden nehmen (Foto: Pfeuffer).

Jetzt haben sowohl Ali Sadeghishahir als auch Nauar Suleiman unbefristete Arbeitsverträge, sagt der Firmenchef, und seien wertvolle Mitarbeiter geworden. Der Geschäftsführer wählte den Weg über Fachkräfte aus dem Ausland, weil er die Erfahrung gemacht habe, dass Personalvermittlungen für einheimische Fachkräfte nicht die beste Wahl seien. Sie verlangten meist kostspielige Provisionen. Und: Die Gehaltsforderungen seien in der Regel „sehr hoch“.

Wie Pfeuffer einen Ingenieur aus dem Iran holte
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Hohe Zölle auf Futterzusatzstoff Lysin aus China

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Im Januar 2025 verhängte die EU-Kommission hohe Antidumpingzölle auf den Futterzusatzstoff Lysin aus China.
2025
3/12/2025
Hohe Zölle auf Futterzusatzstoff Lysin aus China

Der Deutsche Verband Tiernahrung e. V. (DVT) und der Deutsche Raiffeisenverband e.V. (DRV) kritisieren die am 15.01.2025 in Kraft getretene Entscheidung der Europäischen Kommission zur Verhängung hoher Antidumpingzölle auf den Futterzusatzstoff Lysin aus China.

„Die Hersteller von Vormischungen und Mischfuttermitteln sind zutiefst besorgt über das hohe Niveau der vorläufigen EU-Einfuhrzölle für die essenzielle Aminosäure Lysin“, sagt Dr. Hermann-Josef Baaken, Sprecher der DVT-Geschäftsführung.

Bei einem Gesamtverbrauch von ca. 500.000 Tonnen Lysinhydrochloridäquivalent in der EU bestünde derzeit eine Abhängigkeit der futterproduzierenden EU-Länder von China von bis zu 70 Prozent. DRV-Geschäftsführer Dr. Philipp Spinne:

„Da es alternativ keine ausreichenden Lieferungen aus EU-Produktion oder anderen Drittländern gibt, würde die Umsetzung dieser Maßnahme erhebliche nachteilige wirtschaftliche Folgen für die tierische Wertschöpfungskette haben.“

Gemeinsam mit dem europäischen Mischfutterverband (FEFAC) fordern DVT und DRV die EU-Kommission nachdrücklich auf, die bislang eingebrachten Argumente bei der endgültigen Festlegung erneut zu bewerten und die Antidumpingzölle rückwirkend zurückzunehmen.

Baaken: „Essenzielle Aminosäuren und Vitamine wie Lysin müssen als „Kritische Stoffe“ anerkannt werden. Die EU muss sich darum bemühen, durch eine gezielte Politik Investitionen anzuregen, um die Produktion zu steigern und die EU-Lieferkette hinsichtlich der EU-Bezugsquellen zu diversifizieren. Das kommt gleichzeitig der Versorgungssicherheit und dem Klimaschutz zugute.“

Ein Verzicht auf den Einsatz von Lysin könne in der Folge zu einer Ausweitung des Anteils von importiertem Soja in Futterrationen und damit zur Verdrängung heimischer Proteinträger wie Raps führen, so der DVT-Sprecher weiter.

DVT und DRV weisen auf die Notwendigkeit von kurz- und langfristiger Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen hin. Daher müsste die Abhängigkeit der EU von Einfuhren essenzieller Aminosuren reduziert und politische Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit konsequent angegangen werden. Hier gehe es insbesondere um gezielte strukturelle Maßnahmen zur Wiederherstellung einer wettbewerbsfähigen Fermentationsindustrie in der EU; die unverzichtbare Futtermittelzusatzstoffe herstellt.

Hintergrund der Verhängung von Antidumpingzöllen auf Lysin

Die EU-Kommission leitete im Mai 2024 aufgrund eines Antrages ein Antidumpingverfahren für Lysin ein. Nach einer intensiven Prüfung und Anhörung der Wirtschaft hat die EU-Kommission mit Wirkung zum 15.01.2025 vorläufige Zölle festgelegt, die bis zu 84,8 Prozent betragen. DVT und DRV lehnen Dumpingpraktiken, die gegen den Grundsatz des fairen Handels und gleicher Wettbewerbsbedingungen verstoßen, ab. Die Argumente der Futtermittelwirtschaft wurden im Laufe des Verfahrens eingebracht.

Lysin ist eine essenzielle Aminosäure, die einen unverzichtbaren Beitrag für die nachhaltige Fütterung landwirtschaftlicher Nutztiere leistet. Nur durch die Ergänzung von Lysin und anderen Aminosäuren in den Futterrationen ist die heute übliche, dem tatsächlichen Bedarf der Tiere angepasste, nährstoffreduzierte Fütterung überhaupt möglich. Lysin und seine Vorprodukte kommen überwiegend aus China und nur zu einem geringen Anteil aus der Produktion eines Unternehmens in Frankreich.

Hohe Zölle auf Futterzusatzstoff Lysin aus China
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DVT zu Mischfutterproduktion 2024

Futtermittel
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Mischen
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Laut des Deutschen Verbandes für Tiernahrung (DVT) stieg die Mischfutterproduktion 2024 leicht an.
2025
3/11/2025
DVT zu Mischfutterproduktion 2024

Im Kalenderjahr 2024 produzierten deutsche Mischfutterbetriebe rund 21,9 Mio. t Futter. Das entspricht einem leichten Anstieg um rund 1,1% (+245 000 t) im Vergleich zum Vorjahr, wie der Deutsche Verband Tiernahrung e.V. (DVT) auf seiner Jahrespressekonferenz mitteilte. Die Zahlen basieren auf von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) erhobenen Daten.

„Der Anstieg ist in erster Linie durch das leichte Plus im Schweinesegment um rund 210 000 t zu erklären", sagte DVT-Präsident Cord Schiplage, der jedoch gleichzeitig die starken Rückgänge der Vorjahre in Erinnerung rief. „Dieser leichte Anstieg ist erfreulich. Seit dem Höchststand im Jahr 2020 mit 24,1 Mio. t zeigt sich ein deutlicher Einschnitt durch die wirtschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Jahre in der tierischen Veredlung".

Insbesondere die Entwicklung der Tierbestände sei weiterhin ein eindeutiges Signal für die aktuelle Lage der Landwirtschaft. Der leichte Anstieg bei der Anzahl der Mastschweine um 1,7% auf 9,7 Millionen dürfe darüber nicht hinwegtäuschen, so Schiplage. Besorgniserregend ist die weiter gefallene Zahl der Milchkühe um 3,4% auf unter 3,6 Millionen.DVT-Präsident Cord Schiplage äußerte sich im Pressegespräch zu aktuellen politischen Themen der Mischfutterbranche.

DVT-Präsident Cord Schiplage äußerte sich im Pressegespräch zu aktuellen politischen Themen der Mischfutterbranche (Foto: DVT).

Kooperation statt Konfrontation

Mit Blick auf die Ergebnisse der Bundestagswahlen erwartet DVT-Präsident Schiplage nun, dass der angekündigte Politikwechsel auch tatsächlich stattfindet. „Dazu gehören mutige Entscheidungen der neuen Bundesregierung mit konkreten und praktikablen Maßnahmen", so Schiplage. „Die Verhandlungen drehten sich ohne wirkliche Fortschritte zuletzt im Kreis. Trotz der enormen Proteste der Landwirtschaft im vergangenen Jahr war nur die Eigeninitiative der Branche, mit einem Herkunftskennzeichen die deutsche Produktion und Verarbeitung im Markt kenntlich zu machen, ein nennenswerter Ansatz."

Private Lösungen sollten auch zukünftig Vorrang vor staatlichen Reglementierungen haben. Ein ambitioniertes Tierwohlprogramm müsse als ganzheitliche Lösung stets Umweltziele, Wirtschaftlichkeit, Tierbedürfnisse und die Erfordernisse des Klimaschutzes umfassen. Zentrale Anliegen der Mischfutterbranche sind zudem der Bürokratieabbau, um Hindernisse aus Verwaltungsvorschriften und den bürokratischen Aufwand aller Akteure konsequent zu reduzieren, und die Reduzierung der Energiekosten.

Der DVT hat in diesem Kontext einige wesentliche Forderungen an die zukünftige Bundesregierung in einem Themenpapier formuliert.

EU-Vision stimmt zuversichtlich

Die jüngst veröffentlichte Vision für Landwirtschaft und Ernährung durch die EU-Kommission sieht der DVT als guten und ehrgeizigen Fahrplan für die Zukunft der Landwirtschaft in Europa an.

„Damit werden mit Blick auf aktuelle und zukünftige Generationen von Landwirten die Voraussetzungen für ein durchdachtes und faires Agrar- und Lebensmittelsystem geschaffen", sagte Dr. Hermann-Josef Baaken, Sprecher der DVT-Geschäftsführung, im Pressegespräch.

Währenddessen sei es auf EU-Ebene jedoch Zeit, die geplanten Regelungen zu den neuen Züchtungstechniken (NGT) zügig zu verabschieden. Baaken forderte dazu auch ein deutliches Signal der neuen Bundesregierung: „Die NGT-Regelungen werden seit langem hin und her geschoben. Mit der neuen Bundesregierung sehen wir bei diesem Thema die Möglichkeit, die ständigen Enthaltungen in Brüssel aufzugeben und ein deutliches Bekenntnis abzugeben."

Der DVT begrüßt zudem die Vorschläge zur Vereinfachung verschiedener Nachhaltigkeitsregelungen, die mit dem Entwurf der Omnibus-Verordnung vorgelegt wurden. Baaken: „Die umfangreiche Berichterstattung zur Nachhaltigkeit belastet die Unternehmen und leistet keinen echten Beitrag zur Verbesserung. Die Futtermittelwirtschaft hat sich seit langem diesen Herausforderungen gestellt und erwartet, dass in der Überarbeitung ihre Umsetzung anerkannt wird." Das angekündigte Omnibus-Paket biete auch eine wichtige Gelegenheit, die Umsetzung der EU-Entwaldungsverordnung angemessen zu erleichtern und müsse jetzt im Trilog mutig und schnell zu guten Ergebnissen geführt werden.

Lysin-Zölle bewegen die Branche

Zu großer Besorgnis hat die Festlegung von Zöllen für den Zusatzstoff Lysin als Folge eines Antidumpingverfahrens zu Beginn des Jahres geführt. Lysin ist eine wichtige Schlüsselsubstanz, die als ernährungsphysiologisch besonders wichtiger Teil einer Futterration unverzichtbar ist und für eine stickstoffeffiziente Fütterung sorgt. Die Zölle verteuern in der Schweinefleischproduktion die Herstellungskosten um einige tausend Euros, so Baaken.

DVT-Präsident Cord Schiplage: „Der Ursache des sich verschärfenden Abhängigkeitsverhältnisses von chinesischen Importen wird mit dieser Maßnahme nicht begegnet, weil trotz der Zölle die Produktion in Europa den Bedarf bei weitem nicht decken kann. Deshalb ist ein umfassendes Konzept zur Reduktion der Abhängigkeit von einzelnen Ländern wichtig, aber kurzfristig nicht realisierbar."

Die Zölle führen dazu, dass in der EU nun ein einziges Unternehmen (französischer Hersteller) ein Monopol auf die Produktion von Lysin habe. Eine Lysinproduktion könne nicht einfach in der EU aus dem Boden gestampft werden, da die Anlagen dazu teuer sind und Genehmigungsverfahren Jahre dauern. Der DVT ist laut Baaken derzeit in Kontakt mit dem Wirtschafts- sowie dem Landwirtschaftsministerium und arbeitet daran, dass die Marktzugangsbeschränkungen für Produzenten außerhalb der EU bezüglich Lysin noch einmal überdacht und aufgehoben werden.

Leichtes Plus in allen Segmenten 2024

Die Mischfutterproduktion konnte die Umsatzmengen im Kalenderjahr 2024 leicht um 1,1% auf 21,9 Mio. t steigern (+245 000 t). Der Anstieg beim Mischfutter ist in erster Linie durch das Schweinesegment beeinflusst: Nach dem Rückgang um rund 500 000 t im Vorjahr stieg die Produktion im Jahr 2024 wieder um rund 210 000 t (insgesamt: 8,2 Mio. t). Auch in den weiteren großen Segmenten Wiederkäuer (+34 000 t/6,5 Mio.) und Geflügel (+63 000 t/6,3 Mio.) sind leichte Zuwächse zu verzeichnen.

Parallel zu den Mengenabsatzzahlen konnten auch die Produktionsregionen zulegen, jedoch in unterschiedlichem Umfang: In der Region Nord, die den Großteil der Mischfutterproduktion in Deutschland stellt, ist ein leichter Zuwachs auf rund 15,7 Mio. t zu verzeichnen (+1,2%). In der Region Süd stieg der Anteil auf 2,9 Mio. t (+0,9%), im Osten auf 3,1 Mio. t (+1,1%). Die Mineralfuttermenge stieg um 1,8% und liegt somit bei 609 000 t.

Die Umsätze der deutschen Mischfutterhersteller sanken durch das gesunkene Preisniveau und ausreichende Rohstoffverfügbarkeit im Kalenderjahr 2024 von rund 9,4 Milliarden Euro auf 8,3 Milliarden Euro. Mit insgesamt 264 Mischfutterbetrieben sind bedingt durch strukturelle Anpassungen in allen Regionen zwölf weniger als im Vorjahr auf dem Markt.

Quelle: DVT 2025 nach BLE, inkl. geschätzter Jahresmeldet, *vorläufig. 19.02.2025

DVT zu Mischfutterproduktion 2024
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Fachkräfte aus dem Ausland anwerben

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Dr. Christian Seynstahl ist bei der IHK verantwortlich u.a. für Themen rund um die Fachkräfteeinwanderung.
2025
3/3/2025
Fachkräfte aus dem Ausland anwerben

M+M: Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) von 2020 soll es Unternehmen leichter machen, Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Mitte 2023 wurden weitere Richtlinien zur Fachkräfteeinwanderung verkündet. Einige davon sind bereits in Kraft, andere werden zum 1. März und 1. Juni 2024 in Kraft treten. Wird es für Mühlenbetriebe nun leichter, Fachkräfte aus dem Ausland einzustellen?

Dr. Christian Seynstahl : Grundsätzlich ja. Die Novellierung des FEG sieht einige zentrale Erleichterungen für Unternehmen vor, Fachkräfte aus dem außereuropäischen Ausland in Deutschland zu beschäftigen. Eine der großen Neuerungen ist, dass zukünftig jede anerkannte Qualifikation in nicht-reglementierten Berufen zu jeder qualifizierten Beschäftigung berechtigt. Ein Koch aus einem EU-Drittstaat kann bspw. nun auch als Kaufmann für Büromanagement beschäftigt werden. Auch der Zugang zur „Blauen Karte EU“ für Akademiker wurde erleichtert. Die Mindestgehaltsgrenze wurde hier auf 50% der Beitragsbemessungsgrenze der allgemeinen Rentenversicherung gesenkt – für Engpassberufe sogar auf 45,3%. Dies gilt nun beispielsweise auch für IT-Spezialisten ohne Hochschulabschluss, jedoch mit dreijähriger vergleichbarer Berufserfahrung. Im Zuge der Neuerungen ab 1. März sinkt die notwendige Berufserfahrung dann auf zwei Jahre. Deutschkenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Ebenfalls können Unternehmen ab März im Rahmen der sogenannten Erfahrungssäule des FEG auch Fachkräfte ohne Anerkennung in Deutschland einstellen, sofern diese über einen anerkannten Berufs- oder Hochschulabschluss im Herkunftsland sowie über eine mindestens zweijährige einschlägige Berufserfahrung verfügen. Hierbei ist jedoch eine Mindestgehaltsgrenze von 45,3% der Beitragsbemessungsgrenze der allgemeinen Rentenversicherung verpflichtend. Bei Tarifbindung sind Abweichungen möglich. Die Mindestgehaltsgrenze ist für viele Berufsgruppen über dem bundesweiten Durchschnittsgehalt. Dahingehend sind wir noch gespannt, wie die neue Regelung angenommen wird und ob sie die erhoffte Erleichterung und Akzeptanz findet.

Dr. Christian Seynstahl ist promovierter Diplom-Geograph und Leiter des Fachbereichs Standortpolitik und Unternehmensförderung der IHK Würzburg-Schweinfurt (Foto: IHK)

M+M: Haben Sie einen Rat für Mühlenbetreiber, die Fachkräfte aus dem Ausland suchen? (Etwa: Gibt es spezielle Regionen mit günstigeren Rahmenbedingungen zum Anwerben? Oder gibt es Institutionen oder Hilfsangebote auch der IHK für Müller?)

Dr. Christian Seynstahl: Moderne Mühlen beschäftigen eine Vielzahl an Berufsgruppen, von den eher handwerklichen bzw. technischen Jobs bis hin zu IT-Fachkräften oder Kaufläuten etc. Es gibt kein Angebot, das speziell auf Mühlen ausgerichtet ist, dafür ist die Belegschaft eines Mühlenbetriebs in berufsfachlicher Sicht zu breit gefächert. Es gibt grundsätzlich schon einige Länder, die sich besonders für die Personalgewinnung eignen. Hierzu zählen unter anderem die nordafrikanischen Küstenstaaten, Südafrika, die Türkei, Indien, Vietnam, Mexiko, Brasilien oder Indonesien.

Das Portal der Bundesregierung für Fachkräfte aus dem Ausland „Make it in Germany“ hat eine eigene Jobbörse, über die Unternehmen im Ausland befindliche Fachkräfte auf sich aufmerksam machen können. Auch das Projekt „Hand in Hand – International Talents“ der DIHK bietet verschiedene Unterstützungsangebote, um Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren und zu integrieren. Empfehlenswert ist auch das Projekt „Unternehmen Berufsanerkennung“ der DIHK und des ZDH. Über deren kostenfreie Matching-Plattform können Unternehmen internationale Fachkräfte finden.

M+M: Was muss ein Mühlenbetrieb tun, wenn es eine Fachkraft im Ausland gibt, die gerne eingestellt werden möchte? Kann die IHK einen Mühlenbetrieb dabei unterstützen und wenn ja, wie?

Dr. Christian Seynstahl: Wichtig ist es, sich im Voraus zu vergewissern, dass der Abschluss der gewünschten Fachkraft im jeweiligen Herkunftsland staatlich anerkannt ist. Ohne diese staatliche Anerkennung haben alle weiteren Schritte zur Einwanderung keine Aussichten auf Erfolg. Die IHKs bieten ihren Mitgliedsbetrieben kostenfreie Basisberatungen zu den verschiedenen Möglichkeiten und Anforderungen der Fachkräfteeinwanderung an. Für das Anerkennungsverfahren ist es wichtig, zu prüfen, ob der Abschluss in Deutschland eine Aussicht auf eine (Teil-)Anerkennung hat. Ist dies nicht der Fall, kann man ab dem 1. März alternativ über die Erfahrungssäule Fachkräfte einwandern lassen. Hier ist jedoch das bereits erwähnte Mindestgehalt zu beachten. Einige IHKs bieten zusätzlich eine Begleitung über den gesamten Einwanderungsprozess hinweg an. Nehmen Sie am besten frühzeitig Kontakt zu Ihrer IHK vor Ort auf oder prüfen Sie die Informationen auf der Internetseite Ihrer zuständigen Kammer.

Nützliche Links:

www.make-it-in-germany.com

www.dihk.de/assets

www.dihk-service-gmbh.de

www.unternehmen-berufsanerkennung.de

Fachkräfte aus dem Ausland anwerben
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Hamburg

ADM und Die Arche Berlin-Friedrichshain

Lebensmittel
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ADM und Kinderstiftung “Die Arche“ möchten für sozial benachteiligte Kinder warme Mahlzeiten.
2025
2/21/2025
ADM und Die Arche Berlin-Friedrichshain

Das Unternehmen ADM, ein weltweit führender Anbieter innovativer Lösungen aus der Natur, setzt sich zusammen mit der Kinderstiftung “Die Arche“ dafür ein, dass sozial benachteiligte Kindern Zugang zu warmen Mahlzeiten haben. Bei einem Workshop bereiteten die Kinder der Arche Berlin-Friedrichshain gemeinsam mit ADM Koch Philipp Weiler eines von Berlins beliebtesten Gerichten zu: Döner Kebab – selbstgemacht und rein pflanzlich. Darüber hinaus lernten die Kinder auch die Bedeutung einer pflanzlichen Ernährung auf unterhaltsame und ansprechende Weise kennen.

Kinder sollten lernen, welches Nahrungsmittelwelche Nährstoffe enthält. (Foto: ADM).

Ausgewogene Mahlzeiten tragen wesentlich zur Konzentrationsfähigkeit bei, optimieren die Leistungsfähigkeit und fördern unser allgemeines Wohlbefinden. „Wir sehen leider eine wachsende Zahl von Kindern, die nur wenig Zugang zu vollwertigem, nahrhaftem Essen haben. Daher freuen wir uns sehr, dass ADM uns bei diesem Angebot unterstützt“, sagte Arche-Gründer Bernd Siggelkow. Die Arche bietet Kindern und Jugendlichen an über 30 Standorten in Deutschland kostenlose Mahlzeiten und ist für sie darüber hinaus auch eine wichtige Anlaufstelle bei der Hausaufgabenhilfe und Freizeitgestaltung.  

Nicht nur die Auswahl der Zutaten ist entscheidend, sondern auch die Art und Weise wie diese zubereitet werden. „Gemeinsames Kochen kann gesunde Essgewohnheiten fördern und auch das Bewusstsein der Kinder für die Herkunft und Qualität der Nahrung stärken“, sagt Philipp Weiler, Forschungskoch bei ADM. „Der Kinderkochworkshop in der Arche Friedrichshain klärt Kinder und Jugendliche über Ernährung auf und zeigt, wie viel Spaß das gemeinsame Kochen machen kann.“  

Philipp Weiler lebt und arbeitet in Berlin. Bei ADM arbeitet er mit seinem vielfältigen Team aus der ganzen Welt zusammen, um die Lebensmittelinnovationen von morgen zu entwickeln, wobei er sich auf Geschmack, Textur und Nährwert konzentriert. Sein Wissen über Lebensmittel zu teilen, liegt ihm sehr am Herzen. Darüber hinaus kann die Arbeit mit Kindern dazu beitragen, sie für die vielen verschiedenen spannenden Berufe zu begeistern.  

ADM und “Die Arche“ kooperieren seit 2024 miteinander. Im September vergangenen Jahres unterstützte ADM die Standorte in Berlin und Hamburg mit einer Spende vom 112.000 Euro, mit deren Hilfe 25.000 Mahlzeiten für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche finanziert werden.

ADM und Die Arche Berlin-Friedrichshain
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Bühler meldet gute Leistung für 2024

Anlagenbau
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Getreideverarbeitung
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Mühlentechnik
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Mühlenbau
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Am 17. Februar 2025 fand die Jahrespressekonferenz der Bühler AG statt.
2025
2/17/2025
Bühler meldet gute Leistung für 2024

Im Jahr 2024 steigerte Bühler seine Profitabilität und erreichte ein EBIT von CHF 227 Millionen und eine EBIT-Marge von 7,6%. Die Eigenkapitalquote verbesserte sich auf 52,8%. Das Unternehmen konnte seine finanzielle Stabilität durch einen verbesserten Cashflow und eine erhöhte Liquidität weiter stärken. In einem herausfordernden Marktumfeld gingen die Aufträge zwar zurück, der Umsatz blieb aber stabil; Bühler konnte seine Marktanteile halten oder gar ausbauen. Den grössten Anteil am Erfolg im Jahr 2024 hatten Milling Solutions, der grösste Geschäftsbereich von Bühler, Leybold Optics sowie der Bereich Customer Service.

«In einem zunehmend unsicheren globalen Wirtschaftsumfeld haben wir unseren Ansatz des ‹making things happen› verfolgt und weiterhin in Innovation sowie Aus- und Weiterbildung investiert. Ein grosses Dankeschön geht an unsere kompetenten und engagierten Mitarbeitenden, die auch in diesem sehr anspruchsvollen Jahr wieder der Schlüssel zu unserem Erfolg waren», sagt Stefan Scheiber, CEO von Bühler.
Stefan Scheiber, CEO der Bühler Group.

Im Jahr 2024 blieb der Umsatz der Bühler Group mit CHF 3,0 Milliarden (–0,8%) stabil, während der Auftragseingang CHF 2,8 Milliarden (–9,9%) erreichte. Wechselkurse beeinflussten dieses Ergebnis deutlich: In lokalen Währungen stieg der Umsatz um 2,5% auf CHF 3,1 Milliarden, der Auftragseingang lag bei CHF 2,9 Milliarden (–7,0%). Dank des Fokus auf die Verbesserung der Produktivität stieg die Profitabilität der Group zum vierten Mal in Folge auf ein EBIT von CHF 227 Millionen (7,6% des Umsatzes; Vorjahr: 7,2%). Der Nettogewinn stieg auf CHF 189 Millionen, was einer Marge von 6,3% entspricht (Vorjahr: 5,9%). Damit stieg auch die Eigenkapitalquote zum sechsten Mal hintereinander auf 52,8% von 51,1% im Jahr 2023. Mit besonderem Augenmerk auf das weltweite Bestandsmanagement wurde das Umlaufvermögen um 15,8% auf CHF 554 Millionen verringert. Zusammen mit der verbesserten Profitabilität führte dies zu einer Verbesserung des operativen Cashflow auf CHF 379 Millionen (Vorjahr: CHF 69 Millionen) und einer Verdopplung der Nettoliquidität auf CHF 503 Millionen.

«Unsere starke Finanzposition macht uns zu einem langfristig verlässlichen Partner für unsere Kunden, Industriepartner und Anleihegläubiger», sagt CFO Mark Macus.
Mark Macus, CFO der Bühler Group.

Das Jahr der Müllerei

Der Umsatz von Grains & Food stieg um 2,0% auf CHF 2249 Millionen, was vor allem auf Milling Solutions zurückzuführen ist, das ein Rekordjahr mit dem höchsten jemals erzielten Umsatz verzeichnete. In den vergangenen zwei Jahren konnte Milling Solutions seine Position als globaler Marktführer weiter stärken. Die Projekte von Milling Solutions erhöhten die tägliche Verarbeitungskapazität auf Kundenseite um 30’000 Tonnen, wodurch etwa 60 Millionen Menschen mit Grundnahrungsmitteln versorgt werden können. Der Umsatz von Advanced Materials sank um 8,5% auf CHF 712 Millionen. Dieser Rückgang resultierte vor allem aus einer normalisierten Investitionstätigkeit nach einem postpandemischen Aufschwung, verbunden mit den erheblichen Unsicherheiten auf den globalen Automobilmärkten. Demgegenüber erzielte Leybold Optics mit seinen Beschichtungs- und Sputtertechnologien weltweit starke Ergebnisse.

Starker Customer Service trägt zum Kundenerfolg bei

Der Geschäftsbereich Customer Service, mit dem sich Bühler im Markt klar differenziert und der ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Kunden von Bühler ist, verzeichnete ein starkes Umsatzwachstum von 9,4% auf CHF 1057 Millionen. Das entspricht einem Anteil von 35,4% am Konzernumsatz (Vorjahr: 32,1%). Im Jahr 2024 hat Bühler sein Customer Service-Portfolio erweitert und seine Kunden dabei unterstützt, ihr Geschäft zu expandieren und gleichzeitig die Effizienz ihrer installierten Anlagen zu verbessern. Zahlreiche Modernisierungsprojekte trugen dazu bei, sowohl den ökologischen Fussabdruck als auch die Betriebskosten zu verringern. Ein starkes Wachstum verzeichneten auch langfristige Serviceverträge, die auf über 4000 anstiegen. Diese Verträge beinhalten umfassende Servicepakete mit z.B. vor-Ort-Inspektionen, vorbeugender Wartung und Remote-Unterstützung.

Investitionen in die Zukunft

Mit kontinuierlichen Investitionen in Innovationen war Bühler ein gestaltender Faktor in seinen Märkten und Branchen. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) blieben mit CHF 138 Millionen oder 4,6% des Umsatzes auf einem hohen Niveau. Im Jahr 2024 brachte Bühler 40 neue Produkte und Dienstleistungen auf den Markt. Zudem baute das Unternehmen seine Kundennähe weiter aus, und zwar durch drei neue Forschungs- und Trainingszentren: das Grain Innovation Center in Uzwil, Schweiz, das Grain Processing Innovation Center in Kano, Nigeria und das North American Insect Center in Saskatoon, Kanada. Diese Zentren bieten Kunden eine Plattform, um gemeinsam neue Rohstoffe und Produktideen zu testen und industriell zu skalieren.

Ausgewogene globale Präsenz

Bühlers ausgewogene geografische Präsenz trug einmal mehr zur Stabilität und Zuverlässigkeit des Unternehmens bei, wobei der Umsatz im Nahen Osten und in Afrika stieg und in China weiter zurück ging. Insgesamt war der regionale Umsatzanteil von Bühler ausgeglichen: Nord- und Südamerika 28% (Vorjahr: 29%), Europa 27% (28%), Asien 26% (27%) und Naher Osten, Afrika und Indien 19% (16%).

Ausblick 2025: Fokus auf finanzielle Solidität und Profitabilität

Mit einem Auftragsbestand von CHF 1,9 Milliarden als Ausgangspunkt erwartet Bühler für 2025 eine stabile Auftragsentwicklung. Der Fokus des Unternehmens wird darauf liegen, für Kunden sowie andere Interessengruppen weltweit ein zuverlässiger und innovativer Partner zu bleiben. Weltklasse-Qualität und -Projektmanagement sowie exzellente Dienstleistungen vor Ort in allen Schlüsselmärkten werden weiterhin wesentliche Unterscheidungsmerkmale sein. «Bühler ist gut aufgestellt, um die Chancen zu nutzen, die sich 2025 bieten. Unser Engagement für Innovation, Dienstleistungen, Aus- und Weiterbildung wird so stark bleiben wie eh und je. Dadurch wollen wir Mehrwert für unsere Kunden schaffen. Gleichzeitig werden wir weiterhin in sichere, attraktive und zukunftsorientierte Arbeitsplätze für alle unsere Mitarbeitenden weltweit investieren. Die Kultur und die Werte von Bühler bilden nach wie vor die Grundlage für alles, was wir tun. Unser Ziel ist und bleibt es, Innovationen für eine bessere Welt zu schaffen», sagt CEO Stefan Scheiber.

Im Oktober 2024 wurde das neue Grain Innovation Center in Uzwil eröffnet.

Bühler meldet gute Leistung für 2024
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Rückblick auf die Biofach 2025

Biogetreide
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Auf der Biofach 2025, die im Februar in Nürnberg stattfand, präsentierten sich aus 94 Ländern rund 2 300 Aussteller.
2025
2/17/2025
Rückblick auf die Biofach 2025

Trotz des spürbaren Rückgangs der Ausstelleranzahl gegenüber dem Vorjahr (2.300 Aussteller statt 2.550) zog die Messe 35.000 Besucher aus 140 Ländern nach Nürnberg in die Messehallen. Jeder zweite Teilnehmende reiste aus dem Ausland an. Auf der Ausstellerseite kamen mehr als 70% der Firmen aus dem Ausland, vor allem aus Italien (262), Spanien (133), den Niederlanden (109) und Frankreich (73). Deutschland verzeichnete mit 653 Firmen eine beachtliche Präsenz vor dem Hintergrund, dass die Branche wegen steigender Kosten vorsichtig agiert. Die Naturkosmetikmesse Vivaness fand dieses Jahr nicht statt, die verbliebenden Aussteller wurden in die Biofach integriert.

Dominik Dietz, Direktor Biofach Nürnberg Messe, VictoriaVehse, Managerin Nürnberg Messe und Tina Andres,  Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) auf der Pressekonferenz zur Eröffnung.

Für die kommende Periode erwartet die Branche vor allem von der Politik EU-weit und national deutlich mehr Impulse für den Bio-Anbau und für Bio-Lebensmittel. Tina Andres Vorstandsvorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) sagte, dass die Biofach nicht nur eine Messe des Handels sei, sondern vor allem des Handelns. Ein Versuch Bio noch mehr in die Mitte der Gesellschaft zu bringen, bietet für sie vor allem national die Außer-Haus Verpflegung. Etwa 16 Mio. Menschen würden sie in Deutschland regelmäßig nutzen. Eine Chance für die Branche. Selbstverständlich soll dabei – so Andres - Ernährung gesund sein und wenn rein Bio nicht immer möglich sei, dann solle sie zumindest nachhaltig produziert werden.

Das Team der Schapfenmühle /v.l.n.r.): Christian FaulVertriebsleiter Lebensmittelindustrie, Geschäftsführer Ralph Seibold, Daniela Pflüger und Jörg Elkemann, Vertriebsleiter LEH.

Warengruppen und Produkttrends

Einen großen Stellenwert in den Messehallen hatten Trockenprodukte wie Getreide, Hülsenfrüchte, Teigwaren, Süßwaren und Snacks. Diese Warengruppen machen fast 40 Prozent des gezeigten Sortiments aus. Rohstoffe für Bio-Lebensmittel und Naturkosmetik verteilen sich auf weitere 20 Prozent.  Darüber hinaus hatte jedes zweite ausstellende Unternehmen ein vegetarisches oder veganes Produkt im Angebot.

Next Generation: Geschäftsführer Christopher Rubin trittdieses Jahr mit seinem Team am Stand der Rubin Mühle  leger auf.

Die Branche der Getreideverarbeiter profitierte auf der Messe von neuen Kontakten zu Verkäufern von Rohstoffen, Einkäufern aus Handel und Weiterverarbeitung sowie intensiver Kontaktpflege zu bestehenden Kunden und Marktteilnehmern. Viele Akteure führten Gespräche über Rohstoffqualitäten, Lieferketten und Preispolitik. Die Fachzeitschrift „Mühle + Mischfutter“ diente einigen zur Akquise oder Diskussionsgrundlage.

Am Stand von SLP informieren Matthias Jung und Inhaber MichaelSailer rund um schwäbische Landprodukte und ihr kerniges Urgetreide.  

Kongress  „Yes, we do!“

Parallel zur Messe diskutierte der Kongress unter dem Leitmotiv „Yes, we do! Wie Wandel in der Lebensmittelwirtschaft gelingt“ in 171 Einzelsessions Fragen zur nachhaltigen Produktion. Am besten besucht war das Panel „Der deutsche Bio-Markt - Zahlen, Fakten, Analyse 2025“, mit gut 200 Teilnehmern. Innovationskraft war unter anderem an den zwei Bühnen, der Presentation und der Innovation Stage zu spüren. Daneben waren zahlreiche Produktverkostungen möglich.

Martin Apfeld und Henrick de Vries präsentieren u.a. die neuen Bio-Texturen von Kröner Stärke zur Herstellung von Fleischersatz.
Inhaberin Anne Rolle-Baldauf undProkurist Ralph Schweigert am Stand mit ihren „Land-gemachten“ Bio-Brodukten.

Am vorletzten Tag absolvierte Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft und seit dem Platzen der Ampel-Regierung auch Bundesminister für Bildung und Forschung seinen Gang über die Messe. Am Tag der Eröffnung war Silvia Bender, Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft anwesend. Laut Messeinformation wurden als ausländische Staatsvertreter Armands Krauze begrüßt, der Landwirtschaftsminister von Lettland sowie Stefan Krajewski, Staatssekretär des polnischen Ministeriums für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung.

Neue Produkte präsentierte das Team derFrießinger Mühle auf ihrem Stand.

BIOFACH World

Die Biofach in Nürnberg ist Teil eines globalen Verbunds von acht Messen in Brasilien, China, Deutschland, Indien, Japan, Thailand, den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien. Insgesamt erreichen diese Veranstaltungen jährlich laut Informationen der Messe rund 150.000 Bio-Interessierte. In diesem Jahr freuen sich die Veranstaltenden besonders auf die erstmalige Biofach America (2.–4. Juni in Atlanta), die als erste reine Biofachmesse Nordamerikas frische Impulse setzen soll.

Christiane Heidenreich präsentiert die breite Paletteder Bio-Produkte der Spielberger Mühle.

Tilman Barthel von Barthel Maschinen und Ingenieurbüro amStand mit einer Ausgabe von M+M und einem Artikel zu Farbsortierern.

Die Biofach 2025 zeigte, dass sich die Branche trotz schwieriger Rahmenbedingungen weiterentwickelt. Für Getreideverarbeiterinnen und -verarbeiter bot die Messe wertvolle Plattformen, um Kontakte zu knüpfen, Rohstoffe zu sichern und über Trends zu diskutieren. Die starken internationalen Strukturen und der wachsende Fokus auf Außer-Haus-Verpflegung zeigen, dass Bio auch künftig eine wichtige Rolle spielen kann. Schon jetzt seien fast 80% der Messefläche für 2026 gebucht – so die Biofach. Vom 10. bis 13. Februar 2026 wird dann erneut deutlich, ob die Branche ihre Innovationskraft und politische Durchsetzung stärken konnte. Fest steht: In Zeiten des Wandels setzt die Biofach auf Tatkraft: „Yes, we do!“.

Der Stand von Treffler war u.a. Anziehungspunkt für Interessierte an kompakten Mühlensystemen.
Das Team der Mühle-Kottmann freute sich über viele Kundengespräche am Stand.

Rückblick auf die Biofach 2025
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Biofach 2025 - Trends

Biogetreide
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Vom 11. bis 14. Februar 2025 findet die Biofach in den Messehallen in Nürnberg statt.
2025
2/10/2025
Biofach 2025 - Trends

Im Jahr 2025 schreibt die Biofach ihr 34. Messejahr. 2007 gliederte sich der Naturkosmetikbereich aus der Messe heraus und wurde 17 Jahre erfolgreich als Internationale Fachmesse für Naturkosmetik parallel zur Biofach durchgeführt. Ab 2025 wird der Angebotsbereich Naturkosmetik wieder in die Mitte der Biofach integriert. Das facettenreiche Angebot der Naturkosmetikprodukte ist dann in Halle 4A zu finden.

Trends und Innovationen

Eine ökologische Transformation des Ernährungssystems gelingt nur dann, wenn der gesamte Lebensmittelkreislauf betrachtet wird – vom Acker bis zum Teller, vom Teller bis in den Wiederverwertungskreislauf. Hierbei sind kreative Ideen gefragt. Die Biofach 2025 bietet diesen daher noch mehr Raum. Auf zwei Bühnen, der Innovation Stage sowie der Presentation Stage, stellen Ausstellende und Experten nachhaltige Lösungen und Produktinnovationen vor. Am Neuheitenstand finden Besuchende eine kompakte Übersicht der angemeldeten Marktneuheiten. Deutsche Start-ups präsentieren sich am vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderten Gemeinschaftsstand „Young Innovators“. Die „International Newcomers“ zeigen, was die internationale Bio-Start-up-Szene zu bieten hat. Um kreative Ideen zu fördern, bietet die Biofach jungen Unternehmen darüber hinaus die Möglichkeit, ihre Ideen und Produkte im Rahmen der Start-up-Pitches vor dem globalen Fachpublikum zu präsentieren.

Alternative und vollwertige Lebensmittel

Die Erlebniswelt Vegan wird 2025 zur Erlebniswelt Planetary Health. Mit dem neuen Namen erhält sie auch ein angepasstes Konzept, welches in Kooperation mit AöL (Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller) und GFC (Good Food Collective) ausgearbeitet und umgesetzt wird. Neben veganen Lebensmitteln stehen die Themen alternative Proteinquellen und Vollwert im Fokus. Gemeinsam gestalten die Partner ein interaktives Programm, welches den Bereich Planetary Health umfassend aufgreift. Dazu zählen Expertenvorträge, Live-Cookings, Panels und Quiz-Shows.

Biofach-Kongress

Mit dem Fokusthema „Yes, we do! – Wie Wandel in der Bio-Lebensmittelwirtschaft gelingt“, setzt der Biofach-Kongress 2025 drei zentrale Hebel für eine sichere Le-bensmittelversorgung in den Mittelpunkt. Das Schwerpunktthema wählte die Biofach gemeinsam mit dem internationalen Schirmherr IFOAM – Organcis International sowie dem nationalen ideellen Träger Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Die drei Säulen für den Wandel bilden dabei Nachhaltigkeit als steuerndes Kriterium in der Finanzwelt, öffentliche Hand als Treiber für mehr Bio und Bio-Lebensmittel mit überzeugenden Geschichten vermarkten. 2024 nahmen am Biofach- und Vivaness-Kongress über 7600 Personen an 128 Einzelveranstaltungen teil.  

Biofach digital

Die Biofach findet 2025 sowohl vor Ort in Nürnberg als auch digital statt. Teilnehmende finden auf der Eventplattform Informationen zu den internationalen Ausstellenden und ihrer Produktvielfalt sowie zum Rahmenprogramm. Darüber hinaus wird ein Teil des Kongresses Live gestreamt und steht im Anschluss an die Messe noch mehrere Monate als Video On-Demand zur Verfügung.

Neben dem umfangreichen Informationsangebot stehen auch vielfältige Vernetzungsmöglichkeiten zur Verfügung. Teilnehmende können sich bereits vorab austauschen und Termine sowohl digital als auch auf der Messe vereinbaren. Alle Features sind zudem auch per App verfügbar. So lässt sich der Messebesuch optimal vor- und nachbereiten.

Wie immer präsentieren auch dieses Jahr die Aussteller ihre Neuheiten auf einem gesonderten Stand.

Veranstaltungstipp

Doppelveranstaltung zum Potenzial von heimischen Hülsenfrüchten (Mi. 12.2. von 12.00–12.45 & 13.00–13.45 Uhr

Teil 1: Podiumsdiskussion „Bio-Marktpotenzial heimischer Hülsenfrüchte: Vom Grundnahrungsmittel zur Bedeutungslosigkeit. Und zurück?”

Diskutiert wird mit Experten aus Landwirtschaft, Handel und Wissenschaft über die Geschichte und die Zukunftschancen heimischer Hülsenfrüchte. Wie lassen sich diese vielseitigen Nahrungsmittel wieder in den Fokus einer nachhaltigen, regionalen Ernährung rücken?

Teil 2: Hülsenfrucht-Kochshow und Branchentreff „Gaumenfreudig und gesund – innovative Küche”

Aussteller aus der Getreidebranche

Agrana Halle 1, Stand 573

Allgäuer Ölmühle Halle 6, Stand 435

Barthel Maschinen- und Ingenieurbüro Halle 7, Stand 375

Bauck Halle 7, Stand 417

Bohlsener Mühle Halle 7, Stand 451

Carvex Verfahrenstechnologie Halle 7, Stand 768

Ceralia Halle 7, Stand 416

C.F. Rolle Mühle Halle 7, Stand 375

Eurofins Halle 7, Stand 544

Farolina Halle 9, Stand 535

FrießingerMühle Halle 6, Stand 365

Good Mills Halle 1, Stand 365

Grain Millers Halle 4, Stand 341

Gutschermühle Halle 1, Stand 427

Hammermühle Halle 7, Stand 639

Heimatsmühle Halle 6, Stand 365

Helsinki Mills Halle 6, Stand 211

JK Machinery Halle 4A, Stand 538

Kreyenborg Halle 9, Stand 421

Kröner Stärke Halle 7, Stand 244

Lerchenbergmühle Halle 7, Stand 375

Mestemacher Halle 7, Stand 125

Meyermühle Halle 7A, Stand 338

Millets Place Halle 6, Stand 425

Molino Peila Halle 4, Stand 110

Molitoria Umbra Halle 6, Stand 165

Mühle Kottmann Halle 7, Stand 146

Nützel Mühle Halle 7, Stand 146

Pflanzenölmühle Kroppenstedt Halle 9, Stand 341

PrimaVera Halle 7, Stand 416

Prodima Mixers Halle 7, Stand 529

Reismühle Nutrex Halle 7A, Stand 338

Rosengarten Naturkost Halle 7, Stand 539

Rubinmühle Halle 7A, Stand 467

Schalk Mühle Halle 7A, Stand 449

SchapfenMühle Halle 6, Stand 465

Scheller Mühle Halle 6, Stand 435

Spielberger Mühle Halle 7, Stand 205

Strobl Caj. Naturmühle Halle 1, Stand 485

Teigwarenfabrik Jeremias Halle 6, Stand 365

Treffler Halle 7, Stand 529

Werz Naturkornmühle Halle 7, Stand 105

Westrup Halle 7A, Stand 110

Biofach 2025 - Trends
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Biofach 2025

Biogetreide
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Getreideverarbeitung
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Messe
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Vom 11. – 14. Februar 2025 findet die BIOFACH statt, die Messe für Bio-Lebensmittel.
2025
2/10/2025
Biofach 2025

Der BIOFACH Kongress rückt 2025 drei zentrale Hebel für eine sichere Lebensmittelversorgung in den Fokus: Nachhaltigkeit als steuerndes Kriterium in der Finanzwelt, die öffentliche Hand als Treiber für mehr Bio sowie die Vermarktung von Bio-Lebensmitteln mit überzeugenden Geschichten. Weitere Highlights sind zudem Innovationen, Trends und Newcomer, sortiments-spezifische Erlebniswelten, der Angebotsbereich Unverpackt sowie zielgruppenorientierte Foren, beispielsweise an die Außer-Haus-Verpflegung oder den Fachhandel.

Weitere Infos: www.biofach.de

BIOFACH-Logo
Biofach 2025
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Mehlwurmpulver mit Vitamin D für Brot, Pasta und Backwaren

Proteine
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Getreideverarbeitung
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Mehlmühlen
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Die EU erlaubt UV-behandeltes Mehlwurmpulver in Lebensmitteln, exklusiv vertrieben von Nutri'Earth.
2025
2/10/2025
Mehlwurmpulver mit Vitamin D für Brot, Pasta und Backwaren

Sie haben es schon wieder getan - ein weiteres Insektenpulver ist in der EU für Lebensmittel zugelassen. Diesmal Pulver aus Mehlwürmern, welches UV-bestrahlt und so mit Vitamin D angereichert sein soll. Die Presse hat dies aufgegriffen und mit dieser "News" für Aufruhr gesorgt. Dabei ist das Pulver aus Mehlwürmern bereits in den EU für Humanernährung zugelassen ist. Bei der jetzigen Zulassung handelt es sich also um bereits zugelassenes Pulver, welches zusätzlich behandelt wurde und angeblich den Vitamin D-Mangel bei Menschen ausgleichen soll. Besonders ärgerlich für die Branche ist, das aufgrund der mangelhaften Kommunikation der EU-Institutionen Kunden wieder in den Bäckereien stehen und fragen, ob Insektenpulver im Brot ist.

Mehlwürmer sind in Mühle nicht gerne gesehen und gelten als Schädlinge.

Was ist genau passiert: Die Europäische Union hat ab dem 10. Februar 2025 in der Europäischen Union die Verwendung von UV-behandeltem Mehlwurmpulver in verschiedenen Lebensmitteln offiziell erlaubt. Diese Zulassung betrifft unter anderem Brot, Kuchen, Teigwaren, verarbeitete Kartoffelprodukte, Käse sowie Obst- und Gemüsekompotte. In Brot und Kuchen dürfen bis zu vier Gramm des Pulvers pro hundert Gramm Endproduktenthalten sein. Durch die UV-Behandlung des Pulvers soll der Gehalt an Vitamin D3 erhöht werden und dazu beitragen, dass die genannten Lebensmittel mit diesem Vitamin angereichert werden.

Die Zulassung basiert auf einer Bewertung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die zu dem Schluss kam, dass das Mehlwurmpulver unter den vorgeschlagenen Verwendungsbedingungen und -mengen sicher sei. Beispielsweise dürfen die Larven vor der Vermhalung einige Stunden nicht mehr gefüttert werden, damit der Darm entleert ist. Allerdings wies die EFSA darauf hin, dass der Verzehr des Pulvers bei Personen mit Allergien gegen Krebstiere und Hausstaubmilben allergische Reaktionen auslösen kann. Daher müssen die Lebensmittel, die Mehlwurmpulver enthalten, spezifisch gekennzeichnet werden. Das diese Kennzeichnung aber beispielsweise nicht in Gaststätten greift, hat Mühle + Mischfutter bereits 2023 in einem Artikel nachgewiesen. Hier zum Artikel. Bei der Kennzeichnung muss auch angeben werden, dass das Produkt durch UV-Behandlung erzeugtes Vitamin D enthält, sofern der Vitamin-D-Gehalt einen signifikanten Wert erreicht. Mühle + Mischfutter hat bereits

Bereits in den anderen Verordnungen zur Zulassung ist erwähnt, dass allergische Reaktionen beim Menschen durch den Verzehr von vermahlenen Insekten wahrscheinlich sind. Hinsichtlich des Wettbewerbs und der Marktregulierung ist ebenfalls kritisch zu betrachten, dass das französische Unternehmen Nutri’Earth für fünf Jahre das alleinige Recht besitzt UV-behandeltes Mehlwurmpulver in der EU zu vertreiben. Das französische Unternehmen Nutri’Earth stellte den Antrag bereits 2019. Anschließend folgten Untersuchungen und Prüfungen. Nun wurde der Antrag genehmigt. Nutri’Earth ist ein privates französisches Unternehmen mit Fokus auf der Nutzung von Insekten als Proteinquelle für Menschen, Tiere und die Landwirtschaft.

Insekten sind seit 2021 in der Europäischen Union (EU) als Lebensmittel zugelassen. In der Mühlenbranche sorgte die Zulassung von Insektenmehl für Kritik. Der Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft betonte: „Mehl bleibt Mehl“. Verbraucher kritisierten fehlende Transparenz und Bedenken bezüglich Allergien und möglicher Kontaminationen. Weitere Informationen dazu in M+M-03-2023 und hier.

Außerhalb der EU dürfen beispielsweise in der Schweiz Grillen, Mehlwürmer im Larvenstadium sowie europäische Wanderheuschrecken bereits seit 2017 zum menschlichen Verzehr angeboten werden. Auch hier gilt: Die Verwendung muss klar deklariert werden.

Da Insektenpulver vor allem in Ländern außerhalb der EU hergestellt wird und bisher keine Erfahrungen weltweit vorliegen, welche Wirkung der Verzehr von in großen Mengen vermahlener Larven und Insekten auf den menschlichen Organismus hat, ergeben sich viele Unsicherheiten. Auch wie hoch Qualitätsstandards in Betrieben vor allem in Asien sind und wie Vorgeben der EU dort eingehalten werden, ist zu hinterfragen. Mühle + Mischfutter wollte schon 2023 von den deutschen Kontrollbehörden, dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) wissen, wie die Prüfung des Pulvers erfolgt, welches in die EU eingeführt wird. Wie will beispielsweise die EU sicherstellen, dass die Insekten im Pulver nicht doch mit Abfällen gefüttert worden sind, die in der EU verboten sind. Hier unsere Anfrage, Rückfrage und die Antworten des BVL im Wortlaut.

Sehr geehrte Damen und Herren der Pressestelle des BVL,

vielen Dank für die Zusendung der Informationen zu Regeln für Insekten als Lebensmittel. Für unsere Berichterstattung haben wir Fragen und bitten um Beantwortung bis zum 23.März 2023.
1. Sie schreiben wiederholt in Ihren Informationen und in unten angehängter Mitteilung zu den EU-Verordnungen zu Insekten in Lebensmitteln: "Im Gegensatz zu anderen Teilen der Welt sind Insekten in Europa noch nicht Teil der üblichen Ernährung". Dies impliziert, dass die neu zugelassenen Lebensmittel mit Insekten in der EU bereits in anderen Teilen der Welt zur "üblichen Ernährung" gehören. Da es sich bei den in der EU-Verordnung neu zugelassenen Lebensmitteln aus Insekten um vermahlene Insekten/Larven handelt, also Pulver aus Insekten, welches zu bis zu 40 % zugemischt werden darf, haben wir die Frage an Sie, in welchen Teilen der Welt vermahlene Insekten oder Insektenlarven als Pulver, welches bis zu einem Anteil von 40 % dem ursprünglichen Lebensmittel zugesetzt werden darf, zur üblichen Ernährung gehört?
2. Wenn es keine Länder gibt, in denen vermahlene Insekten und Larven und Insektenpulver zur üblichen Ernährung gehören, wäre Ihre Formulierung eine bewußte Irreführung der Verbraucherinnen und Verbraucher. Wir bitten um Stellungnahme.  
3. Wie garantiert Ihr Amt, dass das Insektenpulver, welches von einem Unternehmen mit Sitz in Vietnam in die EU exportiert wird und u.a. dann von deutschen Verbraucherinnen und Verbrauchern konsumiert wird, den Vorschriften für Lebensmittelsicherheit in Deutschland entspricht? Wie genau wollen Sie dies kontrollieren?
4. In der EU ist es verboten Insekten und Insektenlarven für den menschlichen Verzehr mit Lebensmittelabfällen zu füttern? Können Sie sicherstellen,  dass diese Vorschrift auch von dem in Vietnam ansässigen Unternehmen eingehalten wird? In Vietnam ist die Verfütterung von Abfällen zugelassen, wie wird die Einhaltung der in der EU geltenden Regelung zum Verfüttern kontrolliert? Können Sie garantieren, dass die vermahlenen Insekten, die in die EU eingeführt werden, nicht mit Abfällen gefüttert wurden?
5. Sie versprechen den Verbrauchern in Ihrer Mitteilung "sichere" Regelungen für die Einfuhr von Insekten für den menschlichen Verzehr von außerhalb der EU seien getroffen worden. Welche Regeln sind das?
6. Können Sie weder garantieren, dass die Insekten und Larven in Vietnam nicht mit Lebensmittelabfällen gefüttert werden und können Sie keine sicheren Regelungen nennen, wäre beides eine bewußte Irreführung der Verbraucher. Wir bitten um Stellungnahme.

Hier die Antwort des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL):

Sehr geehrte Frau Kemper,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Dazu möchte ich Ihnen Folgendes mitteilen.
Zu Ihren Fragen 1 und 2:
In der Tat werden Insekten allgemein in anderen Teilen der Welt (außerhalb der EU) als Lebensmittel von Menschen verzehrt und zwar nicht nur als Nischenprodukt. Die Zubereitungsformen sind dabei sicherlich vielfältig.
Unsere Aussage, wonach Insekten in anderen Teilen der Welt Teil der üblichen Ernährung sind, impliziert jedoch keinesfalls, dass sich dies auf spezielle Produktvarianten wie vermahlene Insekten, Larven und Insektenpulver bezieht.

Zu Ihren Fragen 3 bis 6:
Wie bei allen anderen Lebensmitteln auch ist der Inverkehrbringer bzw. Importeur für die Sicherheit der Erzeugnisse verantwortlich. Die Überwachungsbehörden der Bundesländer stellen durch (Einfuhr-)Kontrollen sicher, dass die folgenden lebensmittelrechtlichen Bestimmungen eingehalten werden.
Für Insekten gelten die allgemeinen hygienerechtlichen Vorgaben der Verordnung (EG) Nr. 852/2004 über Lebensmittelhygiene, sowohl für die Primärproduktion von Insekten (Anhang I) als auch für die weiteren Stufen bis zum Inverkehrbringen (insbesondere Artikel 5 – HACCP-gestützte Verfahren – sowie Anhang II). Außerdem gilt das allgemeine Lebensmittelrecht und damit die Maßgaben der Verordnung (EG) Nr. 178/2002.
Weiterhin sind die spezifischen Anforderungen (u.a. mikrobiologische Kriterien und Kontaminanten-Höchstgehalte) der Durchführungsverordnung (EU) 2017/2470 einzuhalten.
Es besteht außerdem die Verpflichtung zur Untersuchung von Insekten auf pharmakologisch wirksame Stoffe im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplans gemäß Durchführungsverordnung (EU) 2022/1646 und Delegierter Verordnung (EU) 2022/1644.

Fütterung: Insekten sind  Nutztiere, wenn sie  zur Herstellung von Lebensmitteln oder von Futtermitteln verwendet werden. Bei der Fütterung von Insekten gelten die gleich hohen Anforderungen europäischer und nationaler Rechtsvorschriften aus dem Futtermittelbereich wie bei der Fütterung der anderen Nutztiere (u. a. Hygienevorschriften, Vorschriften über verbotene Stoffe, Höchstgehalte unerwünschter Stoffe, Pflanzenschutzmittel).
Neben grundsätzlichen Verfütterungsverboten von tierischen Proteinen regelt die Verordnung (EG) Nr. 999/2001 u.a. die Verfütterung von verarbeitetem tierischen Protein von Nutzinsekten an Nutztiere.
Ebenso gilt für alle Nutztiere außer Pelztiere, also auch für Insekten, das Verbot der Fütterung mit Küchen- und Speiseabfällen oder Futtermittel-Ausgangserzeugnissen, die Küchen und Speiseabfälle enthalten oder daraus hergestellt wurden (gem. Art. 11 Abs. 1 Buchst. b) der Verordnung (EG) Nr. 1069/2009).
Des Weiteren ist gemäß Anhang III der Verordnung (EG) Nr. 767/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates u. a. die Verwendung von Kot in der Tierernährung und demzufolge auch als Substrat für die Fütterung von Nutzinsekten verboten.
Mit freundlichen Grüßen
im Auftrag
Stellvertretender Pressesprecher

Unsere Rückfrage

Da Insekten in Mehlen ein andauerndes Thema in der Branche ist, die unser Fachmagazin Mühle+Mischfutter anspricht, ergeben sich nun einige Rückfragen und ich bitte höflich um Antworten bis 18. September 2023.

1. Bitte nennen Sie mir die in Ihren Antworten zu 3 und 6 in Ihrer Mail vom 15.3. angesprochenen Überwachungsbehörden der Bundesländer, die durch (Einfuhr-)Kontrollen sicherstellen, dass die in Ihrer Mail folgenden Lebensmittelrechtlichen Bestimmungen eingehalten werden.

2. Sie schreiben: "Es besteht außerdem die Verpflichtung zur Untersuchung von Insekten auf pharmakologisch wirksame Stoffe im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplans gemäß Durchführungsverordnung (EU) 2022/1646 und Delegierter Verordnung (EU) 2022/1644." Bitte nennen Sie mir die zuständigen Stellen, die diese Untersuchung durchführen.

3. Es ist sicher für den Verbraucherschutz sinnvoll, dass die Insekten, die im europäischen Ausland aufgezogenen und vermahlen werden, nicht mit Abfällen und Kot gefüttert werden dürfen. Leider kenne ich kein Verfahren, dass anhand des Mehls nachweisen kann, welche Nahrung das Insekt aufgenommen hat. Auch wenn hier Grenzwerte  zu Schwermetallbelastung, Keimen und Parasitenbefall nicht erreicht werden, gibt es meines Wissens kein Verfahren, dass  zweifelsfrei ausschließen kann, dass die getrockneten und vermahlenen Insekten vorher nicht mit Fäkalien oder Abfällen gefüttert wurden. Ich freue mich, wenn Sie mir Verfahren, die das können und gerne auch Ansprechpartner dazu nennen können.

4. Erneut stelle ich an Ihre Behörde die Frage, ob Sie garantieren können, dass die vermahlenen Insekten und Larven in Vietnam, die als Mehle/Insektenpulver in die EU eingeführt werden, nicht mit Lebensmittelabfällen und Fäkalien gefüttert werden. Ich bitte um die direkte Beantwortung dieser 4. Frage.

Zweite Antwort des BVL

Sehr geehrte Frau Kemper,

vielen Dank für Ihre erneute Anfrage. Dazu möchte ich Ihnen Folgendes mitteilen:

Zu Ihren Fragen 1 und 2: Für die Umsetzung und den Vollzug des Lebensmittelrechts sind die Lebensmittelüberwachungsbehörden der Bundesländer zuständig. Eine Übersicht der für die Lebensmittelüberwachung zuständigen obersten Landesbehörden finden Sie hier. Die benannten (Einfuhr-) Kontrollbehörden und Untersuchungseinrichtungen der jeweiligen Bundesländer für Ihre spezifische Fragestellung können Sie dort erfragen.

Zu Ihrer Frage 3: Hierzu liegen mangels Zuständigkeit keine Informationen vor. Auch dies könnte ggf. bei den jeweilig zuständigen Untersuchungseinrichtungen der Bundesländer erfragt werden.

Zu Ihrer Frage 4: Allgemein regelt die Verordnung (EG) Nr. 178/2002 die Einfuhr aus Drittländern dahingehend, dass in die Europäische Union eingeführte Lebensmittel, die in der Union in den Verkehr gebracht werden sollen, die entsprechenden Anforderungen des Lebensmittelrechts der EU oder von der EU als zumindest gleichwertig anerkannte Bedingungen erfüllen müssen oder aber, soweit ein besonderes Abkommen zwischen der EU und dem Ausfuhrland besteht, die darin enthaltenen Anforderungen. Die allgemeinen Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit in der EU werden darüber hinaus in der genannten Verordnung geregelt. Demnach dürfen Lebensmittel, die nicht sicher sind, nicht in Verkehr gebracht werden. Lebensmittel gelten als nicht sicher, wenn davon auszugehen ist, dass sie gesundheitsschädlich oder für den Verzehr durch den Menschen ungeeignet sind.

Die Lebensmittelunternehmer auf allen Produktions-, Verarbeitungs- und Vertriebsstufen, das heißt auch die Importeure, sind verantwortlich dafür, dass die Lebensmittel oder Futtermittel die Anforderungen des Lebensmittelrechts in ihrem Bereich erfüllen, und haben dies zu überprüfen. Soweit dazu Untersuchungen in Laboratorien durchzuführen wären, müssen nach geltendem EU-Recht diese Laboratorien akkreditiert sein. Drittländer, die in die EU Lebensmittel verbringen wollen, müssen gelistet sein. Dass Verfahren für die Listung ist in englischer Sprache auf der Internetseite der Europäischen Kommission beschrieben unter:

Aufgrund dieser rechtlichen Rahmenbedingungen und der daraus resultierenden Zuständigkeiten kann weder das BVL noch sonst eine zuständige Behörde in Deutschland die von Ihnen angesprochene Garantie übernehmen. Nach den auch in anderen Bereichen der Einfuhr von Lebensmitteln gültigen Grundätzen sind es vielmehr die exportierenden Drittländer und die agierenden Wirtschaftsbeteiligten, die sicherstellen müssen und die die Verantwortung dafür tragen, dass die in die EU verbrachten Lebensmittel sicher sind und alle Regelungen des europäischen Rechts eingehalten werden.

Durch risikobasierte Kontrollen überprüfen dann die Lebensmittelüberwachungsbehörden der EU-Mitgliedstaaten, ob die Lebensmittel, die die Unternehmer in Verkehr bringen, sicher sind. Zudem führt die Europäische Kommission in Drittländern Audits durch, um zu überprüfen, ob die dortigen Behörden die Einhaltung der einschlägigen Bestimmungen für die Ausfuhr in die EU gewährleisten. Dabei werden auch Betriebe besucht.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meiner Antwort behilflich sein.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Stellvertretender Pressesprecher

Mehlwurmpulver mit Vitamin D für Brot, Pasta und Backwaren
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Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz als Risiko

EU-Verordnung
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Kennzeichnung
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Qualitätssicherung-kontrolle
/
Nachhaltigkeit
/
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) für sich entdeckt - ein Alarmsignal!
2025
2/4/2025
Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz als Risiko

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bezichtigt seit Oktober 2024 verschiedene Futtermittelhersteller und Fleischerzeuger, gegen das LkSG zu verstoßen. Als Beleg dient ihr Bericht Soy-Story – Die traurige Wahrheit zur Entstehung des deutschen Schnitzels“. Darin behauptet die DUH, dass Unternehmen wie Agravis, Deutsche Tiernahrung Cremer, Raiffeisen sowie Rothkötter, Tönnies und Westfleisch belastetes Soja von Bunge verwenden würden und damit mitverantwortlich für Menschenrechtsverletzungen und Rodungen in der brasilianischen Region Cerrado seien.

Leitmedien wie die FAZ griffen die Behauptungen auf und befeuerten mit ihren Berichten einen Shitstorm gegen Futtermittel- und Fleischfirmen.  Vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) forderte die DUH rechtliche Schritte.  Das BAFA teilte Mühle + Mischfutter am 14. Januar 2025 mit: „Den Eingang des Hinweises der Deutschen Umwelthilfe am 30. Oktober 2024 kann das BAFA insofern bestätigen. Die darin enthaltenen Informationen werden derzeit im zuständigen Kontrollreferat geprüft. Die Prüfung dauert derzeit noch an.“

Grund genug, einen Blick in die „Soy-Story“ zu werfen. Was ist dran an den Vorwürfen? Auf den rund 50 Textseiten finden sich ganzseitige Fotos, viele Grafiken und bereits bei schneller Durchsicht viele Ungereimtheiten und vage Formulierungen. Worte wie „möglicherweise“, „könnte“, „wahrscheinlich“, „scheint“ oder „vermutlich“ tauchen rund 80-mal auf. Auf Seite 26 sorgt eine Grafik für Verwirrung, die den Soja-Warenstrom aufgrund von Berechnungen der DUH abbilden soll und den gesamten deutschen Sojaverbrauch mit 5.908 Tonnen angibt. Ein grober Fehler findet sich auch auf Seite 36. Hier sollen zwei Fotos vom renommierten Fotografen Fellipe Abreu traditionelle Dorfgemeinschaften zeigen, die durch die Agrarindustrie zerstört wurden. Gegenüber Mühle + Mischfutter gibt Fellipe Abreu jedoch an, dass die Fotos nicht von ihm sind.

Das Deckblatt der Soy-Story der Deutschen Umwelthilfe.

In der Soy-Story versucht die DUH nachzuweisen, dass es Anhaltspunkte für eine Verletzung der Sorgfaltspflichten in der Soja-Lieferkette von Bunge gibt. Bunge würde belastetes Soja aus der Region Cerrado beziehen. Als Käufer des Bunge-Sojas seien somit die deutschen Mischfutterfirmen „möglicherweise“ mittelbar verantwortlich (Seite 46 bis 49). Im Jahr 2022 sei Brasilien der wichtigste Soja-Handelspartner Deutschlands mit einem Anteil von 46% aller Sojaimporte gewesen. Fast 50 % aller brasilianischen Soja-Importe nach Deutschland seien aus dem bereits zur Hälfte zerstörten Cerrado. Um zu belegen, dass Bunge bedenkliches Soja kaufte, präsentiert die DUH fünf Einzelfälle von möglichen Verletzungen traditioneller Gemeinschaften in Brasilien. Mal ist dort von Entwaldungen im Jahr 2021 die Rede, mal von Sojakäufen und Importen in 2020. Man habe beispielsweise Lastwagen verfolgt oder Rechnungen untersucht. Teilweise finden sich diese Fälle (wie auch einige weitere Textblöcke der Soy-Story) bereits in anderen älteren Publikationen. Belege oder gerichtsfeste Nachweise werden nicht veröffentlicht. Im Zwischenfazit (Seite 23) wird nur von möglichen „Risiken“ gesprochen und von „Anhaltspunkten“. Für uns bleibt jedoch unklar, über welche Ölmühlen die angeblich belasteten Bohnen als Ölkuchen in die Ausfuhrhäfen geliefert werden.  Wir haben die DUH um genaue Angaben gebeten. Die bleibt uns die DUH in ihrer Antwort jedoch schuldig und verweist erneut auf die Inhalte der Soy-Story (Unsere Anfragen sowie die Antworten der DUH siehe hier).

Soja Rückverfolgbarkeit

Die Rückverfolgbarkeit und Überwachung von Waldgebieten sowie Zertifizierungen der Rohstoffe wie Soja sind seit Jahren Themen von brasilianischen Umwelt- und Handelsregularien. So verpflichtet das Amazonas-Soja-Moratorium Unternehmen, kein Soja zu kaufen, das auf nach 2008 abgeholzten Flächen im Amazonas-Biom produziert wurde. Das PRODES-System, betrieben vom Nationalen Institut für Weltraumforschung, ist das offizielle Kontrollsystem über die jährliche Entwaldung und über die Einhaltung des Moratoriums. Das System überwacht per Satelliten und sichert die Rückverfolgbarkeit bis zum Produktionsort. Es kann öffentlich über die Homepage eingesehen werden.

Per Schiff kommt das Soja aus Brasilien in die europäischen Überseehäfen.

Auch anhand der Aufzeichnungen des Cadastro Ambiental Rural (CAR) lässt sich der Weg des Sojas zurückverfolgen. Ergänzend dazu liefern Tools wie MapBiomas und Global Forest Watch detaillierte Angaben und Karten über die Verwendung von Flächen und Analysen zu Landnutzungsänderungen.

Für unbedenkliches Soja gibt es auch in Brasilien Zertifikate beispielsweise von RTRS (Round Table on Responsible Soy) oder vom Unternehmen Imcopa. Die EUDR verbietet Unternehmen die Einfuhr in die EU von Soja, das mit Entwaldung nach dem Jahr 2008 in Verbindung steht.  Die Verordnung legt zudem Sorgfaltspflichten fest, zu denen Überwachung und Rückverfolgbarkeit gehören. Auch die deutsche Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) ist für das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aktiv. Im FONEI sind 51 Unternehmen, Verbände und Organisationen vertreten, die sich um mehr Nachhaltigkeit von Eiweißfuttermitteln bemühen. Beispielsweise mit dem Zusatzmodul "Sojaplus" der QS Qualität und Sicherheit GmbH, das seit Anfang 2024 für QS-zertifizierte Futtermittelhersteller und -händler verpflichtend ist.

Bunge gab am 21. November 2024 bekannt, dass es eine 100-prozentige Rückverfolgbarkeit und Überwachung seiner direkten und indirekten Sojaeinkäufe in den Prioritätsregionen des Cerrado erreicht habe. Seit 2020 war das bereits bei den Direkteinkäufen von Landwirten möglich und jetzt auch von Zwischenhändlern. Bunge hat zudem mit seinem Technologiepartner Vega vereinbart, sein Rückverfolgbarkeitstool auch anderen Unternehmen der Branche zur Verfügung zu stellen. (Pressemeldung von Bunge von 2024 dazu).

Fehlende Belege

Deutschland importiert aus Brasilien fast ausschließlich Ölkuchen als Reststoffe aus der Sojaölproduktion der Ölmühlen. Im Jahr 2023 waren es 1,2 Mio. t Soja-Ölkuchen für die Tierfutterindustrie (Statistisches Bundesamt/ Außenhandelsstatistik).

Obwohl die DUH nicht sagt, aus welchen Ölmühlen die angeblich belasteten Ölkuchen stammen, will sie sie im weiteren Verlauf der Soy-Story nachweisen, wie sie mit einer Schiffstracking-App das Bunge-Soja bis in den Hafen von Amsterdam verfolgt habe. Von dort habe sie dann LKW identifiziert, die „wahrscheinlich“ Produzenten in den Regionen Oldenburger-Münsterland und Weser-Ems beliefern, welche wiederum Kundenbeziehungen zu Fleischproduzenten wie Tönnies und Westfleisch haben (Seite 29ff).  Dabei will die DUH eine Schiffstracking-Software mit GPS (Global Positioning System), AIS  (Automatic Identification System) und Satellitenkommunikation genutzt haben, um Echtzeitdaten über den Standort, die Geschwindigkeit, die Route und andere relevante Informationen eines Schiffs zu sammeln.

Der Weg über den Atlantik dauert für Massengutfrachter in der Regel zwei bis vier Wochen. Nur an den Küsten ist AIS zu empfangen. Der Hafen von Amsterdam kann Schiffe bis zur Größe von Panamax Bulk Carriern abfertigen. Das Hafen-Portal zur Überwachung von Schiffen siehe hier. Die DUH meldet acht Treffer: "Mit Hilfe dieser Schiffsdatenanalyse konnten im Untersuchungszeitraum zwischen Mai 2023 und April 2024 insgesamt 8 Fahrten von Massengutfrachtern von den Häfen Sao Luis, Salvador und Barcarena zum Bunge-Silo in Amsterdam belegt werden, die eine direkte Verbindung darstellen (…).“

Damit die Standortbestimmung per Tracking-App funktioniert, gerade in verkehrsreichen Gebieten wie Häfen müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Experten bezweifeln gegenüber Mühle + Mischfutter, dass die DUH ohne professionelle kostenpflichtige Werkzeuge Schiffe auf hoher See und im belebten Hafen verlässlich verfolgen könne. Wir fragen die DUH nach dem Namen der von ihrer verwendeten App und der acht Frachter. Die DUH nennt uns weder die App noch die Namen der Frachter. (Siehe die Anfragen von M+M und Antworten der DUH hier).

Biodiesel aus Sojaöl

Die traurige Wahrheit hinter dem Sojaausbau in Brasilien hat wenig mit deutschem Fleisch und dem Import von 1,2 Mio. t. Soja-Ölkuchen für Tierfutter zu tun. Rund 98% der weltweiten Sojaernte wird laut BLE für die Sojaölproduktion verwendet. Das Sojaöl geht in Margarine, Fleischersatz, Soßen, Getränke, Fertiggerichte oder Kosmetik. Und ein großer Teil geht in die Produktion von Biodiesel. Brasilien ist in den letzten Jahrzehnten zu einem der weltweit führenden Produzenten von Biodiesel aus Sojaöl geworden. Regierung und Industrieverbände haben die Beimischungsquoten zu fossilem Diesel stetig angehoben.

Soja dient fast ausschließlich der Herstellung von Sojaöl, dem Hauptbestandteil von Biodiesel.

Untersuchungen vom Schweizer Materialforschungsinstitut EMPA zeigen, dass die meisten Biokraftstoffe, einschließlich Biodiesel aus brasilianischem Soja, eine hohe Kohlenstoffschuld aufweisen und umweltschädlicher als herkömmliche fossile Brennstoffe sind. Was im Übrigen auch die DUH in anderen Publikationen so sieht. In einem Gastbeitrag für das Fachmagazin „Nature“ kritisieren Autoren um Richard Fuchs vom Karlsruhe Institut für Technologie (KIT) die Beimischung von Biodiesel als wichtigen Treiber für steigende Sojaimporte aus Brasilien. Für Professor Guilherme Ferreira, Geograf und Umweltblogger aus Recife ist Biosprit eine Sackgasse: "Die Produktion von Biosprit hat in Brasilien eigentlich nur einen Sieger hervorgebracht, nämlich die Agrarindustrie“, so sein Fazit.

Das brasilianische Cerrado, eine Feuchtsavanne, wird seit Jahrzehnten für die Landwirtschaft erschlossen. Laut der brasilianischen Forschungseinrichtung Embrapa dient ein erheblicher Anteil dieser Fläche Biokraftstoffen (Quelle: Embrapa Cerrado Studies Cerrado Network - Bericht zur Entwaldung und Biokraftstoffen). In den letzten 40 Jahren wurden im Cerrado rund 25 Mio. ha Land – oft bewachsen mit Sträuchern, Gräsern und kleineren Waldflächen – in Ackerland umgewandelt. Ein erheblicher Anteil dieser Fläche dient der Biokraftstoffproduktion. Das „Proálcool“-Programm der 1970er-Jahre förderte die Ethanolproduktion aus Zuckerrohr. Die steigende, auch internationale Nachfrage nach Soja für Biodiesel intensivierte die Entwaldung (Quelle: Embrapa Cerrado Studies Cerrado Network - Bericht zur Entwaldung und Biokraftstoffen). Laut Umweltschützern geschieht bis zu einem Drittel dieser Landumwandlungen ohne Genehmigung.

Green Deal

In Deutschland machte u.a. Umweltminister Jürgen Trittin Lobbyarbeit für Biosprit aus Brasilien mit den Worten: "Der Acker wird das Bohrloch des 21. Jahrhunderts". Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) steht der Partei Bündnis 90/Die Grünen nahe. Zahlreiche Mitglieder, darunter der langjährige Vorsitzende, sind Parteimitglieder. Kritiker werfen den Grünen vor, durch ihre Biokraftstoff-Strategie zur Entwaldung in Südamerika beigetragen zu haben. Schon früh warnte die Tageszeitung (TAZ) vor den Folgen der Biokraftstoffstrategie, die scheinbar nur minderwertige Landflächen wie Savannen in Brasilien zum Anbau verwenden wollte: “In Wahrheit handelt es sich um Ökosysteme mit hoher Biodiversität wie die Mata Atlantica, den Cerrado und das Pantanal, wo Ureinwohner und Kleinbauern leben oder wo extensive Viehzucht betrieben wird. Die Anlage von Biokraftstoffplantagen wird diese Menschen weiter in Richtung Amazonasbecken treiben; und hier sind die verheerenden Folgen der Abholzung der Wälder nur allzu bekannt.“ (TAZ vom 8.6.2007).

Im Jahr 2022 erntete Brasilien 162 Mio. t Soja. Davon gingen 22 Mio. t  (14%) in die Produktion von über 5,7 Mio. t  Biodiesel (Quelle: União Brasileira do Biodiesel e Bioquerosene /Statista). Dabei bleiben bei einem Ölgehalt der Bohnen von rund 20% als Reststoff sogenannte Ölkuchen übrig. Die werden verfüttert und. schließen den nachhaltigen Kreislauf der Landwirtschaft. Deutschland importierte in 2023 rund 1,2 Mio. t Ölkuchen, was in der deutschen Futtermittelbilanz je nach Datengrundlage einen Anteil von 0,8% (BML, University of Oxford) bis zu 5% (DVT) ausmacht).

Warum prangert die DUH trotzdem deutsche Futtermittelhersteller an? Die Fehler und Ungenauigkeiten der Soy-Story nähren einen Verdacht. Ist sie möglicherweise eine Auftragsarbeit? Weder im Jahresbericht noch im Lobbyregister macht die DUH alle Großspender transparent. Weder im Jahresbericht der DUH noch im Lobbyregister des Deutschen Bundestages finden sich (außer der Postcode Lotterie) die Namen der Großspender der DUH. Wir fragen die DUH nach ihren Großspender in den Jahren 2023 und 2024, erhalten die Namen aber nicht. (Siehe die Anfragen und Antworten der DUH hier)

Aufpasser und Kläger

Die Sorgfaltspflichten des LkSG gelten primär für den eigenen Geschäftsbetrieb und die unmittelbaren Vertragspartner. Nach § 9 Abs. 3 LkSG müssen Vertragspartner nur ad hoc einbezogen werden, wenn es tatsächliche Anhaltspunkte gibt, dass ein mittelbarer Lieferant gegen eine Verpflichtung verstößt (substantiierte Kenntnis). Das BAFA führt auf seiner Homepage aus, welcher „Möglichkeitsgrad“ im Hinblick auf die „substantiierte Kenntnis“ gefordert ist und wann eine Pflicht für Unternehmen besteht, proaktiv zu recherchieren, um diese Kenntnis zu erlangen:

“Es genügt, dass die Anhaltspunkte vorliegen, also in den Herrschaftsbereich des Unternehmens gelangt sind, sodass sie ohne Weiteres zur Kenntnis genommen werden können. Hierzu zählen zum Beispiel: Meldungen über den Beschwerdemechanismus, die Handreichungen des BAFA, die gesetzlich vorgesehen sind (vgl. § 20 LkSG) und von denen erwartet wird, dass der oder die jeweilige Menschenrechtsbeauftragte deren Veröffentlichung zur Kenntnis nimmt, Medienberichte, Berichte von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Meldungen im Internet, wenn sie offenkundig sind, weil sie branchenweit bekannt sind, oder dem Unternehmen übermittelt werden."

Die DUH sieht beim Soja von Bunge genug „Risiken“ für eine formale Beschwerde beim BAFA. Sollte sich die Sicht der DUH durchsetzen, wären haltlosen Mutmaßungen gegenüber Unternehmen mithilfe des LkSG Tür und Tor geöffnet. Es ließe sich auf unzählige indirekte Lieferanten anwenden, sobald „Hinweise“ auf Menschenrechts- oder Umweltrisiken vorliegen. Die Folge wären Anklagen und Imageschäden ohne gerichtsfeste Beweise sowie eine zeit- und kostenintensive Prüforgie der zuständigen Ämter.

Vom LkSG alleine begründet sich keine allgemeine zivilrechtliche Klagemöglichkeit für Organisationen und die die Durchsetzung erfolgt in erster Linie über das BAFA. Das kann Bußgelder verhängen oder Zwangsgelder anordnen. Jedoch können bei Verstößen gegen das LkSG unter bestimmten Bedingungen Betroffene im Ausland - auch mit Unterstützung einer Organisation - vor deutschen Gerichten klagen. Darüber hinaus ist eine einstweilige Verfügung wegen eines Verstoßes gegen das LkSG möglich, wenn gleichzeitig andere Gesetze berührt sind – etwa das Wettbewerbsrecht (UWG) oder das Verbraucherschutzrecht. Behauptet beispielsweise ein Unternehmer fälschlicherweise, er habe das LkSG erfüllt, wäre eine Klage oder ein Eilverfahren nach dem UWG möglich.

Zu den Vorschriften des LkSG kommen demnächst die EU-Verordnung gegen Entwaldung (EUDR) sowie der Anpassung des LkSG an die EU-Lieferkettenrichtlinie dazu. Die DUH begrüßt in der Soy-Story, die weiteren Verpflichtungen für die Sojalieferkette. Dazu gehören Abkommen wie der Biodiversitätsschutz basierend auf dem Übereinkommen über biologische Vielfalt (CBD), das Cartagena- und dem Nagoya-Protokoll, der Schutz gefährdeter Arten aus der CITES Konvention, der Schutz des Naturerbes nach dem Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes und der Schutz von Feuchtgebieten aus dem Übereinkommen von Ramsar.

Fazit

Das Vorgehen der DUH zeigt exemplarisch, wie "Aufpasservereine” und Lobbyorganisationen mit Hilfe überbordender Gesetze und Verordnungen Unternehmen anprangern und so ihr Geschäftsmodell betreiben. Das ist ein Warnsignal für die Branche: Mit der Verschärfung von Umwelt- und Sorgfaltspflichtengesetzen steigt das Risiko, öffentlich diskreditiert zu werden – selbst dann, wenn stichhaltige Nachweise fehlen. Künftig wird es noch wichtiger, Lieferketten transparent zu dokumentieren und sich über aussagekräftige Zertifikate abzusichern. Das sollte öffentlich aktiv kommuniziert werden, um Angriffen auf Basis bloßer Vermutungen zu entgehen.

Unterstützt mit Steuergeldern gehen Umweltvereine gegen ihre Geldgeber auf die Straße.

Infos zur Deutschen Umwelthilfe e.V.

Die DUH gründete sich 1975 in Radolfzell am Bodensee als eingetragener Verein (e.V.). Sie erhielt auf Betreiben des damaligen Umweltministers Jürgen Trittin die Gemeinnützigkeit.  Als klageberechtigter Verband kann sie seitdem Geldauflagen empfangen. Sie setzt bei ihren Zielen auf Klageverfahren, Kampagnen und politische Lobbyarbeit.

Ihre Haupteinnahmequellen im Jahr 2023 sind Projektzuschüsse von u.a. Bund, Ländern und EU in Höhe von fast 7 Mio. Euro. Rund 3 Mio. Euro verdient sie an der „ökologischen Marktüberwachung“. Kritiker sehen darin eine Methode, über Abmahnverfahren Gelder zu generieren. Nach Berichten in DIE WELT durchforstet der Abmahnverein Veröffentlichungen systematisch nach kleinsten Vergehen und ist dabei erfolgreich dank:

„(…) effektiver Vorarbeit beim Auskungeln von Grenzwerten für Abgase und andere Substanzen, wo üblicherweise Umweltverbände mitreden dürfen“.

Wegen des mutmaßlichen Abmahnmissbrauchs fordern Kritiker ein Verbot der DUH oder zumindest die Aberkennung ihrer Gemeinnützigkeit. Zudem besitzt die DUH eine GmbH, die im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWI) u.a. die Energiewende bewirbt. Der langjährige Bundesgeschäftsführer der DUH ist Jürgen Resch. Er ist - ebenso wie sein Co-Geschäftsführer - Parteimitglied bei Bündnis90/die Grünen und laut Spiegel Inhaber der schwarzen Lufthansa Mehrflieger-Karte.

Vom Jahresbudget (16,5 Mio. Euro.) stammen rund 6,4 Mio. Euro aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Zudem zahlen die Deutsche Postcode Lotterie (eine private Glücksspielbude mit Promi-Werbung), Tilia Fund, Plastic Solution Fund, die Climate Works Foundation und die European Climate Foundation kräftig bei der DUH ein. Die European Climate Foundation wird u.a. von dem Rockefeller Brothers Fund, der IKEA Foundation und der Stiftung Mercator finanziert. Letztere ist bekannt durch die von ihr geförderte Agora Energiewende und die Graichen-Affäre. IKEA wird mitverantwortlich gemacht für Abholzung en in den Urwäldern der Karpaten (Tagesspiegel vom 10.04.2024 und ARTE-Dokumentation: Wie IKEA den Planeten plündert). Der Focus schrieb schon 2018: „Das Umverteilen von Steuergeldern an die bestens vernetzte DUH findet nicht nur auf Bundesebene statt, sondern auch auf Landesebene" (Link zum Artikel). Der Focus kritisiert immer wieder die Zusammenarbeit der DUH und der Climate Works Foundation bei den Dieselfahrverboten. Unter den Förderern der milliardenschweren Climate Works Foundation findet sich viele US-amerikanischen Stiftungen von u.a. Zuckerberg, Ford, oder Gates.

Die DUH fuhr in der Vergangenheit Kampagnen gegen den CO₂-Ausstoß deutscher Autobauer und ließ sich gleichzeitig vom japanischen Autobauer Toyota bezahlen. Als die DUH vor mehreren Jahren die Aktion „Kein Diesel ohne Filter“ startete, gab es nach Focus-Informationen jahrelang Gelder eines sauerländischen Filterherstellers. 2016 bot die DUH laut „Table Media“ der Gasindustrie an, gegen eine Zahlung von 2,1 Mio. Euro, Lobbyarbeit für fossiles Gas im Verkehrssektor zu betreiben. Das Magazin Focus wollte 2021 von der DUH die Namen ihrer 15 Großspender wissen – die DUH verweigerte dies.

Die rot-grünen Bundesregierung hat damals das Verbandsklagerecht ausgearbeitet und 2006 setzte es die Großen Koalition um. Seitdem kann die DUH ebenso wie andere Interessengruppen - unterstützt von zum Teil dubiosen Spendern – mit Klagen Politik an Parlamenten vorbei machen. Auch professionelle Juristen-Netzwerke wie "Client Earth" können Klagen einreichen.

Quellen und weitere Informationen

Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) :  Dort finden Sie u.a. FAQ, Erläuterungen zum Beschwerdeverfahren und Hinweise zu den Pflichten aus dem Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten.

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, LkSG) finden Sie hier.

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) , Informationen zu verantwortungsvollem Wirtschaften.

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) , Themenbereich „ Wirtschaft und Menschenrechte“.

Die Soy-Story der DUH zum Download.

Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz als Risiko
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