Artikel durchsuchen

Suchen Sie Artikel oder Themen

Zeige 0 von 100 Artikeln

Kompromiss zugunsten der Ernährungssicherung

No items found.
Neuer Vorschlag der Regierung zum Aussetzten von Fruchtwechsel und Flächenstilllegung bei den Bundesländern eingereicht.
2022
10/25/2022
Kompromiss zugunsten der Ernährungssicherung

Der Vorschlag sieht vor: Die erstmalige verpflichtende Flächenstilllegung soll im kommenden Jahr ausgesetzt werden. Stattdessen soll weiterhin ein landwirtschaftlicher Anbau möglich sein, allerdings nur von Getreide (ohne Mais), Sonnenblumen und Hülsenfrüchte (ohne Soja). Das gilt nur für die Flächen, die nicht bereits 2021 und 2022 als brachliegendes Ackerland ausgewiesen waren. Die bestehenden Artenvielfaltsflächen werden dadurch weiterhin geschützt und können ihre Leistung für Natur- und Artenschutz sowie eine nachhaltige Landwirtschaft erbringen. Wissenschaftliche Berechnungen gehen davon aus, dass damit etwa 100000 bis 180000 ha Acker weiterhin für die Getreideproduktion zur Verfügung stehen. Damit können etwa 600000 bis eine Million Tonnen Getreidezusätzlich produziert werden. Die Regelung zum Fruchtwechsel soll einmalig im Jahr2023 ausgesetzt werden. Damit können Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland auch im Jahr 2023 Weizen nach Weizen anbauen. In den Vorjahren war dies auf etwa 380000 Hektar der Fall. Nach wissenschaftlichen Berechnungen könnten damit bis zu 3,4 Mio. t mehr Weizen erzeugt werden.

Cem Özdemir während eines Interviews

Erklärung des Bundesministers

Dazu erklärt Bundesminister Özdemir: „Putin spielt mit dem Hunger und er tut dies auf Kosten der Ärmsten in der Welt. Gleichzeitig ist der Hunger bereits dort am größten, wo die Klimakrise schon voll zugeschlagen hat. Für mich gilt daher, dass jede Maßnahme zur Lösung einer Krise darauf hin überprüft werden muss, dass sie eine andere nicht verschärft. Landwirtschaft in Deutschland hat ein Angebot gemacht, durch Beibehalten der Produktion die Getreidemärkte zu beruhigen. Die EU hat den Rahmen zur Umsetzung geschaffen. Unsere Landwirtinnen und Landwirte brauchen Planungssicherheit, was sie in wenigen Wochen aussäen dürfen.

Ich habe mich deshalb entschlossen, auf das Angebot einzugehen und gleichzeitig beim Artenschutz und beim Klimaschutz keine Verschlechterung zu erzielen. Was ich vorlege, ist ein Kompromiss, der an der einen oder anderen Stelle auch wehtut, denn er sieht vor, die eigentlich geplanten zusätzlichen Artenschutzflächen erst 2024 einzuführen. In 2023 können die Bauern dann auf diesen Flächen weiter Nahrungsmittel anbauen. Artenvielfaltsflächen und Landschaftselemente, die schon etabliert sind und längst dem Artenschutz dienen, bleiben unangetastet und dürfen nicht umgebrochen werden. Ich freue mich, dass die EU meinem Vorschlag gefolgt ist und eine Ausnahme beim Fruchtfolgen-Wechsel zulässt.

So können unsere Landwirtinnen und Landwirte im kommenden Jahr ein weiteres Mal Weizen auf Weizen anbauen. Auf diese Art und Weise gelingt es am besten, die Getreideerträge in Deutschland stabil zuhalten und damit zur Stabilität der Weltmärkte beizutragen. Ich nehme alle beim Wort: Ich schließe diesen Kompromiss für den Teller, nicht damit Getreide im Tank oder Trog landet – und unsere Ausnahme gilt ausdrücklich nur für 2023. Auch da nehme ich alle beim Wort und auch in die Pflicht. “

Kompromiss zugunsten der Ernährungssicherung
Jetzt lesen

Stabile Futterzusätze: Darum sind sie so wichtig

No items found.
Vielfältige Einflüsse Stabile Futterzusätze: Darum sind sie so wichtig. In der Futtermischung fallen sie buchstäblich
2022
10/25/2022
Stabile Futterzusätze: Darum sind sie so wichtig

Das weiß das Team der Produktentwicklung bei Dr. Eckel Animal Nutrition in Niederzissen nur zu gut. Seit über 25 Jahren produziert das Familienunternehmen Lösungen für die Tierernährung, die dem Wohlbefinden der Tiere dienen. Produkte, die den Darm stabilisieren, Myko- und Endotoxine binden, Stress reduzieren, Futter konservieren und sogar schleimlösende Unterstützung zur Lungenfunktion mitbringen.

Bei dieser Bandbreite von Wirkungsrichtungen braucht es ein umfassendes Know-how, um die finalen Produkte stabil zu halten. Qualitativ hochwertige Produkte mit gleichbleibender Stabilität sind nicht nur wichtig für den Erhalt der Tiergesundheit, sondern auch für die Wirtschaftlichkeit des Produktes und damit des Betriebs. Neben der Gesundheit der Tiere müssen bei hochwertigen Futterzusatzstoffen immer auch die Gesundheit der Mitarbeiter und die wirtschaftlichen Aspekte bei der Verarbeitung der Futtermittelzusätze im Fokus stehen.

Bedingungen

1. Zusatzstoffe müssen stabile Inhaltsstoffe haben, um die gewünschte Wirkung bei den Tieren zu erzielen und auch bei langer Lagerzeit konstant bleiben. Bei Dr. Eckel etwa werden die in der deutschen Zentrale hergestellten Produkte bis nach Asien und Südamerika exportiert, die Zusatzstoffe müssen also die langen Transportwege ohne Beeinträchtigung überstehen.

2. Die Produkte sollen eine gute Fließfähigkeit zeigen und eine geringe Staubentwicklung haben. Manche Rohstoffe sind schwerer zu verarbeiten, was die Produktionsabläufe vor Herausforderungen stellt. Hier gilt es, schon den Einkauf für die wesentlichen Eigenschaften zu sensibilisieren und zu schulen, um spätere unnötige Spannungen zu vermeiden. Noch gravierender wirken sich Produktionsfehler aus, welche auftreten können, wenn Verklumpungen im Produkt die Anlagen verstopfen oder im schlimmsten Fall sogar zu einem Anlagenstopp führen.  

Hier lohnt schon bei der Auswahl der Rohstoffe ein genauer Blick auf die angebotene Ware. Auf den ersten Blick scheint es eine Vielzahl von Produkten mit ähnlicher Wirkung und gleichen Inhaltstoffen zu geben. Eine genauere Untersuchung der verschiedenen Rohstoffe zeigt jedoch, dass auch die zu verarbeitende Qualität berücksichtigt werden muss. Körnung, Textur und Gewicht können Futterzusatzstoffe ganz unterschiedlich aussehen lassen. Als Beispiel zeigt Abb. 1 drei Calciumpropionate mit gleicher Wirksubstanz, aber mit durch Siebfraktionsanalyse sichtbaren und messbaren Unterschieden in der Struktur.

 Calciumpropionate verschiedener Lieferanten nach  Siebfraktionsanalysen
Calciumpropionate verschiedener Lieferanten nach Siebfraktionsanalysen

Die Strukturen der Rohstoffe können in der Verarbeitung und unter Einfluss von Temperatur- und Klimaschwankungen zur Bildung von Pulveraggregaten führen. Verwendet man hier ein empfindliches Pulver, kann es, wie in Abb. 2 zu sehen ist, zu Agglomeratbildung kommen. Pulveraggregate können wiederum zu Verstopfungen in der Anlage führen. Der Aufwand für die Reinigung der Produktionswege ist vermeidbar, wenn von vornherein die richtigen Rohstoffe verwendet werden.

 Beispiel für Pulveraggregate
Beispiel für Pulveraggregate

Die Herausforderung lautet also: Zusatzstoffe entwickeln und herstellen, die störungsfrei in der Verarbeitung sind und auch noch bei starken Temperatur- und Klimaschwankungen stabil bleiben.

Damit Futterzusätze auch unter den Einflüssen von Klimaschwankungen bei Transport und Ortswechsel über die gesamte Lagerdauer nicht an Qualität einbüßen, setzt das Team bei Dr. Eckel seit Jahren auf die Hilfe eines Klimasimulators. Damit wird eine intensive Datenerhebung zu verschiedenen Parametern wie Fließfähigkeit und Inhaltstoffen durchgeführt und bereits vorweg werden die Rohstoffe evaluiert.  

Um die realen Bedingungen für eine solche Datenerhebung mithilfe eines Klimasimulators herauszuarbeiten, wurde vorab überprüft, wie sich lange Transportwege und klimatische Bedingungen auf die Zusatzstoffe auswirken. In enger Zusammenarbeit mit Kunden, Partnern und Speditionen und unter Nutzung gezielt eingesetzter Messeinrichtungen konnten so wertvolle Daten und Erkenntnisse gesammelt werden. Dabei wurden die Parameter Temperatur und Luftfeuchtigkeit zu verschiedenen Zeitperioden (Sommer und Winter) mit einem Datenlogger (Log32TH) während des Transports von Futtermittelzusätzen in Containern per Schiff gemessen. Pro Verschiffung wurden 24 000 Werte gesammelt. Die Werte zeigten, welchen Einflüssen die Produkte ausgesetzt waren. Die Futtermittelzusatzstoffe wurden abschließend beprobt und die Reaktionen auf die unterschiedlichen Bedingungen dokumentiert (siehe Abb. 3).

 Beispiel für Pulveraggregate
Beispiel für Pulveraggregate

Die Inhaltsstoffe zeigten durchgehend eine gute Stabilität gegenüber den Klimaschwankungen und Transportwegen, während bei der Fließfähigkeit Optimierungsbedarf bestand. Mit der Auswertung dieser Daten wurden Prüfmodelle mit definierten Kriterien entwickelt und der Klimasimulator wurde optimal auf reale Bedingungen programmiert.

Tageszyklus von Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Klimaschrank
Tageszyklus von Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Klimaschrank  

Ein besonderer Vorteil des Klimasimulators ist, dass für die Simulation die Originalverpackungen der Futterzusatzstoffe verwendet werden können. Die Proben sind dabei einem sich wiederholenden Tageszyklus von Temperatur und Luftfeuchtigkeit (siehe Abb. 4) ausgesetzt. Hier müssen die Formulierungen bei Temperaturen von bis zu 40 °C ihre Stabilität beweisen. Jedes Anzeichen von Agglomeratbildung wird mit sofortiger Optimierung der Formulierung oder Verpackungsvariante beantwortet. Dank der Erkenntnisse über die Auswirkungen der Rohstoffeigenschaften und Umwelteinflüsse auf die Verarbeitung und die Endprodukte konnte Dr. Eckel hochwertige Zusätze entwickeln, die optimal an die klimatischen Ansprüche der Endkunden angepasst sind. Das sichert die Haltbarkeit der Futtermittelzusätze selbst bei einer hohen Varianz von Einflüssen.  

Eine garantiert einwandfreie Verarbeitung, besseren Einfluss auf das Wohl der Tiere durch konstante Inhaltsstoffe, mehr Sicherheit bei der Verwendung und bestmögliche, nachhaltige Ausnutzung der Rohstoffe: das sind die Stärken langfristig stabiler Produkte.

Stabile Futterzusätze: Darum sind sie so wichtig
Jetzt lesen

Qualität von Weizen einfacher bestimmen

No items found.
Qualitätseigenschaften von Weizen sollen mit der NIR-Spektroskopie einfacher zu bestimmen sein.
2022
10/25/2022
Backvolumen von Weizen einfacher bestimmen

Für Bäcker wichtige Parameter, wie Teigrheologie und Backverhalten, sind komplexe Eigenschaften und erfordern aufwendige Laboruntersuchen. Im Weizenhandel hat sich daher der Proteingehalt, der innerhalb kürzester Zeit mittels Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) vorhergesagt werden kann, etabliert. Innerhalb des Verbundprojekts BETTERWHEAT arbeiten verschiedene Forschungseinrichtungen und Industriepartner aus der Weizenzüchtung an der Verbesserung der Weizenwertschöpfungskette. Teil der Forschung an der Universität Hohenheim ist die verbesserte Schnelleinschätzung von Weizenqualitäten und die Ablösung des Proteingehalts als bestimmendes Qualitätsmerkmal im Weizenhandel.

Geringe Aussagekraft des Proteingehalts

Gründe, welche die Notwendigkeit der Ablösung des Proteingehalts aufzeigen, gibt es viele. Zum einen ist es Weizenzüchtern in den letzten Jahren gelungen, die Proteinqualität zu steigern. Der Proteingehalt hat dadurch mit der Proteinqualität bzw. der Backqualität und den Teigeigenschaften eine geringe Korrelation. Die Bestimmung des Proteingehalts verliert demnach deutlich an Aussagekraft und spiegelt nicht die Weizenqualität wider, welche in Bäckereien gebraucht wird. Ein weiterer Grund ist der Anreiz im Weizenanbau zur übermäßigen Stickstoffdüngung, um hohe Proteingehalte zu erzielen. Eine schnelle Erfassung der Teig- und Backeigenschaften ist also wünschenswert.

Spektroskopie

Spektroskopie wird entlang der Weizenwertschöpfungskette bereits seit Jahrzehnten in Form der NIR-Spektroskopie eingesetzt. Bei NIRS wird die Interaktion von Nahinfrarotstrahlung mit bestimmten molekularen Bindungen gemessen. Die ermittelten Daten werden mittels Vorsagemodell in z. B. den Proteingehalt oder die Feuchte umgerechnet. Da das unsichtbare NIR-Licht nur mit bestimmten molekularen Bindungen, wie z. B. den Stickstoffbindungen im Protein interagiert, wurde hier das NIR-Spektrometer um ein Raman- und ein Fluoreszenzspektrometer ergänzt. Dadurch ergibt sich ein vollständigeres Bild über die vorhandenen molekularen Gegebenheiten im Weizen, welche die Grundlage für Teigeigenschaften und Backverhalten darstellen.

Vielversprechende erste Ergebnisse

Der erste untersuchte Probensatz, 415 Proben umfassend, wurde durch ein vorheriges Züchtungsprojekt(ZUCHTWERT) bereitgestellt. Der Probensatz umfasst208 verschiedene Weizensorten, die an zwei Standorten angebaut wurden. Neben agronomischen Datenwurden auch Proteingehalt, Feuchtklebergehalt und Wasseraufnahme bestimmt sowie Extensographkurven aufgenommen und Backversuche nach dem Rapid-Mix Test durchgeführt.

Die spektroskopischen Messungen fanden am Korn, Vollkornschrot und Auszugsmehlstatt. Mit den so gewonnenen spektralen Daten und Qualitätseigenschaften wurden Vorhersagemodelleerstellt. Diese wurden anschließend 10-fach kreuzvalidiert, um zu überprüfen, ob die Modelle Qualitätsparameter unbekannter Proben richtig vorhersagen. Die besten Vorhersagen, welche mit der empfohlenen Probenaufbereitung und Spektrometern erzielt wurden, sind in der Tabelle zusammengefasst. Als Gütekriterium der Vorhersagen wurden das Bestimmtheitsmaß R², wobei der Wert 0 keine Vorhersage und 1 eine perfekte Vorhersage bedeuten, der absolute Vorhersagefehler in der Einheit des Qualitätsparameters und der relative Vorhersagefehler, welcher auf den Mittelwert des jeweiligen Qualitätsparameters bezogen wurde, herangezogen. Zunächst lässt sich feststellen, dass jede Vorhersage fehlerbehaftet ist, genau wie die etablierte Vorhersage des Proteingehalts mittels NIRS. Der relative Vorhersagefehler liegt hier bei 1,4–2,2%, abhängig von der Probenaufbereitung. Für komplexere Parameter wie Feuchtkleber, Backvolumen und Wasseraufnahme liegt der relative Fehler jedoch unter 5%. Vergleicht man die Korrelation zwischen Proteingehalt und Backvolumen(R² = 0,49) mit dem Bestimmtheitsmaß der Vorhersage(R² = 0,77), wird deutlich, dass die Qualitätsbeurteilung von Weizen mit der Vorhersage basierend auf umfangreichen Spektrometer-Daten deutlich besser ist. Zur Veranschaulichung, was diese Vorhersagegenauigkeit bedeutet, wurden in Abb. 1 die im Labor gemessenen Backvolumina, die auch fehlerbehaftet sind, gegen die vorhergesagten Backvolumina aufgetragen. Es lässt sicherkennen, dass die meisten Vorhersagen sehr geringe Abweichungen aufweisen. Für die Extensographwerte ließ sich feststellen, dass keine genauen Vorhersagen möglich waren. Dies liegt vermutlich an der geringen Varianz der Proben für diese Parameter und an der ungenauen Messmethode. Der Fehler für Extensographmessungen wird in Standardwerken mit 9–22% angegeben. In diesem Bereich liegen auch die Vorhersagen.

Mögliche Anwendungen

Anwendung kann die vorgeschlagene Methodik vor allem im Getreidehandel und an der Getreideannahme von Mühlen finden, da sie in kurzer Zeit eine bessere Aussagekraft über Weizen liefert als ein mit einem geringeren Fehler vorhergesagter Proteingehalt. Aufwändige Labormethoden zur Teigrheologie werden weiterhin für die Qualitätskontrolle von Mehlen und anderen Mahlprodukten notwendig sein, um die geforderten Genauigkeiten zu erreichen.

Geeignet ist eine nicht-destruktive Methode auch beider Selektion früher Generationen in der Weizenzüchtung, bei den nicht genug Probenmaterial für aufwändige Backversuche und andere Analytik zur Verfügung steht. Dies ist besonders wichtig, da die Weizenzüchtung in Zeiten des Klimawandels und Artensterbens vor der Herausforderung steht, immer schneller Weizensorten zu züchten, die an reduzierten Dünger- und Pflanzenschutzmitteleinsatz und andere klimatischen Bedingungen angepasst sind.

Weitere Forschung notwendig

Ähnliche Ergebnisse, wie die des vorgestellten Probensatzes, konnten bereits mit einem weiteren, knapp 600Weizenproben aus der Ernte 2020 umfassenden Datensatz erzielt werden. Zusätzliche 600 Weizenproben aus2021 werden momentan noch untersucht und erlauben erst dann ein Fazit über die Anwendbarkeit in der Praxis. Denn nur, wenn die Vorhersagen komplexer Qualitätseigenschaften robust über mehrere Jahre, Standorte und Sorten möglich ist, spricht nichts gegen die Anwendung in der Weizenzüchtung sowie im Weizenhandel, Mühlen und Bäckereien zur schnellen Qualitätserfassung von Weizen.

Projektdaten

Die vorgestellten Ergebnisse sind Teil des Verbundprojekts: Genomisch-proteomische Grundlagen und Umweltabhängigkeit der qualitäts- und gesundheitsrelevanten Eigenschaften bei Weizen für innovative neue Sorten und Produkte (BETTERWHEAT)

Dauer: 1.10.2019–30.09.2022

Forschungspartner: Universität Hohenheim, Landessaatzuchtanstalt Arbeitsgruppe Weizen; Universität Hohenheim, Lehrstuhl für Prozessanalytik und Getreidewissenschaft; Universität Mainz, Institut für Immunologie

Industriepartner: KWS Lochow GmbH; Limagrain GmbH; Deutsche Saatveredelung AG, W. von Borries-Eckendorf GmbH & Co. KG

Diese Forschung wurde im Rahmen des Betterwheat-Projekts (2818405A18) vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Die Daten zu den Weizensorten wurden im Rahmen des ZUCHTWERT Projekts (FKZ: 0103010) erhoben, das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert wurde.

Backvolumen von Weizen einfacher bestimmen
Jetzt lesen

Unternehmer stehen am Abgrund

Verband
/
Die von Bundeskanzler Olaf Scholz erkannte Zeitenwende verändert auch unsere Wirtschaft rasant. Seit dem Ausbruch des Uk
2022
10/24/2022
Viele Unternehmer stehen am Abgrund – und der ist tief

Portraitfoto Albrecht von der Hagen
Albrecht von der Hagen, Hauptgeschäftsführer Verband "Die Familienunternehmer" (Foto: AnneKreuzFotografie)

Besonders energieintensive Grundstoffproduzenten leiden hierunter, wie die Chemieindustrie, die Metallindustrie oder die Verarbeiter von Glas, Keramik und Erden. Ein teils lautloser Prozess des Niedergangs ist in Gang gekommen.

Grafik Balken mit Kostenanstieg Energie
Umfrage des Verbands vom Oktober 2022 zum Energiekostenanstieg der Familienunternehmen (Vollständige Umfrage unter: https://www.familienunternehmer.eu/)

Viele energieintensive Firmen mussten und müssen ihre Produktionen wegen der massiv gestiegenen Energiepreise herunterfahren oder sogar ganz stoppen, wenn eine komplette Umstellung auf andere Energieträger für sie entweder unerschwinglich, zu zeitraubend oder unmöglich ist. Durch gekoppelte Wertschöpfungsketten zieht dies im Folgeeffekt auch zahlreiche Unternehmen an den Rand des Abgrunds, die direkt gar nicht von den hohen Energiekosten betroffen sind. Wo Zulieferer wegbrechen oder Vorprodukte durch explodierende Energiepreise zu teuer geworden sind, leidet auch deren Produktion und letztendlich Wirtschaftlichkeit. Ein teils lautloser Prozess des Niedergangs ist in Gang gekommen, mit Folgen wie Insolvenzen, Betriebsschließungen und Abwanderung von Produktionen in günstigere Länder. Dieser gefährliche Kaskadeneffekt droht sich in der fortschreitenden Energiekrise immer weiter auszubreiten.

Mit Milliardenprogrammen versucht unsere Regierung dagegen zu steuern. Die Entlastungspakete helfen allerdings nur kurzfristig, sind extrem teuer und lösen nicht die Probleme. Hilfreicher wäre es gewesen, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hätte schon im März für alle verfügbaren Quellen der Stromgewinnung den Weg freigemacht, um die extrem teure Verstromung von Gas so gering wie möglich zu halten. Leider hat letztere Unterlassung die Preise geradezu angefacht. Dass der Richtlinienentscheid von Kanzler Scholz zum Weiterlaufen der drei AKW nun nur bis April 2023 geht, macht deutlich, dass die Regierung den Ernst der Lage wohl noch immer nicht in Gänze verstanden hat.

Die bislang von den Unternehmen in Deutschland erbrachte Einsparung von 20 Prozent des Gasverbrauchs sind nicht das Resultat reiner Sparsamkeit und Effizienzsteigerungen. Ein großer Teil dieser sogenannten Einsparung entstand durch Drosselung und sogar kompletter Einstellung von Produktionen. Vor diesem Hintergrund sind die Erfolgsmeldungen über gut gefüllte Gasspeicher geradezu zynisch. Sie sind so voll, weil die produzierende Wirtschaft immer mehr zum Stillstand kommt.

Wie sich diese Erosion in die Basis der Wirtschaft frisst, beobachten wir auch in unserem Verband. Fast ein Viertel (24%) der befragten Unternehmer gab in derselben Umfrage an, ihre Firma sei durch die Energiekrise direkt existenzbedroht bzw. unter eine so starke Belastung geraten, dass ihre Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr ist. Wenn wir nicht schnell so viel Angebot wie möglich zumindest in den Strommarkt bekommen, droht nach dem Winter ein massenhaftes Sterben von Unternehmen. Und mit jedem Unternehmen gehen Arbeitsplätze verloren, mit verheerenden Auswirkungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Grafik zu steigenden Energiekosten
Umfrage des Verbands vom Okober 2022 zum Energiekostenanstieg von Familienunternehmen

Die jetzt von Bundeskanzler Scholz per Richtlinienkompetenz entschiedene Verlängerung der Laufzeiten für die drei Atomkraftwerke (AKWs) wird kurzfristig etwas Linderung bringen. Allerdings wird diese Erleichterung ab April wieder verpuffen, wenn die drei Meiler endgültig vom Netz genommen werden sollen. Die Unternehmen werden dann nicht nur auf den relativ billigen Atomstrom verzichten müssen, sondern das dadurch entstehende Defizit muss durch teurere Steinkohlekraft oder immer noch immens teures Gas ersetzt werden.

Und auch der Winter 2023/24 wird unweigerlich kommen. Dann werden wir wieder Probleme mit der Energiesicherheit und ernsten Engpässen haben. Wahrscheinlich werden die Energieprobleme dann sogar noch weitaus größere sein, denn im nächsten Jahr erneut die Gasspeicher zu füllen, wird viel schwieriger als in diesem Jahr, in dem wir immerhin noch einiges russisches Gas bekamen.

Die Gaspreisbremse der Gas-Kommission aus dem Entlastungspaket III wird dem Mittelstand nur einen Teil der Last nehmen. Denn unsere Energie-Kosten bleiben weit über denen unserer Wettbewerber – ganz abgesehen von den Unternehmen, für die dieser Schritt zu spät kommt. Durch ein früheres Hochfahren aller Kraftwerkskapazitäten, die kein Gas verbrennen, hätten viele Existenzen rechtzeitig stabilisiert werden können. Stattdessen wurde unnötig viel Gas für die Stromproduktion verbrannt - was die Preise angeheizt hat. Das hätte vermieden werden können.

Verband DIE FAMILIENUNTERNEHMER:

DIE FAMILIENUNTERNEHMER folgen als die politische Interessenvertretung für mehr als 180.000 Familienunternehmer den Werten Freiheit, Eigentum, Wettbewerb und Verantwortung. Die Familienunternehmer in Deutschland beschäftigen in allen Branchen rund 8 Millionen Mitarbeiter und erwirtschaften jährlich einen Umsatz in Höhe von 1.700 Milliarden Euro. Albrecht von der Hagen ist seit 2008 der Hauptgeschäftsführer des Verbandes.

Viele Unternehmer stehen am Abgrund – und der ist tief
Jetzt lesen

„Blühende Untersaat zwischen Getreide"

No items found.
Wie kann bei einer produktiven Nutzung des Getreideackers die Artenvielfalt gesteigert werden? Dieser Frage geht das
2022
10/24/2022
Modellvorhaben „Blühende Untersaat zwischen Getreide"
„Blühende Untersaat zwischen Getreide"

Wie kann bei einer produktiven Nutzung des Getreideackers die Artenvielfalt gesteigert werden? Dieser Frage geht das Modell- und Demonstrationsvorhaben „Weite-Reihe-Getreide mit blühender Untersaat“ nach. Erste Ergebnisse zeigen: Wird Getreide mit einem Reihenabstand von mindestens 30 cm angebaut und dazwischen blühende niedrigwüchsige Pflanzenarten ausgebracht, kann dies die Anzahl und Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren deutlich steigern. Die Untersaat wirkt sich zudem positiv auf die Bodenfruchtbarkeit aus, Pflanzenschutz- und Düngemittel müssen weniger eingesetzt und Arbeitsgänge können reduziert werden.

Das Institut für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB), das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) sowie 60 konventionelle Betriebe forschen seit 2020 an dieser innovativen Anbauform. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert das Projekt „Weite-Reihe-Getreide mit blühender Untersaat“ bis November 2023, die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) ist Projektträger.

2021 konnten in den Reihen mit Untersaat durchschnittlich 14 (bei Winterweizen) und 18 (bei Sommergerste) Pflanzenarten erfasst werden, in der Normalsaat waren es drei (bei Winterweizen) und vier (bei Sommergerste) Pflanzenarten. Die Forschenden fanden zudem doppelt so viele Individuen an Spinnen und Insekten, insbesondere mehr Bienen, Hummeln und Schmetterlinge, sodass die Insektenmasse die in der Normalsaat um ein Vielfaches übersteigt. Die Kosten für Pflanzenschutzmittel und Dünger sind geringer – erste Handlungsempfehlungen sprechen beispielsweise von einer Reduktion von 50 bis 70% der üblichen Düngermenge. Zudem entfällt der Arbeitsgang zur Zwischenfruchteinsaat.

Durch den größeren Reihenabstand verringert sich jedoch die Erntemenge zwischen 25 und 30%. So lag der Deckungsbeitrag bei Sommergerste im ersten Erntejahr 2020 bei durchschnittlich 140 Euro pro Hektar bei den Untersaat-Parzellen – rund 225 Euro pro Hektar weniger als bei der Normalsaat. Durch weitere Versuche und sich daraus ergebende Handlungsempfehlungen soll das Vorgehen weiter optimiert und die Wirtschaftlichkeit gesteigert werden. Hierzu zählen beispielsweise die Zusammensetzung der Untersaat, die Düngermenge oder die Beikrautregulierung.

Der Getreidebau in weiter Reihe mit blühender Untersaat kann ein Baustein für eine nachhaltige Landwirtschaft sein. Denn hier wird die Vegetationsperiode im Spätsommer durch die Untersaat genutzt und ein Teil des Nährstoffbedarfs der Folgekultur durch die Leguminosen-geprägte Untersaat bereitgestellt.

Modellvorhaben „Blühende Untersaat zwischen Getreide"
Jetzt lesen

Hohe Abtastraten und smarte Lösungen

Lebensmittelüberwachung
/
Sicherheit und Qualität ist das Ziel von PerkinElmer. Die Firma mit Hauptsitz in den USA ist in 190 Ländern aktiv.
2022
10/24/2022
Hohe Abtastraten und smarte Lösungen

Portraitfoto Dr. Quack
Dr. Marcus Quack, PerkinElmer (Foto: Sabine Kemper)

M+M: Wie sieht die Zusammenarbeit mit Ihren Kunden konkret aus? Geht vieles digital?

Dr. Marcus Quack: Wenn ein Kunde unsere Systeme in seine Produktionslinie integrieren möchte, sind unsere Leute immer noch vor Ort. Sowohl bei der Planung als auch beim Einbau. Ausbildung und Training des Personals an den neuen Geräten gehören ebenfalls zu unserem Leistungsportfolio. Wir überwachen den gesamten Prozess des Einbaus.  

M+M: Übernehmen Sie auch die anschließende Wartung und Kontrolle – und sind die digital?

Dr. Marcus Quack: Umfangreichere Arbeiten erledigen unsere Leute direkt an Ort und Stelle. Einfacher ist es für uns natürlich, wenn wir uns zur Diagnostik und Instandhaltung auf die Systeme unserer Kunden aufschalten können. So erkennen wir Probleme sofort oder können Updates installieren. Im medizinischen Bereich gibt es dagegen oft Bedenken in puncto Datenschutz. Auch im Foodbereich nehmen wir das ernst und bieten auf Wunsch andere Lösungen an.  

M+M: Wie schätzen Sie die Entwicklungen auf den Märkten ein?  

Dr. Marcus Quack: PerkinElmer hat seine Wurzeln in den USA, ist aber ein weltweit agierendes Unternehmen. Im Foodbereich ist gerade vieles in Bewegung – Ernährungsgewohnheiten wandeln sich, neue Produkte kommen auf den Markt. Eine wichtige Region für uns ist beispielsweise Indien. Das Messen der Fettparameter in der Milch ist dort ein großes Thema. Insgesamt gehen wir davon aus, dass die Rohstoffpreise und Herstellungskosten weiter steigen. Warenströme werden sich verändern und Produktionen eventuell gedrosselt, wenn Rohwaren, Verpackungsmaterial und/oder Personal fehlen.  

Auch das Kaufverhalten der Endabnehmer ist im Wandel, ebenso wie die Investitionsbereitschaft unserer Kunden. Der Markt für landwirtschaftlich erzeugte Lebensmittel gerät unter Druck und blickt in eine volatile und ungewisse vorhersagbare Zukunft. Beim Trend zu mehr Automatisierung, Digitalisierung und autonomer Produktion gab es die letzten zwei Jahre eine Beschleunigung. PerkinElmer wird sich dem schnell und agil mit Innovationskraft anpassen. Der Kundenfokus wird voraussichtlich auf ganzheitlichen Lösungen liegen, mit denen der komplette Arbeits- und Produktionsablauf abgebildet werden kann.  

M+M: Wie stellt sich PerkinElmer für die D-A-CH-Region auf?

Dr. Marcus Quack: Die Energie- und Produktionskosten sind in der D-A-CH-Region höher als in den Nachbarländern wie etwa Frankreich. Der Fachkräftemangel, der nahezu den gesamten europäischen Markt erfasst hat, wird sich zunehmend bemerkbar machen. Ziel ist es, dass Lebensmittelversorgung und -qualität stets sichergestellt sind, auch bei Liefer- und Produktionsschwierigkeiten. Und machen wir uns nichts vor: Die Geräte und die Messtechnik sind heutzutage weitgehend ausgereift. Heute reden wir eher über die Anwendung. PerkinElmer ist für Kunden interessant, weil wir lückenlose Qualitätsüberwachung bieten und sich unsere Technik in die vollautomatische Produktion einfügen lässt. Das macht uns zu Partnern. Viele unserer Instrumente und Technologien sind auf individuellen Kundenwunsch hin entstanden. Wir von PerkinElmer möchten uns vor allem in der aktuellen volatilen Marktsituation als verlässlicher Partner für unsere Kunden im Agrarmarktsegment positionieren. Mit unserem umfassenden Produktportfolio und unseren Neuentwicklungen (z. B. NIR-Prozessgeräten gemäß ATEX 20, Liquid Analyzer, „LactoScope 300“) wollen wir konkrete Lösungen für die verschiedenen Herausforderungen liefern. Trotz der geänderten Marktsituation bleiben wir bei unserem Wachstumsziel von 10,1%.  

M+M: Wo sehen Sie sich gegenüber der Konkurrenz im Vorteil?

Dr. Marcus Quack: PerkinElmer ist mit seinem Produktportfolio gut aufgestellt, um für die genannten Aufgabenstellungen wirksame Lösungen anbieten zu können. Unser Alleinstellungsmerkmal ist zum Beispiel die hohe Abtastrate im laufenden Prozess. Mit den NIR-Prozessgeräten bieten wir smarte, ausgereifte Produkte, die über aktuelle, Industrie-4.0-konforme Schnittstellen (z. B. OPC UA) zu allen bestehenden Automatisierungsebenen verfügen. Damit lassen sich automatisierte Prozessregelungen realisieren, die zu signifikanten Einsparungen von Energie- und Produktionskosten führen, so dass sich die Geräte rasch amortisieren.  

M+M: Wo liegt derzeit Ihr Hauptgeschäft und wo sehen Sie noch Potenzial?

Dr. Marcus Quack: Unser Kerngeschäft im Agrarmarktsegment bleibt die Qualitätsbewertung von Getreide und Leguminosen (u. a. durch NIR-Ganzkorngeräte) zur Wareneingangskontrolle bei Landhändlern sowie Getreide-, Futter- und Ölmühlen. Auch in der Fertigungs- und Endproduktkontrolle (Mehlanalytik) ist PerkinElmer vertreten. Bei Technologien und Instrumenten für Labore sehen wir enormes Wachstumspotenzial, denn der Bereich Food Safety wird weiter an Bedeutung gewinnen, insbesondere wenn es um Genauigkeit geht. Manche Mühlen lagern ihre Messungen bereits aus. Schnellmethoden (Streifentests etc.) werden eher entlang der Produktion eingesetzt, während unsere High-End-Analysegeräte (HPLC, AAS-Spektrometer, GC-MS etc.) in der Regel in Auftragslaboren zum Einsatz kommen.

M+M: Sehen Sie Trends bei der Getreideverarbeitung?  

Dr. Marcus Quack: Wir beobachten eine Tendenz zu mehr Rohstoffveredelung für Spezialprodukte. So wird es möglich, die Wertschöpfung zu steigern und neue Nischenerzeugnisse zu entwickeln. Zu den hergestellten Spezialprodukten zählen z. B. extrudierte und thermisch behandelte Mehle. Hier hat PerkinElmer mit dem „Rapid Visco Analyzer“ (RVA) eine neue Amylomethode konzipiert. Damit können die Eigenschaften dieser Mehle genau definiert und gemessen werden.  

Zu den Neuentwicklungen für Getreidemühlen zählt definitiv unser Industrie-4.0-konformes NIR-Prozessgerät DA 7350 In-line mit Explosionsschutz-Zertifizierung für ATEX-Zone 20. Das DA 7350 kann entlang der gesamten Produktionskette direkt in der Fertigungsumgebung eingesetzt werden und misst kontinuierlich sämtliche Inhaltsstoffe (Mineralien, Feuchtigkeit, Protein) in Echtzeit. Zudem ist es mit einer integrierten Farbkamera ausgestattet, die Farbmessungen und mittels der integrierten Bildverarbeitung auch eine voll parametrierbare Stippenzählung (Schalenanteile, Kleie) ermöglicht. So lassen sich eine lückenlose Produktionskontrolle und automatisierte Prozessregelung erreichen.  

M+M: Sie sagten vorhin, die Messgeräte seien weitgehend ausgereift. Wagen Sie hier einen Blick in die Zukunft? Was kommt, was bleibt bei den Grenzwerten?  

Dr. Marcus Quack: Grenzwerte für Gefahrenstoffe werden nicht von heute auf morgen verschärft. Zunächst müssen dafür Belegstudien erstellt werden. Mit den NIR-Prozessgeräten von PerkinElmer wird es möglich, sämtliche Inhaltsstoffe kontinuierlich und detailliert zu messen und die Ergebnisse digital zu verarbeiten. Dank der hohen Sensitivität der Geräte können sogar Analysen über aktuell geltende Grenzwerte hinweg erfolgen. Die Analytik wird besser, Detektionsgrenzen werden immer niedriger. Schon aus gesundheitlichen, produkttechnischen und/oder Umweltschutzgründen sind Grenzwerte selbstverständlich sinnvoll. Andererseits haben sie aber auch gesellschaftspolitische Aspekte. Hier versuchen wir, am Puls der Zeit zu bleiben. Mit unserer hochempfindlich Messtechnik können wir schon jetzt die gesetzlichen Vorgaben übertreffen. So haben wir ein Sicherheitspolster.

M+M: Viele Verbraucher lehnen Produkte aus gentechnisch veränderten Rohstoffen ab. Ist diese Skepsis auch bei Ihnen ein Thema?  

Dr. Marcus Quack: Die Verfügbarkeit von Soja und anderen Rohstoffen ohne Gentechnik wird voraussichtlich schwieriger, da diese Waren meist aus Osteuropa kommen. Die analytische Überwachung der zu uns importierten Produkte gewinnt deshalb künftig immer mehr an Bedeutung – natürlich auch in unserem Unternehmen. Das gilt vor allem im Hinblick auf Sojaerzeugnisse wie Milch- und Fleischersatz. Diese sind von gentechnischen Modifikationen besonders stark betroffen.

M+M: Wir sprachen über den Druck, mehr zu digitalisieren. Was meinen Sie – wird der Beruf des Müllers dadurch einfacher, komplizierter oder gar entbehrlich?  

Dr. Marcus Quack: Das Berufsbild wird sich definitiv wandeln und verändern, denn auch in der Müllerei kommt der Digitalisierung eine wichtige Rolle zu. Ein Trend zu mehr autonomer Produktion ist bereits im Gange. Wir werden die Qualität der Erzeugnisse immer weiter mehr erhöhen. Die Frage ist, wo es hingeht. Meiner Meinung nach wird der Beruf des Müllers niemals überflüssig werden – seine Expertise bleibt auch in Zukunft gefragt. Fachkenntnisse und Erfahrung in Sachen Rohstoffe, Müllereitechnik usw. sind einfach durch nichts zu ersetzen. Doch der Müller wird vielseitiger und komplexer arbeiten müssen. Und sicher mehr Zeit am Computer verbringen. Schließlich muss ja irgendjemand all die generierten digitalen Daten auswerten und den Prozess dann dementsprechend angepassen.  

M+M: Sie haben dieses Jahr auf der AnugaFoodTec ausgestellt. Weshalb sind Sie wieder bei den Messen dabei und was planen Sie?  

Dr. Marcus Quack: Die AnugaFoodTec war eine der ersten großen Messen, auf der wir wieder präsent waren. Vieles im Kundenkontakt geht zwar auch bei uns über digitale Kanäle, aber Veranstaltungen wie die Anuga sind weiterhin von großer Bedeutung für den fachlichen Austausch. Wir wollen auf den Messen vor allem unsere NIR- Prozessgeräte zur kontinuierlichen Messung direkt in der Produktion vorstellen; außerdem werden wir unsere Lösungen zur Digitalisierung und zur Anbindung an bestehende Automatisierungsebenen demonstrieren. Auch ein neuer Liquid Analyzer wird präsentiert. Als Nächstes freuen wir uns jetzt auf die Müllerei-Fachtagung in Detmold und die Analytica in München und hoffen dort auf möglichst viele Kunden und Interessierte.

Stand auf der Messe
PerkinElmer auf der ANUGA 2022 (Foto: Sabine Kemper)
Hohe Abtastraten und smarte Lösungen
Jetzt lesen

Festliche Abschlussfeier der Studierenden

Ausbildung
/
Im Festsaal des Restaurants „La Cupola“ trafen sich am 8. Juli 2022 neun Absolventen, um ihren Abschluss zu feiern.
2022
10/24/2022
Festliche Abschlussfeier der Studierenden

Insbesondere im Namen des Fördervereines der Deutschen Müllerschule Braunschweig (DMSB) begrüßte der amtierende Schulleiter Jörg Gerling die Anwesenden zu der abendlichen Veranstaltung. Für die Studierenden dieses Jahrganges waren es keine „normalen“ Semester. Im März 2020 begann die pandemische Ausnahmesituation, von der natürlich auch die DMSB nicht verschont blieb. Sie führte dazu, dass Teile des Studiums quasi im Home-Office absolviert werden mussten. Tradierte und fruchtbare Kooperationen, z. B. die Studienfahrt zur Partnerschule in Frankreich, mussten auf Eis gelegt werden. Auch sonstige gesellschaftliche Veranstaltungen konnten pandemiebedingt leider nicht stattfinden. Die Absolventen dieses Jahrganges seien jedoch zu wahren Expertinnen und Experten der Selbstorganisation und des selbst gesteuerten Lernens geworden, lobte Gerling. „Die ersten Videokonferenzen waren sowohl für die Lehrenden als auch für die Lernenden sehr ungewohnt und teilweise auch unangenehm“, berichtete der Schulleiter. „Mit zunehmender Erfahrung und Professionalisierung gewannen wir aber immer mehr Routine darin. Zum einen mussten wir als Vertreter des Lehrerkollegiums erst Erfahrungen sammeln und überlegen, wie wir unseren Bildungsauftrag unter diesen Rahmenbedingungen möglichst gut erfüllen können. Aber auch Sie als Studierende waren nun gefordert, die Energie und Disziplin aufzubringen, sich selbst zu organisieren und zu lernen.

Mit Ihrem Abschluss als staatlich geprüfter Techniker(Bachelor Professional), Fachrichtung Mühlenbau, Getreide- und Futtermitteltechnik, haben Sie alle jetzt eine weitere entscheidende Stufe in Ihrem Leben erreicht. Mit dem erfolgreichen Studienabschluss an der Deutschen Müllerschule in Braunschweig haben Sie eine weltweit einzigartige Qualifikation erworben – eine Qualifikation, die sowohl die Anlagenplanung als auch die Verfahrenstechnologie abbildet. Mit ihr haben Siehervorragende Aussichten, Ihren Lebensunterhalt zu erwirtschaften und beruflich aufzusteigen. Absolventinnen und Absolventen der DMSB werden weltweit gesucht und sind von Bali über Europa bis nach Südamerika im Einsatz. Seien Sie Botschafter unserer Ausbildung und informieren Sie uns, was wir weiter verbessern oder erneuern sollten!“, appellierte Gerling an die frischgebackenen Technikern. Zusätzlich zu ihren vielfältigen weltweiten Möglichkeiten würden die Absolventen mit dem Förderverein und der Vereinigung „Glück zu“ der ehemaligen Studierenden der DMSB nicht nur über eine hervorragende Basis und ein umfassendes Netzwerk verfügen, sondern auch stets eine Heimat in Braunschweig behalten, betonte Gerling. Er rief die Berufseinsteiger auf, diese Möglichkeiten sowie ihre erworbenen Fähigkeiten und Kompetenzen zu nutzen und im Sinne unserer freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft selbst bestimmt und verantwortungsvoll zu handeln. Dies würde das gesamte Kollegium der DMSB freuen und stolz machen, so Gerling.

Festsaal
Während der Ansprache des Schulleiters Jörg Gerling

Zum Abschluss seiner Ansprache gab der Schulleiterden AbsolventInnen noch mit auf den Weg, allzeit nett und pünktlich zu sein und gut zu arbeiten. Wer diese drei Ratschläge beherzige, werde in seinem Leben immer Arbeit finden. Stets freundlich zu sein und sein Werk immer rechtzeitig und mit exzellentem Ergebnisabzuliefern, biete die besten Voraussetzungen dafür, dass der Arbeitsmarkt an den neuen Berufsleuten einfach nicht vorbeikomme. Und selbst wenn ausnahmsweise einmal nur zwei dieser Vorgaben erfüllt werden könnten, sollte einer erfolgreichen Zukunft nichts im Wege stehen, ermutigte Gerling. „Wenn Siestolpern, stolpern Sie bitte immer nach vorn. Achten Siedarauf, dass die Erfahrung Sie im Leben weiter bringt. “Im Anschluss überreichten die Dozenten des DMSB Kollegiums den Absolventen ihre Abschlusszeugnisse. Freuen konnten sich Frederik Brehop, Markus Bröer, Jeffrey Freiter, Piragash Packlyanathan, Steffen Seifert, Leonard Sökefeld, Maren Sting, Christoffer Szölösi und Henrik Wolter. Danach ergriff die Braunschweiger Bürgermeisterin Annegret Ihbe in Vertretung von Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum das Wort und gratulierte den Berufseinsteigern. Sie hob die Bedeutung der Müllerei und der DMSB für die Stadt und deren Umland hervor und bedauerte, dass die Absolventen Braunschweig nun wieder verlassen würden. Als Vorsitzender des Fördervereines der DMSB überbrachte schließlich Alexander Schnelle weitere Glückwünsche. Der Förderverein trage dazu bei, dass die DMSB eine hochmoderne Ausbildungsstätte für Führungskräfte in Müllerei, Mischfutterherstellung und Anlagenbau bleibt, die allen aktuellen Anforderungen der Wirtschaft Rechnung trägt, lobte Schnelle. Die Absolventen hätten nun die Möglichkeit, die Deutsche Müllerschule Braunschweig im In- und Ausland erfolgreich zu repräsentieren. Nachfolgend überreichten Gabriele Lühr und Dr. Josef Rampl in Vertretung der Müllerei-Pensionskasse den Jahrgangsbesten Maren Sting, Jeffrey Freiter und Markus Bröer Geldgeschenke.

Festsaal
Die Verleihung der Geldgeschenke

Darüber hinaus wurden die drei Jahrgangsbesten mit dem Karl-Heinz-Gericke-Preis für die beste Projektarbeit geehrt. Die Auszeichnung wurde diesjährig erstmals verliehen. Lobende Worte für diese drei und alle anderen Absolventen fand auch Michael Kammann, Präsident des Verbandes „Glück zu“, der in seinem folgenden Grußwort das erfolgreiche Zusammenwirken von Verband, Förderverein und DMSB und die Vorzüge dieses weltweiten Netzwerkes herausstellte. Er dankte dem scheidenden Vereinspräsidium für die neben dem Studium geleistete Arbeit. Jedes Vorstandsmitglied erhielt ein Buchgeschenk. Für die Studierenden ergriff abschließend Jeffrey Freiter das Wort, rief die zahlreichen Veranstaltungen und Schulfahrten der letzten zwei Jahren in Erinnerung und dankte allen Lehrkräften und Mitarbeitern der DMSB und überreichte jedem ein kleines Präsent. Bei einem reichhaltigen Büffet und guten Getränken feierten die nun ehemaligen Studenten anschließend in geselliger Runde ihren erfolgreichen Abschluss an der DMSB.

Festliche Abschlussfeier der Studierenden
Jetzt lesen

Energie durch Biomasse aus Kakaoschalen

Nachhaltigkeit
/
MVV Enamic hat im Rahmen eines Contractingprojektes einen Dampfliefervertrag mit der Olam Food Ingredients (ofi)
2022
10/24/2022
Energie durch Biomasse aus Kakaoschalen

Der Kakaoverarbeiter ofi entsorgte bisher seine Kakaoschalen. Nun will er den Reststoff nachhaltig zur Energiegewinnung nutzen. Dazu entwarf MVV Enamic, eine Anlage zurDampferzeugung mit Hilfe von Biomasse aus verbrannten Kakaoschalen, die rund 90% des Gasverbrauchs einspart. MVV Enamic GmbH ist ein Tochterunternehmender MVV Energie AG, einem der führenden Energieunternehmen in Deutschland mit etwa 6.500 Mitarbeitern.

Ein Industriewerk am Ufer eines großen Flusses
Das Werk mit der neuen Kesselanlage am Neckarufer

Mit über 22 000 Mitarbeitern in mehr als 110 Fertigungsstätten und 15 Innovation Centern in 49 Ländern ist die Unternehmensgruppe ofi einer der größten Anbieter von nachhaltigen und natürlich veredelten Lebensmitteln und Zutaten in den Bereichen Kakao, Kaffee, Molkereiprodukte, Nüsse und Gewürze. Ofi hat eine globale Wertschöpfungskette aufgebaut, zu der eigene Anbaubetriebe und Produktionsanlagen gehören.

Seit Oktober 2013 ist ofi in Deutschland vertreten – mit Fokus auf der Vermarktung von Rohkaffee, löslichem Kaffee und Kakao. Die Kakaoverarbeitung am Standort in Mannheim ist eine moderne Anlage, in der Zutaten aus ausgewählten Kakaobohnen hergestellt werden. Ab 2023 sollen dort die CO2-Emissionen u.a. durch die Neuaufstellung der Prozessdampfversorgung sinken. Die bei der Produktion übrigbleibenden Kakaobohnenschalen dienen als Biomasse zur Dampferzeugung.

Dampf aus Kakaoschalen

Mit MVV habe man einen kompetenten und erfahrenen Partner an seiner Seite, der das Vorhaben auf allen Stufen begleitet und für einen reibungslosen Ablauf sorgt, so die ofi-Werksleitung. Bereits seit 2003 betreibt MVV die Dampfversorgung der Produktionsanlagen. Bisher wird der von ofi benötigte Prozessdampf durch gasbefeuerte Dampfkessel erzeugt. Jetzt baut MVV dafür eine komplett neue Anlage. Das Leistungsspektrum des Dampfliefervertrages von MVV umfasst die Planung, Umsetzung, Finanzierung und Betriebsführung über einen Zeitraum von 16 Jahren. Die Inbetriebnahme der neuen Kesselanlage ist für das Frühjahr 2023 geplant.

Künftig verfeuert ein mit Filtertechnologie ausgestattetes System aus Biomasse- und Redundanzkessel den Reststoff Kakaobohnenschale. Dadurch kann das Unternehmen seine CO2-Emissionen jährlich um über 8 000 t senken. Da das Vorhaben zur Erreichung der nationalen Klimaziele beiträgt, wird es mit Mitteln des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle gefördert. Die Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW) unterstützt Biomasse-Anlagen aktuell mit bis zu 45 Prozent der förderfähigen Kosten (bei KMU bis zu 55 Prozent), wenn die damit erzeugte Wärme mindestens zur Hälfte für betriebliche Prozesse genutzt wird. Die Evaluationen von MVV Enamic zeigten, dass ofi damit das Maximum an möglichen Fördermitteln nutzen konnte. Dadurch wurde die klimafreundliche Biomasse-Kesselanlage verglichen mit der klassischen Anlage, die mit fossilem Gas betrieben wird, in der Vollkostenrechnung nahezu kostenneutral.

Neuer Brennstoff

Um aus Kakaoschalen Prozessdampf zu erzeugen, musste die neue Kesselanlage speziell auf die charakteristischen Rohstoffeigenschaften des Brennstoffs zugeschnitten werden. Auch die geografische Lage war knifflig: Unmittelbar am Neckarufer besteht immer wieder Hochwassergefahr. Die Lösung waren 2 m hohe Stützen, auf denen die Kesselanlage nun ruht.

Der riesige Biomassekessel bildet das Herzstück des neuen Systems. Mit seinen 25,5 t Gewicht und mehr als 14 m Höhe war sein Transport eine Mammutaufgabe: Vier Tage dauerte die Reise, die der Kessel von seinem Produktionsort in Serbien bis zum Bestimmungsort in Mannheim zurücklegen musste. Auf dem ofi-Betriebsgelände angekommen, waren zwei Autokräne nötig, um die Bauteile von den Schwertransportern abzuladen. Kein Wunder, dass alle Beteiligten die sichere Ankunft des Kessels als ersten wichtigen Meilenstein des Großprojektes feierten. Im Frühjahr 2023 soll dann der Startschuss fallen.

Kessel hängt an einem Kran
Der Biomassekessel wird per Kran in die neue Anlage von OLAM Food Ingredients in Mannheim eingehoben (Foto:MVV)

Als Unternehmen der Energiewirtschaft möchte MVV Enamic seinen Firmenkunden ganzheitliche und nachhaltige Wege zur Dekarbonisierung anbieten. Darüber haben wir mit Marcel Ruschel gesprochen. Er ist Key Account Manager im Vertrieb Businesskunden bei MVV Enamic.

Portraitfoto Marcel Ruschel
Marcel Ruschel, Key Account Manager bei MVV Enamic

M+M: Hatten Sie einen weiteren Partner bei dem Projekt, der die Anlagen geliefert hat?

Marcel Ruschel: Die Verbrennungsspezialisten Vyncke hatten bereits ähnliche Anlagen zur Verbrennung von Kakaoschalen u.a. in Südostasien umgesetzt. Vyncke ist bekannt als Hersteller von Heizungen und Anlagen für Gewerbe und Industrie. Nach einigen Gesprächen und technischen Konzepten hat uns Vyncke überzeugt und wir sind ins Engineering gegangen.

M+M: Was genau geschieht bei der Verbrennung und der Dampferzeugung?

Marcel Ruschel: Die Kakaoschalen kommen per Luftstrom aus dem Silo bei ofi in einen Vorlagebehälter. Dann werden sie mit Hilfe von Schnecken über einen Rost geführt und in einem wassergekühlten Feuerraum verbrannt. Dabei entsteht 800 °C heißes Rauchgas. Dies leiten wir durch einen Wasserkessel und der Dampf entsteht. Der Dampf wird dann zurück zur ofi geleitet. Das Rauchgas geht zur Abwärmenutzung durch einen Economizer, anschließend durch die Abgasaufbereitung und -reinigung.

M+M: Was passiert dann mit den Abgasen?

Marcel Ruschel: Diese werden durch eine hochmoderne Abgasaufbereitung und -reinigung bestehend aus Multizyklon und Gewebefilter geführt, bevor sie über den Schornstein an die Außenluft abgegeben werden.

M+M: Fällt bei der thermischen Verwertung Asche an? Wieviel Asche fällt an und was passiert mit der Asche? Weshalb haben Sie sich nicht für die Weiterverarbeitung zu Pflanzenkohle entschieden?

Marcel Ruschel: Bei der Verwertung fallen zwei Aschefraktionen an: Rostasche und Filterasche. Das sind insgesamt ungefähr 1000 Tonnen pro Jahr. Die Filteraschen werden auf einer Deponie entsorgt, für die Rostaschen laufen derzeit Untersuchungen, wie diese ggf. als Düngemittel genutzt werden können.

M+M: Was ist mit Spitzenlasten? Wie deckt ofi diesen Bedarf?

Marcel Ruschel: ofi kann rund 90 % des benötigten Prozessdampfes mit Biomasse erzeugen. Als Redundanzkessel dient ein Gaskessel, welcher die verbleibenden zehn Prozent liefert. Das ist auch notwendig, um neben Spitzenlasten auch Stillstandzeiten auszugleichen. Stillstandszeiten entstehen beispielsweise durch Revision, Reinigung oder Reparaturen. ofi produziert rund um die Uhr im Dreischichtbetrieb.

M+M: Können kleinere und mittelständische Betriebe der Getreideverarbeitung, wie Getreidemühlen oder Tierfutterproduzenten ihre Reststoffe ebenfalls zur Energiegewinnung nutzen? Kann der nötige Brennwert und die ausreichende Menge erreicht werden? In Kleinanlagen werden üblicherweise Pellets verbrannt. Sie sind normiert, sodass Aspekte wie ihre Zusammensetzung, ihr Heizwert oder Wassergehalt gleichbleibend und bekannt sind. Eigentlich liegen reichlich Erfahrungswerte vor, auf die Sie sich stützen könnten, oder?

Marcel Ruschel: Das kann pauschal leider nicht beantwortet werden. Für die Dampfgewinnung ist bisher neben Gas die Nutzung von Hackschnitzeln, Waldrestholz oder Pellets üblich. Zu diesen Brennmitteln sind Faktoren wie Zusammensetzung, Brennverhalten und Heizwert bekannt. Für die Verbrennung von Kakaoschalen mussten diese grundlegenden Informationen zum Beispiel auch erst in Erfahrung gebracht werden. Für andere Reststoffe, die beispielsweise bei der Getreideverarbeitung anfallen, müsste ebenfalls eine solche Brennstoffanalyse vorab erfolgen, bevor hierzu konkrete Aussagen getroffen werden können. Es ist allerdings möglich, und wir stehen hier für Beratungen gerne zur Verfügung.

M+M: Vorschlag: Ist es auch möglich, Reststoffe aus der Getreideverarbeitung energetisch zu nutzen?

Marcel Ruschel:  Ja, neben Kakaoschalen wie im Fall von ofi sind natürlich auch Produktionsreste aus Mühlen Energieträger, die potenziell verbrannt werden können.

M+M: Mit welchem Investitionsvolumen müsste ein Betrieb der Getreideverarbeitung rechnen?

Marcel Ruschel: Der Aufwand ist recht hoch, auch weil der Bau einer Individual-Anlage erforderlich ist. Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit und den Return on Invest für den Kunden, ist für die Sonderreststoffverbrennung eine thermische Leistung von 3 MW eine empfehlenswerte Grundlage. Voraussetzung ist ein hoher Wärmebedarf und genügend Reststoffe.

Es gibt jedoch häufig die Möglichkeit, Förderungen zu nutzen. Bei Förderanträgen sind wir selbstverständlich gerne behilflich. Wir bei MVV Enamic bieten grundsätzlich alles aus einer Hand und unterstützen Unternehmen von der Beratung bis zur Planung, Projektierung, Finanzierung und den Bau solcher Anlagen. Außerdem übernehmen wir den Betrieb und die Wartung sowie die Energielieferung aus dem Heizwerk in Form von Wärme oder Dampf.  

M+M: Gibt es neben der Kosteneinsparung weitere Vorteile bei einer Umstellung für KMUs?

Marcel Ruschel: Für alle Unternehmen, die sich noch nicht auf den Dekarbonisierungsweg gemacht haben, ist jetzt der ideale Zeitpunkt, um zu starten. Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, um Förderungen für eigene Energieeffizienz-Projekte in Anspruch zu nehmen. Bereits die Energieberatung ist förderfähig. Mittel- bis langfristig profitieren die Unternehmen nicht nur von finanziellen Vorteilen, sondern sind auch unabhängiger von fossilen Energieträgern. Auch Imagegründe sind für zunehmend mehr Unternehmen ein wesentlicher Faktor.

Energie durch Biomasse aus Kakaoschalen
Jetzt lesen

Proteine der Zukunft

Proteine
/
Eines der Schlüsselthemen der Ernährung der Zukunft ist die Lösung der Proteinfrage. Wie viel pflanzliches Eiweiß muss
2022
10/24/2022
Bericht von der Veranstaltung zu Proteine der Zukunft

Eine Veranstaltung im Rahmen des Nationalen Dialogs zum UN Food Systems Summit (FSS) erläuterte Hintergründe, neueste Zahlen und mögliche Strategien für die Fragen: Wie viel Vielfalt brauchen wir auf dem Teller und wie kriegen wir sie dahin?

Nach Ansicht von Ivo Rzegotta vom Good Food Institute, können pflanzenbasierte Fleischalternativen, Fleisch aus Fermentation und Kultiviertes Fleisch deutlich zu Klimaschutz, Artenvielfalt und gesellschaftlicher Gesundheit beitragen. Die Politik sei in der Pflicht, diese Entwicklung voranzutreiben, um den stark steigenden Bedarf decken zu können. Öffentliche Forschungsfinanzierung sei ebenso zentral wie eine bessere Kennzeichnung neuer Produkte.

Dr. Christian Schader vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau in der Schweiz formulierte als Kernforderung, dass die Transformation des Ernährungssystems nur möglich sei, wenn Landwirtschaft und Ernährung als Einheit gedacht werden. Nur so könne die notwendige Transformation des Ernährungssystems gelingen. Die Proteinversorgung der Zukunft sei eine der Schlüsselfragen. Schader sieht pflanzliche Proteine als die klimafreundlichste Lösung, gefolgt von Milch und Fleisch von Wiederkäuern vom Grünland. Nun seien wirksame Maßnahmen notwendig, die den Konsum lenken. Reine Kommunikationsmaßnahmen seien hingegen keine Lösung.

Felix Ellwanger vom Karlsruher Institut für Technologie gab einen Überblick über die derzeitigen Möglichkeiten zum Einsatz von Insekten in der menschlichen Ernährung. Am Beispiel des Forschungsprojekts „Insekback“ zeigte er anschaulich, dass Insektenmehle bislang nur eingeschränkt in Produkte wie Backwaren eingebracht werden können. Insgesamt würden Insekten als Nahrungsmittel in Deutschland wahrscheinlich eher ein Nischenprodukt bleiben.

In seinem Kommentar forderte Frank Waskow von der Verbraucherzentrale NRW eine aktive Politik für eine Ernährungswende. Um neue, gewünschte Konsummuster zu etablieren, sollen andere Ernährungssysteme und -umgebungen her. Sowohl nachhaltig erzeugtes Tierwohl-Fleisch als auch die Fleischalternativen müssten für Konsumentinnen und Konsumenten bezahlbar, geschmacklich und kulturell akzeptiert sein und dabei auch noch gesund. Stefanie Wunder vom ecologic Institut plädierte ebenfalls für einen ganzheitlichen Blick auf das Ernährungssystem. Es reiche keineswegs, einseitig auf Treibhausgas-Emissionen zu blicken. Wunder sieht eine Nationale Ernährungsstrategie bis 2023 als Chance, ein ressortübergreifendes Konzept, das die Zivilgesellschaft miteinbezieht, auf die Beine zu stellen.

Britta Klein vom Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) hält den Stellenwert der Tierhaltung auch zukünftig für hoch. Allerdings müssten deutlich weniger Tiere gehalten und der Fokus auf mehr Tierwohl und eine nachhaltige Fütterung gelegt werden. „Mehr pflanzliche Vielfalt auf dem Feld ist nötig, wo immer das geht. Klimaschonende Ernährungssysteme können sonst nicht entstehen“, so Klein. Der One-Health-Ansatz sollte für die gesamte Ernährungsszene die Grundlage sein. Dieser basiert auf dem Verständnis, dass die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt eng miteinander zusammenhängen.

Bericht von der Veranstaltung zu Proteine der Zukunft
Jetzt lesen

Absolventen der Müllerschulen

Ausbildung
/
Absolventen der Müllerschulen feiern ihren Abschluss.
2022
10/24/2022
67 neue Müllerinnen und Müller

Wie wichtig Müllerinnen und Müller für die Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln sind, haben zuletzt die leeren Mehlregale zu Beginn des Ukraine-Krieges deutlich vor Augen geführt. „Ohne Müller kein Mehl, keine Haferflocken, Nudeln, Futtermittel, Öle oder Gewürze. 20% der Nahrungsmittel, die wir in Deutschlandverzehren, haben ihren Ursprung in der Mühle. Damittragt ihr eine große Verantwortung für die Ernährung der Menschen. Darauf könnt ihr stolz sein!“, sagte Peter Haarbeck, Geschäftsführer des Verbandes der Getreide-, Mühlen- und Stärke-wirtschaft anlässlich der feierlichen Freisprechungsfeier am 14. Juli in Wittingen.– Die Müllerei ist eines der ältesten Gewerke überhaupt und wird heute wie in Zukunft gebraucht. Noch gibt es freie Ausbildungsplätze

Müller tragen hohe Verantwortung

Ihr könnt sicher sein: Eure Ausbildung bietet unglaublich viele Entfaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Nutzt sie und sammelt Erfahrung, wo auch immer auf dieser Welt“, sagte Peter Haarbeck zur Eröffnung der Feierstunde in Wittingen. Zugleich lud er die jungen Leute ein, für ihren spannenden, zukunftssicheren Beruf zu werben und sich so an der Nachwuchsgewinnung zu beteiligen. Nach Grußworten von Vertretern des Landkreises Gifhorn und der Stadt Wittingen wurden die besten Schüler geehrt

Vier Schüler mit Auszeichnungen im Festssal
Preisträger der Müllerei-Pensionskasse

Die „Preise der Müllerei-Pensionskasse“ für die SchülerInnen mit den besten Gesellenprüfungen gingen an Beke Franck von der Bohlsener Mühle, Sebastian Tschischka von den Thüringer Mühlenwerken in Osterfeld sowie Linda Holthaus von der Firma Bröring in Dinklage. Das „Goldene Weizenkorn“ der Müllerschule für die beste schulische Gesamtleistung bekamen Martin Trostdorf von Bühler in Braunschweig, Beke Franck und Sebastian Tschischka. Insgesamt haben in Wittingen drei Müllerinnen und21 Müller die Prüfungen erfolgreich bestanden. Schließlich sprach Hubertus Nitzschke als Leiter der Prüfungskommission die Gesellinnen und Gesellen zünftig mit drei Hammerschlägen frei. An der Stuttgarter Müllerschule haben in diesem Jahr insgesamt 43 Auszubildende ihre Gesellenprüfung bestanden. Stuttgart entlässt sechs neue Müllerinnen und37 Müller sowie zwei Verfahrenstechnologen der Fachrichtung Agrarlager in den Beruf. Deren Lossprechung findet im Rahmen des „Forums nach der Ernte“ des Baden-Württembergischen Müllerbundes im September in Denkendorf statt.

67 neue Müllerinnen und Müller
Jetzt lesen

Fördermittel für Energieeffizienz und Klimaschutz

Nachhaltigkeit
/
Steigende Energiekosten und Klimaschutz-Ziele erfordern meist hohe Investitionen.
2022
10/23/2022
Fördermittel für Energieeffizienz und Klimaschutz

Die wichtigsten Förderungen mit Fokus auf Klimaschutz und/oder Energieeffizienz finden sich auf Bundesebene. Dazu gehören:

- Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW)

- Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW)

- Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude (BEG)

- Förderung von Elektromobilität & Ladeinfrastruktur

Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz

Die EEW umfasst fünf Module: Mit Modul 1 werden Einzelmaßnahmen zur Erhöhung der Energie- oder Ressourceneffizienz bei Querschnittstechnologien gefördert. In Modul 2 geht es um Anlagentechnik für Prozesswärme aus erneuerbaren Energien. Sie ist förderfähig, wenn über die Hälfte der erzeugten Wärme für die Produktion genutzt wird. Modul 3 beinhaltet MSR, Sensorik und Energiemanagement-Software, die dazu dienen, den Energieverbrauch zu reduzieren. Eine Zertifizierung nach ISO 50001 oder EMAS ist seit der Novellierung der EEW im Jahr 2021 keine Voraussetzung mehr. In Modul 4 werden Anlagen- und Prozessoptimierungen gefördert, wenn diese den Energie- und/oder Ressourcenbedarf reduzieren. Das gilt jedoch nur für Ressourcen, die im entsprechenden Katalog gelistet sind. Hierfür ist zudem ein Einsparkonzept vorzulegen, das von einem BAFA-gelisteten Effizienzexperten erstellt wurde.

Bei all diesen Modulen erhalten kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) bis zu 50 % der förderfähigen Kosten (große Unternehmen bis zu 40 %).

Neu ist seit der Novellierung der EEW das Modul 5. Damit werden Transformationskonzepte, also eine längerfristige Strategie zur Dekarbonisierung von Unternehmen, mit 60 % (große Unternehmen 50 %) der beihilfefähigen Kosten, maximal 80.000 Euro, gefördert. Ein Transformationskonzept muss mindestens zehn Jahre umfassen und die Treibhausgas-Emissionen um mindestens 40 % reduzieren. Förderfähig sind die Kosten für Messungen, Datenerhebungen und Datenbeschaffungen sowie für die Erstellung und Zertifizierung einer CO2-Bilanz, für Energieberater und andere Beratungstätigkeiten. Der Antrag für alle Module der EEW kann online über das Portal easy-Online gestellt werden.

Bundesförderung Wärmenetze

Die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze fördert Wärmenetze, in denen mindestens 75 % an regenerativer Energie oder Abwärme transportiert wird, mit vier Modulen: Modul 1 befasst sich mit Transformationsplänen und Machbarkeitsstudien, in denen die Idee und Realisierbarkeit eines effizienten Wärmenetzes untersucht wird. Die Förderquote beträgt bis zu 50 %, maximal zwei Millionen Euro.

Im Modul 2 geht es um die Realisierung des Wärmenetzes, im Modul 3 werden Einzelmaßnahmen unterstützt. Dazu gehören neben der Neuerrichtung oder Transformation ganzer Wärmenetze u.a. auch Solarthermieanlagen, Wärmepumpen, Biomassekessel und Wärmespeicher. Die Förderhöhe bei beiden Modulen beträgt bis zu 40 % der förderfähigen Investitionen, maximal 100 Millionen Euro. Das Modul 4 befasst sich mit der Förderung von Betriebskosten beim Einsatz von Solarthermieanlagen und Wärmepumpen. Dieses Modul ist aktuell jedoch noch nicht aktiv.

Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude (BEG)

Das BEG gilt für Wohn- und Nichtwohngebäude und fußt auf zwei Säulen: erstens Einzelmaßnahmen im Bestand, zweitens Neubau, Sanierung und Kauf. Antragsberechtigt ist fast jeder, förderfähig sind alle Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz bzw. zur Reduktion der CO2-Emissionen der Gebäude, z.B.:

- Maßnahmen an der Gebäudehülle (z.B. Dämmung),

- Anlagentechnik (z.B. Lüftungs- und Raumkühlungsanlagen, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Beleuchtungssysteme),

- Wärmepumpen, Biomasse- und Holzpelletheizungen sowie der Anschluss an Wärmenetze, deren Wärme zu mindestens 25 % aus erneuerbaren Energien stammt,

- Heizungsoptimierung,

- Fachplanung, Baubegleitung und das Stellen der Förderanträge.

Die Förderhöhe für Planung und Beratung ist bei Nicht-Wohngebäuden bei 5 Euro/m2 Nettogrundfläche und 20.000 Euro pro Maßnahme gedeckelt. Bei den Maßnahmen liegt der Deckel bei Nicht-Wohngebäuden bei 1.000 Euro/m2 Nettogrundfläche und zehn Millionen Euro pro Maßnahme.

Elektromobilität & Ladeinfrastruktur

Für Unternehmen, die ihre Fahrzeugflotte elektrifizieren und eine Ladeinfrastruktur aufbauen, sind über verschiedene Institute und Einrichtungen Förderungen zu erhalten, wie BAFA, KfW oder VDI|VDE. Über deren Webseiten sind Details zu den Förderungen schnell zu finden. Auch ein Blick in örtliche Förderprogramme kann sich lohnen.  

Für die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte ist der „Umweltbonus“ des BAFA interessant, der Neuwagen, Zweitzulassungen und Leasingfahrzeuge fördert. Das gilt für reine Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride, wenn sie unter 50 g CO2/km emittieren und eine rein elektrische Reichweite von über 60 km haben. Die Förderung beträgt 5.000 Euro für Batterie- und Brennstoffzellenfahrzeuge (Hybride: 3.750 Euro) mit einer Investitionssumme von unter 40.000 Euro, darüber liegt sie bei 6.000 Euro (Hybride: 4.500 Euro). Aktuell lauft der „Umweltbonus“ am 31.12.2022 aus, es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass er verlängert wird.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Förderungen gilt hier die Reihenfolge: Zuerst das E-Fahrzeug kaufen, danach den Antrag stellen. Vor dem Kauf sollte die Fahrzeugliste des BAFA geprüft werden, da sie häufig aktualisiert wird. Ausschlaggebend ist der Stand am Tag der Antragseinreichung.

Die Ladeinfrastruktur wird über das Förderprogramm für Flottenanwendungen und Beschäftigte unterstützt. Darunter fallen Kauf und Installation von Ladestationen, wenn sie ein paar Voraussetzungen erfüllen: Sie müssen sich in einem nicht-öffentlichen Bereich befinden und zu 100 % mit Ökostrom betrieben werden. Spätestens 12 Monate nach der Bewilligung müssen sie installiert sein, was die KfW auch überprüft. Zudem müssen die Ladestationen eine Schnittstelle haben, über die sich ihr Status überwachen lässt und mit der auch der Stromnetzbetreiber sie ansteuern kann. Anders als bei den Fahrzeugen muss hier der Antrag eingereicht werden, bevor die Ladeinfrastruktur beauftragt wird. Der Zuschuss beträgt 900 Euro/Ladepunkt bei einer Investition von mind. 1.285,71 Euro/Ladepunkt (darunter: 700 Euro/Ladepunkt).

Optimale Förderung

Was muss ein Unternehmen nun tun, um an Förderungen zu kommen? Zuerst ist anhand der Förderrichtlinien zu prüfen, ob die geplante Maßnahme förderfähig ist. Wenn das nicht der Fall ist, lässt sich das oft ändern, indem man die Maßnahme leicht abändert. Durch die Anpassung einer Maßnahme können manchmal auch höhere Förderquoten erzielt oder mehrere Förderungen genutzt werden.

Kommt eine oder mehrere Förderungen in Frage, ist das EU-Beihilferecht zu beachten. Meist kann der Antragsteller wählen, ob er die Förderung nach De-Minimis oder AGVO (Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung) beantragt. Bei der De-Minimis-Regelung sind die Gesamt-Fördergelder innerhalb von drei Geschäftsjahren auf 200.000 Euro begrenzt. Bei der AGVO können sie auch darüber liegen, das Antragsprozedere ist jedoch auch deutlich aufwändiger.  

Generell ist es ratsam, den zeitlichen und finanziellen Aufwand für einen Förderantrag der möglichen Fördersumme gegenüberzustellen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass kein Anspruch auf eine Förderung besteht. Auch wenn ein Unternehmen den Antrag korrekt gestellt und alle Bedingungen erfüllt hat, kann die Förderung unter Angabe der Gründe abgelehnt werden.

Außerdem wichtig: Für geförderte Anlagen ist immer eine Nutzungsdauer vorgeschrieben. Wird die Anlage vorher verkauft oder ihre Nutzung geändert, muss das Unternehmen den Fördermittelgeber darüber informieren bzw. den Käufer über das Förderprogramm informieren. Sonst kann es sein, dass die Fördergelder zurückbezahlt werden müssen.  

Im nächsten Schritt sind die Investitionskosten für die geplante Maßnahme abzuschätzen. Hierfür sollten konkrete Angebote eingeholt werden, bei einigen Förderungen müssen diese sowieso mit dem Antrag eingereicht werden. In Zeiten stark steigender Preise sollten Unternehmen zudem angeben, um wieviel Prozent die Kosten bis zur tatsächlichen Beauftragung voraussichtlich steigen werden. Denn oft ist die Höchstsumme mit Antragsstellung fixiert. Was tatsächlich ausbezahlt wird, wird dann anhand der vorgelegten Rechnungen ermittelt.

Bei vielen Förderprogrammen ist die Einbindung eines Energieeffizienz-Experten empfohlen oder sogar Pflicht, der dann frühzeitig eingebunden werden muss. Eine weitere Voraussetzung ist meist die Beschreibung der Maßnahme mit technischen und/oder wirtschaftlichen Kenndaten.

Die Antragsstellung

Die Förderung ist oft schon passé, wenn ein Unternehmen bereits Leistungen zur Realisierung der betreffenden Maßnahme beauftragt hat. Deshalb: Bevor Aufträge für eine zu fördernde Maßnahme vergeben werden, sollten Unternehmen unbedingt die Bewilligung der Förderung abwarten. Eine Ausnahme ist z.B. das BEG, bei dem gleich nach der Eingangsbestätigung der Antragsunterlagen mit der Umsetzung gestartet werden darf.

Bei der Planung der Maßnahme ist es empfehlenswert, die Bewilligungszeit mit einzuplanen. Üblicherweise sind das zwischen sechs Wochen und sechs Monaten. Ist dann der Fördermittelbescheid eingegangen, sollte er auf Vollständigkeit geprüft werden. Die Angebote, die schon für die Antragsstellung angefragt wurden, sind dann meist noch einmal abzuklären. Geht es dann in die Umsetzung der Maßnahme, ist eine begleitende Dokumentation oft sinnvoll, bei vielen Förderungen ist sie auch Pflicht. Zu guter Letzt erfolgt die Auszahlung der Fördergelder. Auch sie sollte geprüft werden, denn es kommt durchaus vor, dass die Beträge nicht korrekt sind. In aller Regel lässt sich das jedoch schnell mit dem Fördermittelgeber klären.

Übersicht über Fördermittel

Für Förderungen auf EU-Ebene:

www.eu-foerdermittel.eu

Bundes- und Länderförderungen:

www.foerderdatenbank.de

Interaktive Deutschlandkarte mit den Investitionsbanken der einzelnen Bundesländer, die Fördermittel anbieten:  

www.investitionsbank.info

Fördermittel für Energieeffizienz und Klimaschutz
Jetzt lesen

Rohrbrände, ein unterschätztes Risiko

Explosionsschutz
/
In vielen Produktionsbereichen dienen pneumatische Transportleitungen dem Materialtransport innerhalb der Produktion
2022
10/22/2022
Rohrbrände, ein unterschätztes Risiko

T&B electronic hat mittels Brandversuchen die Löschwirksamkeit verschiedener Löschmedien untersucht und daraus ein Brandschutzsystem zur sicheren Löschung von Rohrbränden entwickelt, das auf den Richtlinien des VdS basiert. Das neue Löschsystem ist mit den klassischen Funkenlöschanlagen von T&B electronic kombinierbar.

Innerhalb von pneumatischen Transportleitungen sind zwei Arten von Ablagerungen als Gefahrenquelle zu unterscheiden:

– Organische Stoffe, wie z. B. Holz, Nahrungs- oder Futtermittel. Wenn sich diese Stoffe ablagern, werden sie durch den kontinuierlichen Luftstrom in der Transportleitung langsam, aber sicher getrocknet und haben damit eine sehr geringe Mindestzündenergie.

– Ölhaltige metallische Stäube, z. B. bei einer Schweißrauchabsaugung, in Gießereien oder bei der Absaugung von Maschinen zur Bearbeitung von Leichtmetallen. Das Öl in Verbindung mit einem Metallbrand stellt eine erhebliche Brandlast dar.

Rohre auf einem Firmengelände
Abb. 1a und 1b zeigen typische Ablagerungen innerhalb einer Transportleitung. Deutlich ist zu erkennen, dass die Ablagerungen sich nicht nur im unteren Bereich, sondern überall an der Wandung befinden.
Die Rohre auf dem Gelände in einer Naheinstellung
Die Ablagerungen etwas näher fortografiert

Kommt es während der laufenden Produktion zum Eintrag von Funken oder Glutnestern, die in der Transportleitung zu Boden sinken, können diese die dort abgelagerte Brandlast entzünden. Die Rohrleitung stellt dann de facto eine Zündschnur dar, da sich i. d. R. entlang der gesamten Leitung an der kompletten Wandung brennbares Material abgelagert hat und der Brand durch den kontinuierlichen Luftstrom der pneumatischen Förderung angefacht wird.

Da es sich um ein geschlossenes und meist an der Decke oder auf dem Dach montiertes Rohrsystem handelt, ist die Löschung eines solchen Brandes wegen der schlechten Zugänglichkeit mit erheblichen Problemen behaftet.

Ohne anlagentechnischen Brandschutz bleibt dem Betreiber bei einem Rohrbrand nur der Löschangriff durch den abwehrenden Brandschutz, sprich durch die Feuerwehr. Diese kann jedoch nur die Rohrleitung von außen kühlen, ein Löschangriff innerhalb der Rohrleitung verbietet sich, da jedes Öffnen der Leitung dem Brand zusätzlich Sauerstoff zuführt und die Gefahr eines Flash-Overs in die angrenzenden Produktionsbereiche mit der damit verbundenen Personengefährdung des Personals und der Feuerwehrleute besteht.

Silos
Abb. 2: Brandschutz ist bei der Scüttgutlagerung wichtiig

In Brandversuchen hat T&B electronic ermittelt, welche Dimensionen Rohrbrände annehmen können. Beispielhaft ist dies in den Abb. 2 und 3 dargestellt. Es ist deutlich zu erkennen, welche Dynamik ein Rohrbrand entwickeln kann, vor allem, wenn durch den pneumatischen Transport ein kontinuierlicher Luftstrom in der Rohrleitung vorherrscht.

Die Ablagerungen im Rohr brennen
Abb. 3: Links: Zur Verdeutlichung ein demontiertes Rohrstück mit entzündeten Ablagerungen innerhalb einer Rohrleitung auf den Außengelände der Fa. T&B.

Die Versuchsanlage auf dem Außengelände

Ein Brand in einem Rohr
Abb. 4: Ein demontiertes Rohrstück zur Verdeutlichung der Dynamik eines Rohrbrandes unter Ausnutzung der Windrichtung auf dem Außenversuchsgelände. Durch den horizontalen Luftstrom wird der Brand wie bei einem Kamineffekt angefacht. Im laufenden Prozess liefert die pneumatische Förderung diesen Luftstrom.

Bei der Bekämpfung von Rohrbränden durch vorbeugenden anlagentechnischen Brandschutz gilt es folgende Frage zu beantworten:

Wie kann ein Rohrbrand innerhalb der Rohrleitung sicher erkannt und gelöscht werden?

Die Detektion ist relativ einfach: In pneumatische Transportsysteme integrierte Funkenmelder sind Stand der Technik, erfüllen die Anforderungen des VdS und können eine große Anzahl Funken und/oder Glutnester bzw. einen offenen Brand ohne Probleme detektieren und eine Löschanlage ansteuern. T&B electronic hat vier verschiedene Meldertypen zur Auswahl und damit für jede Applikation des Anlagenbetreibers den passenden Detektor verfügbar.

Grafik zu Branddetektion
Abb. 5: Für jede Applikation (z. B. organische, nicht-organische oder metallische Stäube) sind T&B -Detektoren verfügbar.

Aber wie kann die erfolgreiche Löschung innerhalb der Rohrleitung sichergestellt werden?

Zur Bekämpfung eines Rohrbrandes stehen drei verschieden Löschmedien zur Auswahl:

– Dampf

– Wasser

– Gas

Betrachten wir im Folgenden die Vor- und Nachteile dieser drei Löschmedien:

Dampf

1. Dampf hat, soweit er im Produktionsprozess des Betreibers ohnehin vorfügbar ist, den Vorteil, dass er im Rohrsystem einen dreidimensionalen Löscheffekt durch die Verdrängung von Sauerstoff und den Kühleffekt hat.

Nachteilig ist, dass es für Dampf keine durch Brandversuche bestätigten Auslegungskriterien gibt. Das heißt, dem Löschanlagen-Errichter bzw. dem Betreiber liegen keine gesicherten Daten vor, um zu berechnen, wie viel Dampf mit welchem Druck und mit welcher Temperatur benötigt wird, um einen sicheren Löscherfolg für die zu schützende Applikation zu erzielen. Und es ist nicht bekannt, wie lange der Dampf einwirken muss, um eine Rückzündung zu verhindern.

Außerdem ist zu beachten, dass es bei einem Rohrbrand durchaus möglich ist, dass das pneumatische Transportsystem beschädigt wird und damit Undichtigkeiten aufweisen kann. Dann strömt der Dampf unkontrolliert in die angrenzenden Produktionsbereiche und gefährdet die dort tätigen Mitarbeiter erheblich. Lebensgefährliche Verbrühungen sind hinsichtlich einer Gefährdungsanalyse bei Dampflöschanlagen zu berücksichtigen.

Wasser

2. Bei Verwendung von Wasser als Löschmedium kann man sich bzgl. der benötigten Menge auf diverse VdS-Richtlinien beziehen. VdS gibt jedoch ausdrücklich an, dass die Funkenlöschrichtlinie VdS 2106 Rohrbrände bzgl. der benötigten Wasserrate nicht abdeckt. Daher ist die Anlehnung an die Richtlinien für Sprühwasser- oder Feinsprühlöschanlagen anzuraten. In diesen Richtlinien sind für viele Anwendungsfälle Auslegungsparameter hinterlegt und seitens VdS durch Brandversuche gestützt. Damit ergeben sich für die erfolgreiche Löschung eines Rohrbrandes Wasserbeaufschlagungen von 2 bis 5 Litern pro m2und Minute bezogen auf die gesamte Innenfläche des Transportsystems. Sollte es sich um ölhaltige Ablagerungen handeln, ist die Zumischung von Schaum gemäß VdS-Richtlinien zu empfehlen.

Es sind dem Autor keine reproduzierbaren Brandversuche bekannt, die eine Reduzierung der Wasserrate gegenüber den o. g. Wasserbeaufschlagungen rechtfertigen würden.

Auch für die Dauer der Löschung zur Vermeidung von Rückzündungen gibt es für eine Wasserlöschung im Rohr keine gesicherten Angaben, sodass die gewählte Löschzeit für jede Applikation vom Errichter gegenüber dem Betreiber und seinem Versicherer zu begründen und möglichst durch Brandversuche zu untermauern wäre.

Wasser hat gegenüber Dampf den Nachteil, dass es innerhalb der Transportleitung schnell zu Boden sinkt. Hierzu hat T&B electronic Versuche zur Verteilung von Wassernebeln innerhalb von Transportleitungen durchgeführt. Dabei hat sich gezeigt, dass das Wasser in Abhängigkeit von Tröpfchengröße und Transportgeschwindigkeit nach ca. 3 bis 5 m zu Boden sinkt (Abb. 6 und 7).

 pneumatische Transportleitung
Abb. 6: Abgebildet ist eine pneumatische Transportleitung von 250 mm Durchmesser, in der eine Luftgeschwindigkeit von 36 m/s von links nach rechts herrscht. Die Löschdüse befand sich 3 m links vom abgebildeten Plexiglasrohr.
Löschdüse
Abb. 7: Es ist deutlich zu kennen, dass der von der Löschdüse erzeugte blau eingefärbte Sprühnebel sich nach wenigen Metern überwiegend am Boden der Rohrleitung abgesetzt hat. Die seitliche und obere Wandung der Rohrleitung wird nur noch wenig mit Wasser beaufschlagt, ein Brand wäre hier nicht sicher gelöscht worden.

Eine Wasserlöschanlage muss also zur Sicherstellung des Löscherfolgs ca. alle 5 m das Löschwasser mit Düsen fein verteilt in das Rohrsystem einbringen. Dadurch erhöht man jedoch wesentlich die eingebrachte Wasserrate und generiert ein neues Problem: Das Transportsystem incl. seiner Halterungen ist für das große Gewicht des Wassers nicht ausgelegt. Es ist genau zu prüfen, inwieweit die Löschanlage die Statik des pneumatischen Transportsystems überlasten wird. Als Gegenmaßnahme kann das Transportsystem z. B. mit Gefälle versehen werden, allerdings bleibt dann immer noch das Problem, dass das kontaminierte Löschwasser am tiefsten Punkt des Transportsystems ausritt und entsorgt werden muss.

Gas

3. Beim Löschmedium Gas stellen sich die Rahmenbedingungen deutlich günstiger dar:

T&B electronic setzt zur Bekämpfung von Bränden innerhalb von Rohrleitungen das Löschgas Argon ein. Argon ist als Edelgas in der Luft enthalten, für Personen ungiftig, kann Leichtmetallbrände löschen, belastet das pneumatische Transportsystem statisch nicht und kann rückstandsfrei über die Lüftungsanlagen entsorgt werden.

Das früher häufig eingesetzte Löschmittel CO2 kann man für den Einsatz bei Rohrbränden hingegen ausschließen. Für Leichtmetallbrände ist es analog zu Wasser aufgrund seiner Molekülstruktur nicht geeignet, zusätzlich stellt es analog zum Dampf bei Undichten des pneumatischen Transportsystems im Brandfall aufgrund seiner Toxizität eine erhebliche Personengefährdung dar.

Ausschlaggebend bei der Auswahl des Löschgases war für T&B zusätzlich die Tatsache, dass für Argon eine VdS-Richtlinie vorliegt, die für (fast) jeden Anwendungsfall die Löschgaskonzentration innerhalb des vom Rohrbrand betroffenen Transportsystems vorgibt. In der Richtlinie ist auch explizit beschrieben, wie lange die vorgegebene Löschgaskonzentration gehalten werden muss (sogenannte Haltezeit), um Rückzündungen zu verhindern.

Damit gibt es eine technische Vorgabe, die auf Vorgaben des VdS basierend alle Parameter der Löschanlage definiert und dem Betreiber und seinem Versicherer die Gewähr für ein sicheres Brandschutzsystem gibt.

Die eingesetzte Menge Argon ist dabei so gering, dass sie als ungiftiges Edelgas beim evtl. Austritt aus der Rohrleitung innerhalb der Produktionsbereiche nur so wenig Sauerstoff verdrängt, das i. d. R. keine Personenschutzmaßnahmen erforderlich sind.

Oftmals wird als Nachteil von Gaslöschanlagen angeführt, dass es zu einer Produktionsunterbrechung kommt, da der Förderventilator abgeschaltet werden muss, um die genannte Haltezeit von ca. 10 Minuten innerhalb des Transportsystems zu gewährleisten.

Nach einem Rohrbrand ist es jedoch in jedem Fall erforderlich, den pneumatischen Transport zu stoppen, die Rohrleitung zu inspizieren, evtl. noch vorhandene Glutnester zu beseitigen und vor allem die Rohrleitung, insbesondere die Halterungen, auf Beschädigungen durch die entstandene hohe Wärmeentwicklung in Folge des Brandes zu untersuchen.

Insofern ist die genannte Produktionsunterbrechung kein Nachteil der Argon-Löschanlage, sondern aus Sicherheitsgründen nach einem Rohrbrand in jedem Fall erforderlich.

Sollte es technisch nicht möglich oder wirtschaftlich nicht vertretbar sein, die Öffnungen des Transportsystems mit Schiebern zu verschließen, um die Aufrechterhaltung der Löschgaskonzentration im Transportsystem sicherzustellen, so ist die Anlage mit einer Halteflutung zu versehen (d. h. es wird kontinuierlich Argon nachgefördert) und mittels einer Probeflutung die Wirksamkeit der Löschanlage hinsichtlich der Einhaltung der Haltezeit nachzuweisen. Da Argon rückstandsfrei entsorgt werden kann, stellt dies für den Betreiber keinen besonderen Aufwand dar.

Tabelle Löschmedien
Tabelle zu Löschmedien

Fazit: Von allen verfügbaren Löschmedien erfüllt nur Argon alle Anforderungen der Betreiber und der Versicherer (siehe Tabelle). In Kombination mit der VdS-zugelassenen Funkenerkennung von T&B stellt die Argon-Löschung damit eine technisch ausgereifte Lösung dar und ist allen anderen Löschmedien überlegen.

Rohrbrände, ein unterschätztes Risiko
Jetzt lesen

Wellendichtungen in der Lebensmittelproduktion

Vorratsschutz
/
Schüttgüter in der Lebensmittelindustrie sind immer eine Herausforderung für Anlagenbetreiber,
2022
10/22/2022
Wellendichtungen in der Lebensmittelproduktion

Selbstverständlich, besonders in der Lebensmittelproduktion: Ein Dichtsystem, das zur Abdichtung einer rotierenden Welle dient, sollte ohne Leckage funktionieren. Klassische Dichtsysteme können dies aufgrund der Relativbewegung zwischen der Welle und dem Dichtelement nur sehr eingeschränkt leisten. Denn genau an dieser Stelle sollte absolute Dichtigkeit gegeben sein. Diese Anforderung wird heute meist mit einer großen Vorspannung auf die Welle gelöst. Damit nimmt man allerdings eine erhöhte Reibung (Energieeffizienz) und geringere Standzeiten der Welle und des Dichtsystems in Kauf.

Darüber hinaus sollten keine versteckten Hohlräume vorhanden sein, in denen sich Rückstände von Lebensmitteln festsetzen, die in der Folge zu hygienischen Problemen führen können. Bei verwendeten Dichtsystemen, z. B. Stopfbuchspackungen, sind diese Hohlräume aber erforderlich, um überhaupt die Funktionsfähigkeit des Systems sicherzustellen. Der Spalt zwischen Welle und Stopfbuchspackungen kann aber schnell zu Hygieneproblemen führen. Deshalb suchen Anwender und Maschinenhersteller schon länger nach einer Lösung für diese Probleme.

Hochfunktionale Lösung

Das CinchSeal®-System wurde u. a. für diese Anforderungen entwickelt und besteht aus mehreren Komponenten: einem Gehäuse zur Aufnahme des Dichtsystems, zwei Rotor-Cups und einem Elastomer-Boot. Für die verschiedenen Einsatzbereiche sind Standard-Gehäuse aus Aluminium und Edelstahl verfügbar. Alle Gehäuse können geteilt ausgeführt werden. Dies erleichtert die Montage „um die Welle herum“ und macht diese teilweise auch erst möglich. Rotor-Cup und Elastomer-Boot sitzen fest auf der Welle und drehen sich mit der Welle. So wird sie nicht beschädigt − und keine Hohlräume zwischen Dichtung und Welle sind vorhanden. Zwar gibt es auch hier die genannte Relativbewegung. Diese ist aber von der Welle in das Gehäuse verlagert, wo sie keine Probleme macht.

Die Dichtungen sind bei Temperaturen von –40 °C bis 220 °C und bis 4 bar Überdruck und bei Vakuum einsetzbar. Alle Anwendungen sollten mit Sperrluft betrieben werden. Hierfür ist jedes Gehäuse mit den entsprechenden Anschlüssen ausgestattet. Bezogen auf den Wellendurchmesser sollte die Umfangsgeschwindigkeit <1,2m/s sein. Je nach abzudichtendem Medium können die Dichtkörper aus unterschiedlichen Materialien gefertigt werden.

Wellendichtung
Wellendichtung ISH - The Seal 2.0

Eingesetzt wird CinchSeal ® heute – neben der Lebensmittelindustrie, darunter die Fleisch- und Geflügelverarbeitung, Schokoladenherstellung, Teigverarbeitung für Pizza, Brot oder Brötchen, Getreideverarbeitung und Gewürzherstellung sowie Zucker- und Salzproduktion – auch in der Kunststofftechnik, der Ton-, Steine-, Glas-Industrie, Agrar- und Farbchemie, Papierindustrie, Verpackungstechnik, Pharmatechnik und der Erdölindustrie.

Das CinchSeal ®-System ist kein Standard-Produkt. In der Praxis wird grundsätzlich der „Ist-Zustand“ aufgenommen. Anschließend erlauben speziell angefertigte Gehäuse einen schnellen und unkomplizierten Umbau auf das System. Der nachfolgende Austausch der eigentlichen Dichtungen ist einfach und schnell möglich, da aufgrund der geteilten Ausführungen nicht die ganze Welle freizulegen ist. Das Dichtsystem lässt sich in einen kleinen Bauraum einfügen und um die Welle herum montieren.

Ein System, das sich rechnet

Bei einer Schokoladenconche  wurden beispielsweise Stopfbuchspackungen an sechs Dichtstellen verwendet. Die Conche leckte Schokolade und musste alle zwei Monate gewartet werden. Die Wartung dauerte aufgrund des engen Platzes auf der Antriebsseite 8 Stunden x 4 Personen. Zusätzliche 2 Stunden Reinigungssitzung waren ebenfalls erforderlich, um die Conche wieder in Produktion zu bringen. Das Problem konnte mit der Installation von 6 CinchSeals für Gesamtkosten von 24 000 € gelöst werden. Vorher hatte es Kosten in Höhe von 25 000 bis 30 000 € pro Jahr bereitet. Die Investition von 24 000 € in CinchSeals führte daher zu Einsparungen von 6 000 € im ersten Jahr und 30 000 € im zweiten Jahr.

Bei einer weiteren Anwendung von gefrorenem Kuchen trat in einem Mixer für Obst mit vertikaler, freitragender Welle ein starker Produktverlust von Fruchtsaft durch die Stopfbuchspackung auf. Der Getriebemotor unter der Welle wurde beschädigt und zweimal jährlich ersetzt. Der Austausch dauerte 8 Stunden x 2 Personen. Die Gesamtkosten für Getriebemotor, Ausfallzeit, Reinigungszeit und Dichtungsmaterial beliefen sich auf 15 000 € pro Jahr. Die Installation von einem CinchSeal für 3 500 € brachte hier eine Ersparnis von 11 500 € im ersten Jahr und 15 000 € im zweiten Jahr.

Bei einer sechs Meter langen horizontalen Förderschnecke für Kaffeeextrakt drang aus den vorhandenen Stopfbuchspackungen ausgetretener Kaffeeextrakt, der abrasiv wirkt, in die vorgeschalteten Wälzlager ein und zerstörte diese regelmäßig. Fluchtungsfehler der Welle und des Schneckenförderers verursachten den Lagerschaden, der jedes Jahr ersetzt werden musste. Es dauerte 8 Stunden x 2 Personen, um die Wälzlager und Dichtungen auf beiden Seiten der Schnecke auszutauschen, da die Förderschnecke in 5 m Höhe aufgehängt war. Das abrasive Material zerstörte auch regelmäßig die Welle, an der die Packung installiert war, was eine beträchtliche Menge an Bearbeitungszeit kostete, da die verschlissene Welle entfernt und repariert werden musste. Die Kosten für Ausfallzeiten und Schachtreparaturen betrugen etwa 10 000 € pro Jahr. Nach der Installation von 2 CinchSeals für 4 000 € konnten die Produktleckagen und Ausfällen eliminiert werden. Die Einsparungen im ersten Jahr betrugen 6 000 € und im zweiten Jahr 10 000 €.

Auch Anwendungen in Teigmischern sowie in einem Mischer für Gluten wurden bereits erfolgreich realisiert.

Revolution in der Dichtungstechnik

Die Dichtungen sind für Wellenumfangsgeschwindigkeiten von <1,2 m/s verfügbar. Sie sind für Drücke bis 4 bar und für Vakuum, Temperaturen von –40 °C bis +220 °C sowie für abrasive Medien einsetzbar. Da alle Medien leckagefrei abgedichtet werden können, sind sie eine Alternative zu Stopfbuchspackungen, Lippendichtungen und Gleitringdichtungen.

Im Sinne des Hygienic Design werden Hohlräumen vermieden, sodass zudem Sicherheit in Bezug auf das Qualitätsmanagement geboten ist: Die Dichtstellen sind nach dem Einbau sauber und bleiben über einen langen Zeitraum FDA-konform. Sie sind USDA-zertifiziert und entsprechen der Verordnung EG Nr.: 1935/200

Wellendichtungen in der Lebensmittelproduktion
Jetzt lesen

Vom Explosionsschutzdokument bis zu Prüfung

Explosionsschutz
/
Oftmals führen Betriebe keine systematische Beurteilung der Explosionsgefährdungen durch.
2022
10/22/2022
Vom Explosionsschutzdokument bis zu Prüfung

Das Explosionsschutzdokument ist ein Baustein der Gefährdungsbeurteilung. In ihm müssen die Ergebnisse der Analyse der Explosionsgefahren, deren Bewertung sowie die unter Berücksichtigung der betrieblichen Belange getroffenen technischen, organisatorischen und personellen Maßnahmen festgehalten werden. Aus dem Explosionsschutzdokument müssen insbesondere hervorgehen:

– die Ermittlung der Explosionsgefährdungen und deren Bewertung,

– die Darlegung eines plausiblen Explosionsschutzkonzeptes,

– die Zoneneinteilung,

– die Bereiche, für die Explosionsschutzmaßnahmen festgelegt wurden,

– die Vorgaben, welche für die Zusammenarbeit verschiedener Firmen bestehen, und

– die Festlegung der erforderlichen Prüfungen zum Explosionsschutz.

Zur Ermittlung und Beurteilung der wesentlichen Explosionsgefährdungen müssen die sicherheitstechnischen Kenndaten der explosionsfähigen Stoffe vorliegen.

Weiterhin sind die explosionsgefährdeten Bereiche und die sich daraus ergebenden Zoneneinteilungen (in der Anlagenumgebung und im Inneren der Anlage) im Explosionsschutzdokument anzugeben. Übliche branchenspezifische Zoneneinteilungen können z. B. dem „Praxisleitfaden zur Erstellung eines Explosionsschutzdokumentes für Betriebe der Getreideverarbeitung, Getreidelagerung und des Handels“ der FSA entnommen werden. Anschließend sind die relevanten Zündquellen zu ermitteln und ebenfalls zu bewerten. Hierbei ist die Gesamtanlage in ihrer betriebsspezifischen Ausführung zu betrachten; eine Beschränkung auf einzelne Aggregate ist hier nicht ausreichend.

Nach der Ermittlung und Bewertung der Explosionsgefährdungen erfolgt die Festlegung von Maßnahmen. Vorrang haben Maßnahmen zur Vermeidung von explosionsfähigen Atmosphären; dann folgen Maßnahmen zur Zündquellenvermeidung.

Festlegung von Maßnahmen

In den Anlagen der Getreideindustrie erfolgt die Bildung explosionsfähiger Atmosphäre durch das Produkt, z. B. Getreidestaub. Die Bildung explosionsfähiger Atmosphäre lässt ich somit nicht ausschließen. Daher muss das Auftreten von Zündquellen sicher verhindert werden. Hierzu müssen alle relevanten Zündquellen ermittelt und deren Wirksamkeit unter Berücksichtigung der sicherheitstechnischen Kennzahlen beurteilt werden. Je nach Zündquelle sind verschiedene Maßnahmen zur Vermeidung einsetzbar. Heiße Oberflächen, z. B. durch ein heißlaufendes Lager, können durch eine Temperaturüberwachung detektiert werden. Durch Metallabscheider ist der Eintrag von Fremdkörpern, z. B. im Zulauf von Mühlen oder Fördereinrichtungen, auszuschließen. Um das Verschanzen des Produktes in z. B. Schneckenförderern zu erkennen, sollten diese mit Staumeldern ausgerüstet sein. Elevatoren sind mit Drehzahl- und Schieflaufwächtern auszurüsten.

Bei Bedarf müssen Maßnahmen zum konstruktiven Explosionsschutz, z. B. Druckentlastungen, festgelegt werden, sofern Zündquellen nicht ausreichend sicher ausgeschlossen werden können. Nachrangig zu den technischen Maßnahmen sind dann auch organisatorische, persönliche und verhaltensbezogene Maßnahmen anzugeben, sofern diese erforderlich sind. Üblich sind z. B. Vorgaben zur Reinigung von Verlustmengen.

Insgesamt muss zwingend ein nachvollziehbares und plausibles Explosionsschutzkonzept nach Stand der Technik erkennbar sein. Dabei ist ein Abgleich von Soll und Ist vorzunehmen, um die noch offenen Punkte erkennen zu können. Dies erfordert eine konkrete Beschreibung der tatsächlich im Betrieb umgesetzten (bzw. noch umzusetzenden) Maßnahmen; allgemeine Beschreibungen reichen nicht aus!

Prüfung durch befähigte Personen

Das Explosionsschutzdokument ist auch Grundlage für die vorgeschriebenen Prüfungen. Zentraler Punkt für ein nachvollziehbares und als Grundlage für Prüfungen verwendbares Explosionsschutzdokument ist das enthaltene Explosionsschutzkonzept.

Vor Inbetriebnahme ist nach BetrSichV bei Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen eine Prüfung der Nachvollziehbarkeit und Plausibilität des im Explosionsschutzdokument dargelegten Explosionsschutzkonzeptes und der daraus resultierenden Maßnahmen unter Berücksichtigung der zugrunde liegenden Randbedingungen. Es handelt sich also um eine ganzheitliche Prüfung technischer und organisatorischer Maßnahmen entsprechend den Festlegungen im Explosionsschutzdokument. Deshalb kann nur ein gutes Explosionsschutzdokument Grundlage dieser Prüfung sein.

Das gilt auch für die Prüfung nach prüfpflichtigen Änderungen, die der Prüfung vor Inbetriebnahme gleich ist. Änderungen sind prüfpflichtig, soweit sie Einfluss auf die Sicherheit der Anlage haben.

Ebenso ist auch die alle sechs Jahre wiederkehrende Prüfung der Explosionssicherheit eine wiederholte Wirksamkeitskontrolle der Maßnahmen aus der Gefährdungsbeurteilung, also dem Explosionsschutzdokument. Wurde bei Bestandsanlagen keine Prüfung vor Inbetriebnahme durchgeführt, ist bei der ersten wiederkehren Prüfung einmalig der Umfang wie bei der Prüfung vor Inbetriebnahme anzusetzen.

Die vorgenannten Prüfungen des Explosionsschutzkonzeptes und der Explosionssicherheit dürfen in den üblichen getreideverarbeitenden Betrieben sowohl von einer zugelassenen Überwachungsstelle (ZÜS) als auch von einer zur Prüfung befähigten Person mit umfassenden Kenntnissen im Explosionsschutz vorgenommen werden. Die Anforderungen an die Qualifikation der zur Prüfung befähigten Person kann dem Anhang 2 Abschnitt 3 Nummer 3 der BetrSichV entnommen werden.

Alle Geräte und Schutzsysteme sowie die Sicherheits-, Kontroll- und Regelvorrichtungen von Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen sind zur Feststellung ihres ordnungsgemäßen Zustandes und ihrer sicherheitstechnischen Funktionsfähigkeit regelmäßig wiederkehrend zu prüfen. Hierbei handelt es sich z. B. um elektrische Betriebsmittel oder auch Druckentlastungseinrichtungen. Diese Prüfung muss mindestens alle drei Jahre erfolgen. Hinzu kommen noch die Prüfungen von Erdung bzw. Potenzialausgleich zur Vermeidung gefährlicher elektrostatischer Aufladungen.

Die genannten technischen Prüfungen sind von einer ZÜS oder einer zur Prüfung befähigten Person durchzuführen. Diese befähigte Person benötigt mindestens folgende Qualifikation:

– eine einschlägige technische Berufsausbildung,

– mindestens ein Jahr Erfahrung im jeweiligen Tätigkeitsbereich (Installation/Wartung, ggf. auch Planung),

– Kenntnisse auf aktuellem Stand durch Unterweisungen zu den Explosionsgefahren, die für die Prüfaufgabe u. ggf. Installation relevant sind.

Das bedeutet, dass die befähigten Personen je nach Prüfaufgabe auch unterschiedliche Qualifikationen haben können bzw. müssen. Für viele dieser Prüfungen können betriebliche (also interne) Fachkräfte herangezogen werden.

Die beschriebenen technischen Prüfungen sind eine Voraussetzung für eine mängelfreie Prüfung des Explosionsschutzkonzeptes und der Explosionssicherheit.

Auch nach Instandsetzung von Bauteilen oder sonstigen Einrichtungen, die für den Explosionsschutz relevant sind, ist vor Wiederinbetriebnahme eine Prüfung erforderlich. Wichtig ist dabei die Feststellung, dass das betreffende Bauteil in den für den Explosionsschutz wesentlichen Merkmalen den gestellten Anforderungen entspricht.

Die Auswahl von zur Prüfung befähigten Personen liegt in der Verantwortung des Unternehmers. Um die richtige Auswahl oder Festlegung von befähigten Personen sicherzustellen, sind die betrieblichen Kriterien im Explosionsschutzdokument schriftlich festzulegen. Die befähigten Personen sind mit den jeweiligen Prüfaufgaben zu beauftragen. Auch interne zur Prüfung befähigte Personen bedürfen einer Beauftragung, um für beide Seiten Umfang und Inhalt festzulegen.

Prüfkataster

Als Grundlage für die Prüfungen ist ein Prüfkataster zwingend erforderlich. Darin sind alle relevanten und prüfpflichtigen Geräte, Schutzsysteme, Sicherheits-, Kontroll- und Regelvorrichtungen, weiteren Bestandteile, baulichen Einrichtungen etc. aufzuführen und mit den erforderlichen Prüffristen zu versehen. Die Prüffristen ergeben sich, abgesehen von den rechtlich festgelegten Maximalfristen, aus den Herstellerunterlagen und auch aus der eigenen betrieblichen Erfahrung. Zudem sollen im Prüfkataster auch die jeweils einzusetzenden zur Prüfung befähigten Personen den zu prüfenden Einrichtungen zugeordnet werden.

Für elektrische Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen erfolgen die Prüfungen mindestens nach BetrSichV und der UVV „Elektrische Anlagen und Betriebsmittel“ (DGUV-Vorschrift 3).

Das Ergebnis der jeweiligen Prüfung ist aufzuzeichnen. Die Prüfaufzeichnung beinhaltet selbstverständlich festgestellte Mängel und ggf. deren Schwere sowie Fristen zu ihrer Behebung. Aufzeichnungen und Prüfbescheinigungen sind am Betriebsort der überwachungsbedürftigen Anlage aufzubewahren.

Eine gute Organisation von der Erarbeitung des Explosionsschutzdokumentes bis zur Umsetzung der Prüfungen erleichtert einen reibungslosen Ablauf. Voraussetzung ist eine zweckmäßige Dokumentation, also ein aussagekräftiges Explosionsschutzdokument und ein umfassendes Prüfkataster.

Vom Explosionsschutzdokument bis zu Prüfung
Jetzt lesen

Mehl und Brot aus eigenem Getreide

Anlagenbau
/
Wie kommt ein Gutsbesitzer mit 75 ha Land auf die Idee,das eigene Getreide zu vermahlen, abzupacken und zu verkaufen?
2022
10/22/2022
Mehl und Brot aus eigenem Getreide

Zu viele Gebäude für zu wenig Land, so beschreibt Tilmann Schwartzkopff sein Gut Büstedt. Seit Generationen lebt die Familie vom Ackerbau auf den sandigen Böden in Niedersachsen. Seine Eltern arbeiten hart und hinterlassen dem Sohn ein schuldenfreies Gut. Leider erbt er auch die Baustellen. Vor allem die Dächer der vollständig unter Denkmalschutz stehenden Gebäude müssen der gelernte Landwirt und seine Frau Bianca sanieren. Dazu brauchen sie eine Finanzierung. So kommt das eine zum anderen. Ein neues Dach fördert die EU nur, wenn das Gebäude anschließend gewerblich genutzt wird. Das sind die Regeln des EU-Leadership- Programms. Aber wie können Tilmann Schwartzkopff und seine Frau die alte Stallung gewerblich nutzen? Sie suchen eine Lösung, denn sie möchten ihren Kindern nicht nur einen schuldenfreien, sondern auch sanierten Gutshof hinterlassen.

Von der Weinpresse zur Kornmühle

Die zündende Idee hat der Cousin von Tilmann Schwartzkopff. Er ist Winzer in der Pfalz und deckt die gesamte Wertschöpfungskette von der Traube bis zum Wein ab. Wieso soll das bei Getreide nicht funktionieren? Eine Kornmühle muss her. Schnell wird den Laien klar, dass eine Steinmühle bei den geringen Getreidemengen auf Gut Büstedt nicht infrage kommt. Viel zu aufwendig ist die Reinigung des Steins beim häufigen Wechsel der Getreidesorten. Auf dem Gutshof geht es um Kilogramm, nicht um Tonnen. Auf der Agritechnica suchen die Eheleute konkrete Angebote für Kornmühlen. Raphael Heereman von der Firma Treffler empfiehlt ihnen den „Mühlomat 100“. Dieser erfordert nur wenig Reinigungsaufwand. Begeistert sind Bianca und Tilmann Schwartzkopff aber vor allem von einem anderen Feature: Der „Mühlomat“ hat Magneten im Zulauftrichter und am Ende des Mahlvorgangs. Obwohl das Getreide vor der Vermahlung auf Lebensmittelqualität gereinigt wird, bleiben bei der Einlagerung und Förderung des Getreides durch Rohre und Förderschnecken und beim Mahlprozess winzige Mengen Metall an den Magneten hängen. „Das hat mich überrascht und überzeugt“, beschreibt Tilmann Schwartzkopff die Entscheidung für die Vollkornmühle.

Frau und Mann füllen Getreide in Mühle
Bianca und Tilmann Schwartzkopff befüllen ihren "Mühlomat"

Mit weiteren Ausstattungsmerkmalen liegen die Anschaffungskosten für den „Mühlomat“ schnell über dem Grundpreis. Tilmann Schwartzkopff hält eine Investitionssumme ab 35000 Euro für Kleinanwender für realistisch. Zusätzlich zur Kornmühle schafften die beiden Hofbetreiber noch einen Einkasten-Plansichter der Firma Rüter an und eine 4-Sack-Bank. Die Maschine verarbeitet 100 kg Getreide pro Stunde. Mehr ist nicht drin. Für Gut Büstedt reicht das. Ein Problem ist noch der Zulauf. Silobauer haben kleine Mengen gar nicht mehr im Programm. Familie Schwartzkopff muss sich wieder etwas einfallen lassen. Sie reguliert den Zulauf zum „Mühlomat“ über einen Füllstandsensor. Ist die gewünschte Einfüllmenge erreicht, wird über ein Signal die Zulaufschnecke abgestellt. Ist der Trichter leer, schaltet sich die Schnecke selbsttätig wieder ein. So wird die Mühle partienweise mit 50 kg Korn je Schub befüllt. Insgesamt sind die Schwartzkopffs mit ihrer Investition zufrieden. Es st viel Geld, aber so wird die Sanierung der Gebäude mit rund 35% von der EU gefördert „und wir waren bei der Rechnung vom bäuerlichen Generationsgedanken getragen“, erklärt Tilmann Schwartzkopff ihr Geschäftsmodell der Selbstvermarktung.

Regional schlägt Bio

Um seine Produkte regional zu vermarkten, betreibt der Landwirt einen Hofladen und fährt mit seinem Hofmobil auf die Märkte. Etwa 500 Kunden hat er. Viele haben das Vertrauen in diverse Biolabels verloren und greifen lieber zu vertrauten, regionalen Produkten. Manche Kunden werden skeptisch, wenn Schwartzkopff auf die Eigenschaften seines echten Vollkornmehles hinweist. Es ist vital, wird aus dem gesamten Korn hergestellt und enthält Schälanteile. Sein Fettanteil ist höher und die Keime sind unbehandelt. Es ist fluffig, enzymatisch aktiv und zwei Monate haltbar. Jeder Vollkornbäcker würde jubeln, aber die meisten Kunden sind haltbare Typenmehle gewöhnt, die zu den Backrezepten passen. Bianca Schwartzkopff macht deshalb neben all der anderen Arbeit noch Werbung. Gerade war der NDR mit einem Filmteam da und hat die Kornmühle gefilmt. Rechtzeitig dazu ist der Online- Shop fertig geworden. Besonders freut es Tilmann Schwartzkopff, wenn sich Bäcker für seine Mehle interessieren. „Ihnen muss ich nichts erklären. Bäcker wissen, dass jedes Jahr die Qualitäten der Mehle schwanken und sich die Backeigenschaften ändern.“ Mit echten Handwerkern zusammenzuarbeiten, macht Spaß und so ergibt alles auch einen Sinn. „Wenn der Ruf nach Regionalität ernst gemeint ist, muss man sich auf regionale Produkte und deren Eigenschaften einstellen und umdenken“, sagt er und zieht das Fazit: „Jedes Jahr ist unser Mehl anders, wie der Wein meines Cousins.“

Backschule für Jung und Alt

Und hier kommt Michaela Hasenpusch mit der Idee der Backschule „Korn und Kruste“ ins Spiel. Die Backschule will Kunden mit dem Vollkornmehl vertraut machen. 82 Jahre alt war der älteste Schüler, der bei ihr das Brotbacken lernte, erzählt die gelernte Eventmanagerin stolz. Sie stammt aus einer Bäckerfamilie und lernt in Paris das Patisserie-Handwerk. Zurück in Niedersachsen, gibt sie Backkurse für französisches Gebäck. Bei Tilmann Schwartzkopff kauft sie dafür die Eier.

Besucher einer Backschule
Manuela Hasenpusch (Mitte) bei der Eröffnung der Backschule

Man kommt ins Gespräch und aus dem Scherz, dass sie in der alten Stallung Backkurse geben könnte, wird irgendwann Ernst. Michaela Hasenpusch erwirbt gerade
als zweites Standbein über die Handwerkskammer ihren Sachkundenachweis für Brot. In den Kursen der Backschule wird das Mehl aus der Kornmühle verbacken „Erst nach der Ernte im September konnten wir das erste Getreide vermahlen und Erfahrungen mit unserem Vollkornmehl beim Brotbacken sammeln“, erzählt sie. Trotz des schnellen Starts ist sie zufrieden mit der Resonanz. Die Backkurse sind gut gebucht. Auch ein Kurs zu „Dinkel-, Emmer- und Einkornmehl“ ist im Angebot. Obwohl die Urgetreidesorten schwierig im Anbau und weniger backstark sind, will Gut Büstedt diese Mehle weiter anbieten. Die Kunden sind interessiert und Michaela Hasenpusch mag die alten ballast- und mineralstoffreichen Sorten vor allem wegen ihres Aromas. „Die Brote bekommen einen sehr angenehmen, nussigen Geschmack“, schwärmt sie.

Mit Vertrieb zum Erfolg

Die Rezepte für ihre Kurse schreibt Michaela Hasenpusch meist selbst. Dazu nimmt sie bewährte Rezepturen und passt sie an die Mehle an. In ihrem Blog veröffentlicht
sie ihre Rezepte. Wer Mehl im Online-Shop bestellt, bekommt so die passenden Backvorschläge dazu. Ideen gibt es viele auf Gut Büstedt und für Michaela Hasenpusch sind der Online-Shop und die Backschule erst der Anfang.

Drei Menschen vor Bäckerei
Auf Gut Büstedt hat man noch einige Pläne für die Getreideverarbeitung und Vermarktung

Mehl und Brot aus eigenem Getreide
Jetzt lesen

Hebehilfen für den Ex-Bereich

Explosionsschutz
/
Auch im explosionsgefährdeten Bereich (Ex-Bereich) müssen große und schwere Gebinde sicher bewegt werden.
2022
10/22/2022
Hebehilfen für den Ex-Bereich

Mobile Hebehilfen werden eingesetzt, wenn wiederholt Gegenstände angehoben und über eine begrenzte Distanz von oder zu unterschiedlichen Orten transportiert werden müssen. Vorteile: einfache Handhabung, sichere Aufnahme und Ablage des Gutes sowie gute Manövrierfähigkeit.

Durch die mobile Hebehilfe „ezzLIFTmasterATEX” können nun auch in explosionsgefährdeten Bereichen Gegenstände sicher bewegt und gehandhabt werden. Sie ist akkubetrieben und bietet alle Vorteile einer elektrisch betriebenen Hebehilfe, unter Erfüllung der Anforderungen für die unterschiedlichen Ex-Zonen. Die Hebehilfe hat eine Nutzlast von bis zu 300 kg und hat in der Standardausführung eine Hubhöhe von 150–1 860 mm und eine Gesamthöhe von 2 000 mm. Sie verfügt über vier leitfähige Lenkrollen (wahlweise auch Bockrollen) und ist mit einer Schnellwechselkupplung ausgestattet. Dadurch kann auf unterschiedliche Lastaufnehmer umgestellt oder zukünftig um zusätzliche erweitert werden. Die Hebehilfe kann als Fass-Hebehilfe zum Entleeren und Transportieren von Fässern und/oder Behältern – z. B. bei Futtermittelzusatzstoffen in flüssiger Form – ausgeführt werden sowie natürlich auch mit allen anderen Anbauteilen.

Dosieren mit der mobilen Hebehilfe

Auch wenn es darum geht, große Mengen von Substanzen und Stoffen zu bewegen, umzufüllen oder umzuschütten, kann eine mobile Hebehilfe unterstützen. Beim Umfüllen werden häufig die schweren Behälter per Hand gehalten. Dies ist keine ergonomische Arbeitshaltung und zudem gefährlich, denn es besteht immer die Gefahr, dass der Behälter dabei fallen gelassen wird.

Der Quellbehälter muss oft über dem Zielbehälter mit dem Batch positioniert werden, um die unterschiedlichen Substanzen zu dosieren. Die Hebehilfe unterstützt den Bediener beim Aufnehmen, Bewegen und Entleeren der Gebinde. Außerdem können die Bediener mit ihm zwischen den Behältnissen hin und herfahren und die Höhe beim Umschütten anpassen.

Hebehilfe
Die mobille Hebehilfe "ezzLIFTmasterATEX" für den Ex-Bereich

Das Drehen des Behälters, um den Inhalt auszuleeren, erfolgt manuell über eine Kurbel oder elektrisch. Eine breite Auswahl an verschiedenen Greifern ermöglicht das Klemmen unterschiedlicher Behälter, sodass alles sicher gehalten und entleert werden kann. Mit der Entleerungsfunktion nach vorne oder zur Seite kann durch Schütten leicht und genau dosiert werden. Außerdem kann der Bediener, wenn der Behälter festgeklemmt ist, mit einer Kelle den Dosiervorgang unterstützen. Hier bekommt der Bediener durch das Halten des Behälters eine Erleichterung, die das ergonomische Arbeiten ermöglicht.

Wiegen mit der mobilen Hebehilfe

Bei Bedarf kann die Hebehilfe mit einer integrierten Wiegeeinheit ausgerüstet werden, sodass direkt auf der Hebehilfe gewogen werden kann. Es befindet sich eine Wiegezelle auf dem Grundrahmen der Hebehilfe, auf der eine Wiegeplattform sitzt.

Die Anzeige befindet sich in der Regel an der Säule der mobilen Hebehilfe, kann jedoch nach Kundenwunsch platziert werden. Die Waage kann je nach Ausführung ein Maximalgewicht von bis zu 500 kg wiegen. So kann direkt beim Umfüllen und Dosieren die Masse gewogen werden, ohne einen weiteren Zwischenschritt vornehmen zu müssen.

Mischen mit der mobilen Hebehilfe

Für kleine Batches kann der „ezzLIFTmaster” auch als Dauermischgerät eingesetzt werden. Vorteil hier: Die Substanzen können dosiert und anschließend direkt, ohne das Gerät zu wechseln, vermischt werden. Hier kann mit der Hebehilfe ein Behälter aufgenommen, angehoben, gemischt und abgesetzt werden. Die Positionen werden dann durch Tastendruck angefahren. Dies kann auch während des Fahrens geschehen. Auch der Mischbetrieb erfolgt durch Tastendruck. Durch eine besondere Steuerung können die Positionen des Aufnahme- und Absetzpunktes sowie des Mischens (Dauer, Richtungsumkehr etc.) voreingestellt werden.

Vakuumheber in ATEX-Ausführung bei der Nudelherstellung

In der Lebensmittelindustrie sorgen oft Stäube für Explosionsgefahr. Weil sich Staub in der Regel gut vom Abluftstrom trennen lässt, können geeignete Filter mit Funktionsüberwachung eingesetzt werden. Der gereinigte Abluftstrom kann durch eine konventionelle Vakuumpumpe, die im Nicht-EX-Bereich aufgestellt wird, abgesaugt und in die Umgebung abgegeben werden.

Vakuumheber
Vakuumheber "ezzFAST" in ATEX-Ausführung

In einem Produktionsbetrieb für Lebensmittel werden in einem Mischer verschiedene Rezepturen zur Herstellung von Nudeln produziert. Dazu werden zunächst im Bereich der Kommissionierung die Rohstoffe für die Rezepturen in Säcken auf Paletten bereitgestellt. Die fertig kommissionierten Paletten werden dann anschließend neben dem Mischer abgestellt.

Das Befüllen des Mischers erfolgte zunächst von Hand. Durch den Einsatz des Vakuumhebers „ezzFAST” von Best Handling Technology wurde diese Arbeit nun erheblich erleichtert. Mit dem Sauger des Vakuumhebers werden die Säcke aufgenommen und über dem Mischer in der Schwebe gehalten. Danach schneidet der Bediener die Säcke zum Entleeren auf. Für diesen Vorgang muss der Hubschlauch und der Sauger besonders konstruiert sein, um ein Verlieren des Sackes zu verhindern.

Beim Befüllen des Mischers kommen Produkte zum Einsatz, deren Staub eine explosionsgefährliche Atmosphäre verursachen können. Der Arbeitsbereich in der Nähe des Mischers, wo diese Produkte an die Atmosphäre gelangen, ist als explosionsgefährdete Zone22 eingestuft.

Hebehilfen für den Ex-Bereich
Jetzt lesen

Noch nicht gefunden wo nach Sie suchen?

Mit unserer erweiterten Suche können Sie die komplette Seite nach Ihren Suchbegriff durchsuchen.

Mühle + Mischfutter Online Logo

Abonnieren Sie unseren Newsletter. Fachspezifische Berichterstattung. Direkt in Ihr Postfach.

'Nichts verpassen!
Herzlich willkommen! Vielen Dank, dass Sie unseren Newsletter abonniert haben.
Leider scheint dies nicht funktioniert zu haben. Probieren Sie es gerne erneut. Alternativ
Anmeldung erfolgreich
Error

Videos

Interviews mit Axel Schmitt

Interview zusammen mit Axel Schmitt bezüglich verschiedener Themen

Interviews mit Axel Schmitt

Podcasts

Mühle + Mischfutter Aktuell

Mühle + Mischfutter Aktuell

Interviews, Messen und Produktvorstellungen im proaktischen Audioformat jederzeit verfügbar.