Energiepreise
Viele Unternehmer stehen am Abgrund – und der ist tief
Energiepreise
Viele Unternehmer stehen am Abgrund – und der ist tief
Energiepreise
Viele Unternehmer stehen am Abgrund – und der ist tief
Die von Bundeskanzler Olaf Scholz erkannte Zeitenwende verändert auch unsere Wirtschaft rasant. Seit dem Ausbruch des Ukrainekriegs und dem darauffolgenden enormen Anstieg der Energiepreise stehen viele deutsche Unternehmer mit dem Rücken zur Wand. Mit Preiserhöhungen im September von 173 Prozent für Strom und 224 Prozent für Gas im Vergleich zum Vorjahr können viele Familienunternehmer nicht mehr kostendeckend - geschweige denn gewinnbringend - wirtschaften. Eine Stellungnahme von Albrecht von der Hagen.
Besonders energieintensive Grundstoffproduzenten leiden hierunter, wie die Chemieindustrie, die Metallindustrie oder die Verarbeiter von Glas, Keramik und Erden. Ein teils lautloser Prozess des Niedergangs ist in Gang gekommen.
Viele energieintensive Firmen mussten und müssen ihre Produktionen wegen der massiv gestiegenen Energiepreise herunterfahren oder sogar ganz stoppen, wenn eine komplette Umstellung auf andere Energieträger für sie entweder unerschwinglich, zu zeitraubend oder unmöglich ist. Durch gekoppelte Wertschöpfungsketten zieht dies im Folgeeffekt auch zahlreiche Unternehmen an den Rand des Abgrunds, die direkt gar nicht von den hohen Energiekosten betroffen sind. Wo Zulieferer wegbrechen oder Vorprodukte durch explodierende Energiepreise zu teuer geworden sind, leidet auch deren Produktion und letztendlich Wirtschaftlichkeit. Ein teils lautloser Prozess des Niedergangs ist in Gang gekommen, mit Folgen wie Insolvenzen, Betriebsschließungen und Abwanderung von Produktionen in günstigere Länder. Dieser gefährliche Kaskadeneffekt droht sich in der fortschreitenden Energiekrise immer weiter auszubreiten.
Mit Milliardenprogrammen versucht unsere Regierung dagegen zu steuern. Die Entlastungspakete helfen allerdings nur kurzfristig, sind extrem teuer und lösen nicht die Probleme. Hilfreicher wäre es gewesen, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hätte schon im März für alle verfügbaren Quellen der Stromgewinnung den Weg freigemacht, um die extrem teure Verstromung von Gas so gering wie möglich zu halten. Leider hat letztere Unterlassung die Preise geradezu angefacht. Dass der Richtlinienentscheid von Kanzler Scholz zum Weiterlaufen der drei AKW nun nur bis April 2023 geht, macht deutlich, dass die Regierung den Ernst der Lage wohl noch immer nicht in Gänze verstanden hat.
Die bislang von den Unternehmen in Deutschland erbrachte Einsparung von 20 Prozent des Gasverbrauchs sind nicht das Resultat reiner Sparsamkeit und Effizienzsteigerungen. Ein großer Teil dieser sogenannten Einsparung entstand durch Drosselung und sogar kompletter Einstellung von Produktionen. Vor diesem Hintergrund sind die Erfolgsmeldungen über gut gefüllte Gasspeicher geradezu zynisch. Sie sind so voll, weil die produzierende Wirtschaft immer mehr zum Stillstand kommt.
Wie sich diese Erosion in die Basis der Wirtschaft frisst, beobachten wir auch in unserem Verband. Fast ein Viertel (24%) der befragten Unternehmer gab in derselben Umfrage an, ihre Firma sei durch die Energiekrise direkt existenzbedroht bzw. unter eine so starke Belastung geraten, dass ihre Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr ist. Wenn wir nicht schnell so viel Angebot wie möglich zumindest in den Strommarkt bekommen, droht nach dem Winter ein massenhaftes Sterben von Unternehmen. Und mit jedem Unternehmen gehen Arbeitsplätze verloren, mit verheerenden Auswirkungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Die jetzt von Bundeskanzler Scholz per Richtlinienkompetenz entschiedene Verlängerung der Laufzeiten für die drei Atomkraftwerke (AKWs) wird kurzfristig etwas Linderung bringen. Allerdings wird diese Erleichterung ab April wieder verpuffen, wenn die drei Meiler endgültig vom Netz genommen werden sollen. Die Unternehmen werden dann nicht nur auf den relativ billigen Atomstrom verzichten müssen, sondern das dadurch entstehende Defizit muss durch teurere Steinkohlekraft oder immer noch immens teures Gas ersetzt werden.
Und auch der Winter 2023/24 wird unweigerlich kommen. Dann werden wir wieder Probleme mit der Energiesicherheit und ernsten Engpässen haben. Wahrscheinlich werden die Energieprobleme dann sogar noch weitaus größere sein, denn im nächsten Jahr erneut die Gasspeicher zu füllen, wird viel schwieriger als in diesem Jahr, in dem wir immerhin noch einiges russisches Gas bekamen.
Die Gaspreisbremse der Gas-Kommission aus dem Entlastungspaket III wird dem Mittelstand nur einen Teil der Last nehmen. Denn unsere Energie-Kosten bleiben weit über denen unserer Wettbewerber – ganz abgesehen von den Unternehmen, für die dieser Schritt zu spät kommt. Durch ein früheres Hochfahren aller Kraftwerkskapazitäten, die kein Gas verbrennen, hätten viele Existenzen rechtzeitig stabilisiert werden können. Stattdessen wurde unnötig viel Gas für die Stromproduktion verbrannt - was die Preise angeheizt hat. Das hätte vermieden werden können.
Verband DIE FAMILIENUNTERNEHMER:
DIE FAMILIENUNTERNEHMER folgen als die politische Interessenvertretung für mehr als 180.000 Familienunternehmer den Werten Freiheit, Eigentum, Wettbewerb und Verantwortung. Die Familienunternehmer in Deutschland beschäftigen in allen Branchen rund 8 Millionen Mitarbeiter und erwirtschaften jährlich einen Umsatz in Höhe von 1.700 Milliarden Euro. Albrecht von der Hagen ist seit 2008 der Hauptgeschäftsführer des Verbandes.