Presseanfrage von M+M und die Antworten der Deutschen Umwelthilfe
Die M+M Korrespondenz mit der Deutschen Umwelthilfe im Wortlaut
Presseanfrage von M+M und die Antworten der Deutschen Umwelthilfe
Die M+M Korrespondenz mit der Deutschen Umwelthilfe im Wortlaut
Presseanfrage von M+M und die Antworten der Deutschen Umwelthilfe
Die M+M Korrespondenz mit der Deutschen Umwelthilfe im Wortlaut
Wie in unserem Artikel "Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz als Risiko" gezeigt, fehlen in der Soy-Story Belege für die Anschuldigungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegenüber Tierfutterherstellern und Fleischerzeugern in Deutschland. Hier die Presseanfragen von M+M an die DUH und deren Antworten im Wortlaut.
Am 15. Januar 2025 fragten wir bei Peer Cyriacks, Leiter Nachhaltige Landnutzung und Internationaler Naturschutz bei der Deutschen Umwelthilfe und verantwortlich für den Soy-Bericht an.
Hier unsere Anfrage vom 15. Januar:
Sehr geehrter Herr Cyriacks,
für meinen Artikel zur Soy-Story Ihres Vereins Deutsche Umwelthilfe e.V. für unser Fachmagazin "Mühle + Mischfutter", den Sie über LinkedIn im November angeregt hatten, habe ich einige Rückfragen und bitte freundlich um Beantwortung bis Freitag, den 17.1.2025 um 18 Uhr.
Sie geben an, die Frachter mit Soja von Brasilien bis zum Anleger im Amsterdamer Hafen per App verfolgt zu haben. Zudem haben Sie dafür Polygone gezeichnet. Wenn Sie mir bitte mitteilen könnten, mit welcher App oder welchem Dienstleister Sie beides gemacht haben?
Bitte nennen Sie uns die Namen der acht Schiffe und die genaue Bezeichnung ihrer Ladung.
In der Soy-Story erschließt sich mir leider nicht, wie die belasteten Bohnen über Silos und dann über Ölmühlen als Ölkuchen auf die Schiffe kamen. Es wäre sehr freundlich, wenn Sie mir dies kurz nochmal schriftlich erläutern könnten.
In Ihrem Jahresbericht 2023 und im Lobbyregister findet sich leider nur ein Name (Deutsche Postcode Lotterie) als Großspender der insgesamt über 8 Mio. Euro an Schenkungen und Zuwendungen. Bitte nennen Sie mir die Namen der Großspender für 2023 und 2024 der DUH und ihrer Töchter mit den gespendeten Summen.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung und mit freundlichen Grüßen
Sabine Kemper
Peer Cyriacks antwortete am 17. Januar folgend:
Sehr geehrte Frau Kemper,
der Bericht, den die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und Mighty Earth in Zusammenarbeit mit dem Institut für Gesellschaft, Bevölkerung und Natur (Instituto Sociedade, População e Natureza – ISPN) und der Vereinigung der Anwälte der Landarbeiter im Bundesstaat Bahia (Associação de Advogados/as de Trabalhadores/as Rurais no Estado da Bahia - AATR) erstellt haben, deckt die Risiken für Menschenrechtsverletzungen und Naturzerstörung in den Sojalieferketten der deutschen Schweinefleischproduktion auf. Der Bericht zeigt Fälle von Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung in der Matopiba Region im brasilianischen Cerrado auf und geht den Verbindungen von solchen Fällen bis hin zu Akteuren der deutschen Schweineproduktion nach.
Gerne möchte ich noch einmal unterstreichen, dass wir in unserem Bericht auf die Wahrscheinlichkeit hinweisen, dass Soja, das mit Naturzerstörung und Menschenrechtsverletzungen in Verbindung steht, in die deutsche Schweinefleischproduktion gelangt. Zudem haben wir einen möglichen Weg des Sojas von den entsprechenden Farmen bis hin zu deutschen Futtermittelproduzenten nachgezeichnet.
Unsere Recherchen ergeben starke Hinweise darauf, dass Tönnies und Westfleisch Soja von Bunge in ihren Lieferketten aufweisen, das mit möglichen Menschenrechtsverstößen im brasilianischen Cerrado in Verbindung steht. Aufgrund der alleinigen Fokussierung auf Zertifizierungen begegnen die Fleischkonzerne den Risiken für Menschenrechtsverletzungen in ihren physischen Lieferketten nicht hinreichend (siehe hierzu die Erläuterungen im Fazit ab Seite 51). Daher bestehen große Zweifel, dass sie die Anforderungen des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) erfüllen.
Im Folgenden finden Sie antworten auf ihre Rückfragen:
Zu Frage1:
Durch den Einsatz der Polygone konnten wir nachweisen, dass die Frachter aus den Ursprungshäfen in Salvador, Itaqui und Barcarena tatsächlich ohne Zwischenstopp an dem entsprechenden Soja-Silo von Bunge in Amsterdam entladen wurden und nicht an einem anderen Silo, das für andere Güter vorgesehen ist (siehe S. 25-30). Daten der Handelsdatenbank Panjiva bestätigen entsprechende Lieferungen (Siehe auch Seite 26 im Bericht):
“Ein ähnliches Bild zeichnen die detaillierten Informationen der Handelsdatenbank Panjiva. In der Datenbank werden einzelne Lieferungen mit den Informationen u.a. zu den Auftraggebern, der Ware, den Start- und Zielorten sowie der Menge gemeldet. Auszüge aus der Datenbank von 2019 bis in den Untersuchungszeitraum 2023 zeigen, dass Bunge eine Historie von mehreren 100.000 t Sojalieferungen pro Jahr von Häfen des Cerrados bzw. mit Sojalieferungen aus dem Cerrado nach Amsterdam hat, die bis in die jüngste Gegenwart reicht. So lieferte Bunge im Mai 2023 55.000 t Sojabohnen nach Amsterdam. Die Daten weisen also auf beständige Lieferbeziehungen in die Niederlande hin, die ein wichtiger Umschlagsort für Soja mit Zielort Deutschland sind.“
Zu Frage2:
Der Bericht dokumentiert die negativen Auswirkungen des Anbaus von Soja im Cerrado. Die Kapitel II und III veranschaulichen, dass die Expansion der industriellen Sojaproduktion im brasilianischen Cerrado möglicherweise nicht nur in Einzelfällen, sondern systematisch mit negativen Auswirkungen auf die lokalen Gemeinschaften und das Biom einhergeht. Dabei wurde das besondere Risiko von Bunge für Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung in seinen Sojalieferketten herausgearbeitet. Die fünf vorgestellten Fälle zeigen dabei exemplarisch, dass in der Matopiba-Region innerhalb der Sojalieferketten des Agrarhändlers Bunge erhebliche Risiken für Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung bestehen. Neben Belegen für legale und illegale Entwaldungen liefern die Fallberichte deutliche Anhaltspunkte für sogenannten grünen Landraub und die systematische Verdrängung und Bedrohung traditioneller Gemeinschaften.
Wir zeigen für die Fallbeispiele jeweils, welche Verbindung zu Bunge besteht. Also z.B. über Pfandverträge, indirekte Lieferungen, durch Rechnungen belegte Lieferungen, beobachtete Lastwagenlieferungen oder in einem Fall örtliche Nähe zu den Bunge-Silos. Damit wird das Risko und die Wahrscheinlichkeit der Lieferungen von Bunge aufgezeigt. Kapitel IV weist auf die große Menge an Soja hin, die aus Brasilien und vor allem aus dem Cerrado über Bunge nach Deutschland gelangt und zeigt Verbindungen zu Schlüsselakteuren der deutschen Schweinefleischproduktion auf. Bezüglich des Weges von den Bunge-Silos im Cerrado zu den brasilianischen Exporthäfen nutzen wir USDA-Informationen (siehe Seite 28).
“Die USDA veröffentlicht Informationen zum brasilianischen Sojatransport in „Brazil Soybean Transportation“. In der Ausgabe 2023 werden darin die Haupt-Transportrouten vom brasilianischen Soja aus dem Inland zu den Exporthäfen nachgezeichnet (siehe Abbildung 13). Diese Exporthäfen wurden als Ausgangspunkt für die weitere Untersuchung der Wege des Sojas von den großen brasilianischen Häfen über die Niederlande bis nach Deutschland verwendet.”
Zu Frage 3:
Die von Ihnen gesuchten Namen größerer Förderer finden sich tatsächlich auch in unserem Jahresbericht. Denn als Mitglied der Initiative Transparente Zivilgesellschaft veröffentlichen wir dort deutlich weitreichendere Informationen als nur die verpflichtenden, wie sie bspw. im Lobbyregister erscheinen. Im aktuellen Jahresbericht 2024, in dem der Finanzbericht für das Jahr 2023 enthalten ist, werden Förderer genannt, die mit ihren Zuwendungen in Form von Spenden oder Projektzuschüssen wesentlich zum Haushalt der DUH beigetragen haben. Dies waren das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV), das Thüringer Ministerium für Energie und Naturschutz (TMUEN), die Europäische Kommission, die European Climate Foundation, die Deutsche Postcode Lotterie, die Rockefeller Philantropy Advisors sowie der Plastic Solution Fund. Wir freuen uns zudem über die wachsende Unterstützung zehntausender Privatpersonen in Form von Spenden oder Fördermitgliedsbeiträgen, die zu unserer breit angelegten Einnahmenstruktur beiträgt. Alle Informationen finden Sie auf den Seiten 28-29 in unserem aktuellen Jahresbericht: https://www.duh.de/publikationen/jahresberichte/.
Mit freundlichen Grüßen
Peer Cyriacks, Leiter Nachhaltige Landnutzung und Internationaler Naturschutz
Wir fragen am 17. Januar noch einmal nach:
Hallo Herr Cyriacks,
vielen Dank für die Textauszüge, leider sind es keine Antworten auf meine Fragen, bitte erlauben Sie mir deshalb zwei Nachfragen:
Wie heißt die Schiffstrackingsoftware?
Bitte schreiben Sie mir aus welchen Ölmühlen von Bunge die Ölkuchen-Lieferungen der acht Schiffe sind. Da Sie schreiben "...dass Bunge eine Historie von mehreren 100.000 t Sojalieferungen pro Jahr von Häfen des Cerrados bzw. mit Sojalieferungen aus dem Cerrado nach Amsterdam hat, die bis in die jüngste Gegenwart reicht. So lieferte Bunge im Mai 2023 55.000 t Sojabohnen nach Amsterdam...“ und Sie Informationen über USDA dazu haben, müsste Ihnen die Nennung möglich sein.
Vielen Dank und viele Grüße
Sabine Kemper
Am 20. Januar kommt folgende Antwort:
Sehr geehrte Frau Kemper,
Zu 1:
Aus Gründen des Quellenschutzes kann ich Ihnen keine spezifischen Informationen über die verwendeten Apps oder Dienstleister zur Verfolgung der Soja-Frachter oder zum Zeichnen von Polygonen preisgeben. Für die Ermittlung und Auswertung solcher Informationen arbeiten wir eng mit Partnern zusammen und greifen auf ein Softwaresystem mit den beschriebenen Spezifikationen zurück.
Zu 2:
Gerne möchte ich erneut unterstreichen, dass wir in unserem Bericht auf die Wahrscheinlichkeit hinweisen, dass Soja, das mit Naturzerstörung und Menschenrechtsverletzungen in Verbindung steht, in die deutsche Schweinefleischproduktion gelangt. Wir haben dabei, wie bereits in der letzten E-Mail beschrieben, einen möglichen Weg des Sojas von den entsprechenden Farmen bis hin zu deutschen Futtermittelproduzenten nachgezeichnet. Unser Vorgehen finden Sie daher erneut im Folgenden:
Die USDA veröffentlicht Informationen zum brasilianischen Sojatransport in „Brazil Soybean Transportation“. In der Ausgabe 2023 werden darin die Haupt-Transportrouten vom brasilianischen Soja aus dem Inland zu den Exporthäfen nachgezeichnet (siehe Abbildung 13). Diese Exporthäfen wurden als Ausgangspunkt für die weitere Untersuchung der Wege des Sojas von den großen brasilianischen Häfen über die Niederlande bis nach Deutschland verwendet. Durch den Einsatz der Polygone konnten wir nachweisen, dass die Frachter aus den Ursprungshäfen in Salvador, Itaqui und Barcarena tatsächlich ohne Zwischenstopp an dem entsprechenden Soja-Silo von Bunge in Amsterdam entladen wurden und nicht an einem anderen Silo, das für andere Güter vorgesehen ist (siehe S. 25-30). Ein ähnliches Bild zeichnen die detaillierten Informationen der Handelsdatenbank Panjiva. In der Datenbank werden einzelne Lieferungen mit den Informationen u.a. zu den Auftraggebern, der Ware, den Start- und Zielorten sowie der Menge gemeldet. Auszüge aus der Datenbank von 2019 bis in den Untersuchungszeitraum 2023 zeigen, dass Bunge eine Historie von mehreren 100.000 t Sojalieferungen pro Jahr von Häfen des Cerrados bzw. mit Sojalieferungen aus dem Cerrado nach Amsterdam hat, die bis in die jüngste Gegenwart reicht. So lieferte Bunge im Mai 2023 55.000 t Sojabohnen nach Amsterdam. Die Daten weisen also auf beständige Lieferbeziehungen in die Niederlande hin, die ein wichtiger Umschlagsort für Soja mit Zielort Deutschland sind
Mit freundlichen Grüßen
Peer Cyriacks