Pressemitteilung des MRI vom 12.9.2023
Brotgetreideernte 2023 Kein Superjahr, aber auch keine Katastrophe
Pressemitteilung des MRI vom 12.9.2023
Brotgetreideernte 2023 Kein Superjahr, aber auch keine Katastrophe
Pressemitteilung des MRI vom 12.9.2023
Brotgetreideernte 2023 Kein Superjahr, aber auch keine Katastrophe
Pressemitteilung des MRI vom 12.9.2023
Brotgetreideernte 2023 Kein Superjahr, aber auch keine Katastrophe
Im Rahmen der „Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung 2023“ wurden rund 1300 Weizenproben und 560 Roggenproben eingereicht. Bislang konnten knapp 73 Prozent der Weizen- und 47 % der Roggen-Proben auf verschiedene Qualitätsparameter und auf die Belastung mit Mykotoxinen hin analysiert werden.
Die Bedingungen für die Aussaat des Wintergetreides waren überwiegend günstig und die Bestände durchliefen eine gute Herbst- und Winterentwicklung. Ein kühler und regnerischer Start in den Frühling sorgte in den meisten Regionen für gut gefüllte Bodenwasservorräte. Im Mai und Juni sorgten dann vielerorts Trockenheit und Hitze für Stress und schlechtere Vegetationsbedingungen. Die Winterweizen- und Winterroggen-ernte startete im Juli. In der letzten Juliwoche setzte jedoch fast bundesweit ein sehr regnerisches kühles Wetter ein, welches die Ernte abrupt unterbrach. Die andauernden Niederschläge sorgten vielfach dafür, dass das Getreide ins Lager ging und teilweise auswuchs. Die Ernteunterbrechung hielt bis Mitte August an. Erst dann erlaubte warmes, aber unbeständiges Wetter eine Wiederaufnahme der Ernte. Vielerorts musste diese jedoch aufgrund von Gewitterschauern häufig unterbrochen werden.
Die diesjährige Winterweichweizen-Ernte weist im Durchschnitt aller untersuchten Proben aus dem Bundesgebiet einen Rohproteingehalt von 11,9 % auf (Vorjahr: 11,9 %). Durchschnittliche Rohproteingehalte von 13 % und mehr wurden nur in Thüringen ermittelt. Auffällig sind in diesem Jahr die mittleren Rohproteingehalte in Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, diese liegen mehr als ein Prozent unter dem jeweiligen langjährigen Mittelwert. Der Sedimentationswert, ein indirektes Maß zur Bestimmung der Proteinqualität, liegt mit 36 ml unter dem Niveau des Vorjahreswertes (40 ml).
Insgesamt ist die Klebergüte als gut dehnbar und elastisch einzustufen, der reduzierte Feuchtklebergehalt im Schrot (21,4 %; Vorjahr 23,3 %) kann jedoch die fehlende Proteinmenge nicht kompensieren. Zudem gibt es regional große Schwankungen bei den Qualitäten, abhängig vom Rohproteingehalt und vom Zeitpunkt der Ernte. Wie problematisch die Witterungsbedingungen im August waren, kann indirekt aus dem Qualitätsmerkmal Fallzahl abgeleitet werden. Sie liegt im Mittel bei 273 Sekunden (Vorjahr 355 s). Gut 30 % der diesjährigen Weizenernte erbringt nicht die vom Handel geforderte Mindestfallzahl von 220 s und 16 % erreichen noch nicht einmal eine Fallzahl von 120 s.
Im Norden mehr Regenschäden
Insbesondere in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein hat der Regen erhebliche Schäden in den geernteten Weizenbeständen hinterlassen, hier hatten etwa 70 % aller Proben in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen und 78 % der Proben in Schleswig-Holstein Fallzahlen von unter 220 s.In diesen Bundesländern zeigten vor allem lagernde, teilweise aber auch stehende Bestände deutlichen Auswuchs. Mit 2,84 % hat sich das durchschnittliche Vorkommen von Auswuchs im Bundesgebiet deutlich erhöht (Vorjahr 0,00 %). Auch das Hektolitergewicht zeigt sich in diesem Jahr unterdurchschnittlich (75,7 kg/hl; Vorjahr 78,7 kg/hl). Ebenfalls liegt der Schmachtkornanteil im Mittel mit 0,94 Gewichtsprozent etwas höher als im Jahr 2022.
Witterungsbedingungen beim Roggen
Auch beim Roggen schlagen sich die Witterungsbedingungen während der Ernte unmittelbar nieder, die zuletzt geernteten Bestände zeigen deutliche Qualitätseinbußen durch Lager und Auswuchs. Insgesamt ist die Qualität der diesjährigen Roggenernte mit einem Brotroggenanteil von 73 % als eher mäßig einzuordnen. Die mittleren Fall-zahlen liegen im Durchschnitt bei 211 s (Vorjahr 301 s). Analog dazu weist die Stärkebeschaffenheit geringere Verkleisterungstemperaturen und Amylogrammmaxima (71,0 °C; 1155 AE) auf. Auch das Hektolitergewicht (73,1 kg/hl) hat sich gegenüber dem Vorjahr (76,0 kg/hl) reduziert, der Anteil an Schmachtkorn ist mit 6,9 % gegenüber dem Vorjahr (4,9 %) deutlich angestiegen und wird regional vereinzelt zu Ausbeuteverlusten führen. Übereinstimmend mit dem höheren Schmachtkorn-Anteil und der weniger guten Kornausbildung ist in diesem Jahr der Mineralstoffgehalt im Mittel höher als im Vorjahr (1,77 %; Vorjahr 1,70 %). Demgegenüber ist das Vorkommen von Mutterkornsklerotien (0,01 Gew. %) aufgrund der günstigen klimatischen Bedingungen während der Blüte gegenüber dem Vorjahr (0,14 Gew. %) deutlich erniedrigt, dennoch zeigen 7,6 % der Proben auch in diesem Jahr wieder einen überhöhten Besatz (> 0,05 Gew. %) mit Mutterkornsklerotien.
Keine Grenzwerte überschritten
Die bundesweit trockenen Bedingungen im Frühsommer und während der Blüte des Getreides haben neben geringem Mutterkornvorkommen auch zu niedrigen Gehalten der Fusarientoxine Deoxynivalenol und Zearalenon geführt. Für diese wurden in den bislang untersuchten Weizen- und Roggenproben keine Grenzwerte überschritten.
Der Zwischenbericht des Max Rubner-Instituts zur Besonderen Ernte- und Qualitätsuntersuchung (BBE) kann hier abgerufen werden.