Mit Pflanzenkohle CO2 negativ werden
Zusätzliche Einnahmen dank CO2-Zertifikaten
Mit Pflanzenkohle CO2 negativ werden
Zusätzliche Einnahmen dank CO2-Zertifikaten
Mit Pflanzenkohle CO2 negativ werden
Zusätzliche Einnahmen dank CO2-Zertifikaten
In Würzburg gründete sich 2018 das Cleantech-Startup Circular Carbon. Das Unternehmen plant, entwickelt und betreibt Karbonisierungsanlagen die Biomassereststoffe nicht komplett verbrennen, sondern daraus Pflanzenkohle und Pyrolysegas gewinnen.
In Hamburg hat Circular Carbon bereits die größte Verkohlungsanlage in Deutschland igebaut. Zusammen mit einem dort ansässigen Kakaoproduzenten entstand Dampferzeugung mittels Biomasse aus Kakaoschalen (siehe: www.mühle-mischfutter.de). Eiweiße und Lignocellulose in den Schalen werden im Pyrolyse-Reaktor unter Abschluss von Sauerstoff und bei ca. 600°C aufgebrochen – und in Gas einerseits und Pflanzenkohle andererseits verwandelt. „Pflanzenkohle ist ein Schlüsselelement für einen nachhaltigen Lebenswandel“, sagt Felix Ertl, CEO von Circular Carbon. Mühle + Mischfutter sprach mit dem Unternehmer, ob der Stoff für die Getreideverarbeitung Chancen bietet und helfen kann, klimaneutral zu werden.
M+M: Was benötigen Mühlenbetriebe, wenn sie Pflanzenkohle gewinnen möchten?
Felix Ertl: Eine Karbonisierung findet unter Abschluss von Sauerstoff bei 400-700°C statt. Dadurch entsteht statt Asche Pflanzenkohle und ein Pyrolysegas, was dann in einer Brennkammer sauber verbrannt wird, wodurch Energie zur Dampferzeugung, für Heißwasser oder zur Stromerzeugung frei wird. Es handelt sich also um eine Teilverbrennung der Biomasse, welche wirtschaftlich und technisch Vorteile bringt. Technisch ermöglichen unsere Pyrolyseöfen den Einsatz von Reststoffen, die auch einen sehr niedrigen Ascheerweichungspunkt haben und in der Verbrennung zu Schlacke werden.
Wirtschaftlich bieten sich Vorteile, da die Pflanzenkohle ein wertvolles Produkt für die Landwirtschaft ist und damit zusätzlich CO2-Zertifikate generiert werden können, aufgrund des eingelagerten Kohlenstoffes in der Pflanzenkohle. So bindet eine Tonne Pflanzenkohle nach Abzug aller Emissionen ca. 2 t CO2. Dadurch ist die Produktion von Pflanzenkohle eine Carbon Capture and Storage Technologie. Letztendlich hat man statt Kosten für die Aschenentsorgung zwei zusätzliche Einnahmeströme geschaffen.
M+M: Ab welcher Größenordnung ist der Einsatz sinnvoll? Kommt er für Mühlenbetriebe in der D-A-CH-Region in Frage?
Felix Ertl: Es gibt Hersteller kleinerer Pyrolyseanlagen, die man in Eigenregie betreiben kann, wir haben uns auf größere Anlagentechnik spezialisiert. Es bedarf einen Energiebedarf von mindestens ca. 2-3 MW, was einen Einsatz von ca. 500 kg/h Biomasse entspricht. Unsere Pyrolyseöfen bieten wir in drei Modulgrößen an: 2-3 MW, 10-12 MW und 20-24 MW thermische Energie/ Dampf. Reststoffe oder Biomasse aus Mühlenbetrieben sind für die Pyrolyseöfen besonders interessant. Unsere Anlagen arbeiten mit Kleie, Spelzen, Schalen und Stroh. Besonders interessant ist ein Pyrolyseofen für Mühlenbetriebe wie zum Beispiel Hafermühlen, bei denen Reststoffe wie Haferspelzen entstehen und gleichzeitig ein hoher kontinuierlicher Dampfbedarf vorhanden ist.
M+M: Ist der Einbau Ihrer Anbindungen zur Gewinnung von Pflanzenkohle auch nachträglich möglich? Gibt es gesetzliche Vorgaben oder Richtlinien, die die Zulassung für Mühlenbetriebe erschweren oder verhindern können?
Felix Ertl: Ja der Einbau ist nachträglich möglich. Es bedarf etwas mehr Platz als für die reine Verbrennung von Biomasse, da die Pflanzenkohle im Nachgang verpackt und verladen werden muss. Auf die Zulassung von Mühlenbetrieben hat die Energieversorgungsart keinen direkten Einfluss. Sowohl die Verbrennung von Biomasse als auch die Karbonisierung von Biomasse benötigen eine separate Genehmigung. Um den Genehmigungsprozess kümmert sich Circular Carbon im Rahmen eines Energiecontractings oder unterstützt beim Antrag im Falle eines Verkaufs der Anlage.
M+M: Was kann ein Mühlenbetrieb mit Ihrer Lösung an CO2 einsparen und wie hoch sind die Investitionskosten?
Felix Ertl: Zum einen ist die Energieversorgung aus der Pyrolyseanlage CO2-neutral. Zum anderen bindet die Pflanzenkohle rund die Hälfte des in der Biomasse ursprünglich vorhandenen Kohlenstoffes dauerhaft. Das heißt, dass zur Reduktion durch den Ersatz von fossilen Brennstoffen noch einmal ca. genauso viel CO2 in Form von Pflanzenkohle gebunden wird. Die Investitionskosten sind abhängig von der Größe der Anlage und der Art der benötigten Energie. Man kann aber im Vergleich zur reinen Biomasseverbrennung sagen, dass die Investitionskosten höher sind, und zwar um die zusätzlichen Anlagenteile wie dem Pyrolysereaktor und falls benötigt der Trocknungsanlage für die Biomasse. Höhere Investitionskosten amortisieren sich über die Wertschöpfung der Pflanzenkohle und die damit verbundenen Zertifikate. Nebenbei lässt sich dies auch in einen monetären Vorteil umsetzen, so dass die benötigte Energie im Vergleich zur reinen Verbrennung der Biomasse viel günstiger zu erzeugen ist.
M+M: Beraten Sie auch Mühlenbetreiber? Und wie sähe eine Beratung aus?
Felix Ertl: Circular Carbon kümmert sich um die gesamte Planung eines solchen Projektes. Darüber hinaus bieten wir individuelle Energie-Contracting-Verträge an, mit denen Circular Carbon die Investition und den Betrieb der Anlage übernimmt. Während der Akquise beraten wir, ob und inwiefern ein solches Projekt für einem Mühlenbetrieb Sinn ergibt. Bis zur Ausarbeitung eines gemeinsamen Konzeptes ist unsere Beratung kostenfrei.
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Das Unternehmen will Pflanzenkohle als treibende Kraft der Kreislaufwirtschaft positionieren und sie in verschiedene Märkte integrieren. Dazu produziert Circular Carbon die Pflanzenkohle aus organischen Reststoffen mit hoher Qualität, schafft innovative Lösungen und stellt so das verloren gegangene natürliche Gleichgewicht in landwirtschaftlichen Böden wieder her.