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Mehr Weizen geerntet – Vorjahresniveau überschritten

Getreideernte 2022 in Österreich

Veröffentlicht am: 
5
November
2022
Lesezeit:
0
Min

Mehr Weizen geerntet – Vorjahresniveau überschritten

Getreideernte 2022 in Österreich

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Getreideernte 2022 in Österreich

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Stellten die Ergebnisse der österreichischen Getreideernte vor (v.l.n.r.): Dip.-Ind. Ernst Karpfinger, Dipl.-Ing. Günter Griesmayr und Christian Gessl

Die diesjährige österreichische Getreideproduktion (ohne Mais) wird auf rund 2,9 Mio. t geschätzt und liegt durch Flächenausweitungen und höhere Hektarerträge über dem Vorjahresniveau. Die prognostizierte Gesamtproduktion (mit Mais) wird auch in diesem Jahr 5 Mio. t überschreiten. „Somit ist Österreich weiterhin gut mit dem bedeutenden Grundnahrungsmittel Getreide versorgt“, informiert Günter Griesmayr, Vorstandsvorsitzender der Agrarmarkt Austria (AMA).

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Weichweizen – die bedeutendste Kultur auf den Äckern Österreichs – wurde in diesem Jahr kräftig ausgedehnt (+6965 ha). Gute, trockene Aussaatbedingungen im Herbst 2021 und auch bereits im Herbst 2021 gestiegene Preise führten zur Flächenausdehnung nach einem witterungsbedingten Rückgang 2021 (nasser Herbst 2020). Die diesjährige Roggenfläche umfasst, nach einer geringen Zunahme (+1565 ha), 34 334 ha. Hartweizen legte als bedeutendstes Getreide für die Herstellung von Teigwaren kräftig zu (+19%; +3701 ha). Griesmayr:

„Sämtliche Getreidearten, die vorwiegend in der Lebensmittelerzeugung benötigt werden, wurden vermehrt angebaut, und es konnten größere Erntemengen im Vergleich zum Vorjahr eingefahren werden.“

Getreide: Herbstanbau ersetzt zunehmend Frühjahrsanbau

Der Anbau von Wintergetreide wird seit Jahren zulasten geringerer Sommergetreideflächen ausgeweitet. Hauptgründe hierfür sind die bessere Ausnutzung der Winterfeuchtigkeit mit der deutlich längeren Vegetationszeit vom Herbst bis zum nächsten Sommer und die Umgehung der Sommerhitze. Daher verlor die einst bedeutende Sommergerste (vornehmlich als Braugerste verwendet) erneut kräftig (–19,9%, –6368 ha) und liegt um zwei Drittel (–64,8%) unter der Anbaufläche von vor zehn Jahren. Auch der nahezu ausschließlich als Sommerung angebaute Hafer verlor (–16,7%, –4071 ha) zu 2021. Neben dem – vornehmlich als Winterung angebauten – Weichweizen (+2,9%; +6965 ha) legte auch Wintergerste als besonders klimafittes Getreide zu (+6%; +5474 ha).

Sojabohnenfläche auf Rekordniveau

Die österreichischen Landwirte reagierten 2022 unter anderem auf die stark gestiegenen Düngemittelpreise und weiterhin hohen Sojapreise mit dem vermehrten Anbau von Sojabohnen. Diese kann durch Symbiose mit Knöllchenbakterien den Stickstoff aus der Luft nutzen und benötigt keinen (Stickstoff)-Dünger. Die Sojabohnenfläche wurde zum Vorjahr um 22,7% (+17176 ha) und in den letzten zehn Jahren um 151,6% ausgedehnt. Das aktuelle Flächenausmaß dieser Hülsenfrucht liegt auf einem neuen Rekordniveau in Österreich und nimmt unter den Sojaflächen aller 27 EU-Staaten Platz fünf ein.

Bio-Ackeranteil stabil hoch

Der hohe Bio-Anteil an der Ackerfläche mit 20,4% konnte durch eine Bio-Ackerflächenzunahme um 2 591 ha (+1%) ausgebaut werden. Innerhalb der Bio-Ackerflächen wurden nachfragebedingt Dinkel, Weichweizen, Roggen, Hartweizen und Sojabohnen ausgedehnt, während Sonnenblumen weniger ausgesät wurden. Den größten absoluten Zuwachs verzeichnet Bio-Dinkel (+45,5%; +5803 ha).

Regenfälle im Juni retten Getreideernte

Das Ackerbaujahr begann mit einem trockenen Herbst, wodurch die Aussaat (von vornehmlich im Herbst ausgesätem Weichweizen) problemlos erfolgte. Andererseits fehlte es durch den trockenen Herbst und Winter an der für den Wachstumsstart benötigten Winterfeuchtigkeit. Infolgedessen erfolgte nur eine geringe Bestockung im Frühjahr (Bildung von Seitentrieben), weshalb weniger Ähren pro Quadratmeter als grundlegende Basis für die Ertragsbildung zur Verfügung standen. Der warme Monat Mai führte zu einer raschen Entwicklung, wodurch der Vegetationsrückstand aufgeholt wurde (Monatstemperaturmittel 2022: 18 °C; 2021: 14 °C). Die im Mai normal bis ausreichend vorhandenen Niederschlagsmengen führten zur Ausbildung vieler Körner pro Ähre (Anlage während der Schossphase; 2022: 60 mm Niederschlag; 2021: 76 mm Niederschlag).Die geringe Anzahl an Hitzetagen im Juni wirkte sich in Kombination mit den vierfachen Niederschlagsmengen des Vorjahres positiv auf die Kornfüllung aus, weshalb in diesem Jahr außerordentlich hohe Hektolitergewichte von Weichweizen sowie gute Korngrößensortierungen der Braugerste geerntet wurden (Tage > 30 °C 2022: 5, 2021 8: Niederschlagsmenge Juni 2022: 58 mm, Juni 2021: 13 mm). Die Hitze und Trockenheit im Juli unterstützten eine zügige Ernte ohne große Unterbrechungen. Hagel und andere Unwetterereignisse spielten beim Getreide in diesem Jahr nur lokal eine Rolle.

Hitzewelle und Trockenheit setzen Herbsternte teilweise extrem zu

Für die Kulturen der Herbsternte (Mais, Sojabohne, Sonnenblumen, Zuckerrüben) begann das Jahr 2022 mit einer langsamen Jugendentwicklung durch niedrige Temperaturen im April bis Anfang Mai. Im Laufe der Monate Mai und Juni konnte der Vegetationsrückstand aufgeholt werden. Die Maisbestände wurden in der kritischen Phase der Maisblüte im Juli in weiten Teilen des Maisanbaugebietes von einer Hitzewelle gepaart mit Trockenheit geschädigt, sodass teilweise die Befruchtung beeinträchtigt wurde. Daher ist bereits bis dato in weiten Teilen des östlichen Ackerbaugebietes mit einer mäßigen Maisernte zu rechnen. Auch die Bestände mit Sojabohnen, Sonnenblumen und Zuckerrüben werden von den Hitze- und Trockenphasen bisher unterschiedlich stark in Mitleidenschaft gezogen.Von der Gesamterntesumme von 2,9 Mio. t entfallen 1,8 Mio. t auf Weizen und Roggen. Der Außenhandel im laufenden Wirtschaftsjahr 2022/2023 wird inklusive Mais auf ein Exportvolumen von 1,8 Mio. t geschätzt, die Importe auf 3 Mio. t. „Vor allem die Lieferungen von hochwertigem Premium- und Qualitätsweizen nach Italien bilden die Basis für eine hohe Wertschöpfung im Export. Die Importe Österreichs stammen aus der Überschussregion der Länder Tschechien, Slowakei und Ungarn, während Österreich traditionell die hohen Weizenqualitäten nach Italien absetzt“, informiert Ernst Karpfinger, Vorsitzender des Fachbeirates Getreide der AMA.

Bio-Verarbeitung

Der Bio-Anteil an der Gesamtgetreideproduktion beträgt in diesem Jahr 9,3%, der Bio-Anteil an der Verarbeitung 7% und der Bio-Anteil an den Lagerbeständen 13,3%. Die Lagerbestände für Bio-Getreide sind geringer als im Vorjahr. Der Bio-Anteil an der Gesamtgetreidevermahlung beträgt aktuell (2021/2022) 12,5%, während im Vorjahr 11,5% der Mehlproduktion auf Basis von Bio-Getreide durchgeführt wurde. In der österreichischen Mischfutterproduktion konnte der hohe Bio-Anteil von 11,4% aus dem Vorjahr gehalten werden. In der industriellen Verarbeitung (Stärke, Zitronensäure) werden 3,7% Bio-Getreide eingesetzt (2021: 3,9%).

Österreichische Getreidepreise steigen

Die Vermarktungssaison der Ernte 2022 startet auf einem höheren Niveau als vor einem Jahr. Qualitätsweizen wird an der Wiener Produktenbörse (KW 31) um 61% höher bewertet, Mahlweizen verteuerte sich um 59%. Hartweizen ist aktuell um 14% teurer als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr. Futtergerste ist mit einem Anstieg von +62% zwar teurer, aber durch Erntedruck um –22% unter dem Niveau der alten Ernte im März 2022. Karpfinger dazu:

„Auch in Österreich sind neben dem Preisanstieg von Getreide die Betriebsmittel aufgrund der internationalen Entwicklungen deutlich gestiegen.“

Düngemittelpreise verdreifacht

Die Stickstoffdüngemittelpreise (Kalkammonsalpeter +262%, Harnstoff +195%) liegen aktuell auf dem verdreifachten Niveau zum Vorjahreszeitpunkt. Der Anstieg erfolgte teilweise bereits im Herbst/Winter 2021 durch die schon damals massiv gestiegenen Gaspreise und wurde durch den Ukraine-Krieg verstärkt. Einerseits verteuerte der Anstieg der Gaspreise die Herstellung von Stickstoffdüngemitteln, andererseits stiegen die Preise für phosphor- und kaliumhaltige Düngemittel, welche im großen Ausmaß in der Ukraine, in Russland und Weißrussland hergestellt werden.

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