Getreide
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MEHL.MACHT.LEBEN.

Das MehlWelten Museum in Wittenburg/Mecklenburg

Veröffentlicht am: 
6
January
2024
Lesezeit:
0
Min

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Das MehlWelten Museum in Wittenburg/Mecklenburg

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6
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Das MehlWelten Museum in Wittenburg/Mecklenburg

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6
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Das MehlWelten Museum in Wittenburg/Mecklenburg

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Das MehlWelten Museum in Wittenburg/Mecklenburg

Getreide
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Veröffentlicht am: 
6
January
2024
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0
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Bild von: 
Thorsten Scherz
MehlWelten Museum

MEHL. MACHT. LEBEN. ist der Leitgedanke einer Museumskonzeption im mecklenburgischen Wittenburg, dem MehlWelten Museum. Präsentiert wird die Geschichte und essentielle Bedeutung des Mehles vom altrömischen Reibstein bis zur heutigen Industriemühle.

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Ohne Weizen und die daraus ermahlenen Mehle gibt es kein ägyptisches Fladenbrot und kein französisches Croissant, kein indisches Naanbrot und keine argentinischen Empanadas. Und auch kein deutsches Frühstücksbrötchen.

Ötzi-Zimmer in der 2. Etage des Museums (Foto: Thorsten Scherz).

Aus Getreide Mahlprodukte herzustellen begleitet menschliches Leben seit Jahrhunderten überall auf der Welt. Ohne Müllerei keine Brotkultur – das Vaterunser müsste umgeschrieben werden…

Die Müllerei gilt als eine der ältesten handwerklichen Tätigkeiten der Menschheit. Schon vor 20.000 Jahren wurden Gräsersamen auf Reibsteinen vermahlen, seit 300 Jahren vor Christus kennt man Drehmühlen, bei denen ein geriffelter Läuferstein auf einem Bodenstein bewegt wird, zunächst von Hand, später in größerem Maßstab auch von mehreren Menschen oder Tieren. Man kennt Rossmühlen und die in den allgemeinen Wortschatz übernommenen Tretmühlen. Zirka seit Christi Geburt kommen Wassermühlen dazu und ab dem 12. Jahrhundert werden Windmühlen erwähnt.

In der Sackothek im 1. Stock sind alle Mehlsäcke hinter Glas archiviert (Foto: Henning Angerer).

Der Müller ist Mittler zwischen Bauer und Bäcker, zwischen Getreide und Brot. Müller zu sein ist von jeher ein besonderer Beruf, dem große Achtung und Wertschätzung entgegengebracht wird. Er darf sonn- und feiertags arbeiten, ist vom Kriegsdienst befreit und kann sich, der Legende des Müllers von Sanssouci nach, sogar einem König entgegenstellen. Mühlenstandorte gibt es immer dort, wo Wasser oder Windkraft genutzt werden können, oft weit entfernt von Siedlungen. Als Beherrscher der komplizierten und schwer durchschaubaren Mühlentechnik gelten Müller ihren Zeitgenossen oft als eigenbrötlerisch, unheimlich und auch wenig vertrauenswürdig. Immer meint der Bauer für sein Getreide zu wenig Mehl bekommen zu haben.

Ein Kunstwerk aus geknüpften Fäden, das Bildnis der Demeter im 1. Stock (Foto: Henning Angerer).

Die Bibel nennt 66mal den Begriff Mehl. 1. Samuel 28.24 und Matthäus 13.33 sind Bibelstellen, die Mehl für ungesäuerte Brote und Mehl zur Anfrischung von Sauerteig erwähnen. Unter `Recht der Schwachen und Armen` findet man in 5. Mose 24.6: „Du sollst nicht zum Pfande nehmen den unteren und oberen Mühlstein; denn damit hättest du das Leben zum Pfand genommen“. Und viele der Gleichnisse Jesu nehmen unmittelbaren Bezug auf Weizen. Wie oft wird in unserem Sprachgebrauch die Spreu vom Weizen getrennt (Lukas 3.17)?

Ein Lieblingsstück ist dieser Mehlsack aus Venezuela

 

Im Besitz von Getreide, Mehl und Brot zu sein bedeutet in der Geschichte, immer auch Macht ausüben zu können.

MEHL. MACHT. LEBEN. ist daher der Leitgedanke einer Museumskonzeption im mecklenburgischen Wittenburg, dem MehlWelten Museum. Präsentiert wird die Geschichte und essentielle Bedeutung des Mehles vom altrömischen Reibstein bis zur heutigen Industriemühle. Ausgangspunkt für das Museum ist 1998 ein Zufallsfund am Strand von Dubai: Der Unternehmer Volkmar Wywiol findet einen angespülten Mehlsack eines seiner Geschäftspartner.

Mit diesen Exemplaren begann die Sammlung von Volkmar Wywiol.

Länger schon fasziniert von der Vielfalt und dem Bedeutungsreichtum der auf Mehlsäcken platzierten Motive reift der Gedanke, Säcke aus aller Welt zusammenzutragen. Schnell wird deutlich, dass ein Mehlsack nicht nur Verpackungsmaterial ist, sondern sich die Gestaltungsmotive als beredte Zeugnisse der hohen Bedeutung von Mehl in allen Regionen der Welt dechiffrieren lassen.  Ein bisher unbeackertes Stück Kulturgeschichte wird von Volkmar Wywiol betreten.

Herzstück seines bereits 2008 im ehemaligen Amtsgerichtsgebäude der Stadt Wittenburg eröffneten Museums wird die nach Ländern geordnete „Sackothek“, heute bestückt mit 3.400 Mehlsäcken aus 130 Ländern! Kuratorin Angela Jannelli wird langfristig mit der Aufgabe betraut, die vielfältigen auf Mehlsäcken auftauchenden Motive kulturwissenschaftlich zu untersuchen und sie nach ihrer jeweiligen Symbolik zu kategorisieren. Drei große Symbolgruppen schälen sich heraus: Sonnen- und Herrschaftssymbole, Fortschrittssymbole und das Themenfeld Mahlen und Backen.

Der Symbolraum (Foto: Henning Angerer).

Die Sonne als lebenspendende Kraft und Getreide als Lebensgrundlage der Menschheit verschmelzen symbolisch auf Sackmotiven aus den Philippinen, aus Ungarn, Frankreich, und Deutschland.

Adler, Löwen und Hähne als Herrschaftssinnbilder symbolisieren  Macht, Würde und Kraft in Guatemala, Honduras, und Togo.

Aber auch die Reinheit des Mehles wird über Symbole besonders herausgestellt. Weißmehl gilt von jeher als makellos rein und macht die Herstellung spezieller Gebäcke erst möglich. Entsprechende Produktnamen und Motive nehmen Bezug auf Schnee und Winter, auf Polarlandschaften, Diamanten und auch Schneewittchen darf nicht fehlen.

Ein Mehlsack für Hartweizen

Kraftsymbole wie kettensprengende Männer und kräftemessende Ringer spielen in Venezuela, El Salvador und Spanien eine Rolle. Aber auch Symbole des Fortschritts wie Raketen, Lokomotiven, Fernseher und Computer sind auf Mehlsäcken z.B. aus Myanmar und Indien präsent. Und in Malaysia tauchen sogar Abbildungen von Panzern auf. Geistliche Kräfte werden in Ländern wie Guatemala und Spanien mit Mehl verknüpft: Katholische Heilige und verehrte Jungfrauen stehen für starken und reinen Glauben und die zuverlässige Qualität des Produktes.

Ein Mehlsack von 1968

Darüber hinaus werden in der Bilderwelt Tiermotive verwendet. In den verschiedenen Regionen der Welt verortete Geschöpfe schmücken besonders aufwändig gestaltete Mehlsäcke: Kamele aus Marokko, Pelikane aus Kamerun, Pfauen aus Nigeria, Hirsche aus Polen, Seepferdchen aus Myanmar, Nashörner aus dem Sudan, aber auch Löwen, Elefanten, Bären, Pferde und Schmetterlinge dienen als Vorlagen.

Deutsche Produkte kommen weniger spektakulär daher. Es dominieren Windmühlen aller Art, Diamanten, die Göttin der Morgenröte Aurora mit dem Sonnenstern, und als Qualitätsgarant der Bremer Roland. Neben der kulturwissenschaftlichen Ausleuchtung der Gestaltungsmotive auf Mehlsäcken ist es auch Anspruch des MehlWelten Museums zu vermitteln, dass Getreide, Mehl und Brot untrennbar mit der Entwicklung der Menschheit, ihrer Kultur, ihrer Religionen und ihrer wirtschaftlichen Verflechtungen verbunden sind. Weizen, vor ca. 10.000 Jahren kultiviert, stellt heute schließlich die Nahrungsgrundlage für ein Drittel der Weltbevölkerung dar – 320 Mio t Weizenmehl werden jährlich für die menschliche Ernährung erzeugt.

Kurzweilig und interessant wird der Museumsrundgang auch durch Kunstobjekte mit Bezug auf Getreide und Müllerei wie z.B. das aus mehr als 10.000 Fadenknoten bestehende Bildnis der griechischen Göttin Demeter, geschaffen von der Berliner Künstlerin Kathinka Willinek. Aber auch zeitgeschichtliche Sack-Fundstücke trifft der Besucher an: Ein originaler Mehlsack mit amerikanischer Flagge erinnert an die in den Jahren 1948/49 322 Tage lang bestehende Berliner Luftbrücke zur Versorgung der Westberliner Bevölkerung.

Ein Highlight des Museums ist die Replik des Gletschermannes Ötzi, einer Dauerleihgabe des Südtiroler Archäologiemuseums. 5.300 Jahre alt ist die 1991 in den Ötztaler Alpen entdeckte Mumie. In ihrem Mantelsaum befanden sich zwei Ur-Getreidekörner und eine Untersuchung des Magen- und Darminhalts Ötzis erbrachte den Nachweis, dass schon zu seiner Lebenszeit Getreideprodukte verzehrt wurden.

Die Statue von Ötzi im 1. Stock erinnert an die Ursprünge des Getreides (Foto: Thorsten Scherz)

Besonders eindrucksvoll ist der Themenraum Getreide, Mehl und Brot in den Religionen. Ihre Bedeutung für das Judentum, das Christentum und den Islam ist videotechnisch künstlerisch und verständlich aufbereitet und wird so dem Besucher unmittelbar deutlich. Die Bedeutung des Getreides im alten Ägypten unterstreicht die Präsentation einer originalen ägyptischen Kornmumie. Seit kurzem rundet ein müllereitechnisch ausgestatteter Raum die bis dahin gesammelten Eindrücke ab: Der Besucher kann einzelne Schritte der Herstellung von Mehlen anschaulich nachvollziehen und so entsteht fast zwangsläufig Wertschätzung gegenüber dem Grundnahrungsmittel Mehl wie man ihm im Supermarktregal so oft gegenübersteht.  

Der Mahlraum mit den drei Prozessen, die zur Mehlherstellung unabdingbar sind.

Auch der seit einigen Jahren etablierte Welt-Mehltag spricht für die hohe Wertschätzung des Mehles als weltweites Grundnahrungsmittel. Datiert ist er auf den 20. März eines jeden Jahres in der Mitte der Sonnenwende. Auf der nördlichen Halbkugel werden die Äcker vorbereitet und die Aussaat beginnt. Die südliche Hemisphäre beginnt mit den Erntearbeiten. Hoffnung und Dankbarkeit treffen aufeinander.

In der Sackothek hängt das Bild der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter (Foto: Henning Angerer).

Die Wittenburger MehlWelten sind eine Hommage an die weltweit tätigen Müller. Sie machen ihre Besucher aber nicht nur mit der Welt von Getreide, Mehl und Brot vertraut, sie rufen in Erinnerung, dass das Essentielle menschlichen Lebens seine Nahrungsgrundlagen, ein für deren Erhaltung erforderliches friedliches Miteinander der Völker und Nationen und die Akzeptanz unterschiedlicher Kulturen und Religionen sind.

MehlWelten Museum Wittenburg, Amtsberg 2, 19243 Wittenburg

Wittenburg liegt direkt an der A24 Berlin - Hamburg

Öffnungszeiten

Ganzjährig:

jeden Sonntag von 12:00 Uhr bis 17:00 Uhr

Von März bis Oktober:

zusätzlich jeden 1. und 3. Samstag von 12:00 Uhr bis 17:00 Uhr

Auf Anfrage gern auch Sonderführungen.

www.mehlwelten.de

„Wer zuerst kommt, mahlt zuerst!“

Der weiße Raum (Foto: Henning Angerer).
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