Impulse für die Mühlenwirtschaft
Besucherrekord bei Müllerei-Fachtagung in Volkach 2023
Impulse für die Mühlenwirtschaft
Besucherrekord bei Müllerei-Fachtagung in Volkach 2023
Impulse für die Mühlenwirtschaft
Besucherrekord bei Müllerei-Fachtagung in Volkach 2023
Impulse für die Mühlenwirtschaft
Besucherrekord bei Müllerei-Fachtagung in Volkach 2023
Die 48. Volkacher Herbstfachtagung war ein voller Erfolg. Dr. Josef Rampl und seine Kollegen von der Geschäftsstelle des Bayerischen Müllerbunds freuten sich über einen Besucherrekord. 290 Gäste und 30 Aussteller kamen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Polen zu der Veranstaltung an der Mainschleife.
Vom 26. bis 28. Oktober 2023 konnten die Teilnehmer aus der Müllereibranche in dicht gedrängter Atmosphäre auf den Gängen, im Ausstellerzelt und in den Pausen Netzwerken, Fachsimpeln und ganz viele Wiedersehen genießen. Hauptanziehungspunkt waren auch diesmal die Fachvorträge im großen Saal. Sie gliederten sich in die vier Themenschwerpunkte Märkte, Nachhaltigkeit, Qualität und Technik. Vor allem die Preisentwicklungen und unsicheren Getreidemärkte interessierten, ebenso wie Möglichkeiten, den eigenen Betrieb noch nachhaltiger aufzustellen sowie Trends bei Getreidequalitäten bis hin zu technischen Innovationen.
Wie ein roter Faden zogen sich die Herausforderungen vor denen Müller, Landwirte und Bäcker aktuell stehen, durch die Referate. Vor allem ein in der Logik oft nicht nachvollziehbares und ständig anwachsendes Regelwerk macht den Alltag in den Mühlen und die Verhandlungen mit Zulieferern und Kunden schwerer und unerfreulicher.
Rudolf Sagberger, Vorstandsvorsitzender des Bayerischen Müllerbundes e.V., eröffnete am Donnerstagnachmittag die Tagung. Er sorgt sich über die im Durchschnitt gesunkenen Proteingehalte. Aufgrund der EU-Düngeverordnung liegen die deutschen Werte jetzt hinter denen des Getreides aus dem Baltikum. Zusätzlich geben immer mehr heimische Betriebe auf und die Anbaufläche hat sich um 30 000 ha reduziert. Die politischen Entscheider in Deutschland und der EU, müssen dringend die gesetzlichen Rahmenbedingungen so gestalten, dass es auch in schwierigen Erntejahren möglich bleibt, Getreide aller Qualitätsstufen herzustellen.
Grenzwerte als Herausforderung.
Der erste Themenblock umfasste die Referate zu Getreidequalitäten und Qualitätsmanagement. Martin Unterschütz, Leiter Getreide bei der BayWa AG gab eine Einschätzung zu Versorgungslage mit Brot- und Qualitätsgetreide. Er sieht die größten Herausforderungen beim Transport von Rohstoff über größere Distanzen. So könnte Getreide aus dem Baltikum immer wichtiger für proteinreiche Mehle werden. Probleme sieht er bei der Versorgungslage mit Qualitätsweizen in der EU für die Mühlen nicht. „Wir müssen uns einstellen auf Weizen mit niedrigeren Qualitäten“, zieht Rudolf Sagberger sein Fazit.
Anschließend referierte Uwe Langenhan von der Erzeugergemeinschaft aus Sicht der Thüringer Landwirte, für die volatile Getreidemärkte das neue Normal seien. Sein Tipp an die Zuhörer war es, die Ware vor der Ernte zu vermarkten. Er sieht auch in Thüringen das Problem, dass Landwirte aufgeben oder müde sind, aufgrund der wachsenden Bürokratie. Nach der Pause gab Jürgen Zankl vom Bioland e.V. einen Überblick über die Biomärkte. Die Preise sind seit Mai 2023 wieder angezogen und er rechnet mit einer Erholung in der nächsten Zeit, da der Lebensmittelhandel auf deutsche Herkunft setzt und der Staat zusätzlich das Angebot mit seinem Ziel „30% Bio“ unterstützt. Die Erreichung des Ziels mit den aktuellen Anbaubedingungen sieht er sportlich. Dazu seien mehr staatliche Anstöße notwendig. Als Abschluss des ersten Tages sprach Dr. Wolfgang Preißinger von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft über das Potential von Kleie, die viel mehr als nur ein Faserfuttermittel ist.
Am Freitag begannen die Vorträge über Nachhaltigkeit und Wirtschaft. Dietmar Heinemann von Bühler erklärte detailliert, wie der CO2-Fußabdruck in der Müllerei berechnet, verstanden und reduziert werden kann. Das optimaler Rohrbau Energie einsparen kann zeigte Edwin Priewasser von der Firma Sallhofer am Beispiel der Haberfellner Mühle. Der Familienbetrieb SB-Konzept stellte ein Fakturierungs- und Managementprogramm für Handwerksmühlen vor und Andreas Hummel berichtete über Advactory und die Digitalisierung des Qualitätsmanagement.
Dr. Jens Begemann vom Max-Rubner-Institut und Dr. Robert Aberham berichteten über die Mengen, Qualitäten und die Behandlung der Mehle der diesjährigen Ernte. Dr. Christian Kummer und Romana Ruth von der Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung aus Wien erklärten anhand ihrer Forschungsergebnisse, wie man mit den reduzierten Grenzwerten für Mutterkorn ab 2024 umgehen kann. Management-Themen für Führungskräfte wurden von Dr. Peri Kholghi zur Stressvermeidung und Dr. Alexander Hoeppel zur Psychologie des Verhandelns sehr anschaulich und nachvollziehbar vorgetragen.
Qualitätssicherung
Ulf Müller, Geschäftsleiter Qualitätssicherung/Qualitätsmanagement bei GoodMills Deutschland zeigte die wachsende Herausforderung für die Mühlenbetriebe im Qualitätsmanagement auf. Sein Vortrag unterlegt mit anschaulichen Grafiken beschrieb seine tägliche Praxis und machte den Zuhörern eindringlich deutlich, was die Mühlen für ihr Qualitätsmanagement in Zukunft noch zusätzlich leisten müssen. Sabine Kemper von Mühle+Mischfutter berichtete über „The dark side of Grain“, eine fragwürdige Kampagne vom Verein Foodwatch und wie die Redaktion dagegen vorgegangen ist (Posts in LinkedIn, Rainer Miserre, Mühle+Mischfutter, Seite 10, Ausgabe 20/2023). Ihre Empfehlung ist es, dass Verbände und Unternehmen die direkt geschädigt sind, stärker gegen diese Art der Berichterstattung vorgehen.
Nach dem abendlichen Besuch im Weinkeller der Residenz Würzburg startete am nächsten Morgen der Themenblock Müllereitechnik. Stefan Schmitz, von Swisca begann mit den Vorteilen einer schneckenlosen Getreidenetzung, die 90% weniger Energie verbrauchen soll. Über den Mühlenneubau der Schmalhofer Mühle berichteten Andreas Müller von Bühler sehr anschaulich mit vielen Fotos und Schaubildern (Den M+M-Report zum Neubau mit den Grafiken des Vortrages finden Sie auf www.mühle-mischfutter.de). Franz Schmid gab im Anschluss zusammen mit Johann Priemeier interessante Einblicke in Planung und Bau der Antersdorfer Mühle (Mühle+Mischfutter, Seite 12, Ausgabe 9/2023). Christian Rückert zeigte die Vielfalt des Anlagenbaus für Müllerei und Spezialanlagen, Rolf Nagel von FD Waagenbau den neuesten Stand der Wägetechnik in der Mühle und Jan Gausepohl von FoodExperts neue Wege der Personalsuche und -qualifizierung.
„Die Müllerei-Fachtagung war auch in diesem Jahr sehr informativ und unterhaltsam! Das gesellschaftliche Rahmenprogramm sowie die Themenblöcke waren sehr abwechslungsreich. Allerdings hätte ich mir im CO2-Rahmenprogramm einen Zusatzthemenblock über die LKW-Maut gewünscht. Dadurch, dass die Einführung unmittelbar bevorsteht, wäre eine Diskussion hier wünschenswert gewesen. Die gesamte Branche muss hier eine gemeinsame Lösung finden! Besonders der persönliche Austausch steht allerdings für mich immer im Mittelpunkt. Volkach bietet hier eine großartige Möglichkeit über aktuelle Themen zu diskutieren und sich darüber auszutauschen.“ Isabel Vogt, Vogtmühle Illertissen.
„Für mich ist es hier sehr familiär, wir sind eine relativ kleine Mühle und hier sind ähnlich große Mühlen. Es ist egal, ob man groß oder klein ist, alle werden gleich berücksichtigt. Wenn wir ein Anliegen haben, können wir Dr. Josef Rampl ansprechen und wenn es für viele relevant ist und den Müllern etwas bringt, organisiert er einen Vortag dazu. Am heutigen Tag fand ich die Vorstellung des SB-Konzepts interessant, da für kleine Betriebe die großen Anbieter vom Kosten-Nutzen Verhältnis oft nicht so passen.“ Thorsten Eiling, Biomühle Eiling
„Volkach ist ein wertvolles Treffen der Müllerfamilie mit interessanten Vortragsthemen und guten Gesprächen. Der Termin der Fachtagung ist ein fester Bestand in meinem Kalender – man trifft oft Müllerkollegen, die man nur hier in Volkach trifft und sich darauf freut.“ Anke Dege, Getreidemühle Erich Sack.
„Herzlichen Glückwunsch dem Bayerischen Müllerbund zu der gelungenen, tollen Tagung sage ich als Vorstand des Mitteldeutschen Müllerbundes. Für die vielen Informationen, Eindrücke und Anregungen aus den Vorträgen und für die guten Gespräche untereinander danke ich gerne persönlich. Es war eine gute Zeit hier an der Mainschleife. Bis zur nächsten Tagung in Volkach wünsche ich Glück zu.“ Dr. Thomas Rolle, Geschäftsführer C.F. Rolle GmbH Mühle.