Soja mit und ohne Gentechnik auf einer Anlage
ADM erweitert Werk in Mainz
Soja mit und ohne Gentechnik auf einer Anlage
ADM erweitert Werk in Mainz
Soja mit und ohne Gentechnik auf einer Anlage
ADM erweitert Werk in Mainz
Soja mit und ohne Gentechnik auf einer Anlage
ADM erweitert Werk in Mainz
Die Archer Daniels Midland Company (ADM) ist ein führender Nahrungsmittel- und Agrarkonzern. In Mainz verarbeitet eine neue Anlage seit Mai dieses Jahres gentechnikfreie Sojabohnen. Wie das im gemeinsamen Betreib mit genetisch verändertem Soja umgesetzt werden kann, fragten wir den zuständigen General Manager René van der Poel.
ADM hat weltweit über 270 Produktionsstätten, in denen Getreide und Ölsaaten verarbeitet werden für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie sowie für Industrieprodukte und Futtermittel. In der Stadt Rolle am Nordufer des Genfer Sees liegt die Europazentrale von ADM. In Deutschland betreibt das Unternehmen eine Ölmühle in Mainz, das Ölwerk Spyck in Kleve sowie eine Ölsaatenverarbeitung in Straubing. Biodieselwerke in Hamburg, Leer und Mainz runden das Portfolio ab.
Im Mai 2024 stellte ADM seine neu gebaute Verarbeitungslinie für Non-GMO-Soja in seiner Ölsaatenverarbeitungsanlage in Mainz vor. Zu der Gesamtkapazität gibt der Konzern keine Zahlen bekannt. Mit der Investition von mehreren Millionen Euro werden nun Sojaprodukte ohne Gentechnik am Rheinufer hergestellt. Mühle + Mischfutter sprach mit René van der Poel, General Manager von ADM Straubing und Keynote Speaker für ADMs Strategie und Sojaverarbeitung. Der Manager ist im Vorstand des Verbands der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) sowie im Präsidium von Donau Soja.
M+M: Bisher hat Ihre Mühle in Mainz gentechnisch verändertes Soja verarbeitet, vor allem für die Tierfutterindustrie. Weshalb jetzt diese große Investition in die Verarbeitung von gentechnikfreiem Soja?
René van der Poel: Wir gehen von einer steigenden Nachfrage aus nach Produkten aus gentechnikfreiem Soja aus regionalem Anbau mit rückverfolgbarem Anbau und möchten mit der neuen, modernen Verarbeitungsanlage und der damit verbundenen Erweiterung unserer Kapazitäten in Mainz die wachsende Bedeutung dieses Segments unterstreichen. Mit dieser Erweiterung können wir eine breite Palette von Produkten herstellen, darunter Sojaöl für verschiedene Industriezweige, Sojaschrot für Lebensmittel, Futtermittel und Getränke. Die Verarbeitung von gentechnikfreiem Soja ist ein wichtiger Teil unserer Wachstumsstrategie und wir möchten örtlichen Landwirten Anreize bieten, gentechnikfreie Sojabohnen anzubauen und Soja in die Fruchtfolge zu integrieren.
M+M: Sie verarbeiten am Standort in Mainz nun gentechnisch verändertes Soja und gentechnikfreies Soja auf einer Anlage. Wie kann das funktionieren? Haben Sie keine Bedenken wegen möglicher Verunreinigungen?
René van der Poel: Wir switchen auch an anderen Standorten von einem Produkt auf das andere. Und ich denke, das ist eine unserer Stärken, dass wir mehrere Produkte verarbeiten können. Zum Beispiel in unserem Werk in Straubing verarbeiten wir Raps und anschließend Soja. Und niemand möchte schwarzen Raps im Sojaschrot haben. Es ist das Gleiche, was wir in unserem Werk in Mainz tun. Wir haben immer herkömmliches Soja verarbeitet und dann nachgedacht, wie wir effizient Kapazität für gentechnikfreies Soja bereitstellen können.
Wir haben in Technologie zur sauberen Schälung der Bohne investiert, um die richtige Qualität produzieren zu können. Vor allem aber haben wir aber viel für die Trennung der beiden Warenströme ausgegeben. Wir haben neue Silos gebaut und die Förderwege sind komplett getrennt, so dass wir sauber die Trennung zwischen GVO-Soja und genfreiem Soja hinbekommen. Wenn wir von dem einen Produkt auf das andere gentechnikfreie umstellen, wird die Anlage heruntergefahren und wir lassen sie leerlaufen. Die Spülcharge wird nicht vernichtet, sondern kommt zum gentechnisch verändertem Soja. Vom Neustart der Anlage braucht der Prozess ungefähr 56 Stunden von der ersten gentechnikfreien Bohne, die in die Anlage reingeht, bis sie am Ende verarbeitet wieder herauskommt.
M+M: Dann erfolgt die Trennung in den Silos und im Transport?
René van der Poel: Genau. Wir haben für den Transport des gentechnikfreien Sojas, welches per Zug oder Lkw angeliefert wird, eine eigene Annahme. Herkömmliches Soja wird bei uns nur mit Schiffen geliefert. Das Soja aus Übersee wird meistens über Rotterdam importiert.
M+M: Ihr Unternehmen hat in seiner Pressemitteilung zur Eröffnung der neuen Verarbeitung in Mainz von einer Millioneninvestition gesprochen. Können Sie uns hier genaue Summen und Hersteller nennen, beispielsweise für die Silos oder die Schälung?
René van der Poel: Auch wenn ich keine Zahlen nenne, werden Ihre Leser sehr wohl den Umfang der Ausgaben einschätzen können. In unserem Werk in Mainz haben wir eine besondere Situation mit seiner Lage direkt am Rhein. Der Bau der 40 Meter hohen Betonsilos war sowohl von der Statik als auch von der Logistik her eine Herausforderung. Auch bei der Erneuerung der kompletten Schälung haben wir mit bekannten Firmen zusammengearbeitet. Ich möchte keine Namen nennen, damit unsere Konkurrenz keine Rückschlüsse auf unsere Technologie bekommt und darauf, wie unsere Prozesse sind.
M+M: Welchen Umfang hat die Verarbeitung von gentechnisch verändertem Soja und von gentechnikfreiem Soja?
René van der Poel: Je nach Bedarf und Verfügbarkeit von gentechnikfreien Sojabohnen können wir ohne weiteres mehr verarbeiten zu Lasten von herkömmlichen Bohnen. Damit können wir mitwachsen mit dem Markt. Am Ende möchten wir hundert Prozent gentechnikfreies Soja verarbeiten. Das ist langfristig das Ziel. Ob wir das jemals erreichen, das ist eine andere Frage. Wir peilen in den ersten Jahren zwischen 10 und 20% der Verarbeitung ohne Gentechnik zu erreichen. Dazu möchten wir in fast jedem Monat immer gentechnikfreie Produkte verfügbar haben. Das ist für den Markteintritt wichtig, dass Kunden wissen, wir haben Sojaprodukte ohne Gentechnik verfügbar. Nur so können sie die Futtermittel und auch deren Logistik anpassen.
M+M: Bleiben Tierfutterhersteller Ihre Hauptkunden oder werden Sie vermehrt die Lebensmittelindustrie ansprechen?
René van der Poel: Unsere Hauptkunden finden wir weiterhin in der Tierfutterindustrie. Für Kunden der Lebensmittelindustrie haben wir unser Werk in Serbien, das Sojaprotein herstellt. Wir haben das Werk Ende 2021 erworben und dort verarbeiteten wir auch gentechnikfreies Soja für den Bereich der Humanernährung. Dort produzieren wir auch Proteinalternativen für Fleischersatz.
M+M: Wie motivieren Sie Landwirte für den Sojaanbau? Haben Sie einen Vertrieb und kooperieren Sie mit Landwirten?
René van der Poel: Nein, wir haben keinen Vertrieb oder Mitarbeiter, die Landwirte besuchen. Wir kaufen vom Landhandel oder von Genossenschaften. Unsere Strategie geht über den Preis. Wir bieten jeden Tag einen Preis, sodass der Landwirt selbst entscheidet, ob sich der Anbau lohnt. Unsere Preisinformationen geben wir jeden Tag heraus und wir veröffentlichen jetzt schon die Preise für die neue Ernte. Es ist uns wichtig, dass wir die Landwirte in der Lage versetzen, eine richtige Entscheidung zu treffen. Laut meinen Informationen sind unsere Vorgaben für dieses Jahr gut angenommen worden, wir hören fast europaweit von einem Anstieg von bis zu 10% der Anbaufläche. Wie die tatsächlichen Zahlen am Jahresende sind, wissen wir noch nicht. Wir hören aber, dass die Saatgutunternehmen sehr gut Saatgut verkauft haben.
M+M: Hat bei Ihrer Entscheidung mehr gentechnikfreies Soja in Europa zu verarbeiten auch die Entwaldungsrichtlinie eine Rolle gespielt?
René van der Poel: Zum Zeitpunkt, als wir uns entschieden haben, die Investition und dieses Projekt umzusetzen, war die Richtlinie noch kein Thema. Aber wir wussten, dass etwas kommen würde. Aber erst seit dem Juni des letzten Jahres wissen wir, dass diese Richtlinie kommen könnte. Und ja, natürlich sind unsere Entscheidungen beeinflusst von dem, was wir in Nord-, Südamerika und in Europa an Entwicklungen sehen. Mit der neuen Anlage sind wir passend aufgestellt für die neuen Herausforderungen. Aktuell bereiten wir uns darauf vor, dass die Richtlinie implementiert wird. Wenn die politische Entscheidung irgendwann fällt, dann möchten wir bereit sein, weiterhin Ware zur Verfügung zu stellen gemäß den Verordnungen.