Mühlentradition trifft Verpackungsinnovation
Die Erfolgsgeschichte der Frießinger Mühle
Mühlentradition trifft Verpackungsinnovation
Die Erfolgsgeschichte der Frießinger Mühle
Mühlentradition trifft Verpackungsinnovation
Die Erfolgsgeschichte der Frießinger Mühle
In einer idyllischen Landschaft steht die Frießinger Mühle. Vor der malerischen Kulisse von Bad Wimpfen am Neckar ragt der größte Verpacker Europas empor. Über Jahre hinweg hat Familie Frießinger die Mühle strategisch für die Zukunft aufgestellt.
Den Mühlenbetrieb gründet 1859 Johann Jakob Frießinger und bis heute ist er in Familienhand. Nach einem Großbrand verlagert die Getreidemühle 1987 ihren Standort an das Neckarufer bei Bad Wimpfen und nimmt nach nur sechs Monaten Bauzeit ihren Betrieb als eine vollautomatische Mühle auf. Aber die folgende Zeit wird nicht einfach.
Vor der Jahrtausendwende erleben Willi Frießinger und seine Frau, die die Mühle in der 5. Generation mitführen, ein besonders hartes Jahr. Sie arbeiten mit Unterstützung des Seniorchefs Wilhelm rund um die Uhr ohne Urlaub und Ruhetage und dennoch ist am Ende der Ertrag zu gering. Zeit für einen Kassensturz und die Erkenntnis, dass sich etwas ändern muss, damit der Familienbetrieb zukunftsfähig wird. Zudem möchte das Ehepaar seinen Kindern später einmal einen gut geführten Betrieb übergeben.
Mit dem Verpacken hat Willi Frießinger gute Erfahrungen gemacht und er überlegt, welche Produkte und Dienstleitungen sein Betrieb noch anbieten kann. Für seinen Sohn Willi Erich Frießinger ist dies ein wichtiger Wendepunkt in der Geschichte des Unternehmens: „Entscheidend war damals sicher, dass mein Vater ganz klar die Strukturen analysiert und geschaut hat, was zu den Möglichkeiten der Mühle am besten passt. Daraus hat er eine Vision entwickelt und umgesetzt.“ Zur Erfolgsformel seines Vaters werden Backmischungen. Damals noch nicht weit verbreitet, werden sie jeweils mit einer Extratüte Hefe am Papierbeutel angeboten.
Müller trifft Technologe
Den endgültigen Durchbruch bringt ein Lebensmitteltechnologe. Er entwickelt ein Verfahren, Hefe so zu ummanteln, dass sie direkt der Backmischung beigemischt werden kann. Willi Frießinger erkennt das Potenzial dieser Innovation und handelt mit einem großen Lebensmitteleinzelhändler einen Vertrag aus. Zuerst liefert er vier bis fünf verschiedene Backmischungen. Nach und nach ziehen in die deutschen Haushalte Brotbackautomaten ein und innerhalb kürzester Zeit wächst das Geschäft der Frießinger Mühle mit dem Discounter auf über 40 Mio.Tüten jährlich an.
2002 feiert die Familie die erste Mühlenerweiterung. Ein Neubau mit 300 t Mühle und 24 Mehl- und Getreidezellen erhöht die tägliche Vermahlungskapazität auf 800t. Dann geht es Schlag auf Schlag. 2005 entsteht der neue Turm mit zehn Zellen und einer Lagerkapazität von mehr als 14 000 t Getreide. 2006 wird das neue Verladezentrum gebaut mit einer Stellfläche für 20 000 Europaletten. 2018 ist der Mühlenturm mit einer Höhe von 60 Meter fertig.
2021 verstirbt Seniorchef Wilhelm Frießinger. Bereits mehrere Jahre zuvor bekam Sohn Willi Unterstützung von seinen Kindern Willi Erich und Lisa, die in den Familienbetrieb eingestiegen sind. Mit mehr als 240 Mitarbeitern und einer jährlichen Produktion von rund 300 000 t Getreidemehl gehört die Mühle nun zu den größten Getreidemühlen Deutschlands.
Produktpalette und Qualitätsanspruch:
Die Mühle vermahlt 1.200t Getreide jeden Tag und produziert klassische Mehl- und Convenienceprodukte für Privat- und Gewerbekunden. Die Eigenmarken Küchenmeister, Mühlen König, Käthchen-Gold, Schwaben Mühle und Pizza-Schule sowie Frießinger und Rahmer Pizzamehl sind bekannt. Die Produktpalette reicht von verschiedenen Mehlsorten über Spezialmehle, Grieße, Schrote, Kleie, Nüsse und Saaten sowie Brotbackmischungen hin zu Haushaltsprodukten wie Stärke, Soßenbinder oder Zucker.
Bei Vermahlung und Abpackung durchlaufen die Produkte einzelne Stufen der Qualitätskontrolle und werden erst freigegeben, wenn alle Qualitätsparameter erfüllt sind. Unabhängige Labore analysieren darüber hinaus die Ergebnisse im Auftrag der Mühle ständig. Auch die enge Zusammenarbeit mit Landwirten aus der Region hilft, die Qualität der Rohstoffe zu sichern. Das stärkt zudem die regionale Wirtschaft und ist umweltfreundlich dank kurzer Transportwege.
Gegenüber der Mühle, auf der anderen Seite des Neckars liegt ein Werk von Südzucker. Das ist einerseits von Nachteil für die Frießingers, weil beide Firmen um die Anbauflächen konkurrieren. Die Zuckerrüben bieten andererseits einen großen Vorteil: „Die Blätter der Zuckerrüben sind ein guter Dünger und unsere Proteinwerte sind im deutschlandweiten Vergleich leicht erhöht“, freut sich der Juniorchef Willi Erich Frießinger. Für ein konstantes Volumen der Brote müssen unterschiedliche Qualitäten gemischt werden: „Sonst treiben die Brote zu stark. Sie sollten aber jedes Jahr ungefähr den gleichen Umfang haben.“
Großen Wert legt der Müllereitechniker, der auch Logistikbetriebswirt ist, auf Lagerkapazität. Drei seiner Mitarbeiter sind im Einkauf beschäftigt und beobachten die Preise an der MATIF. In seinen Silos kann er Getreide für fünf bis sechs Monate lagern, wobei seine Devise lautet: So viel Lagerkapazität wie möglich. „Irgendwann ist am Markt ein Überdruck. Wenn man dann kaufen kann, lohnt sich die Investition in viel Lagerraum“, erklärt er seine Strategie.
Verpackungsanlagen
Die Mühle hat mehr als 20 Abfülllinien. Rund 200 Mio. Einheiten werden jährlich am Standort verpackt. Vor allem Papierbeutel, aber auch Schlauchbeutel für Saaten werden automatisch befüllt. Am häufigsten sind 1 kg Verpackungen und für die Gastronomie 10 bis 25 kg Sackware. Nur noch 30 % des hier verarbeiteten Getreides wird lose versandt und dank der stetigen Erweiterung ihrer Läger kann das Unternehmen rund 30 000 Paletten Fertigverpackungen lagern.
Mit einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit setzt die Mühle auf umweltfreundliche Verpackungslösungen. Ein wichtiger Partner ist die Fawema GmbH. Der Vorteil der Anlagen aus Engelkirchen liegt in der Dosierung. Bei den Mengen, die die Mühle verpackt, ist eine exakte Befüllung ihr Geld wert. „Die Mehrkosten haben sich nach fünf oder spätestens sieben Jahren amortisiert“, begründet Willi Erich Frießinger seine Zusammenarbeit mit dem deutschen Anlagenbauer.
Egal ob Kleinpackungen oder Sackware, als Marke oder in Eigenmarke – die Frießinger Mühle bietet individuelle Lösungen an. Durch die Kennzeichnung im EAN128-Standard ist für die nötige Rückverfolgbarkeit und Transparenz zurück bis zur eingesetzten Rohware gesorgt. Das wird von den Kunden honoriert. Nirgendwo laufen an einem Standort mehr Verpackungen über die Bänder als am Neckar. „Sogar in Europa wird man keinen Betrieb finden, der an einem Standort mehr verpackt als wir“, erzählt Geschäftsführer Willi Friesinger stolz.
Neben den klassischen Mahl-, Misch- und Convenienceprodukten gibt es ein breites Spektrum an Spezialprodukten im Bereich der Pizzaherstellung. Hier arbeitet die Familie Frießinger seit vielen Jahren mit der Pizza-Schule von Umberto Napolitano zusammen. Er ist bekannt aus Funk und Fernsehen sowie der Gründer der Pizza-Nationalmannschaft und ehemaliger Pizza-Akrobatik-Weltmeister.
Qualitätskontrolle
Kontrolliert wird in der Frießinger Mühle stetig und einige der Kunden senden unangekündigt ihre Kontrolleure regelmäßig los. „15 bis 20 Kontrollen haben wir mindestens jedes Jahr“, erzählt Willi Erich Frießinger. Für den laufenden Betrieb sind die Kontrollen eine Belastung und binden Personal. „Steht ein Kontrolleur morgens vor dem Büro, wissen wir schon, dass wir jetzt eineinhalb bis zwei Tage mit ihm beschäftigt sind“, so der Juniorchef. „Und dabei ist es egal, ob Verantwortliche in Urlaub sind.“
Deshalb ist das Qualitätsmanagement eine der wichtigsten Aufgaben in der Frießinger Mühle. „Die Arbeit unseres Qualitätsmanagers ist für uns sehr wertvoll. Wir schätzen ihn und schicken ihn auf jede Fortbildung, denn wir können es uns gar nicht leisten, eine neue Richtlinie zu übersehen“, erklärt der Müllereitechniker.
Neben der Definition von Qualitätsregeln nach drinnen und draußen, all den Formularen und Kontrollen ist die Schädlingsbekämpfung ebenfalls ein Thema. Ein Rückruf oder ein negatives Testergebnis in der Presse bedeutet für den Mühlenbetrieb den Verlust von Reputation und Kunden. Hier haben die Frießingers einen guten Weg gefunden mit der Wärmeentwesung von Thermonox. Das Verfahren wird regelmäßig angewendet und hat sich in den letzten Jahren bewährt, wobei die Technik teilweise unter den hohen Temperaturen leidet. (den Rest bitte streichen)
Vorteil am Fluss
Und immer wieder bestätigt sich der Standortvorteil am Ufer des Neckars. Zwar stehen 20 eigene Lkw und Fahrer zur Verfügung, um Ware auszuliefern, der Großteil geht aber über den Fluss. Dank der Schleusen ist der Neckar das ganze Jahr befahrbar. „Wenn es im Rhein an der Kaub kein Niedrigwasser gibt, dann ist der Schiffsweg günstigster“, erklärt der Logistikbetriebswirt. Rein rechnerisch bedeutet der Transport über den Fluss zudem 70 bis 80 % weniger CO2 als mit Lkw. Vor allem die bei der Vermahlung übrig gebliebene und zu Pellets gepresste Kleie wird per Schiff als Einzelfuttermittel abtransportiert.
Die Erfolgsgeschichte der Frießinger Mühle ist eine inspirierende Reise und zeigt eindrucksvoll, wie ein Unternehmen durch kluge Entscheidungen, die richtige strategische Ausrichtung und den rechtzeitigen Einsatz von Innovation florieren kann. Zu tun gibt es immer noch genug, auch für Willi Erich Frießinger. Er möchte erreichen, dass die Müllerei und ihr Naturprodukt Mehl aus regionalem Anbau und mit kurzen Transportwegen mehr Wertschätzung in der Bevölkerung erfährt.