Nachhaltige Proteine für Tierfutter
Insektenproteine auf dem Vormarsch
Nachhaltige Proteine für Tierfutter
Insektenproteine auf dem Vormarsch
Nachhaltige Proteine für Tierfutter
Insektenproteine auf dem Vormarsch
Laut der Investmentbank Barclay’s, stehe der globale Markt für essbare Insekten vor einem Boom. Prognosen zufolge soll der Marktumfang von weniger als 1 Mrd. US-Dollar im Jahr 2019 bis 2030 auf 8 Mrd. US-Dollar ansteigen.
Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) geht davon aus, dass die Menschheit in Zukunft auf Würmer, Ameisen und Heuschrecken als wichtige Nahrungsquelle angewiesen sein wird. Für den Verzehr spräche ein hoher Proteingehalt und Insekten könnten nachhaltiger gezüchtet werden als Rinder oder Schweine. Sie benötigten ein Zehntel der Fläche, verursachten einen Bruchteil der Treibhausgas- oder Ammoniakemissionen.
Das wird nicht jedem schmecken und kann für Allergiker gefährlich sein, deshalb regelt die EU, was genau auf den Teller darf. Zugelassen für den menschlichen Verzehr sind derzeit nur Mehl- und Buffalowürmer sowie Hausgrillen und Wanderheuschrecken. Anwendungsgebiete in der Lebensmittelproduktion für Zutaten aus Insekten sind Nudeln, Müsli, gewürzte Snacks und Burger. Aber auch in Bier, Schokolade und Honig sind die Pasten und Mehle aus Insekten erlaubt.
Tierfutter aus Insekten
Tierfutterhersteller haben Insektenproteine schon vor Jahren für sich entdeckt. Die größten Produzenten sitzen in China, Südostasien, im südlichen Afrika und in Nordamerika. In Europa wurden seit 2006 neun Firmen gegründet. Bekanntere Namen sind Protix Biosystems in Amsterdam, Micronutris in Toulouse und Ynsect in der Nähe von Paris. Letztere züchtet und verarbeitet vollautomatisch Mehlwürmer, die teures Fisch- und Sojamehl in Aquakulturfutter ersetzen.
Für Aquafutter ist Fischmehl die bevorzugte Proteinquelle. Nach den Schätzungen der Marine Ingredients Organization (IFFO) wurden im Jahr 2020 etwa 86% des Fischmehls in der Aquakultur verwendet. Diese Quote könnte durch Verwendung von insektenhaltigem Futter gesenkt werden. Die Firma Protix züchtet dazu die Schwarze Soldatenfliege im großen Stil. Gemästet werden die u.a. mit Biomüll. Die Larven der Fliege verarbeitet Protix zu Eiweißpaste. Gemeinsam mit großen Lachsfarmen wurde ein Futter ohne Fischmehl und Fischöl entwickelt. Die Lachse wachsen damit genauso schnell wie vorher, haben aber bessere Leberwerte Protix kann nach eigenen Angaben mit seiner Proteinproduktion aus Insekten rund fünf Millionen Lachse ein Jahr lang ernähren. Protix hat sich im Zusammenhang mit der Insektenzucht diverse Erfindungen patentieren lassen. Diese betreffen u. a. Haltungs-, Fütterungs-, Verarbeitungs- und Transportvorrichtungen für Insekten sowie die insektenhaltige Futtermischung selbst.
Risiken der Massenzucht
Bei aller Euphorie warnen Experten vor möglichen Schattenseiten. Bislang ist Tierfutter aus Insekten in Europa ein Nischenprodukt. Die Verfütterung an Geflügel und Schweine wurde 2021 im Rahmen einer strengen Ausnahmeregelung zwar erlaubt, bei Rindern ist sie weiter verboten. Hintergrund ist die BSE-Krise vor 20 Jahren. Weitere Risiken der Insektenproduktion in großem Stil sind Krankheiten oder Parasitenbefall. Veränderungen der Insekten durch ihre Massenzucht sind kaum erforscht. So ist die Schwarze Soldatenfliege durch Zucht und Kreuzung ein Viertel größer geworden als in der Natur. Mehr Forschung ist notwendig, welche Auswirkungen es auf Nutztiere hat, wenn sie mit größeren Mengen von Insekten gefüttert werden. Umweltschützer fürchten zudem, dass gezüchtete Insekten entkommen, sich unkontrolliert vermehren und so das Ökosystem gefährden könnten.